Claudia III - Das Telefonat
Sonntagnachmittag, Claudia´s Handy klingelt. Keine Nummer ist angezeigt, sie rechnet sofort damit, dass er es ist, nimmt es in die Hand, zittert ein wenig vor plötzlicher Aufregung, lässt das Telefon fast fallen, geht ran.„Hallo?“
Sie hatte sich vorgenommen, ganz cool zu bleiben, und wenn er sich nicht mit einer guten, einer sehr guten Ausrede bei ihr entschuldigen würde, ihm gehörig die Meinung zu sagen und dann aufzulegen. Sie ist doch nicht sein Spielball, sein Haus- und Hofdepp! Über eine Woche hatte der Arsch nichts hören lassen, da muss schon was Gewaltiges passiert sein, dass er aus der Nummer wieder rauskommt.
„Ich bin´s.“
„Hi.“ Er ist es tatsächlich. Endlich!
„Was machst Du?“
„Auf Dich warten.“ Seit einer Woche übrigens, denkt sie sich. Sie sagt es nicht. Kann es nicht sagen. Sie will nicht, dass er auflegt, er hat ihr ja nichts versprochen, nicht direkt zumindest, und jetzt ruft er ja an. Da will sie ihn nicht gleich wieder vergraulen. Schließlich kann er machen, was er will. Sie hat ihm ja keine Vorschriften zu machen.
„Gut. Ich will Dich sehen.“
„Ok. Jetzt?“
„Ja. Ich komm zu Dir. In einer guten halben Stunde bin ich da. Ich möchte, dass Du mir nackt die Tür aufmachst.“
Sie stockte. Das war jetzt ein bisschen too much. „Moment mal! Wie wär´s, wenn ich mal irgendwie informiert und vielleicht gefragt werde – hallo? Hallo!“
Sie sieht auf ihr Display. Gespräch beendet.
Was nun?
Claudia überlegt. Dann zieht sie sich aus. Sieht an sich herunter. Fährt mit ihrem Daumen über ihren Venushügel. Sie stachelt. Eine halbe Stunde hat sie Zeit. Claudia geht ins Bad, unter die Dusche. Sie nimmt ihren LadyShaver und rasiert sich. Die Achseln, die Scham, prüft ihren Dammbereich und ihren After, korrigiert und rasiert, wo es noch nötig ist, seift sich ein, duscht fertig und trocknet sich ab. Sie steigt aus der Dusche und sieht sich an. Wenn sie sich beeilt mit dem Eincremen, kann sie sich auch noch schminken, evtl. die Nägel machen. Nein, für die Nägel wird keine Zeit mehr bleiben, aber Make-Up, das kann sie noch auftragen. Lippen, ganz wichtig.
Sie steht vor dem Spiegel und prüft sich, sehr genau. Sie will gut für ihn aussehen, er soll sie so attraktiv finden, dass er sie nie mehr so lange warten lassen wird. Sie benutzt ihr Lieblingsparfum, vielleicht ein bisschen zu viel, aber sie ist so aufgeregt, weil er kommt, dass sie Angst hat, sie könnte schwitzen und das will sie überduften. Noch ein paar Highlights? Es fängt an, ihr Spaß zu machen, sich so für ihn herzurichten. Das kleine goldene Fußkettchen fällt ihr ein, sie legt es an. Soll sie ihm barfuß die Tür öffnen? Sie schaut in ihren Schuhschrank. Die schwarzen High Heels sind es! Sie zieht sie an. Sie ist fertig, prüft sich vor dem großen Spiegel, dreht sich. Sie sieht gut aus, nein, sie sieht fantastisch aus. Durch die hohen Absätze wirken ihre schönen Beine noch muskulöser, ihr Po strafft sich noch mehr.
Sie ist sexy.
Kein anderer Gedanke, keine Vorwürfe, kein Groll ist mehr in ihr.
Sie ist sexy.
So soll er sie sehen und so soll er sie nehmen. Sie wird ihm beweisen, dass sie die Richtige ist, er wird sie nicht mehr warten lassen. Er wird nur noch sie wollen, sie ganz allein. Und sie wird ihm so viel geben, dass er sie nicht mehr loslassen wird. Sie wird ihm das geben, was er will. Er wird schon sehen!