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Brief an einen Freund

Brief an einen Freund
Lieber Freund,

heute, zur frühen Morgenstund’, haben mich deine Zeilen erreicht. Sie versüßen (manche würden wohl eher sagen - versalzen) mir nun den sonnenreichen Tag.
Ganz einem Solarkocher gleich, so könnte man meinen, lässt dieser deine Zeilen nun, gleich einer "Tomatasoßa a'la Mamma" vor sich ahne köcheln, in immerwährender Geduld. Wie ein neues Rezept, das nun ausprobiert werden will, ja muss fast. Und doch - ja - will, aus Freude daran.

Wie eine gute Speise erscheint mir nämlich so "manches Ma(h)l", was ich sagen und ausdrücken möchte, in die Welt hinein, als meine Zutat zur großen (Ur-)Suppe. Denn ist das Leben nicht wie ein ständig vor sich hin köchelndes Gericht, welches gelingen kann, oder zunächst auch nicht? Und ist dieses Gelingen, für den eigenen Geschmack, aber auch für den Geschmack des Anderen, nicht ein langer Weg aus Üben, Tränen und Schweiß. Zumindest, sofern man nicht mit dem Wahn des Genies "geschlagen" sein möchte - welches im Schnitt ja aber auch noch tiefer und gebeutelter leidend lebt, als der Durchschnitt von uns?

Wie oft brennt etwas an, wenn wir unachtsam sind, oder versaut uns den Geschmack, wenn es der Prisen des Süßen zu Viele waren? Doch immer dosieren wir selbst. Die vielen Ja's und Nein's, die den Alltag formen, und die teils bitter schmecken, sie müssen am Ende eben sehr wohl ausgewogen sein. So jedenfalls mein momentanes "Lesen" in den Lebenssuppenblubberbläschen.

Vielleicht, lieber Freund, ist dir auch aufgefallen, dass ich immer mal wieder mit thru... unterzeichne. Dies ist auf meinem momentanen Wegabschnitt z.B. sichtlich dem Gefühl des "Propheten" von unserem Dichterfreund Gibran geschuldet, welcher ja lange vor uns wirkte. Diesen Propheten ließ er von den Kindern sprechen. Nicht davon, dass es unsere Kinder seien, sondern davon, dass sie vielmehr ein Ausdruck der Sehnsucht des Lebens nach sich selbst wären. Wie wunderschön gesprochen.

Und so ist es für mich immer wieder ein Kampf, mich nicht zu verstellen, sondern mir selbst gegenüber wahrhaftig und treu zu sein. Erinnerst du dich in diesem Zusammenhang vielleicht noch an die schwierige Diskussion von vor einigen Wochen? Mit einigen "unserer" Freunde! Da setzte ich mich, vom Gruppenkonsens jedenfalls entsprechend "abgeurteilt mir vorkommend", anscheinend tief in die Nesseln.

Auf der anderen Seite sah ich darin aber auch etwas ganz anderes. Nämlich, dass nicht tiefer geschaut werden wollte. Das traf wiederum mich dann wesentlich mehr, als all die "Alleingültigkeitsansprüche" des harsch aufgeflammten Gruppengeistes, was das Loben oder (nur) Tadeln eines anderen Dichterfürsten Geschichte anging.
Was aber, wenn unsere Geschichten und unsere Kommunikation allgemein nur eine andere Form von "Kindern des Lebens" sind?

Und was, wenn die, die spirituell unterwegs sind, oder auch esoterisch, mit all den Indigo Kindern Recht haben? Bzw. damit, ohne mir nun die genauere Mühe zu machen, nochmals zu schauen, welche es wären, aber dass jedenfalls manche Neugeborenen aktuell noch ungewöhnlichere Aurafarben mit in die Welt bringen?

Vielleicht sind sie mir ja ein Spiegel, auf dass auch meine Geschichten - wollen sie durch mich, durch mein Herz in die Welt fließen, zum möglicherweise doppelten Segen - eine andere, neue Aura umhüllen "muss"!?

Nun scheint mir mit diesen Zeilen, in diesen Stunden, die alte Nessel-Brühe voll zu einem fertigen Gericht zu werden. Sie kann nun verspeist und verdaut werden. Für mich jedenfalls. Und sie macht damit einen Sinn. Wie wohl alles, zum guten Ende hin.

Stehen also vielleicht auch bei dir, genau wie bei mir, einfach andere Themen und Gefühle an, wenn uns die Blockaden heimsuchen? Das Schreiben ist jedenfalls für mich zu einem großen Teil auch eine Form von Selbsttherapie. Ich kann nicht anders. Wenn auch noch recht sprunghaft oft, und die "Arbeit" daran scheuend - immer nur die Rosinen im einfachen "Flow" erhoffend. Ja - erwartend. Am Besten im Cafe am Grande Plaza - mich schiller'nd hess'isch mann'haft fühlen wollend. Ohne großes Zutun, ohne Mühen, ohne Fleiß.

Aber die Jahre, und die Welt, sie nagen anders. An mir jedenfalls. Und überall scheint’s nach Liebe zu schreien, allerorts. Doch was ist Liebe den anderes, als der Mut und der Wille, in jedem Augenblick und in jedem Abschnitt meines Lebens so wahrhaftig und edel zu handeln, wie es meinem Herzen im Sinne brennt. Was anderes kann ein Kind dieser Welt schon tun, gegen all den selbst zerstörerischen Wahn einer dahin schmelzenden Welt, als aufzubegehren, als aufzuschreien, als zu versuchen, sich Gehör zu verschaffen? Egal welche Farbe seine Aura besitzt.

Mir wird die Vergangenheit immer mehr zu einem Samen, der den Segen der Keimung in sich trägt. Hege und pflege ich sie, arbeite ich mit ihr, integriere ich sie allumfassend, so wächst die Blume "Reifung" täglich ein wenig mehr. Wie schön, dies in den eigenen Händen zu haben.
Und das Jahr 2012, so sagen oder glauben zumindest manche, soll ja ein ganz entscheidendes Jahr für uns Menschen sein. Nun ja, der "Burner" war es ja noch nicht wirklich, abgesehen davon, dass weiterhin ordentlich Kohle verbrannt wird. Sowohl an den therapieresistenten Börsen als auch beim weltweiten Großsportprojekt "Weltvergasung".

Oh, bitte entschuldige, ich wollte gar nicht ausschweifend politisch oder gesellschaftskritisch werden. Und ich erspare uns auch, dir an dieser Stelle einen Schenkelklopfersmiley in den Brief zu malen.

Jedenfalls erscheint es mir, sowohl in meinem Inneren, als auch im Außen, als sei dieses ein weiteres, fast ungebremst sich beschleunigendes Jahr, dessen leise Töne der Vernunft, der Entschleunigung, der Basisbewegung und der Liebe selbst kaum Gehör finden, bei mir. Doch ich verzweifle daran nicht. Ich gehe einfach weiter, meinen Weg.
Vielleicht möchte das Leben ja, dass wir immer wieder neue Wege gehen, neue Pfade bestreiten. Am Ende, rückblickend, erkennend, dies war einfach "Der Weg".

Gestern Morgen erst, da sprach ich z.B. mit einer Gelehrten, die den Weg des alten chinesischen Ernährungs-Wissens geht. Sie sagte zu mir, mein Leber-Chi fühle sich wie gedeckelt an, könne nicht recht fließen. Grundsätzlich spüre sie genügend Kraft und Kreativität in mir, aber durch diese Blockade würde ich nicht in jenen Fluß kommen, der mir wahrlich gut tun würde. Sie gab mir ein paar Tinkturen und Säfte, die meinen Körper unterstützen sollen, die Blockaden auf dieser Ebene zu lösen.
Natürlich steht dahinter auch innere Arbeit, seelische. Denn zwar ist ein gesunder Körper die Grundlage, um als Kanal, als Werkzeug, oder als Instrument für die "ewigen Wahrheiten" dienen zu können, und das Ur-Chi wirklich fließen zu lassen. Doch ist mir auch klar, dass dazu wesentlich mehr gehört als "geistloses" Gerstenwasser oder Zitronenspritzer ins morgendliche Glas Wasser.
Diese "Blockade" übrigens, sie wurde mir auch schon seit längerem von Außen gespiegelt, so scheint’s mir nun. Jetzt kann ich sie auch langsam selbst besser erkennen.

Vielleicht ist es also auch bei dir, lieber Schreibkamerad, ja nur eine Frage des genaueren Zuhörens - dir selbst - auf neue Weisen. Ich jedenfalls komme langsam nicht mehr drum herum, neue Weisen in an mir zu akzeptieren.

Soviel, lieber Freund, kann und möchte ich heute nun mit dir geteilt wissen. Ich freue mich sehr, wenn meine Worte genauso anregend für dich sind, wie es deine für mich waren. Sie haben eine wundervolle, kleine Gefühlsspeise in mir aufbacken lassen. Dafür danke ich dir.

So viel anderes wurde zudem schon gesagt, das alles "Hand und Fuß" hat. Vieles davon war mit dem Geruch des "Übens" oder des "Schreibwerkzeugs" behaftet - was mich, arbeitsscheu (im Endstadium), am liebsten flüchten lassen würde. Ein guter Fluchtort könnte in diesem Zusammenhang für alle, die nach Werkzeugen suchen, folgender Blog hier sein:

http://www.gatzanis.de/blog.html

Die Autorin bietet dort wöchentliche Ansätze zum kreativen Schreiben an, die in einem exotischen Wok aus "erotischem Alphabet" fortlaufend aufbereitet werden.

*

Nun an, mein textueller Weggefährte, gehab dich wohl, in deinem Lebensflusse, und genieße weiterhin die frischen (sehrfrüh?) Morgenlüfte, die anregenden Strahlen der Sommermittagssonne, und, vor allem, die feinen Zwirne an den holden Weibersleuten, ohne deren zarten Erinnerungshauch ans Paradiese keiner von uns je auch nur einen Federstrich (Neudeutsch: Tastaturanschlag) getätigt haben würde.

Sie seien gepriesen – die Gedichte und Lyrik: Sommerkleid


Der Eure, in sich stetig mehr und mehr freilegender Verbundenheit


Flamus Dochtrian

(aka *F_H*)



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Anmerkung: Dieser "Brief" ist ein mehr oder "weniger" eine Antwort auf den Thread Kurzgeschichten: Festgeschrieben, und nun? von Ghostface (Tom)
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