Der Wunschhändler – Die Geschichte - 2
Kapitel zwei: München© Nisham 07/2012
Fortsetzung von:
Kurzgeschichten: Der Wunschhändler – Die Geschichte
Der Flieger ist pünktlich und nicht sehr voll. Ich habe etwas gedöst und nun sitze ich in der Bahn in Richtung Hauptbahnhof. Hier treffe ich Viola, die mir sehr aufgeregt erscheint. Gemeinsam gehen wir zum Gärtnerplatz. Auf dem Weg stellt mir Viola tausend Fragen, will alles wissen über den Wunschhändler. Ich weiche ihren Fragen nicht aus, beantworten tu ich sie auch nicht. Unsere Abmachung ist die: ich bringe sie bis zum Laden des Wunschhändlers, danach ist sie dran.
Vom Gärtnerplatz sind es nur wenige Strassen, eine kleinere Seitenstrasse, voll zugeparkt, mit Wohn- und Bürohäusern; hier gibt es kaum Geschäfte. Viola sieht mich von der Seite an und fragt mehrfach, ob wir denn richtig sind, ich sei ja kein Münchner und würde mich hier doch nicht auskenne, während sie…
Doch jetzt stehen wir neben einer Einfahrt zu einer Tiefgarage. Daneben so was, was möglicherweise mal eine Art Pförtnerloge war, mit einer Tür und einem Fenster, das bis zum Boden reicht. Die Tür ist eine schlichte Holztüre und mitten drin ist dieser mattschwarz glänzende Türklopfer in Form eines Krähenkopfes. Ich muss innerlich lächeln, denn genau diesen Türklopfer hab ich doch noch vor wenigen Stunden in Hamburg gesehen, an einer sehr ähnlichen Tür.
Ich nicke Viola aufmuntert zu. Sie zögert keinen Augenblick und klopft mit dem Krähenkopf dreimal laut an die Holztüre. Dann ergreift sie mutig die Türklinke, öffnet die Tür, tritt ein. Fast geräuschlos schließt sich die Tür hinter ihr. Ich warte an einen neben der Einfahrt geparkten Lieferwagen gelehnt.
Innen in diesem winzigen „Laden“ gibt es nichts außer dem mir bekannten antiken Stehpult. Der Mann, der vor wenigen Stunden sich den Wunsch von Sintra angehört hat ist auch da.
Viola ist schneller draußen als ich dachte. Sie strahlt übers ganze Gesicht. „Beeindruckend“ meint sie nur und lächelt weiter. Ich will nicht wissen, was für einen Wunsch, dessen Erfüllung sie sich soeben gegen ein klein wenig ihrer Seele „gekauft“ hat.
Wir gehen zurück zum Gärtnerplatz und setzen uns in einen noblen Italiener, denn ich habe Hunger und Viola schient auch nicht abgeneigt zu sein, sich kulinarischen Genüssen zu widmet.
Wir reden über alles Mögliche – nur nicht über das, was uns hier zusammengeführt hat. Das geht nicht, und das mache ich allen klar, wenn sie mich fragen, wo sie den Wunschhändler finden können, und was denn genau meine Rolle dabei ist.
Auch Viola will sich noch überlegen, wie sie sich für meine Dienste bedanken will. „Das eilt nicht “ sage ich ihr.
Spät abends, in meinem Hotelzimmer erhalte ich eine SMS von Sintra: „Ja!“ schreibt sie nur. Ihr Wunsch muss in Erfüllung gegangen sein. Das ist ja gut für sie. Zumindest für jetzt.
Zwei Tage später – ich sitze gerade bei meinem allmorgendlichen Espresso in meinem Stammcafé - als mich Viola anruft und ziemlich atemlos sagt, sie sei gerade vor der Einfahrt zu der Tiefgarage - ja in der richtigen Strasse! – doch da sei nur eine mit verschmierten Spanplatten verrammelte ehemalige Pförtnerloge und keine Tür mit einem Krähenkopftürklopfer…
Fortsetzung folgt