Epilog
Als wir aufwachen, liegen wir beide zusammen im breiten Bett meiner blauen Suite.
Ariane sitzt grätschbeinig auf meinen Hüften und beschäftigt sich sehr intensiv mit Junior.
Der aber verweigert immer den Dienst an fremden Herrinnen, wenn sein eigener Herr und Meister nicht auch geistig dabei ist.
Auf wen sollte er denn sonst die Schuld abschieben, wenn er eine Pleite einfahren müsste?
Er schlappt einfach so in der Weltgeschichte herum. Ariane findet das offenbar trotzdem sehr lustig. Sie zieht ihn immer wieder lang nach oben durch ihre warmen feuchten Stoppellippen und amüsierte sich darüber, wie er genervt zwischen seine Eier zurück schnippst.
Peinlich! Ariane kann aber auch gemein lachen! Das ist das, was ich an jungen Frauen immer so abtörnend finde. Das dämliche Gekicher über die kleinen Schwächen des Mannesalters. Mein Gott, wie albern!
Ich nehme das gleich einmal zum Anlass, sie kräftig an die spitzen frechen Tittenkegel zu packen. Zwei Hände voller Wonnepudding!
Junior bemerkt anhand irgendwelcher geheimer Hormon-SMSen, das sein „Alter“ wieder da ist und steht stramm, wie es sich gehört, wenn das Herrchen kommt.
Ich glotze Ariane an, als sähe ich sie zum ersten Mal. Es ist ja auch wirklich das erste Mal bei hellem Licht. Mann, ist das ein tolles Weib. So jung, so geil, so schön gebaut!
Junior scheint der gleichen Meinung zu sein. Er nimmt die Einladung in Form von Arianes angelupften Hintern sogleich an und meldet sich ab zur Höhlenforschung. Diesmal rutscht er rein, wie in Butter. Kein zäher Sirup und kein böses, spitzes Zuckerkristall behindert seine deep-space-mission. Ariane macht mich zum Gaul und reitet mich, wie die wilde, verwegene Jagd. Immerhin schwingt es sich auf einem gut gefederten Bett besser, als auf Stroh. Sie reitet so wild durch Nacht und Wind – verdammt, wer macht hier wem ein Kind? Nur die Erfüllung kann sie stoppen. So möcht ich immer wieder poppen.
Beide Reiter sind erschlafft, verschossen ist des Lebens Saft.
Ein Glöckchen läutet schrill. Ich kann nicht mehr, auch wenn ich will.
„Ari Goldmann, würdest du bitte zur Session erscheinen? Folge einfach dem blauen Licht.“
Es ist „die Stimme“, die Stimme von Claudia.
Der runde Raum, der weiße Stuhl, der Bildschirm, alles wie gehabt.
„Wenn mich nicht alles täuscht, dann gehört deine Lolita-Aversion jetzt der Vergangenheit an, Ari“, sagt Claudia.
Erst jetzt komme ich langsam wieder voll zu mir. Die Pille, der letzte Ritt, das blaue Licht. Ich habe das irgendwie im Unterbewusstsein unter „Traum“ abgelegt.
Das war doch alles nicht real, oder?
„War das jetzt ein Albraum, Claudia, oder habe ich das alles wirklich selbst erlebt? Die Zelle, Das Gerüst, die Mutanten, Karlchen, Ariane?“
„Es war real, Ari, wenn wir auch hier und da ein klein wenig tricksen mussten.
Drehe doch bitte mal deinen Sessel herum.“
Ich tue es und erstarre fast vor Schreck und Überraschung..
Da stehen sie alle: Frau Schmidt, jetzt ohne die weißen Augenlinsen, die sie so kaltherzig erscheinen ließen, Karlchen, ein verschmitzt lächelnder älterer Herr, Chrissie ganz nackt und ohne Peitsche, der junge Mann, den Adele gefressen hat, und auch Ariane. Sie alle lächeln mich freundlich an und sagen:
„Wir bitten dich ganz lieb um Entschuldigung, Ari. Es war unser Job und es war uns ein Vergnügen!“
Chrissie kommt sogar zu mir, nimmt meine Hand und streichelt mir über die tatsächlich immer noch vorhandenen Striemen. „Verzeihe mir bitte, Ari. Ich war so sehr in meine Rolle vertieft, ich konnte mich kaum beherrschen. Du darfst dafür auch alles mit mir machen, was du willst. Du kannst mich anketten, auspeitschen, am Halsband nackt durch die Stadt führen, wie eine Hündin…, wirklich, alles, was du willst, und ficken kannst du mich natürlich auch.“
Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Sie haben mich an den Rand des Wahnsinns und der Verzweiflung gebracht, aber ich kann es ihnen einfach nicht mehr übel nehmen.
Ich habe mit Wonne Sex gehabt, mit einer Frau, die wie Ines aussah und fast zehn Jahre jünger ist, als sie. Ich habe das getan, wofür ich im Knast war, und ich hatte Freude daran.
Ich habe keine Ressentiments mehr, gegen Niemanden.
Nur ein paar Fragen hätte ich noch
„Was ist jetzt mit dem Templerschatz, Karl, gibt es den wirklich, dort unter dem Rheinfall? Soll ich danach suchen?“
„Lasse es lieber, es wäre ein Reinfall“, grinst Karlchen.
„Und das Uran hier im Bergwerk?“
„Hat es nie gegeben, wirklich nicht.“
„Was wird jetzt aus meinem Auftrag, Claudia? Was soll ich denn dem Dr. Magnus-Pilcher erzählen? Was wird aus meinen 5000€ Honorar?“
„Hänge einfach noch eine Null an, und schweige, bis unsere Klinik nächstes Jahr offiziell anerkannt ist, dann zahlen wir dich aus. Den Auftrag kannst du sausen lassen“, sagt Claudia.
Dann spricht sie gleich weiter:
„Aber ich hätte auch an die noch eine Frage an dich: ist dir denn eigentlich klar, dass auch deine Tochter Ines all diese Jahre lang daran gelitten hat, daran, dass du dich nie mit ihr ausgesprochen hast? Wir haben eine Konferenzschaltung zu ihr nach Frankfurt.
Willst du jetzt mit ihr reden, Ari?“
„Wie jetzt? Hat sie sich etwa das alles mit ansehen müssen, was ihr hier mit mir gemacht habt, und was ich hier gemacht habe? Das wäre aber dann…“
„Nein, sie weiß wirklich nichts davon. Ich glaube aber doch, dass du mit ihr reden solltest. Wir werden alle den Raum hier verlassen und die Kameras und Mikrofone ausschalten, das garantieren wir dir.“
Langsam beginne ich zu ahnen, worum es ihr geht. Habe ich nicht auch die ganze Zeit an Ines gedacht? Trotzdem weiß ich nicht einmal, wie es ihr geht und was sie tut.
„Einverstanden, Claudia.“
Alle gehen leise hinaus, das Licht wird abgedimmt. Auf dem Bildschirm vor mir erscheint das Gesicht von Ines.
„Hallo, Papa, wie geht es dir? Ich höre, dass du in einer Klink bist. Bist du krank? Ist dir etwas passiert? Ich könnte morgen schon zu dir kommen, wenn du nichts dagegen hast.“
„Hallo Liebes, nein es ist nichts Schlimmes passiert. Mir geht es gut. Aber warum fragst du, ob ich was dagegen haben könnte? Du kannst doch kommen, wann immer du willst, Ines!
Wie geht es dir denn? Ich habe gerade gestern viel an dich gedacht? Hast du eigentlich einen Freund, einen Mann, den du liebst? Ich würde mich auch sehr über Enkel freuen, Ines.“
„Enkel? Ach weißt du…Wie kommst du eigentlich jetzt darauf? Das hast du mich doch noch niemals gefragt. Mir geht es gut, ich sagte es dir ja schon. Ich lebe allein. Einen Freund habe ich, ja, aber…“
„Was ist aber…? Ist etwas mit ihm? Kenne ich ihn vielleicht? Bist du mit ihm zusammen? Kabbelst du dich mit ihm auch so gerne herum? Du weißt doch noch, wie gerne wir zwei uns früher zum Spaß gekabbelt haben, Ines. Hast du das immer noch so gern?“
„Papa!“
Ich kann sehen, wie ihr Gesicht auf dem Bildschirm leichenblass geworden ist.
„Was hast du denn, Ines? Was hat dich denn jetzt so erschreckt?“
„Ach Papa, ich will doch nie wieder daran denken. Hast du mich denn nicht verflucht, damals, als du meinetwegen im Gefängnis warst? Hast du nicht auch jeden Tag gedacht, was für eine dumme Tochter du hast, die solche Sachen über dich gesagt hat, die auf diesen vielen Zetteln standen, den sie mir vorgelesen haben? Ich will nie wieder einem Mann Unglück bringen, den ich so liebe, wie ich dich damals geliebt habe, Papa, verstehst du das nicht?“
„Ines! Ist das wirklich so mit dir Ines? Oh, mein Gott! Du hast mir niemals etwas davon gesagt, mein Liebes! Aber nein, ich habe dich niemals verflucht, meine liebe Kleine, niemals, ich schwöre es dir. Du hattest wirklich keine Schuld daran. Du hast das alles doch noch gar nicht verstehen können. Ich habe jeden Tag an dich gedacht, damals in diesem halben Jahr. Aber nur, weil du meine einzige Hoffnung, mein einziger Halt gewesen warst, ohne dich hätte ich das alles kaum ertragen können. Lass es uns vergessen, ja. Hier in dieser Klinik habe ich auch gelernt, es zu vergessen. Ich weiß jetzt wieder, wie schön das Leben sein kann, wenn man alles Böse und Hinterhältige hinter sich zurück gelassen hat und es für alle Zeiten begraben kann. Bitte, mein Mädchen, mache es genauso, wie ich. Du bringst keinem Mann Unglück, den du liebst. Ganz im Gegenteil! Du bist so ein lieber und liebenswürdiger Mensch, Ines, dass jeder Mann an dir seine Wahre Freude haben würde.
Du, darf ich dich einmal etwas Intimeres fragen: bist du etwa mit dreißig noch Jungfrau?“
Ihr leichenblasses Gesicht, welches zwischendurch zu einem fröhlich und erlöst lächelndem geworden war, wird jetzt ein errötend Verlegenes.
„Papa! Du fragst aber auch Sachen! Was soll ich dazu sagen? Naja, eigentlich schon, aber doch nicht wirklich, wenn du verstehst, was ich meine. Es doch heute so Dinger zu kaufen…, na du wirst schon wissen. Papa, ich danke dir so sehr dafür, dass du mir das jetzt alles so lieb gesagt hast. Wirklich. Ich habe doch immer darauf gewartet, aber ich hatte auch immer so große Angst davor. Ich kann jetzt nicht weitersprechen. Ich freue mich ja so sehr, ich muss jetzt…, wir sehen uns bald, Papa…“
Der Bildschirm ist leer. Sie hat den Aus-Knopf gedrückt.
Dennoch weiß ich, dass die Botschaft angekommen ist.
Danke Claudia, dass du daran gedacht hast.
Psychische Störungen sind niemals nur allein die Probleme eines Menschen. Es sind fast immer auch die Probleme anderer Menschen darin verflochten.
Ende