Brief schreiben
ist genau wie eine Geschichte, nur kürzer, in meinem speziellem Fall auch manchmal eher länger.Sollte alles beinhalten, was und warum dieser geschrieben, in die Hände des anderen gelangt.
Somit genau die Herausvorderung für mich, die sich in Textpassagen fest hängt, die ihrer Kryptik Nährboden bereitet.
Also als erstes, was will ich drin haben, das Gewirr aus meinen Gedanken in lesbare Form zu bringen.
Ganz toll, wirklich, kostet mehrere Blätter Papier in meiner Kladde, nicht zu vergessen, mehrere Tassen Kaffee, sowie unzählige Zigaretten.
Die ich immer erst dann richte, wenn ich auch auf den Balkon gehe zum Rauchen, denn wären sie schon fertig, würde ich bestimmt mehr draußen stehen und mit den Nachbarn im Gespräch versinken, denn grundsätzlich habe ich gerade vor dem Brief, den ich wirklich dringend schreiben muss, eine fast panische Angst.
Will ich doch alles hinein bringen, was mich bewegt.
Vor allem soll er per Hand geschrieben sein, nicht so per Tastatur und dann im Ausdruck oder per Mail.
Also los geht´s
Mein lieber Sohn
geht ja gar nicht,
klar ist es mein Sohn, doch gerade da fängt´s ja an
"Kinder sind ein Geschenk, eine Leihgabe, kein Besitz"
Das will ich ja auch grad mit meinem Brief klären und das mit dem Lieb ist ja auch Auslegungssache.
Dann mal ganz anders
Für den Jungen, der aus mir, ein Teil von mir, geliehen, auf seinem Weg, zu sich und seinem Sein.
Oh, neeee, geht ja überhaupt nicht, der Kerl ist zwar gar nie nich doof, sowas nennt sich handelsüblich sogar "InselHyperIQ", doch das schrammt noch nicht mal haarscharf an Kryptik lang, das ist sie pur in Reinkultur.
So langsam rennt mir die Zeit weg, ich will es ja nicht nur handschriftlich haben, ich will es ihm ja auch direkt geben.
Also warum nicht mit den Sätzen, als Leitsätzen, beginnen.
Vorgedanken
"Kinder sind ein Geschenk, eine Leihgabe, kein Besitz"
"Verleihe deinem Kind Flügel, biete die Wurzeln, gestehe Fehler ein, fordere und fördere, doch erwarte keine Gegenleistung"
"Kinder sind ein Geschenk, eine Leihgabe, kein Besitz"
"Verleihe deinem Kind Flügel, biete die Wurzeln, gestehe Fehler ein, fordere und fördere, doch erwarte keine Gegenleistung"
und ganz wichtig
"Ich bin nicht auf der Welt, um allen zu gefallen, alles zu verstehen, jeden zu mögen, aber ich möchte jeden Tag gern leben"
Das war ja schon mal etwas
und jetzt nur noch die einzelnen Fragmente aus der Kladde auf dieses Papier bringen.
Warum ich dieses aufschreibe
Was mir wichtig ist
Welche Chancen ich sehe
Wo der Weg hin führen kann
Was mir wichtig ist
Welche Chancen ich sehe
Wo der Weg hin führen kann
Geschafft, nicht nur das Schreiben, ich auch.
Das war mit einer der schwersten Wege.
Jetzt noch in einer sauber geknickten Form in einen Umschlag, jetzt kann er kommen und ich es ihm direkt geben, muss es nicht nach schicken oder liegen lassen, bis zum nächsten Treffen.
Ich schreibe ja wirklich furchtbar gern, es ist ja jederzeit möglich, egal ob in meine Kladde, per Tastatur oder als Notiz im Mobile.
Doch viel einfacher geht es direkt miteinander zu reden, da geht auch noch per Telefon, direkt im vis-a-vis ist natürlich am Besten.
Wenn das aber nicht möglich ist, muss es eben schriftlich passieren.