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Gibt es auch einen Socken Fetisch94
Leider lese ich garnichts über Socken Fetisch, kann es sein das es…
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September

September
Es will nicht so recht hell werden, heute, an diesem frühen Morgen. Die Nacht ist zögerlich gegangen, schon ist es gegen acht. Tief schwebt der Himmel, ist so dicht verhangen mit nebelgrauem Tuch. Das Dämmerlicht jedoch beweist, es gibt die Sonne noch! Nur weit, weit weg von hier. 

Kühle setzt sich fest in meinen Kleidern. Wie jeden Morgen beginne ich den Tag hier draußen, nun zum ersten Mal wieder in eine warme Decke gehüllt. Ich ziehe sie ein wenig fester um mich, sie, die grau ist, wie die nahen Nebel, die sich an die umliegenden Hänge schmiegen. Es hat wohl geregnet in der Nacht. Die Spinnennetze glitzern und leuchten aus sich selbst heraus, kleinen Sternenhaufen gleich, im Insektenuniversum meines Gartens.

Ein drittes Paar Socken bitte ich, mich warm zu halten und lege meine Füße auf den Stuhl mir gegenüber. Bereitwillig teilt mein Kater seinen angestammten Platz mit mir. 
Das rote Kleid, das ich mir vorhin wählte, spiegelt heut kein Morgenrot zurück. Mich fröstelt diesmal schon ein wenig, mag dennoch gern hier draußen sein. Im Freien, im Garten, geborgen unter der Markise. 

Zu wissen, jederzeit kann ich ins Warme, ist mir Freiheit, die ich liebe. Bewusst wähle ich das Draußen und nehme wahr, was da von ferne zu mir kommt. Ja, noch ist es fern, doch folgt auf leisen Sohlen dem Sommer etwas schleichend nach, hat seine Hand bereits genommen, hält sich an seinem Alter fest.

Mir scheint, der Sommer will recht zeitig weichen, hat sich wohl müd gespielt im letzten Vierteljahr. Hat nach milden hellen Nächten wieder und wieder aufgespielt am Morgen, an vielen Tagen und ganze Wochen lang. Hat seine Zeit genossen, voll ausgekostet, wie ich die seine. Die Sonne, seine liebste Freundin, war mit dem Regenbruder oft im Bunde. Das Geschwisterpaar, das Wetter fruchtbar macht. Selten fuhr der Gewittergott dazwischen, wenn sie ihn neckten, allzu arg. Ausgewogen spielten sie das alte Spiel - von nichts zu wenig, von keinem zuviel. 

Kein Übermass, kein Mangel. Nur Überfluss, segnend und reich, üppig und verschwenderisch. Die Wiesen blieben leuchtend grün, der Himmel klar, vom Regen rein gewaschen. Die Sonne sah in jeden Winkel und verliebt der Blüten Farben küssend, taten's ihr die Bienen gleich. Und als der Regen Tränen lachte, brachten sie, ein frühes Geschenk an den Herbst, gemeinsam prächtig saftige Früchte hervor. 

Mich umstreicht jetzt seltsam mild und weich zugleich ein Hauch von Osten her. Er kräuselt hoch den Dampf des Tees hier neben mir, den ich schon fast vergessen, und weht mir Süße ins Gesicht. Doch gerade, als ich ihn bewusst zu spüren meine, begibt er sich zur Ruh und lastend tiefe Stille kehrt zurück. Herbstduft hat der Wind mir mitgebracht auch von den nahen Hängen, die Apfelbäume nicken dort, und von der Linde gegenüber schickt er mir ein selten goldnes Blatt. Und so beschenkt ich mich auch fühle, Kühle weht und macht mich matt. Der Tee wärmt nur die klammen Finger.

Die Vögel singen merklich leiser und mein Kater sucht mich auf. Er mag wohl heute nicht mehr jagen und schleicht sich hoch auf meinen Bauch. Dort rollt er sich ganz dicht zusammen und dankbar grab ich meine Finger hinein in lebhaft warmes Fell. Und schnurrend dankt dann er mir wieder, freut sich wohl wie ich darüber, stubst mich an: Mach weiter so, wärm du mich auch.

Ein dumpfer Laut durchbricht die Stille. Ein Apfel fiel herab und rollt, zu früh so will mir heute scheinen, zur Brombeerhecke, noch ganz grün. Er legt sich still an deren Seite, die vor ihm schon die Fallsucht traf. Die Pferde auf der Koppel äugen naschhaft blinzelnd zu ihm hin.

Ein dicker Kürbis lacht im Grase, ein Erdlicht, ganz orangerot. Die Sonne hat ihn angemalt und ist sie selbst in ihm geworden. Ein Sonnenkind, ein Sommerkind. Der Regen hat ihn großgezogen, prall und reif und rund gemacht und, seinen Tropfen gleich, die Samen in ihm wachsen lassen.

Später werde ich ihn holen, ihn sterben lassen ganz und gar. Mein Messer wird ihn mehrmals schneiden und dann noch Samenraub betreiben, so an die fünf bis sieben Mal. Im Kochtopf darf er dann ertrinken. So stirb. Und werde wieder - neu. Im nächsten Jahr.

Wenn ich nicht wüsste, überlege ich, mich fragend, dass heute schon September ist, wie würde ich dann wohl empfinden? War da nicht auch im Juni schon so mancher kühle Morgen, ganz erfüllt von trübem Licht? 

Wie kommt es nur, dass dieses Datum mir so sehr von Abschied spricht?


© Gud_Rune 09/2012
Wunderschön
auch mir aus der Seele geschrieben - -

genau mit diesen Gedanken habe ich den heutigen Tag begonnen -

Danke dafür *roseschenk*
Ev
*******inde Frau
42.251 Beiträge
Ein schöner Abschied vom Sommer und Begrüßung des Herbst ...... gefällt mir sehr *g*
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Mit dem September stirbt der Sommer und wird der Herbst geboren. Das alte Lied vom Werden und Vergehen ...

Sehr schön und einfühlsam und mit wundervollen Worten beschrieben!

(Der Antaghar)
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Wie in jedem Jahr trenne ich mich schwer vom Sommer und sehe der alten, dunklen Jahreszeit mit Unbehagen entgegen. Einzig das Wissen, dass ein natürlicher Kreis nun einmal aus Leben und Sterben besteht und das in der Natur alles seinen Sinn hat, lässt mich Herbst und Winter ertragen. Ich sterbe jedes Jahrr ein wenig mit...
Liebe Gudrune,
mir gefällt Deine Geschichte auch und weil ich neugierig war habe ich auf http://www.faz.net/f30/aktuell/WriteLike.aspx den ersten Absatz testen lassen bei dem "Ich schreibe wie ... " in der FAZ.

Und, ich wußte doch, dass Du wo abschreibst. Du schreibst wie Kafka sagen die. --- Ich finde schon dass das ein Kompliment für Deinen Text ist und das Kompliment ist noch nicht einmal von mir.

Dann bis bald
mit lieben Grüßen rundrum
Julius
Ich danke euch ganz herzlich für eure Kommentare!

Und ich liebe den Herbst! Besonders natürlich die goldenen Tage, wenn die Sonne schon tiefer steht und so besonderes Licht ausstrahlt auf all das bunte Laub! Aber so weit ist es noch nicht.

Nach all den warmen Sonnentagen war es heute früh plötzlich so anders draußen. Und obendrein der erste September. Das hat mich ziemlich bewegt. Und jetzt ist es immer noch kühl und nieselt sogar. Zweitpulloverdrüberzieh. Und die Samen waschen und gut aufbewahren für den kommenden Frühling. Genau, es ist ein Kreislauf, so ist der Lauf der Dinge. Laufen wir einfach mit!
*zwinker*
*****e_M Frau
8.519 Beiträge
@Gud_Rune
Deine Geschichte hat mich sehr angesprochen und berührt. Ich werde sie mehrmals lesen, denn sie entfaltet vielseitige Wirkungen und inspiriert.

DANKE!

LG, Odette
****e_a Frau
583 Beiträge
Beim Lesen deines Textes ist wiederholt ein Gesang in mir erklungen. Ich habe das sehr genossen. Danke! Und ich freu mich auf den goldenen und den grauen Herbst...
Profilbild
****ia Frau
22.263 Beiträge
Ein Text wie ein Gedicht.
Er klingt, er singt, er stimmt Saiten im Inneren an.
Wehmütig und wärmend.

Ich habe ihn gerne gelesen.
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