Gemischte Soße VI
Susi bügelte und dämpfte ihre Unterhosen, durchsichtige, fantasievolle Gebilde, in rot, in gelb, in schwarz, in grün, mit Netzeinsätzen und Schleifen.
„Ich hab gehört Michi hat einen neuen Untermieter. Oder sollte man besser sagen Untermieterin?“
Gabi strich bewundernd über die kleinen, heißen Teile.
„Seit wann hast du so tolle Unterwäsche?“
„Hat mir alles JJ aus Amerika mitgebracht. Victoria Secret und Sex in the City und so. Sie fühlen sich echt toll an. Bei deinem Bruder durfte ich ja nie welche tragen.”
„Nie?“, lachte Gabi.
„Nie – da war er wie besessen. Ein direkter Tipp von Lilo Wanders. Weißt du dass er alle Folgen von
Wa(h)re Liebe hat und die immer wieder anschaut.“
„Ja“, lachte Gabi. „Neben allen Folgen von Knight Rider.“
„Ha. Neben Knight Rider. Und der Pornosammlung. Und der Tipp von Lilo Wanders
Tauchen Sie schneller ein als ihre Mitbewerber das geht halt nur ohne Unterhose.“
„Wie bitte?“
„Ja, kein Scheiß, so hat er das immer genannt. Du kennst ja diesen Bauernton den er da drauf hat, diesen gscherten?
Ohne Unterhose hob i gsagt, damit i schneller eintauchn ko „
„Verreck Kaffeehaus. Es steht um ihn noch schlimmer als ich dachte. Und er hat keine neue Untermieterin. Er will dich zurück.“
„Das glaub ich nie im Leben! Er wurde doch gerade mit der Hausmeisterin im Negligé erwischt!“
„Das war kein Negligé sondern eine Kittelschürze.“
„Ich lach mich schlapp. Er verdient diese verrückte Schnepfe. Echt. Sie ist schon seit langem hinter ihm her. Und hat ihn mit einem Liebeszauber belegt. Ich hätt nur nie gedacht, dass das funktioniert. Die Stimme schon allein.“
„Wie mit einem Liebeszauber? Wie kommst du darauf?“
„Ha! Jedes Mal wenn ich bei ihm übernachtet hab, da waren da so Brösel vor seiner Haustür.“
„Brösel?“
„Ja, so helles Zeug, wie Semmelbrösel. Auf seinem Fußabstreifer – aber dann war da auch eine Spur, eine Spur Brösel und die führte in den zweiten Stock. Zu Ilona Zitzelsberger.“
„Verreck Kaffeehaus.“
„Aber das ist noch nicht alles.“
Gabi lachte. „Noch nicht?“
„Nein“, Susi musste auch lachen. „Auf ihrem Fußabstreifer lag so eine Maniok Wurzel. Kennst du die? Sieht ein bissl aus wie ein verschrumpelter Schwanz? Aber dauerhart. So wie seiner.“
Jetzt kniff Susi ein wenig die Augen zusammen und drückte das Bügeleisen so fest auf die durchsichtige Victoria Secret Unterhose, dass das Eisen dranpappte.
„Scheiße“, sagte sie. „Ich ruiniere noch meine ganze Wäsche.“
„Eine Maniok Wurzel?“
„Eine bearbeitete Maniok Wurzel.“ Susi musste auch wieder lachen. „So was hast du echt noch nicht gesehen. Die Wurzelspitze zeigte auf Ilonas Tür und da waren ganz viele kleine Nadeln in der Wurzel. Schwarze Nadeln. Wie Akupunkturnadeln. Hat sehr strange ausgesehen. Wie einzelne Barthaare an einem Schwanz. Und gerade als ich das Ding in der Hand hab, näher untersuchen will, schießt die Ilona raus und schreit mit einer so ganz piepsigen Stimme
Nicht anlangen! Ich lass die Wurzel also fallen und frag was das ist.
Mein Liebeszauber, mein Liebeszauber, schreit sie, und dann….“
Susi konnte vor lauter Lachen nicht mehr weiter reden.
„Sie sagte….sie sagte…..“
„Nun los, was, was, was“, meinte Gabi.
„Sie sagte
das ist mein dobbelter Vootoo, mein dobbelter Vootoo, ehrlich, ich schwörs.“
„Die ist total durchgeknallt.“
„Eben! Holz! Kopf! Strohiger. Blöde, saudamische Suppen Henne! Was anders kann man da gar nicht mehr sagen. Die soll er ruhig haben. Und dann die Dates mit ihm immer. Nicht einmal hat er mich richtig ausgeführt. Immer ins Parkhaus! Ein gscherter Rammel, ist er, der denkt er sei Michi Rider und sein Auto sei KITT!“
„Die Parkhaus Dates, erfahr ich jetzt endlich was da dran war? Was macht er denn da immer?“
„Nein, das kann ich nicht sagen, er ist schließlich dein Bruder.“ Susi fischte sich eine neue Unterhose aus dem Wäschekorb.
„Sonst haben wir doch auch immer alles geteilt. Samt dem Stefan Pachmayr!“
„Ja, aber….“
„Und zusammen seid ihr ja nicht mehr, oder?“
„Nein, aber….“
„Gut. Drei Details. Nur drei. Das bist du mir schuldig.“
Susi legte die Unterhose zusammen, strich darüber. „Okay. Er ist immer wie ein Narrischer im Parkhaus rauf und runter gefahren, voll Speed, rauf und runter, raus und wieder rein, immer wieder, bis er den richtigen Platz gefunden hat.“
„Er und KITT!“, sagte Gabi.
„Ganz genau. Er hat eher mit dem Auto gredet als mit mir. Und endlich parkt er am richtigen Platz da hat er sich auf mich gestürzt und geküsst, mich begrabscht und geküsst, wie ein Wahnsinniger, geküsst und getaucht ist er auch.“
„Und wo ist er auf der Kissing-Skala?“
„Hmmm“, Susi wurde rot.
„So gut, ja? Wenigstens das kann er, mein Bruder. Und das dritte Detail?“
Susi musste an Michis Soße denken. Wie er die Soße immer im Auto verspritzt hatte, auf ihre Tixxen, verspritzt und eingeschmiert, gegen die Fensterscheiben gespritzt, in ihre Hand, in ihren Mund, aber nein, das konnte sie nun wirklich nicht sagen.
„Na das dritte Detail, das hab ich ja schon gsagt, das war das eintauchen!“
„Wie hast Du das bloß mit ihm sechs Monate ausgehalten? Ich wollt so gern, dass du meine Schwägerin wirst.“
„Und ich erst. Doppel-Hochzeit.“
„Mai!“
„Ja, mei. Ich hab sogar schon das Unterschreiben geübt. Susi Hartmann. Susi Hartmann. Die Unterschrift hätt ich schon können. Es wär doch alles super gewesen. Sein Auto. Haus. Hund. Kind. Teilzeit. Na ja, dafür hab ich jetzt den JJ.“
„Wie heißt denn JJ mit Nachnamen?“
„Erinner mich bloß net“, lachte Susi. „Also das hab ich nur einmal versucht, das schaut echt blöd aus.“
„Jetzt sag schon, wie heißt er?“
„Baer.“
„Baer. Susi Baer! Oh Susi Baer, Susi, Susi, Susi Baer” Gabi hüpfte und sang. Dann hielt sie inne.
„Und wie küsst JJ?“