Vom Tanz der Drei
~ Vom Tanz der Drei ~Das Aufwachen an diesem Morgen hatte etwas sehr "Traumhaftes" an sich. Wie noch beflügelt vom letzten Abend kam ich mir vor. Als ich mich umdrehte, lag sie friedlich schlummernd neben mir. Meine friedvollen Gedanken umkreisten sie, und auch so vieles, was wir in letzter Zeit miteinander erlebt hatten. Sie und der Morgen ließen mir diesmal reichlich Zeit dafür.
Dann aber kam auch sie zurück, von ihrem nächtlichen Ausflug in die andere Welt. Sie drehte sich zu mir um. Ich lächelte sie freudig an. Es machte den Anschein, als wirke auch bei ihr noch der gestrige Abend nach. Eine kleine Lachfalte konnte sich nicht wirklich verbergen, und sprang mir sofort entgegen.
"Heute wird ein Tag voller Überraschungen werden", schmunzelte sie mir plötzlich, wie aus heiterem Himmel, entgegen.
Ich spürte unverzüglich ein leichtes Kribbeln in der Magengegend aufkommen. War es Unbehagen, oder eine gewisse Spannungsfreude? Konnte es nicht wirklich sagen.
"Komm, lass und aufstehen und einen kurzen Spaziergang machen, bevor wir frühstücken".
Während sie dies sagte, drückte sie mir einen ihrer wunderbar schmatzigen Küsse auf die Wange. Dann war sie auch schon aus dem Bett gesprungen.
"Mann, mann, mann, was für ein prächtiger Hintern", fuhr es mir bei dem Anblick durch den Kopf.
"Schatz, du hast in letzter Zeit doch so oft von diesem speziellen Tanz erzählt. Weißt du, welchen ich meine?"
"Nein, nicht genau." Ich war leicht irritiert. Gab es doch einige Tänze, für die ich mich interessierte, und von denen ich ihr womöglich erzählt hatte.
Sie sah mich amüsiert an. "Oh, wenn das so ist, dann fast um so besser. Du liebst ja Überraschungen, nicht wahr."
"Erzähl mir doch, welchen du gemeint hast."
"Nein, unter diesen Umständen dann lieber nicht. Für dein eigenes Glück, Schatz." Mit diesem Satz drehte sie sich weg, und wir liefen für einige Zeit wortlos am Waldrand entlang. Es war ein heller Morgen. Die Sonne grüßte uns schon mit solch einer Intensität, dass ich die kommende Hitze des Tages förmlich vom Himmel gespiegelt bekam. Dies allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal ahnend.
Als wir zurück waren, und gerade zur Türe rein gingen, sagte sie plötzlich: "Lass uns in die Stadt fahren, und frühstücken gehen. Ich lade dich ein, Babe!"
Wie in den guten alten Zeiten dachte ich. Und das "Babe", über ihre Lippen kommend, zu hören, ja, das hatte etwas echt Rassiges. Mein Blick signalisierte ihr, dass ich den Vorschlag toll fand.
Überhaupt waren diese ab und an eingestreuten "Urlaubstage", unter der Woche, ganz besondere Highlights. Sie wurden von einem Duft "Freiheit" umweht, den Samstage oder Sonntage nie haben konnten, und reguläre Urlaubswochen schon gar nicht. Nein, diese kleinen, wie in einen Cocoon des Herausnehmens aus dem getriebenen Alltagsspiel "Höher, schneller, weiter" sich hüllenden Auszeiten, sie waren etwas ganz Außergewöhnliches.
Als wir im Außenbereich des alteingesessenen Kaffeehauses saßen, wurde uns dieser Cocoon sehr schnell bewusst. Es herrschte eine rege Betriebsamkeit. Fast Hektik überall, könnte man wohl schon sagen. Ich ließ mir vom Kellner die Tageszeitung bringen. Sarina schmökerte in einem dieser neumodischen, spirituell angehauchten "Frauenmagazinen". Die alten hatte sie immer gemieden. Zumindest seit wir uns kennen gelernt hatten. Überhaupt war sie nicht wirklich an Smalltalk interessiert,
sondern vielmehr an der Welt und an den Menschen, aus einer tieferen Sichtweise und auch Sehnsucht heraus.
"Schau mal Schatz, die beiden da drüben." Sie deutete dabei mit dem Kopf nickend auf ein junges Pärchen, 4 Tische von uns entfernt. "Ich finde die beiden süß. Die lachen ständig. Miteinander. Scheinen wie frisch verliebt, noch ganz verspielt."
Ich versuchte, die beiden nun auch eine zeitlang unauffällig zu beobachten. Waren wir beide uns doch schon seit längerem darüber einig, dass wir gerne mal weitere Sexualpartner auf unsere äußere, aber auch innere Liebesspielwiese, einladen würden.
"Findest du ihn wirklich attraktiv, als Kerl?"
Ihre Antwort ließ ein wenig auf sich warten. Damit war das Thema wohl erledigt. "Sie scheint dafür aber wirklich bewusst ihr Feuer in sich zu spüren. Schau dir ihre ganzen Gesten an. Und immer lockt und fordert sie ihn heraus, wie's scheint. Verbal-Kung-Fu."
Sarina überraschte mich mit solchen Aussagen immer wieder aufs Neue. Aber genau dafür liebte ich sie auch. Dieser klare, beobachtende, nicht verurteilende, sondern eher manchmal mitfühlende Blick, den sie so offen und ehrlich mit mir teilte. Vor allem auch bei diesem "uns", dass wir zusammen lebten.
"Er hat auf den ersten Blick schon was Anziehendes an sich", gab ich zu. "Aber ob er auch deiner Lust wirklich dienen würde, da hab ich Zweifel. Sie allerdings - Caramba, Babe." Ich beugte mich zu ihr rüber, und wir küssten uns kurz und heftig. Dabei strahlte ich sie einfach entspannt und glücklich an. Dann schmökerten wir beide in unseren Frühstückslektüren weiter.
"Wir fahren nicht nach Hause!"
"Nicht?"
"Nein!"
"Sondern?"
"Überraschung. Sagte ich dir aber heute Morgen schon. Ist auch nicht weit."
"Einen kleinen Hinweis - biiiiitte:"
"Schneidermeister."
Schneidermeister? Ich tappte völlig im Dunkeln. Und die Strecke, die wir mit der U-Bahn fuhren, sie führte immer weiter hinaus, aus der Innenstadt. Um mich von meinen fragenden Gedanken abzulenken, versuchte ich, die weiblichen Hintern, an denen wir vorbeifuhren, in allerlei Kategorien zu ordnen.
"Waow, Mmh? Lecker, geh Sport machen, Oh Babe, andere Jeans bitte, grrr, Hilfe und Perfe'to!" - ich ließ mein Hirn einfach frei und unzensiert schaffen und kategorisieren.
"Wir sind da." Sie schnappte meine Hand und sprang auf. Ein Feuerweib eben. Immer irgendwie am Lodern, aber auch immer Herrin in ihrem Haus.
Wir liefen in eine der Seitenstraßen hinein, überquerten noch zwei Quersträßchen, dann hielten wir vor einem eigentlich unscheinbaren Schaufenster an. Auffällig wurde alles erst, wenn man ein zweites Mal hinschaute. Und zudem genau. Denn in dezenten Hintergrund eingebettet standen da drei recht eindeutig gekleidete Schaufensterpuppen. Der Name war zudem ein nicht alltäglicher Hingucker: Splatterless - Vegan fantasies for fetish royalties!
"Schatz? Was machen wir hier?"
"Du kaufst mir das Kleid, dass du mir an den Leib fantasiert hast. Erinnerst du dich noch?"
Ich erinnerte mich - oh ja. Sehr detailreich sogar.
"Du meinst, du hast dir diesen Wunsch von mir gemerkt? Gott, ist doch aber fast schon ewig her."
"Das macht doch nichts. Ich hatte vor einer Weile das Gefühl, dass es jetzt Zeit wäre, Fee zu spielen. Mit deiner Karte aber." Einen kräftigen Klaps auf meinem Po spürend, und schon standen
wir in dem Laden drin.
Der Mann, der hinter der alten Holztheke stand, war selbst ein Unikat. Überraschenderweise schien er
Sarina schon zu kennen.
"Ah, Madame. Schön sie wieder zu sehen. Sie kommen sicher, um ihr Kleid abzuholen."
"Guten Tag, Monsieur. Ja, genau. Ist es fertig?"
"Ja, es ist fertig. Und wie ich sehe, haben sie den Designer des Stückes auch mit dabei. Guten Tag, Monsieur." Er zwinkerte mich dabei mit einem Auge an. Dabei hasste ich diese komische Zuckung. War doch nie klar, ob derjenige einen unbewussten Tick hatte, oder was zu Verbergen.
Ein Mann um die 60, mit lichtem, aber langem grauen Haar, streckte mir jedenfalls die Hand hin. Er trug eine ziemlich abgetragene Jeans und ein dunkles T-Shirt, mit einem dieser typischen Totenkopf-Aufdrucke, wie sie heute ja jeder halbkreative Designer für die Kundschaft zum Kaufen anbot. Sein Händedruck schien mir zudem etwas weichlich.
Als Sarina dann aber aus der Umkleide kam, verflogen all meine Männerego-Animositäten, und wichen reiner Bewunderung. "Göttlich geschneidert, für ein göttliches Weib", floss es mir, ob der Freude des Anblickes, über die Lippen hinaus.
"Gefällt es dir also?"
"Gefallen, Babe? Es ist der Hammer. Und Hey, sogar an die beiden Schlaufen habt ihr gedacht. Wahnsinn."
Ich war echt sprachlos. Vor Wochen hatten wir einmal flüchtig darüber geredet, in unseren Fantasien reichlich angeregt. Dank eines Abends voller Lust und gegenseitiger Hingabe. Und jetzt, heute, hier, stand sie auf einmal vor mir, in diesem einer Amazone würdigen Stücks "Traumfänger"! Mir schlotterten plötzlich die Knie. Es schien, als fuhren meine Hormone Achterbahn mit mir.
Die dunklen Stofffäden umwoben jeden einzelnen Zeh und verflochten sich zu zarten Strängen, die sich um ihre Fesseln schlangen. Bronzefarbene Metallringe daran befestigt. Von diesen ausgehend schlangen sich beidbeinig Riemen nach oben. Alle 10-12cm mit ebenfalls bronzefarbenen Nieten besetzt. Die kräftige Schnürung hielt die 7 oder 8 Umrundungen auf Position. An dem Höschen, welches ganz den Rundungen betonenden Hot Pants entsprach, waren die Riemen ebenfalls an Metallringen eingehakt. Zudem waren die beiden Kurzschürzen, die dazugehörten, und die mit Druckknöpfen unkompliziert vorne und hinten befestigt wurden, gerade angebracht. Auf diese Weise wurde aus dem Kurven präsentierenden weiblichen Lustobjekt, welches sich in der Männerfantasie bei solchem Anblick eben immer gleich manifestierte, ganz schnell eine Herrin, eine Königin der Lust oder ja, auch eine Meisterin der Nacht. Dieselbe Art und Weise, sie einzuhüllen, wiederholte sich bei den Fingern anfangend, und endete rechts und links am Hals, zwischen Schulter und Ohr. Genau dort, wo das Oberteil sich wie eine zartfrivole, die Fantasie betörende Krause um ihren Hals schmiegte. "Ein Prachtweib", dachte ich nur! So herrlich geil machend - wie sie da nun vor mir stand.
"Ehre das Weib
ehre ihren Leib
vergöttere ihren Geist
diene ihrer Essenz, zumeist
sei tapfer, und stehe im Sturm
sei rege, und spiele mit der Lust
bleib König, auf Knien, nicht Wurm
und danke ihr immer, auch für den Frust,
so wirst du Vergnügen überall finden
so wirst du dein Weib an dich lusterfüllt binden
als tapfer und ritterlich wird man dich ehren
und deine Gefährtin, wird ewig dich alleine begehren."
Der rätselhafte Schneidermeister ließ mich ein wenig sprachlos zurück. Er drückte mir meine Kreditkarte in die Hand und verabschiedete sich mit den Worten "Ich danke Ihnen für diesen wundervollen Auftrag. Lange schon hatte ich keine so die Fantasie anregende Arbeit mehr gehabt. Mögen all ihre Wünsche in Erfüllung gehen."
Wir bedankten uns beide ein letztes Mal ausführlich bei ihm. Aber ich denke, unsere Körpersprache hätte wohl alleine auch schon ausgereicht, um ihm zu zeigen, wie glücklich wir mit seinem Werk waren.
Den restlichen Tag verbrachten wir mit kleineren Erledigungen. Bioladen, Blumen, Buchhandlung. Und noch ein gemütlicher Abstecher in die Galerie eines Freundes. Er hatte vor kurzem einen neuen Künstler aufgenommen. Der Nachmittag verrann dabei wie im Flug.
Später, nach dem gemeinsamen Kochen, und Essen natürlich, saßen wir noch eine Weile auf der Veranda. Der Abend war milde gestimmt, und auch sie schien einfach nur da zu sein, ganz sorgenfrei, einfach hier und jetzt. Als sie kurz in der Wohnung verschwand, dachte ich mir zunächst nicht viel.
Dann aber kam sie in dem "Outfit" wieder um die Ecke. Mein Herz schlug unverzüglich 30 Schläge schneller.
"Lass uns den Tanz beginnen, Babe!"
Ihre Worte waren Musik in meinen Ohren. Ich ging zur Anlage rüber, und legte eines unserer gemeinsamen Lieblingslieder ein. Hess hatte aber eben auch diesen absoluten "Megaknaller" produziert.
"Yes Boss, I'm on the mic...“ Arm in Arm flüstersangen wir uns gegenseitig das Lied ins Ohr. Der Reigen begann gerade erst. Aber wie. Ich küsste sie heftig am Hals, biss sie zärtlich in den Nacken, und bohrte dabei meine kräftigen Pranken in ihre saftigen Arschbacken. Die beiden Schürzen fielen sehr schnell.
Da stand sie nun, samt Ihrem herrlichen Tempel, in vollster Pracht vor mir.
Im wilden Reigen unserer Lust übernahm sie peu a peu die Führung, bis ich schließlich, ganz körperlich gebannt und vor ihrem Willen tief verbeugt, mich auf dem Bette wieder fand. Die Art und Weise, wie sie meiner durch ihre zarten Streicheleinheiten immer sensibler werdenden Haut leise Stöhner der Wonne entlockte, suchten sicher ihres Gleichen, im gesamten All. So jedenfalls dachte ich bei unseren Spielen oft dankbar und voll inneren Erotikfriedens.
Plötzlich klingelte es an der Türe! Ich zuckte zusammen.
„Wer kann den das nur sein“, gab ich meinen Missmut zum Ausdruck, unterbrochen in diesem schönen Spielfluss.
„Überraschung!“
„Überraschung?“ meinte ich nur völlig erstaunt. Da dämmerte es aber auch schon. „Du hast doch nicht etwa…!“
„Doch, hab ich. Als du auf dem Klo warst.“
Mir wurde ganz warm im Leib.
„Und, was hat er gesagt?“
„Oh, es wird dir gefallen.“ Mit diesen Worten ließ sie mich allein im Zimmer zurück, ging zur Haustüre, und öffnete einem neuen, zusätzlichen Tänzer die Pforten zum…!“
* thru F_H 08/12 *