Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Dirtytalk & Kopfkino
453 Mitglieder
zum Thema
Schwarz/Weiß - der zweite Teil749
Das schöne Thema der Schwarz-Weiß-Fotografie sollte doch fortgesetzt…
zum Thema
Schwarz/Weiß440
Etwas aus der Schwarz/Weiß Fotoserie, hoffe es gefällt
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Der Kugelmann

*******day Frau
14.273 Beiträge
Themenersteller 
Der Kugelmann
Die Kugel rollte bergab. Und sie nahm rasant an Fahrt auf. Es gab nur diese eine Richtung und keine Chance zu entkommen. Er versuchte es trotzdem. Rannte dorthin, woher er gekommen war. Doch so schnell er auch bergauf strebte, die Kugel war schneller. Er war sicher, würde er aufhören zu rennen, sie würde unten in einen riesigen Abgrund fallen. Es konnte gar nicht anders sein. Da unten lauerte das schwarze Loch, das das Ende bedeutete.

Er war nicht bereit für das Ende. Er wollte dahin zurück, wo alles gut war. Und wenn das Ende schon kam, dann wenigstens so spät wie möglich. Er würde sich so teuer wie möglich verkaufen und nicht aufgeben. Nicht, bevor es nicht mehr anders ging. „Wie bin ich hier nur hineingeraten?“, zuckte es durch sein Gehirn. Er verbot sich die Frage. Die Suche nach der Antwort würde ihn nicht herausbringen. Sie kostete ihn Kraft, die er brauchte, um sich gegen den Lauf der Kugel zu wehren.

Er versuchte, sich ihren Lauf zu vergegenwärtigen, ließ das Gelände Revue passieren. Vielleicht war es möglich halb schräg auf anderes Terrain zu kommen. Vielleicht war es dort flacher. Dann könnte er... Ein harter Schlag brachte ihn zum Trudeln. Er fluchte und versuchte, etwas zu erkennen. Doch die gekrümmte Oberfläche der Kugel ließ nur einen verschwommenen und verzerrten Blick nach draußen zu. Hunderte Male hatte er anderen das Gelände beschrieben, und jetzt war er selbst unterwegs und hatte keine Ahnung, wo er war.

Wenigstens rollte die Kugel jetzt deutlich langsamer. Er richtete sich mühsam auf und stemmte seine Hände gegen die Wand. An einigen Stellen war wohl etwas von der Oberfläche abgeplatzt, so dass die Wand hier fast durchsichtig war. Sollte jemand da draußen sein? Er schüttelte den Kopf. Vermutlich war es nur eine andere Kugel oder ein Felsvorsprung. „Konzentrier dich!“, mahnte er sich. Er musste nur gründlich genug nachdenken, dann fand er die Lösung.

Er fasste Tritt und lief wieder an. Ein Gesicht tauchte vor ihm auf. Eine Stimme sagte, „hier bin ich. Komm zu mir.“ Für einen Moment stockte er, dann trat er mit doppelter Geschwindigkeit zu. Was immer da draußen war, es konnte nicht wissen, wie es drinnen zuging. Wenn nur diese verdammte Kugel für einen Moment ruhig liegen würde, er könnte sie in Ruhe erforschen und einen Ausweg finden. Aber sie drehte sich um sich, in sich, rollte nach unten. Wie sollte er wissen, welche Stelle der Wand er bereits nach einem Ausweg untersucht hatte und welche nicht? Wie sollte er in Ruhe nachdenken, wenn er ständig darum bemüht sein musste, nicht tiefer zu rollen als sowieso schon?

Er trat und trat, polterte und stolperte. Wollte vergessen, wie es außerhalb war. Wenn er schon hier gefangen war, dann wollte er wenigstens dem, der ihn gefangen genommen hatte, nicht den Triumph gönnen, ihn aufgeben zu sehen. Wenn es nichts anderes gab als die verdammte Kugel, dann musste er eben darin leben. Seine Bewegungen wurden ungleichmäßiger, sein Atem ging stoßweise. Da, jetzt ging es aufwärts. Er trat stärker, hüpfte, trat, und tatsächlich: die Kugel rollte mit Schwung nach oben, kippelte auf etwas und fiel.

Er schrie auf, als er den Luftzug gemerkte. Ein Aufprall, ein Hopser, die Kugel kullerte hin und her und kam zum Stillstand. Das Gesicht tauchte erneut vor ihm auf. Die Stimme sagte, „komm zu mir. Ich reiche dir die Hand und helfe dir hinaus. Dann gehen wir fort.“

Jetzt hatte er den Eingang entdeckt. Erinnerte sich vage, wie er hindurch gefallen war. Doch es gab keine Klinke. Verschlossen! Von hinten berührte ihn eine Hand. Er erstarrte, zog sich in sich zusammen, unfähig, die Hand zu greifen.
„Komm!“, sagte die Stimme. „Hier ist ein schmales Loch. Wir brechen es gemeinsam auf, und dann kommst du heraus. Du musst dich nur etwas anstrengen.“

Er sah auf das Loch, sah das Gesicht davor und hellen Sonnenschein. „Was wird dann?“, fragte er sich. Er wandte sich ab und hämmerte gegen die Tür. Hämmerte bis die Kugel wieder rollte.

© Sylvie2day, 18.10.2012
Es ist sehr schwierig aus dieser Kugel heraus zu kommen.

Aus eigener Kraft schafft es kaum einer - -
und Hilfe anzunehmen - - - auch das ist schwierig - -

*blumenschenk* Ev
eyes002
******ace Mann
15.981 Beiträge
Gruppen-Mod 
Also das ist
eine Kampagne, um alternde Revolverhelden in die Verwirrung zu stürzen! Ja doch, es funktioniert.
Momentens. Also die Kugel rollte bergab und wird schneller. Soweit ok, nennt man Hangabtriebskraft (Physik für Anfänger). Ein Mann flüchtet vor der Kugel, flieht quisiquasi VOR ihr weg und rennt bergauf?
HAB ICH WAS VERPASST? Rennen, kugeln, rollen oder humpeln die aufeinander zu? Oder betrachten wir einen Floh auf einer Pinball-Kugel? Dann wieder ist der Typ IN der Kugel?
Ich fürchte, lieb Schwesterlein, für dein hohes Maß an allegorischer Qualität bin ich zu doof oder nicht wach genug *snief*
Selbst mit 4 Kaffee käme ich, wenn ich sämtliche synaptischen Abstraktionsreste zusammenkratze und auf einen Haufen lege, höchstens auf eine Geburt. Ich weiß, das ist Quatsch. Ich muss später noch einmal lesen, wenn alle Ganglien aus der Disco wieder da sind *g*

Tom
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.610 Beiträge
Schnuggi
der Mann sitzt IN der Kugel

Und versucht gegen den abwaertsdrift anzulaufen ...

Männer und Technik tztztz
eyes002
******ace Mann
15.981 Beiträge
Gruppen-Mod 
Frauen und Zusammenhänge...*baeh*
neeneeneee, er sitzt nicht, er rennt. Und eine DRIFT isses ja auch nich....dat Dingen rollt, woll?
Rein logisch betrachtet [SPOCK-MODUS AN] ist eine rollende Bewegung einen Berg hinunter dermaßen dynamisch, dass ein "antrampeln" im Inneren eines Körpers nahezu ausgeschlossen ist. Eine etwaige Gegenbewegung aus dem Inneren eines in Bewegung befindlichen Körpers, der dazu noch beschleunigt, hätte zur Folge, dass der Antrieb im Inneren der Zentrifugalkraft zum Opfer fiele und so darüber hinaus noch zu einer erheblichen Unwucht der Kugel führte, was sie schlussendlich absolut unberechenbar macht und zerstören würde. [SOPCK-MODUS AUS]
Und das ist das Stichwort. Die Kugel ist eine weibliche Gehirnzelle!
Und wenn nicht, wäre es sehr lieb wenn mir jemand erklärt, WAS da WOHIN rollt und WARUM. Und woher kommt der Luftzug? Welcher Ausgang ist gemeint?
Fragen über Fragen. Das haste nu davon, jetzt muss ich zur Arbeit und bis heute abend darüber nachdenken, dass alle Menschen in Teutonien Zeit haben, das Rätsel zu lösen und ich der letzte Depp bin, der es erfährt grummel

Tom
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich denke da beim Lesen spontan an eine bereits vor ca. dreißig Jahren veröffentlichte Geschichte von mir, ohne genau erklären zu können, warum eigentlich. Etwas ist da in mir sofort angesprochen worden.

Die Geschichte (1983 in "Die Farben der Wirklichkeit" erschienen) handelt von einem Mann, der sich seit vielen Jahren verzweifelt an die Gitterstäbe seines Fensters klammert und sie ums Verrecken nicht loslassen will.

Zum einen hat er Angst vor der Dunkelheit unter ihm, in der er fallen würde, ließe er die Stäbe los. Und zum anderen freut er sich auf die wenigen Sekunden an jedem Tag, in welchen er einen kurzen Blick auf die Sonne erhaschen kann.

So wird er eines Tages entdeckt: sogar im Tod noch an die Gitterstäbe geklammert, auf keinen Fall loslassen wollend. Und jeder fragt sich, was er damit wohl bezweckt haben könnte. Denn hätte er einfach mal losgelassen, wäre er ein paar Meter gefallen, hätte sich wohl auch ein paar Wunden zugezogen, aber er hätte dann auch einfach den Raum verlassen und ins Freie gehen können - und er hätte den ganzen Tag lang in der Sonne tanzen können, wenn er gewollt hätte.

Aber er wollte ja nicht loslassen und sich nicht fallen lassen ...

*


Wie immer von Dir, liebe Sylvie, großartig geschrieben!

(Der Antaghar)
*******day Frau
14.273 Beiträge
Themenersteller 
Bruderherz
Du hast gerade wunderbar beschrieben, warum Spock immer an der menschlichen Natur vezweifelt. Die hat nämlich nichts mit Logik zu tun. Lies es noch mal unter dem von @***ti richtig erkannten Aspekt: er ist in der Kugel. Und nun addiere: Geschwindigkeit ist eine Frage der relativen Wahrnehmung, ebenso wie "abwärts". Und wenn Du letzteres nicht glaubst, setz Dich mit geschlossenen Augen in eine beliebige Achterbahn *zwinker*

@*****har: War ja klar, dass DIR das Phänomen geläufig ist ...

Sylvie *sonne*
eyes002
******ace Mann
15.981 Beiträge
Gruppen-Mod 
Ich habe
das Problem erkannt! HA!
Es ist ein schwerer Fehler, Kommentare gleich im Anschluss zu lesen.
Ev schrieb: "Es ist schwer, aus DIESER Kugel heraus zu kommen

Das war der Moment, wo ich dachte, sie weiß präzise, was gemeintwar. Und ich eben nicht. Mein Verstand kann Informationen verarbeiten. Aber eben auch abstrahieren. Wenn eine vermeintlich bereits vorhandene Information vorliegt, über die ich nicht verfügen kann, habe ich ein Verarbeitungsdefizit und mein Streben, dieser Information habhaft zu werden, überdeckt die andere Gehirnhälfte, die für Kunst und Abstraktion zuständig ist. Siehste, ich war nur neidisch *g*
Und das ist vollkommen Unspockig. Das ist Kirkisch.

Tom
*******day Frau
14.273 Beiträge
Themenersteller 
Bruderherz
Natürlich kann Ev nicht wissen, wie schwer oder leicht es ist aus DIESER Kugel zu gelangen. Das kann nur der Kugelmann. Und ich natürlich, denn ich bin ja die allwissende Erzählerin. Also konnte sich Evs Aussage nur auf ein allgemeines "aus einer Kugel entkommen" beziehen, was voraussetzt, dass sie sich bereits einmal in einer solchen befunden hat. Oder zumindest in einer Sitauation, die dem in-der-Kugel-sein relativ ähnlich war, so dass sie assoziativ in der Lage war, die Metabotschaft zu entschlüsseln.

Ich bin also versucht, Dir im Umkehrschluss zu unterstellen, Du hättest noch nie eine Erfahrung gemacht, die derartige Assoziationen hätte auslösen können, so dass Du es eben physikalisch falsch und nicht assoziativ-richtig verstanden hast. Genau so gut könnte ich aber auch schlussfolgern, dass Du diese Erfahrung bereits gemacht, aber als derart schmerzhaft erlebt hast, dass Du die Erfahrung an sich dermaßen verdrängt hast, dass jede Anmutung einer Assoziation dazu mit Logik unterdrückt wird...

Und das war jetzt *holmes*

Sylvie *sonne*
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.610 Beiträge
Nein
Ich bin also versucht, Dir im Umkehrschluss zu unterstellen, Du hättest noch nie eine Erfahrung gemacht, die derartige Assoziationen hätte auslösen können, so dass Du es eben physikalisch falsch und nicht assoziativ-richtig verstanden hast. Genau so gut könnte ich aber auch schlussfolgern, dass Du diese Erfahrung bereits gemacht, aber als derart schmerzhaft erlebt hast, dass Du die Erfahrung an sich dermaßen verdrängt hast, dass jede Anmutung einer Assoziation dazu mit Logik unterdrückt wird...

Und das war jetzt *holmes*

Sylvie


Das war Küchen-plueschOlogie

Du wechselst einfach zu oft die Beruf(ung)e(n) *zwinker*
*******day Frau
14.273 Beiträge
Themenersteller 
Das war Küchen-plueschOlogie

Nö... das war ein Insider mit der zwischen Geschwistern üblichen Ernsthaftigkeit *zwinker*

Sylvie *sonne*
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.610 Beiträge
Dass das wenig ernsthaft gemeint war
ist schon klar, aber auch Fetisch-Schwestern geben gerne eine Tube Senf ab *zwinker*
Herbst 2018
***to Mann
4.270 Beiträge
Ich finde den Satz zum Schluss hin wichtig:
„Was wird dann?“, fragte er sich.

Es wohl die Angst vor dem neuen, dem Unbekannten, die ihn darin bleiben läßt.

Dies läßt ja auch manchen in seinem Elend stecken.

Das gewohnte Grauen - da weiß man was man hat.
*******day Frau
14.273 Beiträge
Themenersteller 
Ja...
Es wohl die Angst

und die Weigerung, sich der Angst zu stellen. Sie lässt sich nicht durch Denken erledigen...
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.