„Frühling, Sommer, Herbst und Winter!“ heißt das, Moritz! „Früühling, Sommerrr, Herrrbst und Wiinterrr!, Moritz!, Moooritz! Schau mich an!“
Ich sehe Frau Krusekraus an und weiß nicht, warum sie mich so anfährt. Ich hab’s doch gesagt. Ok… vielleicht nicht ganz in der richtigen Reihenfolge, aber ich kann mir das nicht immer alles so merken, wie die das haben wollen. Aber gewusst hab ich es trotzdem irgendwie.
Für die Jahreszeiten, da kenne ich ja ein Lied. Das hilft mir.
‚Januar, Februar, März, April, die Jahresuhr steht niemals still…’
Aber das findet Frau Krusekraus auch doof, sie will keine Worte dazwischen, sie will nur ‚Fakten, Fakten, Fakten!’ – So sagt sie das immer. So ganz verstehe ich nicht, was sie damit meint.
Frau Krusekraus ist sowieso ganz superdollblöd. Nee, echt! Ist sie!
Anfangs fand ich sie toll. Sie kann nämlich richtig schön singen. Und das find ich gut. Weil mit Singen, da kann ich mir Sachen gut merken. So, wie die Jahresuhr, die hab ich immer mit Mamski gesungen. Ich war sogar ein bisschen in sie verliebt. Also in Frau Krusekraus. Anfangs. Die Mamski, die lieb ich sowieso. Aber nicht nur, weil sie mit mir singt, sondern hauptsächlich, weil sie eben meine Mamski ist.
Aber jetzt, da ist Frau Krusekraus blöd. Immer will sie, dass ich irgendwas hersage, was mich gar nicht interessiert. Und Frau Krusekraus interessiert sich kein bisschen dafür, dass ich manchmal einfach hungrig bin und während der Stunde in mein Brot beißen muss, weil ich es doch in der Pause nicht essen kann, denn dann muss ich mich doch verstecken, damit die blöde Arschkuh Janine mir nicht mein Brot wegnimmt und mir sagt, dass ihr Bruder mich absticht, wenn ich was sage.
Und gestern, als Frau Krusekraus mich nach Hause schicken musste, da hab ich gehört, wie sie zu Frau Schröpf – das ist meine Schwimmlehrerin – sagte, ich sei halt ein bisschen tollpatschig. Dabei war ich doch gar nicht von selbst gefallen. Janine hatte mich die Treppe runtergeschubst. Meine Hose ist jetzt kaputt.
Mamski hat dann erschrocken geguckt. Sie hat mir ein Pflaster aufs Knie geklebt. Und dann hat sie ein bisschen geweint, wegen der Hose. Sie hat gesagt: „Das Knie, das heilt ja wieder. Aber die Hose nicht. Also muss ich eine Neue kaufen. Und dabei sind wir doch pleite!“
Ich sag der Mamski besser nichts von Frau Krusekraus und von der Arschkuh Janine.