Kunst ist ein sehr selbstverliebtes Handwerk.
Wenn Du willst, kannst Du einen Haufen Bretter aus dem Baumarkt aufstapeln und damit dann symbolisch die Missstände der Gesellschaft anprangern.
Unter Kunstinteressierten wird es sicher einige geben, die faszinert an Deinen Lippen hängen und mit großem Oh und Ah Dein Kunstwerk bestaunen.
Künstler und deren Bewunderer stellen sich selbst gern dar und kreisen gedanklich vornehmlich um sich selbst und darum, wie sie am wichtigsten klingen, wenn sie etwas zum besten geben.
Gerade im Bereich der zeitgenössischen Kunst wird unglaublich viel Gedöns gemacht um Dinge, die eigentlich nicht von Bedeutung sind.
Unterm Strich ist und bleibt Kunst etwas unglaublich subjektives. Manche Kritiker und Kenner würden das sicher abstreiten und meinen, sie hätten genügend Expertise für eine allgemeingültige Aussage. Aber ihr Urteil ist und bleibt nicht mehr als eine Meinung.
Ob Kunst alles darf?
Nein, der Auffassung bin ich nicht. Kunst darf in meinen Augen nicht verletzen. Weder geltendes Recht noch den Körper noch die Seele von Menschen. Und Kunst darf nicht zu Verletzungen beitragen, direkt oder indirekt. Ich sehe das Gesetz und das individuelle Menschenrecht sowie die individuelle Würde des Menschen als wichtiger an als die Kunst.
Ich finde Kunst zumeist dann unerträglich, wenn sie offensichtlich nur der Provokation dient. Wenn bei einer Inszenierung von "Macbeth" nackte, schreiende Menschen über die Bühne rennen und eimerweise Rinderblut verschüttet wird, dann halte ich das nicht für Kunst, sondern für Selbstzweck und Geltungsdrang.
Für mich gehört zu einer Neuinterpretation von Kunst auch immer der Respekt vor dem Original. Um im Beispiel zu bleiben: es gibt im Grunde nichts zu vebessern an den Werken von Shakespeare. Sie sind - jedes für sich - von einer grundlegenden Perfektion, die nicht zu erschüttern ist. Man kann und sollte Shakespeare natürlich auch modern inszenieren können, denn es soll die Sprache wirken und der Inhalt. Dafür braucht man heute keine schweren Kostüme aus Samt und Brokat mehr und keine Männerbeine in Strumpfhosen. Eine zeitnahe Inszenierung erreicht den Zuschauer sicher eher.
Ich habe Hamlet schon in der Nazizeit gesehen und Romeo und Julia als Opfer zweier verfeindeter Rockerbanden. Beides war gut, eindringlich und überzeugend gemacht.
Der Macbeth hingegen war eine unglaubliche Zumutung, die mich traurig, wütend, ja, fassungslos gemacht hat.
Nein, Kunst sollte nicht alles dürfen. Auch Kunst sollte Respekt haben und sie sollte auch einen Sinn ergeben, der von allgemeiner Natur ist und der darüber hinaus geht, den Geltungsdrang des Künstlers zu befriedigen.