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Jojo

**********_stgt Frau
1.355 Beiträge
Themenersteller 
Jojo
Er schrammte von seinem Auto, in dem er monatelang schlief, gerade noch so an der Straße vorbei, weil er dann doch seinen Stolz ablegte und aufs Sozialamt ging. Als ich ihn kennenlernte, hatte er bereits eine kleine Wohnung bezogen, die ein normaler Mensch allenfalls als Rumpelkammer benutzt hätte. Ich war nie drin, aber er beschrieb sie so.

Ich hatte damals einen kleinen Literatur-Antiquitätenladen. Jojo kaufte dort seinen Lesestoff. Er war gebildet, sehr gebildet und las viel. Mein Sohn, damals 2 Jahre, fand ihn toll, denn Jojo konnte tatsächlich zaubern. Ja, Joho war total unterhaltsam, auch für mich. Wir führten stundenlange Gespräche, während ich auf die wenigen Kunden wartete und ich freundete mich mit Jojo an. Inzwischen lieh ich ihm die Literatur aus und er brachte sie brav wieder zurück. Ich lud ihn zum Essen ein, kochte für ihn und schließlich kam er fast täglich. Ich mochte ihn, wie man einen besten Freund mag. Mein Sohn liebte ihn, wie sehr wusste ich nicht.

Irgendwann verschwand Jojo, einfach so.

Jahre später, den Laden hatte ich längst nicht mehr, ich war glücklich verheiratet, bewohnte eine Eigentumswohnung, hatte einen Halbtagsjob, mehr bedurfte es nicht, mein Mann verdiente das zum Leben notwendige Geld für unser zufriedenes Leben. Meins war eher ein Taschengeld.

Irgendwann stiegen mein Sohn, inzwischen 8 Jahre alt und ich aus dem Auto vor unserem Wohnhaus und ein begeistertes „Jojo“ veränderte unser Leben erneut.

Jojo wohnte im gleichen Wohnblock, nur zwei Eingänge weiter. Wir hatten uns viel zu erzählen. Jojo hatte inzwischen beruflich als Zauberer gedient und alle bekannten Autohäuser hatten auf Messen seine Luftballonmodelagen eine Menge Geld kosten lassen. Doch Jojo verstand nicht viel von Marketing und konnte auch nicht mit Geld umgehen. Jojo war erneut pleite. Inzwischen hatte er auch noch Steuerschulden.

Warum er einfach damals verschwand? Mein Sohn, klein und liebenswert hatte zu ihm gesagt: „Ich wünschte, Du wärst mein Papa ...!“ Das war für Jojo zuviel. Jojo wusste, er war für mich „nur“ ein Freund und da wird nie mehr sein.

Jojo war nie mein Typ, nicht dass was ich mir für mein eigenes Leben wünschte.

Auch mein Mann mochte Jojo und irgendwie gehörte er schon bald fast zur Familie. Wir unternahmen viel zusammen. Manchmal auch nur Jojo, mein Sohn und ich. Er war ein guter Freund für uns alle!

Ich versuchte Jojo erneut zu helfen, ordnete seine Verpflichtungen, doch es half alles nichts, der Weg zum Sozialamt blieb die einzige Überlebensstrategie. Jojo musste aus seiner Wohnung irgendwann raus, sie war zu groß und zu teuer, das Sozialamt zog ihm dafür Geld ab. Er zog in eine kleinere Wohnung. Weil er seinen Pflichten gegenüber dem Sozialamt nicht nachkam, strichen sie ihm teilweise monatelang das Geld, um ihn dazu zu bekommen mitzuarbeiten. Schließlich ging er gar nicht mehr hin. Der Kontakt brach erneut zu uns ab.

Irgendwann traf ich ihn wieder. Stuttgart ist wohl doch nicht so groß ...

Inzwischen war ich längst selbstständig und arbeitete nicht nur ganztags, sondern auch am Wochenende. Mein Mann auf dem zweiten Bildungsweg, war inzwischen Betriebswirt. Wir lebten längst im eigenen Haus mit Garten, zwei Hunden, mein Sohn zurück aus dem Internat, in der Ausbildung.

Ich half Jojo erneut. Ich vermittelte ihm den Kontakt zu einem Geschäftsfreund, der ihn einstellte. Das funktionierte dann auch gut, fast 10 Jahre. Dann stritten sich die beiden, nicht zm ersten Mal recht heftig und Jojo verlor seinen Job. Jojo, inzwischen 58, findet nichts mehr neues. Er lebt in seinem kleinen Apartment, welches sein letzter Chef ihm zur Verfügung gestellt hatte und das er, solange er Miete zahlen wird auch behalten darf. Jojo lebt wieder vom Sozialamt und wird es wohl für den Rest seines Lebens tun. Er engagiert sich für den Tierschutz und nimmt Pflegehunde auf ... begleitet sie bis in den Tod. Ich glaube Jojo ist dennoch irgendwie glücklich.

Ich habe Jojo manchmal auch mit etwas Geld ausgeholfen, aber eher „diskret“, ich wollte ihn nicht beschämen. Ich habe es „verpackt“ in mehrere Engagement für Familienfeiern, wie Geburtstage, Hochzeiten, Taufen usw., wo er vor meiner Familie und Gästen als Zauberer auftrat, für ihn als Geburtstagsgeschenk oder als Futternapfzuschuss für den einen oder anderen Pflegehund. Jojo brauchte immer wieder Hilfe ...

Losen Kontakt haben wir bis heute noch.

Jojo schrieb mir vor kurzem eine E-Mail. Sie endete mit einem Geständnis ... „Eine Frau wie Dich hätte ich gebraucht, Du hättest mir in den Arsch getreten und aus mir wäre sicher was geworden! ...wusstest Du, das ich Dich schon immer liebte? Ja, ich liebte Dich und tue es noch immer ...! Du bist eine wunderbare Frau! Der Mann an Deiner Seite ist zu beneiden!“

Ich liebte Jojo nie, aber ich mochte ihn, er war ein wunderbarer Freund in schweren Stunden! Ich könnte ihn auch heute noch nachts um drei anrufen und er käme sofort.

Wir sind ein Stück gemeinsam gegangen, doch mein Weg war letztendlich dann doch ein anderer ...
**********_stgt Frau
1.355 Beiträge
Themenersteller 
Inspiriert ...
... hat mich hierzu die Geschichte ...

Kurzgeschichten: Dieter, Nachname unbekannt

von @**********Hmaso

Danke Dir!
Sehr gerne
Dann hat sich meine Geschichte ja schon für deine schöne Geschichte gelohnt.
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