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Unforgettable Music
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UNVERGESSEN

****e_a Frau
583 Beiträge
Themenersteller 
UNVERGESSEN
Herbert Widmer war ein unauffälliger Mann mittleren Alters. In jener klaren Nacht Ende Juli fuhr er kurz nach dreiundzwanzig Uhr auf seinem klapprigen Töff an den letzten Häusern vorbei aus dem Dorf hinaus. In seinem Kopf rauschte etwas zuviel Averna. Er fuhr angespannt.

An der Kreuzung rechts vom Alberbach standen zwei Polizisten. Der ältere schnippte seine Zigarette weg. Widmer fuhr ohne Licht. Sie hielten ihn an.

„So, wen haben wir denn da?“ Der jüngere baute sich vor ihm auf. Widmer spuckte zu Boden. Der ältere lachte: „Hoppla, da hat einer etwas zuviel Temperament!“ Dann wieder der jüngere: „Stellen Sie den Motor ab.“ Widmer blickte ihm ausdruckslos auf die Stirn. „Hallo, haben sie Schüblige in den Ohren?“ doppelte er nach. Widmer stellte den Motor ab. Seine Augen wurden eng. Langsam rieb er an seiner Nase. Die war gebrochen. Der ältere Polizist grinste gutgelaunt.

Dann ging alles sehr schnell. Widmer zückte sein Butterfly Messer und stach zweimal zu. Präzise. Der grinsende Polizist sank röchelnd zu Boden. Der andere starrte entsetzt auf den Mann mit dem blutigen Messer in der Hand. Widmer starrte ungerührt zurück.

Der Polizist sabberte Speichel auf seine Uniform. Er merkte es nicht. Widmer näherte sich ihm mit der Hand und wischte den Speichel weg. Sehr fürsorglich. Dem Polizisten blieb der Mund offen stehen. Widmer packte ihn am Nacken und fuhr ihm mit der Zunge in den Mund. Der Polizist würgte und brach zusammen. Er lag wimmernd am Boden. Im Blut seines Kollegen. Kotzte. Widmer trat ihm leicht in den Arsch.

„Auf die Knie!“ Der Polizist zog sich zusammen. „Auf die Knie, hopp!“ Widmer trat ihn fester. Zitternd stellte der Polizist sich auf die Knie. „Hosen runter.“ Der Polizist blickte auf. Wie ein Hund, der nicht verstand. Widmer wischte mit einem Taschentuch das Blut vom Messer und klappte es zu. Der Polizist zuckte. Und schon war das Messer wieder offen, ganz nah an seinem Ohr. „Wenn du’s behalten willst, dann zieh dir jetzt sofort deine Hosen runter.“ Der Polizist tat wie ihm geheissen.

So ragte sein weisser Arsch in die Nacht. Widmer betrachtete ihn. Sehr sachte streichelte er mit der Messerklinge über die Haut. Der Polizist schauderte. Dann haute Widmer zu. Mehrere Male schnell nacheinander. Der Polizist stöhnte auf. Er war jung. Er war unerfahren. Es war seine erste Nachtschicht. Er hatte sich darauf gefreut. Er war ein Mann. Er wollte es allen zeigen. Und nun lag er da wie ein winselndes Stück Scheisse, bedroht von diesem Mann. Diesem Mann...

Auf einen Schlag dämmerte es ihm. Das ist doch der Hilfsarbeiter, den sie immer gehänselt hatten. Genau, Herbert Widmer, den sie fertigzumachen so lustig fanden. Weil er schwul war. Stockschwul. Auch schon in Frauenkleidern gesehen wurde. Heimlich, in der Nacht, damals. Und nun stand der über ihm und haute ihn. So wie sie ihn früher gehaut hatten.

Dass ausgerechnet sein Fusstritt Widmer die Nase gebrochen hatte, war ein blöder Zufall. An jenem Abend, als er nackt baden war im Alberbach ausserhalb des Dorfes. Sie hatten ihm aufgelauert, waren über ihn hergefallen. Sie hatten ihn bespuckt, mit Füssen getreten, in seinen Bauch, seine Beine, und dazwischen. Dabei hatte er die Augen verdreht wie ein Heiliger. Dann traten sie ihn ins Gesicht. Und er traf ihn präzise mit dem Absatz seines schwarzen Stiefels. Mitten in die Fresse. Es knackte. Widmer wurde ohnmächtig. Das war nicht mehr lustig. Sie warfen seine Kleider in den Alberbach und rannten lachend davon. „Schwule Sau, schwule Sau.“

Nun schlug diese Sau ihn.

Plötzlich wurde der Polizist sehr wütend. Er stand abrupt auf. Damit hatte Widmer nicht gerechnet. Der Polizist verpasste ihm einen Kinnhaken. Der sass. Widmer taumelte und fiel beinahe über das Schutzmäuerchen ins Weizenfeld. „Du schwule Sau du!“ Der Polizist hatte immer noch die Hosen unten. Sein Schwanz stand im vom Körper ab. Er sah es. Gleichzeitig wie Widmer. Und diesen Moment nützte Widmer aus. Er fand sein Gleichgewicht wieder und stach zu. Mitten in den Bauch. Einmal. Das genügte.

Der Polizist keuchte. Widmer drehte ihn um und warf ihn auf das Mäuerchen wie einen Sack. Er öffnete den Hosenladen und fuhr seinen Schwanz aus. Direkt in den weissen Arsch des Polizisten. Der brüllte. Widmer rammte weiter. Nach fünf Mal kam es ihm. Eimerweise. Darauf war er immer stolz gewesen. Auf seinen Liter Sperma, der wie eine Fontäne sich ergiesst. Egal wohin. Dieses Mal auf den weissen Arsch des Polizisten.

Dieser lag bewegungslos über dem Mäuerchen. Widmer wendete ihn auf den Rücken. Sein Glied war noch nicht erschlafft. Widmer kniete nieder und nahm es zärtlich in den Mund. Saugte daran, liess es gehen, saugte es wieder ein. Seine Lippen murmelten etwas. Geifer tropfte aus seinem Mund. Dann liess er es los. Er rieb sich die Augen.

Widmer stiess den Polizisten an. „He, heimgehen, Bettzeit!“ Er wollte lachen. Doch da kam nichts. Er packte den Polizisten an den Schultern, richtete ihn auf. Dieser starrte ihn aus leeren Augen an. Widmers Hände zuckten zurück. Der Polizist fiel auf die Strasse. Wo er tot neben seinem verbluteten Kollegen liegen blieb.

Widmer stieg auf seinen Töff und fuhr davon. Vielleicht hätte er nicht die ganze Flasche Averna leeren sollen. Er war müde und wollte nur noch schlafen. Der Besuch bei seiner dementen Mutter hatte alle seine Kräfte in Anspruch genommen. Sie hatte ihn nicht mehr erkannt. Doch sie hatte immer zu ihm gehalten. So etwas vergass Widmer nie.

Zwanzig Jahre ist es her, seit er das letzte Mal in seinem Dorf war. Was für ein Zufall, dass ihm ausgerechnet der Kevin heute begegnete. Dass der mal ein Polizist wird, hätte er nie gedacht. Ein Polizist war. Genau. So ist es halt mit dem Leben. Eines Tages ist es vorbei. Und seines hat nie wirklich begonnen.
*******an_m Mann
3.831 Beiträge
Häßliche Geschichte (also das was passiert) – häßlich aber irgendwo verständlich. Schauerlich gut beobachtet und geschrieben.

Ganz lakonisch eine unglaublich finstere Ecke ausgeleuchtet. Ein falscher Ort, ein falscher Moment, in dem jahrelang falsch gelaufene Dinge aufeinandertreffen und sich in Sekunden aufschaukeln.

Du schreibst wie ein Güterzug.
prüfend
*********tMut Frau
2.123 Beiträge
Könnte einen guten Krimi abgeben für ARD oder ZDF! Reich das doch mal ein!

*top2*
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Puh...
in einem Atemzug gelesen.
packend
ätzend
gut
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Eine geradezu brutale, eiskalte und eigentlich schon lapidar-trockene Schilderung eines Geschehens, das einem den Atem stocken lässt und die Sprache verschlägt.

Was da beschrieben wird, kann ich einerseits nicht gut heißen, andererseits erscheint es irgendwie sogar verständlich und folgerichtig. Und Dir ist es gelungen, diese Spannung zwischen zwei Polen in auch noch treffender und faszinierend passender Sprache zu transportieren. Ja, genau so, wie es christian_m bereits formuliert: Wie ein Güterzug! Man wird überfahren, erschlagen, umgehauen ...


Und mir ist nur eine Kleinigkeit aufgefallen, auf die ich Dich gerne aufmerksam machen möchte:

Dann haute Widmer zu.

Und nun stand der über ihm und haute ihn. So wie sie ihn früher gehaut hatten.

Das Verb "hauen" passt für mich weder zum beschriebenen Geschehen noch zum Stil dieser Schilderung - und wenn schon, dann wäre "gehauen" statt "gehaut" korrekter gewesen.


Davon abgesehen ist es aus meiner Sicht eine ungemein kraftvolle und packende Schilderung eines unerträglichen Geschehens in einer Weise, die einen als Leser geradezu zum Zuschauer zwingt, einen mitten ins Geschehen katapultiert. Das muss man erst mal so schreiben können.

Von mir also ein großes Kompliment!

(Der Antaghar)
Mein Kompliment!
Der in einer Art "Lausbubensprache" intonierte Inhalt ist erschreckend und seltsam. Das "ganz normale" Leben, dem man heute immer öfter begegnet ist eiskalt getroffen. Alles zusammen gibt zu denken. Man möchte sich abwenden, aber es geht nicht. Das ist das Beste daran. = sehr gekonnt!
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
@****ea

Was soll ich sagen.

Abstoßend. *g*

Aber sehr gut geschrieben. Die lapidare, sprachlich passenderweise nicht korrekte, etwas mundartlerische, tumbe Innensicht des gequälten Täters bringt die Stimmung bereits nach zwei Sätzen von Null auf Hundert. Genau so soll es sein. Es ist halt genre-immanent, dass man nicht seitenlang Stimmung aufbauen kann sondern den Leser quasi kopfüber in die Situation schubsen muss.

Du beherrscht das Metier - wie immer - sehr gut.
Schonungslos genial!
Ansonsten kann ich allen meinen Vorschreibern nur zustimmen.
*spitze* laf
****e_a Frau
583 Beiträge
Themenersteller 
Vielen Dank euch allen für eure motivierenden Kommentare! Ich freu mich, dass auch Tragisches hier seinen Platz hat.

Es war nicht ganz einfach, diese Geschichte zu empfangen. Sie hat mich selbst überrollt wie ein Güterzug...

@*****har: Ich habe diese Geschichte helvetisch eingefärbt geschrieben und drum finde ich hauen passend. Nichtsdestotrotz ist "gehauen" korrekt. Danke für diesen Hinweis.
**********Engel Frau
25.833 Beiträge
Gruppen-Mod 
Der Güterzug hat auch mich getroffen.
Gleich nach den ersten Zeilen gepackt, mitgezerrt und am Ende wieder ausgespuckt. Da liege ich nun und kann sortieren, was ich empfinde. *zwinker*

Kompliment. Ehrlich.
Genial geschrieben. Für mich so, dass ich entsetzt bin über das Szenario, aber gleichzeitig auch ein seltsames Verständnis für den Täter empfinde.

Und die Sprache passt perfekt.
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