Königin Cora mit der Schlangenhaut
Wenn ich schon mal Urlaub mache…Ich kann mich gar nicht entsinnen, dass ich das jemals getan hätte. Und dann auch noch als Solobegleiter auf der Verlobungsreise meiner Tochter! Ja war ich denn total bescheuert, als ich mich darauf eingelassen hatte? Ich als väterlicher Anstandswauwau, oder was?
„Och bitte Papa. Du gehörst einfach dazu, zu mir und meinem neuen Leben. Immer weißt du dir irgendwie zu helfen. Ich habe doch mit Männern überhaupt gar keine Erfahrung, ich war immer nur alleine, das weißt du doch. Und Hans-Peter ist ja wirklich so ein lieber netter Mann, aber…“
„Aber was? Nun sag bloß noch, Ines, dass ich nachts an euer Bett kommen soll, um ihm beim Einfädeln zu helfen! Wenn er nicht reinrutscht, weil er nicht steif genug ist, dann mache es doch so, wie deine Oma, wenn sie einen Faden durchs Nadelöhr fummeln wollte: vorher ordentlich anlecken und nass machen. Nass und steif geht es immer besser, als schlapp und trocken.“
„Ach Papa! Lasse so etwas bloß nicht meinen HaPe hören, der kommt nämlich aus einem ganz vornehmen Haus. Der hatte sogar eine richtige englische Gouvernante.“
„So, so. Hätte er mal lieber eine französische gehabt, das wäre ihm wahrscheinlich besser bekommen.“
Ja! Ach Papa! Ach Papa!
Ich habe dem Mädel doch noch nie etwas abschlagen können, und nach dem ganzen Dilemma mit ihrem Schuldkomplex, weil sie immer geglaubt hatte, ich hätte sie als Kind verflucht, kann ich es erst recht nicht mehr. Am Ende habe ich mich eben doch breitschlagen lassen, die beiden als „Gesellschafter“ auf ihrer Schiffsreise nach Indien zu begleiten, wo HaPe ihr das Tadsch Mahal zeigen und sie ganz offiziell heiraten will. Romantischer Spinner!
Jetzt sitze ich hier auf meinem Klappstuhl an Deck der „INDIAN QUEEN“ und weiß mit mir nichts anzufangen.
Ari Gouldmann ohne einen verzwickten Fall? Das ist doch nicht normal! Ob ich mal beim Kapitän oder beim Zahlmeister nachfrage? Vielleicht haben die irgendwie eine sinnvolle Beschäftigung für mich? Beklaut hier denn Keiner keinen? Kaum vorstellbar!
Was machen die beiden Turteltäubchen jetzt eigentlich? Wir sind kurz vor Kapstadt und es ist ziemlich windig geworden. Die Wellen schlagen richtig hoch. Da gibt es dann immer bestimmte Orte auf einem Schiff, wo man sich besser nicht aufhalten sollte, zum Beispiel die Reling auf der Luvseite. Und das nicht nur deshalb, weil einem da der Wind direkt ins Gesicht bläst.
Na, sage ich es doch! Wo finde ich die Zwei? Natürlich an der Luv-Reling. Die glauben wohl, dass ihnen der frische steife Wind Linderung verschaffen könnte.
Schaffen kann der schon was, aber keine Linderung.
Leichenblass sind sie alle beide. Die Seekrankheit hat sie erwischt. Bisher war die Fahrt so angenehm und ruhig verlaufen, dass man es kaum glauben wollte, aber jetzt nähern wir uns dem Kap der Guten Hoffnung. Da wird es meistens etwas kabbelig.
Dank Evas alter chinesischer Seefahrerweisheit habe ich vorgesorgt. Heute Morgen habe ich mir schon wohlweißlich eine Handvoll Backpflaumen besorgt und in die Jackentasche gesteckt. Ich reiche Jedem der beiden eine davon hin und sage:
„Schön langsam lutschen, bis auf den Stein.“
Ines nimmt meine Hilfe dankbar an und lutscht brav und andächtig. Sie glaubt eben an mich.
Aber ihr vornehmer HaPe schüttelt nur angewidert den Kopf und mokiert sich:
„Igitt! Ne vergammelte Pflaume!“ Dann reißt es ihn durch und er hängt sich über die Reling. Auf der Luvseite!
Als er sich wieder zu uns umdreht, kann ich nur noch sagen:
„Igitt! Ne vollgekotzte Pflaume!“
Diese Seefahrt kann ja wirklich noch lustig werden…
Wird irgendwann fortgesetzt.
@**********immts: Ja, du hast recht. Ich kann nicht anders