Claudia VII - Die Entscheidung
Claudia war ratlos. Seit jenem verhängnisvollen Freitag hatte er sich nicht mehr gemeldet, war nicht mehr ans Telefon, ans Handy gegangen. Dieser verfluchte Freitag!
Was hatte sie sich nur dabei gedacht! Sie war so dumm, so dumm gewesen! Ja, sie hatte sich daneben benommen, hatte sich gehen lassen, sich betrunken, ihn bedrängt, sich fremden Männern an den Hals geworfen, war hingefallen, hatte ihn lächerlich gemacht.
Und das vor den Augen seiner Freunde, mit denen er sie auf der Party bekannt gemacht hatte. Sie waren freundlich, aber reserviert ihr gegenüber gewesen, zweifelnd, abschätzend irgendwie. Es war alles so neu für sie gewesen, die ganzen Leute, die Spielereien, die Vorrichtungen in diesem – wie nannten sie diesen abgetrennten Bereich gleich wieder – diesem Dungeon.
Die gewollt hervorgerufenen Tränen der Frauen, die Fesseln, die Menschen in Ketten, es war zu viel gewesen für sie. Er war so vorsichtig gewesen, hatte es langsam angehen lassen wollen, aber sie wollte das alles gleich sehen, hören, schmecken, und dann hatte sie zu viel geschmeckt, eine Überdosis, worauf ihr nur noch der Rotwein geschmeckt hatte, und dann war alles soweit gekommen.
Und dann, seit Samstag, nichts mehr. Leere, Stille, Schweigen.
Ihre Versuche, zu ihm durchzudringen, waren ins Nichts verlaufen. Er hatte kein Wort mehr zu ihr gesagt, hatte sie nur nach Hause gefahren, sie aussteigen lassen, sie nicht mehr angeschaut, die Tür geschlossen, war gefahren.
Claudia rief noch einmal an. Er ging ran.
War kurz angebunden, forderte sie auf, zu sprechen.
Und Claudia sprach. Sie heulte, entschuldigte sich, bettelte.
„Komm her.“ Das war alles gewesen, dann hatte er aufgelegt.
Claudia trocknete ihre Tränen, wusch ihr Gesicht, besah sich, sah verheult aus. Egal. Er durfte es ruhig sehen. Sie wollte, dass er sah, wie sie litt.
Sie stieg ins Auto, fuhr zu ihm.
Er öffnete die Tür.
Claudia trat ein, schuldig, voller Reue, gesenkten Kopfes. Die Tür fiel ins Schloss.
Er stand da, sah sie an, ernst, enttäuscht, verbittert.
Sie sah ihm ins Gesicht und ging auf ihn zu. Er wich zurück und sie wusste, dass sie so nicht an ihn herankam.
„Was soll ich denn tun, dass Du mir vergibst?“
Er schwieg. Sah sie nur an. In Claudias Augen standen wieder Tränen. Es schien ihn nicht zu berühren, er war eine Säule geworden.
„Hilf mir!“ flehte sie ihn an. Sie brach in Tränen aus. „Es tut mir leid! Es tut mir leid!!!“ Sie schluchzte, streckte die Hände nach ihm aus. „Vergib mir doch!“
Es brachte nichts.
„Warum wolltest Du mich denn sehen, warum sollte ich denn überhaupt herkommen, wenn Du mir nicht vergeben kannst? Willst Du mich leiden sehen? Willst Du, dass ich bettle? Hier!“ rief sie und zog ihr Shirt aus, dann ihre Hose, ihren Schlüpfer.
„Hier stehe ich vor Dir! Nackt! Und ich bitte Dich, ich flehe Dich an, sag mir, was ich tun soll!“
Er ging auf sie zu, sie stand heulend und zitternd vor ihm. Er legte ihr seine beiden Hände flach auf die Schultern und drückte diese nach unten. Claudia verstand.
Sie ging auf die Knie. Er stand über ihr, übermächtig sah er auf sie herab.
Er löste seinen Gürtel, legte ihn doppelt zusammen und ging um sie herum.
Claudia ging auf alle Viere.
Der Schlag kam schnell, hart und laut. Ihr Arsch fing an zu britzeln, dann wurde der Schmerz schärfer, singender und ebbte ab.
Claudia atmete. Dann kam der zweite Schlag. Härter. Claudia biss die Zähne zusammen. Ballte die Fäuste. Sie hatte das am Freitag bereits gesehen. Die anderen Frauen hatten kaum einen Laut von sich gegeben, als die Rute herniederkam. Das konnte sie auch. Sie wollte es ihm zeigen, dass sie das auch konnte, wenigstens da wollte sie sich beherrschen können, ihm beweisen, dass sie dafür taugte und für ihn durch den Schmerz ging, wenn dahinter die Vergebung wartete.
Die Schläge kamen dichter. Böser. Und mit jedem Schlag wurde ihr klarer, dass jeder dieser Schläge wie eine Stufe auf eine Treppe zur Vergebung und zur Liebe war. Die Treppe war lang und steil, aber sie würde sie ersteigen.
Claudia zählte mit. Erst im Kopf, dann laut. Auch das hatte sie am Freitag gehört.
Er schlug zu. Und Claudia ertrug. Jetzt war er wieder mit ihr verbunden, immer mehr, immer intensiver, mit jedem Schlag kam er ihr entgegen. Er war nun ER.
Und ER war gut zu ihr. In diesem Moment war ER dabei, ihr zu vergeben.
Dann fühlte sie SEINE Handfläche auf ihrem Hintern. Ihr Po glühte. Claudias Tränen trockneten an ihren Wangen. Dann kam wieder ein Schlag.
„Zähl von jetzt an bis zehn!“ sagte ER.
Und Claudia zählte. Die letzten Schritte. Die letzten Schritte ins Licht.
„...Zehn!“
Es war geschehen. Es war vollbracht. Sie war jetzt wieder SEIN. Claudia drehte sich auf allen Vieren zu IHM um. Umarmte sein Bein. Wieder kamen Tränen, diesmal aber vor Glück und Stolz. Sie hatte es geschafft. ER war wieder bei ihr. ER hatte ihr vergeben.
ER nahm sie bei den Ellbogen und zog sie hoch. Gab ihr Wasser zu trinken, nahm sie in die Arme, küsste ihr die Stirn, sie küsste SEINE Hand.
ER nahm sie bei der Hand und führte sie vor den großen Spiegel im Flur. Drehte sie und zeigte ihr ihren Po.
Sie lächelte. Legte ihren Kopf an seine Schulter.
„Danke“, sagte sie. „Danke dass DU mir vergeben hast.“