Der Wunschhändler
© Nisham 06/2012Unscheinbar die Tür zu dem kleinen Laden; dicke Bohlen zwar, doch nur roh behauen. Einzig der Türkklopfer, ein matt schwarz glänzender Rabenkopf. Schummriges Licht - das durch spinnwebenverhangene Schaufenster dringt - erhellt schwach den kleinen Laden. Der ist leer, bis auf einen antiken Stehtisch mit Intarsien und feinsten Schnitzereien. Sonst: nichts, keine Ware, nein, rein gar nichts.
Doch da steht er, der Wunschhändler. Ein unscheinbarer Mann, mit einer runzligen, ledrigen Haut, schlohweißem, schulterlangem Haar, und türkisfarbenen, stechenden Augen.
Wenn du bis dahin den Weg gefunden hast, dreimal mit dem Krähenkopf an die Tür gepocht, die Tür aufgestoßen hast und eingetreten bist, dann wird der Wunschhändler schon lange wissen, was du willst. Er wird dir deinen unausgesprochenen Wunsch erfüllen.
Um den Preis wird nicht gefeilscht. Du wirst ihn bezahlen, ohne mit der Wimper zu zucken. Nein, nicht mit klimpernder Münze oder knisternden Scheinen. Der Preis ist ein anderer, deinem geheimen Wunsch entsprechend.
Und ein jeder Wunsch wird dich ein ganz klein bisschen von deiner Seele kosten…