Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Große Brüste
8901 Mitglieder
zur Gruppe
Größere Männer ab 1,80 m
4684 Mitglieder
zum Thema
Große Frauen449
Ein "Hallo" an die Männerwelt im Joyclub. Ich möchte mal eine Umfrage…
zum Thema
Die große ANAL-Umfrage! |Teil 2|449
Und hier gehts schon weiter mit der Umfrage, Hier nachzulesen: Um mal…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Keine große Sache

Keine große Sache
Es gibt viele Dinge, von denen ich erst glaubte, dass sie schwierig, gefährlich oder unangenehm wären, bis ich feststellte, dass ich überlebt habe. Und andere Ereignisse, die ich herbeisehnte, auf die ich mit Spannung wartete, ungeduldig und doch froh, dass es noch nicht so weit war. Um nachher festzustellen, dass das Warten das Beste daran war. Nicht unbedingt immer Vorfreude, aber doch eine aufregende Zeit des Abwartens, Vorbereitens, mit der Erwartung eines großen Finales, das dann nie kam.

Als ich die Ausbildung beendete, und mit meinem Diplom in der Tasche das wahre Leben beginnen sollte, war ich überrascht von der Leichtigkeit, mit der dieser wichtige Schritt auf einmal kam, vorbei ging und hinter mir lag. Wahrscheinlich war ich darauf geeicht worden, offensichtlich hatte man mir vorgegaukelt, wie großartig und lebensverändernd dieser Meilenstein sei, bis ich es für selbstverständlich hielt, dass ich danach ein anderer Mensch sein müsste. War ich dann aber doch nicht – ich war dieselbe, es fühlte sich seltsam enttäuschend und leer an. All die Zeit des Wartens und Erwartens erschien mir im Nachhinein lächerlich. Der Schulabschluss war nur ein weiterer Tag in meinem Leben, an dem ich aufstand, mir die Zähne putzte, schöne und weniger schöne Dinge unternahm und dann ins Bett ging. Es war keine große Sache.

Ich dachte, als mir jemand das Herz brach, dass das eine wirklich große Sache sei, eine einmalige Art von Schmerz, der sich niemals wiederholt. Doch dann geschah es wieder. Und wieder. Und ich glaubte, ich würde mich wohl daran gewöhnen müssen, hin und wieder am Boden zerstört zu sein, enttäuscht und verletzt zu werden. Die schmerzhaftesten und die glücklichsten Momente wechseln sich ab und kommen immer wieder zurück. Doch sich gebrochen zu fühlen ist gar nicht so schlecht – denn Zerbrochenes heilt. Und die Bruchstellen sind manchmal das Stärkste an dem, was man mühsam wieder zusammengesetzt hat, und das ist mir lieber, als das unbeschädigte, aber naive Etwas vorher. Liebeskummer ist für mich heute keine große Sache mehr – ich weiß, es wird vorbei gehen.

Ablehnung, persönliche, aber auch von völlig Fremden vorgebrachte, die mir wirklich egal sein sollte, hat mich tage-, selbst wochenlang schlecht fühlen lassen.

Manchmal ärgere ich mich stundenlang über eine Dummheit, und schaffe es nicht, sie genauso als lächerlich zu empfinden und darüber hinwegzugehen, wie ich es tun würde, wenn sie jemand anderem passiert. Wenn ich mir den Mund an zu heißem Kaffee verbrenne. Oder über den einzigen Stein in hundert Meter Umgebung stolpere. Ich schimpfe und fluche über mich selbst, nehme mir vor, dass mir das nie wieder passieren soll und übersehe, dass alle um mich herum längst vergessen haben, was passierte.

Wenn etwas nicht so läuft, wie ich es mir vorgestellt hatte, nur weil eine Webseite zu lange zum Laden braucht, oder mein Bus nicht kommt, fühle ich mich bestraft und unfair behandelt. Wenn ich einen guten Tag habe und über Dinge lachen kann, die nicht perfekt sind, ist das alles keine große Sache. Daraus sollte ich gelernt haben.

Mich von meinem Ehemann zu trennen war ein langwieriger Prozess, nach jahrelangem Abwägen, ob mich diese Verbindung wirklich glücklich macht und ob nicht auch er ohne mich glücklicher wäre. Doch eine gut durchdachte Entscheidung war es am Ende doch nicht, eher eine Kurzschlusshandlung, als das Fass übergelaufen war. Spontan habe ich Konsequenzen gezogen, auf mein Bauchgefühl gehört und meine Koffer gepackt, als es soweit war. Erst hinterher merkte ich, dass es nur das Ende einer schon lang währenden Entwicklung war. Und gar keine so große Sache, wie ich erwartet hatte.

Und trotz allem bin ich hier, einigermaßen intakt, geheilt von allen Wunden der Vergangenheit. Alle Sorgen, die ich jemals hatte, waren größtenteils irrelevant, oder sind es jetzt. Die meisten Ängste waren unbegründet. Mir geht es gut. Alles ist gut.

Wenn das keine große Sache ist, weiß ich nicht, was dann eigentlich wohl eine ist.
*********hen67:
Wenn das keine große Sache ist, weiß ich nicht, was dann eigentlich wohl eine ist.


alles einfach, für mich perfekt, auf einen Punkt gebracht

*top*
volatile
*******aum Frau
16.590 Beiträge
Ein sehr sympathischer, menschlicher Text. Gefällt mir.
*****tti Frau
1.384 Beiträge
wie wahr .. ich empfinde ebenso.
Wahrscheinlich sieht man das Geschehene im Nachhinein aus einem anderen Blickwinkel und man hat sich schon wieder etwas weiterentwickelt.

Ich habe so meine eigenen Gedanken dazu entwickelt:
Alles hat seinen Grund.
Aus dem scheinbar negativen ergibt sich Positives, man muss es nur erkennen.

DANKE
lg Violetti *blumenschenk*
****e_a Frau
583 Beiträge
Mir gefällt dein offener aufrichtiger und angenehm leichtfüssig geschriebener Text sehr gut. Machst keine grosse Sache draus, und drum ist es ein stimmiger Text zu einer grossen Sache.

Diese Stelle gefällt mir besonders, weil sie etwas zeitdreidimensionales macht:

...war ich überrascht von der Leichtigkeit, mit der dieser wichtige Schritt auf einmal kam, vorbei ging und hinter mir lag.

Danke!
schöne Relativitätsbetrachtung! *g*
Genau so ist es!
Dankeschön für die Betrachtung.
Sehr schön, danke
Genauer betrachtet sind sicher viele Dinge, die uns jetzt als groß und wichtig erscheinen, eigentlich keine große Sache...

Sehr schöner Text
In to the void - beauty goes „vertigo“
******ool Frau
31.610 Beiträge
es war einmal
Wenn das keine große Sache ist, weiß ich nicht, was dann eigentlich wohl eine ist.

eine frau, die beklagte sich darüber, was es für eine große sache sei, eine schöne geschichte zu schreiben, einen text zu erstellen, der sich auf samtpfötchen ins hirn schleicht und sich da mit kleinen katzenkrallen festsetzt, der leichtfüßig ist und doch ernstes schildert, der eine den alltag und die täglichen widrigkeiten vergessen lässt und einer klar macht, dass die "großen probleme und herausforderungen" doch oft leicht zu überwindende "kleinigkeiten" sind, über die man hinterher lachen kann ...

und dann ... setzt sich diese frau hin und schreibt genau diese wunderschönen gedanken auf ihre ganz unnachahmliche art und weise auf

chapeau
*****har Paar
41.020 Beiträge
Gruppen-Mod 
Schon allein für diesen Satz

Und trotz allem bin ich hier, einigermaßen intakt, geheilt von allen Wunden der Vergangenheit. Alle Sorgen, die ich jemals hatte, waren größtenteils irrelevant, oder sind es jetzt. Die meisten Ängste waren unbegründet.

ist ein Dankeschön unvermeidbar!

Eine sehr schöne und zutreffende Betrachtung!

Mein Kompliment! *top*

(Der Antaghar)
Danke!
ich bedanke mich recht herzlich für die positiven Kommentare!

Bjuti - hattest ja recht, ganz genau, es kommt schon irgendwann wieder - die Lust und die Fähigkeit, einfach drauf los zu schreiben...

Violetti, (und vielleicht auch andere)
verwechselt nicht etwas wie "im Nachhinein sieht man Dinge anders" mit dem, was ich eigentlich sagen wollte:

die Angst vor dem Unbekannten sowie die Vorfreude auf Neues (Dinge mit denen sicher jeder ganz unterschiedlich umgeht) sind in dem Moment, in dem das Erwartete dann endlich passiert, nicht umsonst gewesen, aber unwichtig geworden.

ich meine nicht, dass wir hinterher schlauer sind, sondern dass wir lernen, tatsächlich weniger "Respekt" oder Angst vor Geschehnissen zu haben.

Den Einen, der immer schon neugierig war, wird es enttäuschen, dass er seinen Kick nicht bekommt, wenn etwas augenscheinlich Großartiges dann doch nicht so toll war.
Der Andere, der sich fürchtet vor Veränderungen, wird es als "überwundenes Hindernis" ad acta legen, aber genauso die nächste Hürde fürchten.

In der Mitte liegt für mich die Erkenntnis, dass es kaum Dinge gibt, die wirklich lebensverändernd sind, und noch weniger solche, die uns unwiderruflich verändern.

Wir waren eigentlich immer schon so (mutig, stark, fähig, zupackend, aktiv oder hinnehmend), es wird uns nur dann allmählich bewusst, wenn etwas Besonderes passiert. Die Lehre, die ich persönlich daraus ziehe ist, dass ich vor kaum noch etwas Angst zu haben brauche.

Einen "Grund" haben Dinge deswegen nicht.
das klingt mir zu sehr nach "es steht geschrieben" - wenn, dann in unseren Erbanlagen!
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.