Die Achselkuhle
Der Kaffeeduft steigt ihr in die Nase, herb wie Dunkelschokolade,lockend und sie rufend, so wie sein Duft sie ruft. Ja, er riecht nach
diesen Früchten, die nur gepfeffert so richtig schmecken, aber ihn muss
man nicht, nein, ihn muss man nicht pfeffern, er ist, er riecht so, er
hat diesen wilden, animalischen Geschmack, diesen Geschmack, der sich
mit ihrem Geschmack vermischt, zu einer hellen, strahlenden Farbe, zu
vielen, verschiedenen, bunten Klecksern, zu einem dunklen, satten,
tiefen, diesem unverwechselbaren Ton.
Er schleckt immer ihre Achselhöhle ab. Wie ein aus der Spur geratener
Zug, wie ein Wahnsinniger, fast ein bisschen böse, sagt er „Ausziehen“
und es kann ihm nicht schnell genug gehen, er reißt, er zerrt an ihren
Kleidungsstücken und dann wirft er sie aufs Bett und drückt und drängt
ihr die Arme nach oben. Rau ist er und wild, seine Kraft lässt er sie
spüren, er hält sie fest, sie kommt nicht raus, sie soll sich ergeben,
ihre Arme sollen sich ergeben.
Er mag es, wenn sie sich ergibt, er mag es, wenn sie weich wird, wenn
sie diese kleinen Geräusche von sich gibt, wenn sie sich entspannt,
aber er mag es noch lieber, wenn er sie spüren lässt: Egal, ob sie sich
ergibt oder nicht, es ist ihm scheißegal. Er hat sie. Sie gehört ihm.
Für diesen Moment, dieser Moment gehört ihm. Seine Arme drücken sie,
seine Augen wandern über ihre Kugeln, seine Augen wollen genau das
sehen, ihre Kugeln sollen sich präsentieren, ihm präsentieren, genauso
will er es, er hat sie, er hält sie fest, jetzt, genau jetzt, gehört
sie ihm.
Und sie lacht. Sie lacht dieses kleine Lachen, sie lacht, weil sie es
genauso mag, weil sie nichts lieber hat, als seine Arme, wenn sie sie
packen, wenn sie sie festhalten, weil sie nichts lieber hat, als seine
Beute zu sein. Ihn macht dieses Lachen fast ein wenig wütend, sie ist
ihm noch nicht ruhig genug, sie ist ihm noch nicht ergeben genug und
das ist der Moment, da schleckt er ihre Achselhöhle, ihre verschwitzte
Achselhöhle, ihr Innerstes schleckt er einfach ab, dieser verdammte
Affe.
Er sagt, sie muss das nicht bei ihm machen, die komplizierten Sachen,
sagt er, die machen Männer mit Frauen, sie braucht ihm nur den Schwanz
lutschen, und sie muss noch mehr lachen.
Kompliziert ist das nur, weil sie es nicht schafft, noch nicht
geschafft hat, vielleicht nie schaffen wird, an seine Achselhöhle zu
kommen. Sie sieht sie immer wieder einmal. Wenn sie sich wälzen, wenn
er sie dreht und wendet, immer wieder sieht sie sie und seine dunklen
Haare, immer wieder sind sie in greifbarer Nähe, immer wieder lockt sie
ihr Duft. Sie denkt, sie wird ihre Nase schon in die Kuhle stecken, sie
denkt, sie wird an ihr rauf und runterriechen, mit der Nasenspitze
wird sie kleine Stempelabdrucke hinterlassen und dann wird ihre Zunge
heraus kommen und sie wird einmal, zweimal, dreimal schlecken und dann
wird sich ihr Mund, oh ja, ihr Mund, ihr ganzer Mund festsaugen, und
sie wird ihm hier, genau hier an dieser Stelle einen großen,
lilafarbenen Stempel hinterlassen.
Kompliziert ist das für ihn nicht. Er schleckt ihre Kuhle, ihre
verschwitzte Kuhle, und er weiß ganz genau, was er tut. Er schleckt, er
steckt seine Nase in ihre geschützte, behütete, unschuldige,
jungfräuliche Kuhle. Er liebt es, wenn sie zuckt, wenn sie
zusammenzuckt, denn seine Hände, die halten sie, die drücken sie
runter, und ihm ist es nicht nur egal, ob sie verschwitzt ist, er liebt
es auch noch, dass sie verschwitzt ist, er liebt es, dass sie zuckt,
dass sie Bedenken hat, er markiert sie, er hinterlässt das Gefühl
seiner schleckenden Zunge, er hinterlässt seinen Duft, seine DNA, sein
Eigentum, seins, für diesen Moment, jetzt, und da er so ein
vermaledeit, verficktes Hirn hat, so ein schweres Hirn, vermutet sie,
vermutet sie sehr, ja sie ist sich sicher, er weiß ganz genau, was er
tut. Er weiß, warum er komplizierte Dinge tut, er weiß, was diese Dinge
mit ihr tun, und das es diese Dinge sind, diese Dinge, die seinen
Geruch zu ihr herüberwehen, wenn sie ihre Nase in diesen schwarzen
Kaffee steckt, diesen herb-schokoladigen Duft inhaliert, wenn
Erinnerungsfetzen an ihn sie überfallen, wenn sie ihm ihre Achselkuhlen
zeigen will, jetzt, jetzt in diesem Moment.