Der Wunschhändler – Die Geschichte - 4
Kapitel vier: Gewölbekeller© Nisham 07/2012
Fortsetzung von:
Kurzgeschichten: Der Wunschhändler – Die Geschichte - 3
Ein grauer Tag, Ende November in Köln. In der Altstadt, einen knappen Steinwurf vom Rhein entfernt. Es ist schon fast dunkel, Regen peitscht, wenige Menschen sind unterwegs. Doch sie kommen alle: Sintra und Viola und das Engelchen und alle Anderen. Genau so, wie ich es ihnen gesagt habe. Den Weg habe ich beschrieben. Eine flackernde Laterne erhellt mit ihrem fahlen Licht eine mit Eisenbeschlägen bewehrte Tür, auf der ein mattschwarz glänzender Krähenkopf als Türklopfer prangt.
Ich sehe dies aus einer leicht verborgenen Nische, nur wenige Schritte von der Tür entfernt an. Niemand sieht mich, sie sind alle viel zu aufgeregt. Doch sie sind alle da; ich habe sie alle erkannt. Alle klopfen sie dreimal, öffnen die Tür und verschwinden dahinter.
Als der letzte eingetreten ist, komme ich aus meinem Versteck – mir ist schon kalt geworden, doch das ist unwichtig. Ich gehe zur Tür, doch ich klopfe nicht an, sondern trete gleich ein. Hier ist ein Vorraum, der ebenfalls von Laternen erleuchtet wird. Fein säuberlich hängen an einer Garderobe die Mäntel und Jacken der 24 Gäste.
Ein paar Schritte weiter befindet sich eine weitere Tür. Ich öffne sie lautlos und stehe oben an einer steinernen Treppe, die in die Tiefe führt. Es ist ein sehr altes Haus, das schon viel gesehen und erlebt hat. Leise gehe ich die Treppe herunter. Es sind viele Stufen. Sie endet in einem rechten Winkel auf einer Art gemauertem Balkon, der den Blick in einen riesigen gewölbten Keller frei gibt. Von da führt seitlich eine weitere Steintreppe in den Raum.
Ich verharre da oben und schaue in den Gewölbekeller.
Mitten im Raum steht ein langer Tisch aus dunklem Holz auf jeder Seite stehen 12 Stühle und alle haben sie darauf Platz genommen. Die Männer auf der rechten Seite, die Frauen auf der Linken. Alle schweigen sie und schauen mehr oder weniger erwartungsvoll. Auch gut, dass sie sich daran halten, nicht zu reden.
Der gesamte Raum wird nur durch unzählige Kerzen erleuchtet, die in vielen kleinen Nischen an den Wänden brennen. Am oberen Kopfende des Tisches steht ein leerer Stuhl. Ein schlichter, doch massiver Stuhl mit hoher Lehne.
Niemand hat bemerkt, dass ich hier oben im Schatten stehe und alles beobachte. Denn hier oben bin ich eher im halbdunkeln, kein Kerzenlicht erhellt die Stelle.
Ich höre deutlich das Atmen; manchmal auch das Rascheln von Stoff, das Knarren eines Stuhls.
Nun treten zwei Männer herein, in einer Art Uniform, wie Bedienteste aus einer anderen Zeit. Ein jeder trägt ein Tablett mit 12 Bechern. Alle Sitzenden erhalten einen Becher, der randvoll ist. Doch niemand rührt sich, niemand traut sich den Bescher auch nur anzufassen, geschweige denn daran zu riechen oder gar zu kosten.
Gut! Sie befolgen meine Anweisungen sehr genau. Ich habe auch nichts anderes erwartet. Schließlich wurde ihnen allen vor Monaten ein sehr besonderer Wunsch erfüllt. Dafür sollten sie doch schon etwas tun, und sei es in ihrem Verhalten gerade jetzt.
Die Bedientesten sind lautlos verschwunden.
Ein Räuspern hier und da, leichtes Husten. Sonst nichts. Alle schauen gebannt in den Raum, gespannt, was jetzt kommen wird. Nicht wissend, was auf sie zukommen wird. Nur: dass heute ihnen die Rechnung präsentiert wird. Ein Stückchen ihrer Seele werden sie nun abgeben müssen. Das war der Deal mit dem Wunschhändler… Doch was bedeutet das?