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Wach

Wach
Er liegt wach in seinem Bett, die Augen in der Dunkelheit geöffnet, und starrt in die Schwärze.
Das Schlafzimmerfenster ist gekippt, er ist gerade vom Pinkeln zurückgekommen, war aufgewacht aus einem unruhigen Schlaf, und nun liegt er da auf der Seite, kann nicht mehr einschlafen und lauscht den Geräuschen der Welt, die die fortgeschrittene Nacht in sein immer enger werdendes Zimmer trägt.
Irgendwo unten auf der Straße bellt kurz ein Hund, dem Bellen nach ein kleiner, er stellt sich sein Herrchen oder Frauchen vor, müde, vielleicht nur einen Mantel über dem Schlafanzug, wartend, dass der Hund sein frühes Geschäft bald erledigen wird, fröstelnd, vielleicht rauchend, ungeduldig und sich nach der Wärme des Bettes sehnend.
Autos fahren vorbei. An dem Geräusch der Reifen kann er hören, dass es geregnet hat. Es war schon verrückt, dass das möglich war. An was konnte man das erkennen? Was war an dem Geräusch anders, als wenn die Reifen über trockene Fahrbahn glitten? Genau kann er es nicht sagen, aber er erkennt es immer sofort.
Im Altglascontainer sucht jemand nach Pfandflaschen; die Gläser klirren aneinander. Er sieht neuerdings immer mehr alte Leute, die in den Containern herumstochern, auch tagsüber kommen sie und suchen. War das nur eine Marotte verschrobener Leute oder war das Land bereits so weit herunter gekommen, dass die alten Leute ihre Rente auf diese Weise aufbessern mussten?
Ihn schaudert bei dem Gedanken und daran, wie es ihm wohl einmal gehen wird, wenn er in dieses Alter kam. Er ist nun achtunddreißig, es ist noch lange Zeit bis dahin, wer weiß, was alles bis dahin geschehen konnte.
Ihn fröstelt. Er zieht die Decke weiter über sich, wälzt sich auf die andere Seite. Die Gedanken driften weiter. Vom Hier und Jetzt in die Vergangenheit. Zu ihr. Damals. Als alles noch gut war.

Über zwölf Jahre ist es nun her, dass sie ihn verlassen hat, und es schmerzt immer noch genauso wie damals. Sie war die Liebe seines Lebens gewesen. Er war nie über ihren Abschied hinweggekommen, nie. Am Anfang dachte er, er müsste verrückt werden, er sah sie überall, an jeder Straße, die er überquerte, in jeder Disco, auf dem Weg zur Arbeit. Überall sah er sie, und doch war sie nie da. Nur seine Gedanken, nur sein Verlangen, sie zu sehen, brachte sie überallhin, wo er war.
Sie war das Beste, was ihm je passiert war, schön, klug, freundlich, Sex pur, Himmel, was hatten sie geil miteinander gefickt, gelacht, gefeiert, geredet, gestritten, gelebt!
Wie schön war alles gewesen, damals, vor all den Jahren. Aber sie war gegangen, hatte ihn verlassen. Er hatte wohl zu sehr geklammert, wollte sie nicht verlieren und dann war genau diese Angst und das daraus resultierende Verhalten der Grund gewesen, warum sie ihn verlassen hatte. Ironie des Schicksals.
Er hatte sie seit der Trennung nie wieder gesehen, er weiß nichts von ihr. Ob sie noch hier ist, in seiner Stadt, wohin sie gegangen war, ob sie geheiratet hatte, ob sie gestorben war. Er weiß nichts von ihr.
Als sie sich von ihm trennte, war er nachts zu ihrem Haus gefahren und hatte ihr zehn Mal ein Messer in den Leib gerannt, doch als er die Augen öffnete, war er nur heulend an seiner Badezimmertür gestanden und hatte mit der Faust dagegen geschlagen.
Dann war er in seinem Wohnzimmer gesessen und hatte sich eine Pistole in den Mund gesteckt und abgedrückt, doch als er die Augen öffnete, waren es bloß zwei seiner Finger gewesen.

Er hatte sich jahrelang betäubt, mit Drogen, Alkohol, anderen Frauen. Alles Lüge, es war alles Lüge gewesen, denn es war alles nicht SIE gewesen. Andere Frauen hatten das ausbaden müssen, was sie angerichtet hatte. Er hatte die Frauen kennen gelernt, sie nett gefunden, sich auf sie eingelassen, sie gebumst, sie fallen lassen. Jedes Mal hatte er verglichen, ohne es eigentlich bewusst zu wollen. Immer hatte irgendwas nicht gestimmt. Zu kleiner Busen, zu dumm, keine schönen Beine, nicht nett, nicht gut im Bett, falscher Musikgeschmack, falsche Kleidung, falsche Freunde, falsches Atmen, falsche Augenfarbe, falsche Lippenstiftfarbe, falsches Trinken… Kleinigkeiten, Nichtigkeiten.
Immer war etwas falsch gewesen, was sie gemacht hatten und sie konnten nichts dafür und er kam aus diesem Dilemma nicht heraus.
Es waren tolle Frauen gewesen, fraglos, Freunde von ihm hatten sich teilweise ans Hirn gegriffen, weil er wieder mit einer Schluss gemacht hatte. Aber es ging nicht anders. Es waren alle nicht SIE gewesen.
Er steht mit dem Gedanken an sie auf und geht mit dem Gedanken an sie ins Bett. Tag für Tag, Nacht für Nacht. All die Jahre, all die Jahre.
Er liebt sie noch immer, er weiß es. Wenn jetzt das Telefon klingeln würde, und sie wäre dran, wäre er wie ein Hündchen, das seinen Herrn empfängt. Er ist ihr verfallen, nach wie vor. Er wird nie wieder so sehr lieben können, wie er sie liebt, das Herz lässt sich nun mal nicht teilen. Und nun liegt er da, der Rest, was von ihm noch übrig ist nach den Jahren der Selbstzerstörung, krank an Körper und Geist, und die Sehnsucht ist unvermindert in ihm. Die Sehnsucht, die ihn die Jahre über begleitet, verfolg, zerfressen hat, nach dieser Frau, nach dieser einen Frau, die ihm Alles gegeben hatte, nur um ihm Alles in einem Atemzug wieder zu nehmen.
Was hatte sie nur aus ihm gemacht! Nein, nein, das war nicht wahr! Er selbst, was hatte er nur aus sich gemacht! So musste es heißen. Sie hatte nur Schluss gemacht. Genau wie er viele Male vor und nach ihr. Mit Anderen. Die auch nichts dafür konnten. Ihr war nichts vorzuwerfen, es war sein Geist, der kaputtging; er war es, der jahrelang getrunken hatte, gekokst, geraucht, gesoffen. Er war es, der der Idiot war, und ihm war es zu verdanken, dass er jetzt so büßen musste, dass er vor die Hunde ging. Sie war nur der Grund gewesen, getan hatte er es. Bleib gerecht, Mann! Sei kein Arschloch!
Was sollten denn die anderen Frauen über ihn sagen, denen er genau das gleiche Unrecht angetan hatte. Es passierte jeden Tag auf der ganzen Welt. Herzen brechen. Aber dies ist sein Herz, und sie hatte es gebrochen. Die Anderen sind die Anderen.
Er liegt in der vergehenden Nacht in seinem Bett und zählt die Lichtpunkte, die von der Straßenlaterne durch die Spalten seines Rollladens schräg auf seine ihm gegenüberliegende Zimmerwand projiziert werden.
Durch die steigende Helligkeit im Osten gewinnt sein Zimmer an Konturen. Die Dunkelheit weicht langsam zurück, weicht dem Morgengrauen. Das Morgengrauen wird bald dem entstehenden Sonnenlicht und dem jungen Tag erliegen. Er weiß, dass der Tag naht. Gleich wird sein Wecker ihn aus seinen Gedanken reißen, er hat es ja praktisch schon getan, auch ohne zu klingeln.
Die Autogeräusche werden zahlreicher, ein neuer Tag ist im Begriff zu beginnen. Ein neuer Tag in dieser überbevölkerten, einsamen Welt. Ein neuer Tag in einer Welt ohne sie.
*******inde Frau
42.252 Beiträge
nach so langer Zeit noch an ihr zu hängen, ist meines Erachtens nicht normal ...... er sollte mal eine therapie machen
*****tti Frau
1.384 Beiträge
Danke
sehr bewegend und nachvollziehbar beschrieben *blumenschenk*

Kennen wir denn nicht alle ein bisschen von diesem furchtbaren Gefühl?

lg violetti
Sehr dicht und intensiv beschrieben
Besonders gefällt mir der dargestellte "Dominoeffekt" des Kränkens:

Sie verliess ihn, er kränkte ganz viele andere Frauen die, obwohl es

hier nicht steht, wieder andere Männer etc...

Dunkelheit, Leid und Schmerzen fühlbar dargestellt, gefällt!
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