Anleitung zum Schreiben erfolgreicher „erotischer“ Literatur
Ich habs euch nie erzählt, aber ich bin im „Real life“ Lektorin für die „Erotische Literatur“ - Sparte eines renommierten Verlages, der dieselbe meist geheimhält, aber nichtsdestotrotz einen großen Teil seiner Gewinne daraus erzielt. Diese finanzieren dann die eher braven Bücher und ich halte mir zugute, dass so mancher neudeutscher Romantiker unentdeckt geblieben wäre, hätte ich nicht so ein gutes Gespür für den Porno, der bei Leuten ankommt, die ihre Bücher im Sex-Shop oder am Ramschtisch beziehen.
Heute komme ich damit endlich ans Tageslicht und offenbare euch meine professionelle Erfahrung (die leider nicht bedeutet, dass ich selbst erotisch schreiben könnte, das kennt man ja von Kritikern). Ich kann dagegen erkennen, ob eine Story den Leser packen wird, ihn eingewickelt in das angenehm fesselnde Gefühl der Erregung und Anregung auf eine Fortsetzung hoffen lässt. Was macht die aufregenden Stories aus, die das Süchtigmachende daran erzeugen, so dass man mehr lesen will und sich dabei gut fühlt?
Um diese Fragen, die ich regelmäßig höre, zu beantworten, werde ich euch hier ein paar wichtige Schritte auflisten, die dabei helfen sollen, gute erotische Geschichten zu schreiben, all das, was die unveröffentlichbaren, peinlichen Schreibereien von echt gutem Porno mit literarischem Anspruch unterscheidet. Folgt diesen Instruktionen, und ihr werdet in kürzerster Zeit etwas großartig Versautes schreiben, und das Publikum wird nach mehr schreien. Seid originell, Leute!
Dann wird der momentane Renner meines Verlages „Die Mumie kehrt zurück – Oma will es nochmal wissen“ blass aussehen neben euren Eingebungen!
Es fängt mit der Grundidee an, natürlich. Ein Pizzalieferant kommt rein und vernascht die einsame Hausfrau, einem nichtsahnenden Handwerker wird von gleich zwei Nackten gezeigt, wo der Hammer hängt – solche Sachen werfe ich nach zwei Minuten in den Papierkorb. Originalität ist gefragt.
Mein erster Punkt also – packt die Leser gleich in den ersten Sätzen und der Einführung in die Situation beim Schopf, bzw. den näherliegenden Körperteilen.
Wenn ihr z.B. eine Idee ausarbeiten wollt, die mit Sex und Lebensmitteln zu tun hat, weil man mit beidem so schön herumsauen kann, versucht es doch mal mit biologisch-wertvollen Nahrungsmitteln, statt immer nur mit der ach so symbolträchtigen Sahne, oder dem abgeleckten Eiswürfel. Das hängt einem so schnell zum Hals heraus.
Versucht es doch mal mit Soja. Ehrlich. Aromatisch zubereitet von einem Hippie in durchsichtigem Gewand, der noch an den „Wer zweimal mit demselben pennt..“ Spruch glaubt. Ungeahnte Möglichkeiten!
In dem Klassiker „Reich mir den Stengel, du Bengel“ z.B. hat es die Autorin geschafft, das Zubereiten von Rhabarbergrütze erotisch wirken zu lassen – man glaubt es kaum. Und das Geheimnis ist – es spricht diejenigen unter uns an, die schon lange den Verdacht hatten, dass sich hinter den abgezehrten Körper und knochigen Gesichtern der Vegetarier und Naturkostfreaks sehr sinnliche, geradezu sexbesessene Personen verstecken. Sie sehen nur deshalb so aus, glauben viele, weil sie außer Gemüse zu kauen (wofür man schon Energie aufbringen muss – ist erheblich schwieriger wohlschmeckend zuzubereiten und zu essen als ein Steak) und Fahrrad zu fahren, sich den lieben langen Tag unter Einfluss von Khif die Hirne aus dem Kopf vög… (zum Weiterlesen: Alfred Fistcock: Die vö…n.) Natürlich. Die tragen ja nicht mal BH´s.
Gebt den Lesern ruhig Klischees – aber auf eure Art.
Mit ein wenig Kreativität kann man aus den unwahrscheinlichsten Szenarien sexy Geschichten machen. In einem meiner Lieblinge, „Schwanz im Glück“ z.B. nimmt sich der Autor einem Zoowärter an, der mich zum Lachen brachte. „Normalerweise fi… ich nur die Tiger hier, aber für eine Dame wie Sie will ich mal ne Ausnahme machen.“
In „Edward mit den Penishänden“ , von einem Autor, den ich sehr bewundere, geht es um einen kranken Mann, der von den verschiedensten Leuten verletzt, dann jedoch von einer Frau auf sehr interessante Weise aufgepäppelt wird. Ein ernstes Thema, aber mit liebevoller Hand zu einem Schmuckstück erotischer Literatur gemacht. Wie seine Ärztin ihn aufbaut, wie sie ihm zeigt, dass er andere glücklich machen kann. Berührend und mutmachend. Sie zeigt ihm, dass er der perfekte Haptiker ist, und seine Sinneseindrücke auf vielfältige Art verarbeiten und benutzen kann, um anderen zu helfen. Endlich mal eine Story, wo man sich freut, wenn der Arztkittel in die Ecke fliegt. Auch weil hier nicht die Symptome, sondern die Ursachen einer Krankheit richtig angepackt werden.
Wenn ihr interessiert seid, mache ich nächste Woche an gleicher Stelle weiter mit Tipps für endgeile Stories, die ich dann gerne für euch lektoriere. Das nächste Kapitel behandelt die üblichen und die geilen Euphemismen, und historische Pornos.
Pornotitel aus
http://www.lach-mal.net/geile-porno-titel/