Johnny, mon amour

Als ich dich bewusst kennenlernte war ich Frühteeny und du warst gerade hoffnungslos "out", so schien es.

Ich war gerne mit dir zusammen, aber heimlich. Weil?

Ja, weil ich mich dafür schämte, dich zu mögen.

Daher war ich nur heimlich mit dir zusammen, erzählte niemandem von meiner Zuneigung zu dir.

Die ersten Männer kamen und gingen bzw. ich ging zu ihnen und wieder weg- du bliebst.

Und du begleitetest mich. In meinem Fitnessstudio warst du sowieso ab und zu.

Meistens mit " Ring of fire", ein schönes Stück, um das Muskelbrennen zu fühlen.

Und " Hurt", wenns mir gerade nicht so dolle geht. Um wieder Relationen zu bekommen.

" On a sunday morning sidewalk" beim spazierengehen.

" I saw the light" wenns mir gerade ganz übel geht oder ich zum gefühlt 1000 mal den Columbo "Schwanengesang" sehe, in dem du mitspielst.

Und wenn mal wieder etwas, was gaaaanz lange halten sollte nicht mehr zu halten war: " I still miss someone", natürlich.

Meistens leise, wenn ich wirklich in irgendeinem Trubel kurz geflüchtet bin...

Wenn ich Trost brauche und alles anstrengend ist: " The far side banks of Jordan", natürlich.

Ein schönes Bild, an der anderen Seite des Jordans zu sitzen, Bilder in den Sand zu malen und ohne Zeitdruck zu warten, es gefällt mir sehr.

Wenn mir meine Lieben auf die Nerven gehen flüchte ich zu Bobby Mc Gee und dir.

Und als du, R., mit 33 Jahren gestorben bist habe ich an deinem Grab "The cirkle will be unbroken" gesungen.

Sollte ich bewusst und langsam sterben hoffe ich, dabei dein " I just going over Jordan, I just going over home" zu hören...

Wenn ein Mann erklärt haben möchte was ich denn nun wirklich will beglücke ich ihn gerne mit " Would you stay with me" ( In a field like stoned).

" Would you go away in another land, walk a thousand miles trough the burning sand?" drückt mit deiner Südstaatentragik genau das aus, was ich meine.

"Would you stay with me when I am down and doubt
would you be with me ?"

Diesen Anspruch an Beziehungen hast du für mich vorformuliert und du hast mal wieder Recht.

Denn alles darunter ist sonst was, aber keine Beziehung...- diese Weisheit lernte ich von dir, und Recht hast du.

Du, der du dein Leben durchaus mit dem Teufelchen auf der einen Schulter gelebt hast.

Der Dauerschmerzen, Drogenabhängigkeit und andere schlimme Sachen so gut kannte.

Du, der " Man in black".

Du hast mich immer begleitet, persönlich habe ich dich nie kennengelernt.

Vielleicht passiert das ja noch- on the far side banks of Jordan...