Neulich im Theater
Einstiegsszene eines sozialkritischen Stücks: Eine Aktionskünstlerin versteigert sich nackt für den guten Zweck ( = Unterstützung der Rebellen in irgendeinem krisengeschüttelten Zweite-Welt-Staat in der Selbstfindungsphase). Tatsächlich stand die wirklich makellose Künstlerin nur mit einem Sakko bekleidet auf der Bühne, während das Publikum in die Auktion miteinbezogen wurde. Ich habe mich derartig fremdgeschämt und fand es so geschmacklos, dass ich gegangen wäre, wenn das so geblieben wäre. Nach 3 Minuten, gefühlten 30, hat sie sich dann aber wieder angezogen und ist glücklicherweise so geblieben. Da sind ganz eindeutige Parallelen zur Geschichte zu finden. Beide Szenarien berühren so tief und sind so kalt in ihrer Darstellung, dass einem schlecht werden kann. In einer Gesellschaft, in der 14jährigen an der Stange tanzen als neue Modesportart verkauft wird und man/frau mit Sexgeschichten garantiert in die Schlagzeilen kommt, in der Sex konsumiert und zum Funsport ausgerufen wird, in so einer Gesellschaft bleibt einem Künstler doch schon fast nichts anderes mehr übrig als die Menschen mit nackten Tatsachen zu konfrontieren, damit sie endlich aufwachen.
Ich denke der vorliegende Text will fern jeder Charakterstudien oder Happy-End-Szenarien einfach nur mal die ungeschminkte Wahrheit zeigen. Will sagen, dass man irgendwann auch mal die Rechnung für sein Verhalten bekommt, dass man sich seine eigene Grenzen und die anderer mal wieder bewusst machen sollte, bevor man mit dem Strom schwimmt und vor allem das Gehirn mal wieder einschaltet.
Das kann man diesem Falle gerne tun und sich das drumherum so gestalten, dass es passt - oder nicht mehr ganz so weh tut...