Squirting für Anfänger
E'rneut gehe ich leicht in die Hocke, ziehe das Tuch, das ich um meine Hüften binden sollte, noch fester um meine Hüften und bewege mein Becken vor und zurück… und rauf und runter… und wieder vor und zurück. Ich gebe mir große Mühe, dabei nicht an squirten zu denken und mich einfach fallen zu lassen. Wobei „fallen lassen“ in diesem Zusammenhang ein lustiges Wort ist, denn erstens muss ich bei der ungewohnten Muskelanstrengung total darauf achten, keinen weiteren Krampf in der linken Wade zu bekommen und zweitens denkt mein Kopf irgendwie die ganze Zeit, dass ich das Tagesziel nicht erreichen werde. Das vordefinierte Tagesziel sind 3 – 5 Tropfen. Wenigstens. Gerne mehr, aber so weit will ich ja noch gar nicht denken! Stattdessen bewege ich mein Becken schneller und tiefer und seitlich und wieder von vorn. Ich sollte vielleicht erwähnen, dass ich das exakt über dem aufrecht stehenden Schwanz eines Lehrers für Squirting, Fisting und Analorgasmus vollziehe und das er mit meinen Bemühungen zufrieden zu sein scheint, denn er lächelt so versonnen. Ich mag ihn allerdings nicht besonders. Erstens riecht er nicht so gut und zweitens liegt so gönnerhaft unter mir, dass ich mir überlege, ob seine Werbetexte in Bezug auf eben diese und derzeit stattfindende SFA-Ausbildung eine ehrliche Basis haben? Also mir kommt dass inzwischen eher wie Yoga am Abend vor und mir wird langsam klar, dass das so nichts wird.
Nach weiteren 20 Minuten klettere ich also mit bleischweren Beinen von ihm runter und bitte ihn, die Übungsmatte, mein Wohnzimmer und den Rest meines Lebens zu verlassen. Gott sei Dank bin ich eine selbstbewusste und taffe Frau und konnte seinem Gejammer, dass ER fast abgespritzt hätte, entschlossen standhalten. Nix da, raus jetzt. Schließlich geht es darum, dass ICH spritze und die 170,- Euro Seminargeld gebe ich ihm für das rein praktisch orientierte Seminar betont widerwillig.
Nachdem ich mich ca. 7 Stunden geduscht habe, überlege ich mir, wie es denn nun weiter gehen könnte. Schließlich bin ich zielorientiert und habe es ja auch geschafft, mit dem Rauchen aufzuhören. Das war eine Leistung, auf die ich stolz sein kann und jeder Raucher wird es nachempfinden können. Ich habe viel geraucht. Rund 50 Zigaretten an einem normalen Tag ohne Besuch oder Tanzen gehen. Meistens Selbstgedrehte – anfangs, weil ich kein Geld für meine Lieblingsmarke hatte (HB, wer wird denn gleich in die Luft gehen) und später dann, weil mir der Javaanse Jongens im dünnen Gizeh Blättchen echt gut schmeckte und ich es auch irgendwie sehr verwegen fand, die sich ständig im Mund befindlichen kleinen Tabakkrümel auszuspucken.
Zurück zum Squirting. Ich fasse mir ein Herz und schreibe einer Frau, mit der ich schon länger schreibe und die in ihrem Profil stehen hat, dass sie in einer Squirting-Gruppe ist. Wahnsinn, was es alles gibt! Eine Squirting-Gruppe – also mal ehrlich, da werden Sie verstehen, dass ich über so Etwas erst einmal den Kopf geschüttelt habe. Wo findet denn bitte der Stammtisch einer solchen Gruppe statt? Im Schwimmbad?
Aber ich will mich nicht weiter über Menschen echauffieren, die halt ein bisschen anders sind, als wir Normalen. Schließlich hat ja irgendwie jeder eine Art Recht darauf, so zu leben, wie er will. Bzw. wie sie will, das passt wohl eher. Oder squirten Männer etwa auch?
Ich habe gerade begonnen, Informationen dazu bei google zu suchen, als die Antwort meiner squirting-fähigen Brieffreundin bei mir ankommt. Lesen… lächeln… weiter lesen… Kopf schütteln… Wie bitte? Ich soll bauchtanzähnliche Bewegungen machen, nackt, stehend bzw. schon wieder in der Hocke und mir vorstellen, ich würde die Luft ficken? Irgendwie verliere ich grad spontan die Lust am Thema, schreibe ihr ein freundliches „Danke“ und mache den PC aus. Warum überhaupt squirten wollen? Ich kann inzwischen mit einer Bohrmaschine umgehen. DAS nenne ich mal eine wichtige Eigenschaft.
Im TV mal wieder nur Mist. Erneut frage ich mich, warum ich mir einen so großen Fernseher gekauft habe. Das war doch die reine Angeberei. Und wirklich total unüberlegt von mir. Schließlich bekomme ich nie Besuch, vor wem bitte sollte ich also angeben können? Ich switsche rauf, dann wieder zurück, dann nochmal von vorn. Normalerweise klappt das und dann schau ich von dem schlechten das Beste. Aber heute gelingt es mir einfach nicht, etwas zu finden, das mich wenigstens halbwegs ablenkt. Ablenkt? Wovon?
Sie ahnen es vielleicht schon, oder?
Ich also rauf in mein Schlafzimmer, ein Tuch ausgebreitet, in die Hocke gegangen und nun ficke ich bereits seit 10 Minuten die Luft. Hoffnungsvoll schaue ich auf das Tuch unter mir und muss enttäuscht feststellen, dass es nach wie vor staubtrocken ist.
Verflixt noch mal, es muss doch einfach klappen! In fast jedem Frauenprofil steht, dass sie es können und in noch mehr Profilen von Männern lese ich, dass sie es geil finden. Also los jetzt, nochmal neu probieren.
Ich kämpfe bis zur totalen Erschöpfung und nichts passiert. Mein Tuch ist zwar inzwischen vollgetropft, aber nur vom Schweiß, der mir aus allen Poren rinnt. Todmüde falle ich in mein Bett und vertage die Angelegenheit auf unbestimmte Zeit.
Ich wäre aber nun mal nicht ich, wenn ich nicht mit einem rettenden Gedanken bereits am folgenden Tag weiter geübt hätte. Urplötzlich wird mir klar, dass die Squirting-Szene wahrscheinlich einen Trick hat, den sie den trockenen Weibern wie mir nur nicht verraten. So von wegen Konkurrenz und so. Ich bin jedenfalls jetzt allein drauf gekommen – die Blase muss voll sein! Natürlich… dass ich das nicht viel früher begriffen habe...
Ich also getrunken, was nur ging. Erst jede Menge Wasser, aber weil mir das bald nicht mehr schmeckte, bin ich auf Rotwein umgestiegen. Die leere Flasche steht direkt neben dem trockenen Tuch und ich ficke mal wieder die Luft. Der Druck auf meiner Pipeline ist dermaßen groß, dass mir allein davon schon wieder der Schweiß auf der Stirn steht. Aber da muss ich jetzt durch – jetzt oder nie.
Es ist erst 7.30 Uhr am Morgen danach, als ich in meinem Bett wach werde. Mein Kopf hämmert, als wenn ich 15 Sklaven im Hirn hätte, die von dort aus mit Stöcken gegen meine Schädeldecke einen permanent ansteigenden Rhythmus schlagen und ich habe einen Geschmack im Mund, als wenn ich den Korken von der Rotweinflasche gegessen hätte. Mir ist kalt. Das liegt sicher daran, dass ich in einer riesigen Pfütze liege, aber freuen Sie sich nicht zu früh, das mit dem squirten hat nicht geklappt. Ich liege in meinem eigenen.. na, Sie wissen schon… Aber nachdem ich gestern Abend beim Luft ficken ausgerutscht und gegen den Balken neben meinem Bett gekracht bin, da war mir nur noch eine einzige Bewegung möglich… rein in mein Bett, egal, was passiert und im Schlaf habe ich dann wohl endlich losgelassen.