Geschichte aus Tausend und einem Rad
Es war einmal eine Prinzessin. Ihr Haar hatte die Farbe von Ebenholz. Ihre Lippen waren rot wie Blut und ihre Haut war weiß wie Schnee. Tagsüber war sie eine Schaufensterpuppe und trug die angesagte Oberbekleidung einer Automarke zur Schau. Nachts aber erwachte sie zum Leben.
Die Edelfrau lebte in einem wunderschönen Autohaus. Doch gab es dunkle Gestalten in den Verkaufsräumen. Die Herren vom Sicherheitsdienst. Sie kamen nachts vom Parkhaus herüber. Durchstreiften das Autohaus, leuchteten mit Taschenlampen in alle Ecken und Winkel und nahmen Einstellungen an der Alarmanlage vor. Manchmal erschien es der Prinzessin als würden die Herren bösen Vootoo- Zauber vollziehen.
Es begab sich an einem Abend vor langer Zeit. Die Prinzessin hatte bereits ein Neglige` über ihren zarten Körper gestreift und war gerade dabei von einer goldenen Radkappe ein wenig Maniok zu sich zu nehmen. Aufgeschreckt durch das Schließgeräusch des riesigen Schlüsselbundes der Sicherheitskräfte verschluckte sie sich. Ihr Körper wurde schneeweiß, ihre Lippen verloren die blutrote Farbe. Völlig von Sinnen und ohne Atem begann die Prinzessin in die Tiefen einer Montagegrube zu tauchen.
Doch wie in vielen Märchen hatte auch diese Prinzessin wieder einmal ungeahntes Glück.
Zufällig kamen an diesem Abend Radkäppchen und der böse Golf des Weges. Da die Prinzessin auch nach mehrmaligem auslösen der Alarmanlage nicht öffnete und nur ein verwirrter Security-Mann um das Gebäude schlich, riefen die Beiden den Untermieter der Prinzessin zur Hilfe.
Das Michelinmännchen rollte behäbig von einem Stapel Winterreifen herunter. Es setzte eines seiner Ventile an dem Türschloss an und blies so mit hohem Luftdruck den Schließer zur Seite. Die Tür sprang auf und Radkäppchen und der böse Golf konnten eintreten.
Doch wo war die Prinzessin?
Das Michelinmännchen hatte Sommerschlaf auf den Reifen gehalten und nichts von dem Fall der lieben Freundin mitbekommen. Nach einigem Suchen fanden sie das arme Häschen in der Grube. Fix das Diagnosegerät angeschlossen, checkten sie, dass Maniok in der Kehle der Prinzessin steckte. Nach einem sofort durchgeführten Crashtest lockerte sich das Gemüse und die Dame schlug die Augen auf.
Wie war da die Freude groß!
Die Vier feierten noch die ganze Nacht mit viel E10 und leckeren Knabbereien wie Bremsklötzen und Scheibenwischergummis.
Und wenn sie nicht recycled worden sind, dann leben sie noch heute.