@ Flaming_Hand
Weil es im Leben nicht um Revolution (geschichtlich betrachtet etwas, das wohl meistens mit Blut und Tod behaftet war) geht, nach meinem Blick auf und ins Leben hinein, sondern um Evolution.
Von dem her finde ich schon, das Änderungen und Reifungsprozesse ganz normal sind. Und gut. Weil es der Natur der Dinge und unserer Welt entspricht.
Besten Dank für Deine freundliche Belehrung!
Nun hab ich allerdings auf etwas völlig anderes hinweisen wollen, das wohl nicht verständlich wurde, als ich schrieb: Zum einen ist niemals alles gut und richtig (sonst müsste man ja nicht dagegen rebellieren), und zum anderen steht dann gleich die Frage von "oben" im Raum: Wozu etwas ändern, wenn doch sowieso immer alles gut ist?
Nichts gegen Evolution! Aber wenn ich behaupte, dass immer alles gut ist (
auch das Vergewaltigen einer Frau und das Abschlachten unschuldiger Kinder im Krieg?), dann gebe ich damit der Gegenseite, denen da "oben" (egal, was man als "oben" bezeichnet), gleich ein gutes Argument in die Hand, das die weitere Kommunikation zumindest erschwert und sie logischerweise dazu bringt, z. B. zu sagen: "Dann ist es ja gut, wozu sollen wir was ändern?"
Ich wüsste auch gar nicht, was man etwas grundlegend ändern sollte, wenn es gut ist. Und wenn alles gut, dann ist auch das gut und richtig, was Dir nicht gefällt. Vielleicht geht es nicht ums Ändern, sondern darum, wie man es noch besser macht? Darum geht es zumindest mir mit diesem Thread: Können wir alle lernen, besser miteinander zu kommunizieren?
Es kommt, so ist meine Überzeugung, immer auch darauf an, wie ich etwas kommuniziere. Und das wird zwar vehement gerade auch von ihnen, den von sich selbst meist sehr überzeugten und sich selbst gegenüber ziemlich unkritischen "Rebellen" eingefordert, aber anderen gegenüber leider nicht selbst praktiziert.
Will sagen: Ich setze mich sogar gerne und begeistert mit Neo-Nazis an einen Tisch, um mit ihnen zu diskutieren. Doch wenn sie mir nur ihre Parolen um die Ohren knallen und nicht zuhören und nicht auf meine Arumente ebenso eingehen wie ich auf ihre, dann setze ich mich eben nicht mehr mit ihnen zusammen. Dann ist eine sinnvolle Diskussion nicht mehr möglich.
Ich hab seinerzeit in 68ern zu den Leuten gehört, die man heute der APO zurechnet, ich war sogar eine Zeit lang mit welchen befreundet, die später leider zu Terroristen wurden und jahrelang dafür im Knast saßen. Und ich hab dabei eines schmerzhaft lernen müssen und halte es immer noch für wichtig: Es kommt drauf an, wie ich kommuniziere, wenn ich von jemanden etwas will. Indem ich anderen ans Bein pinkle, werde ich sicher keine sinnvolle Kommunikation erreichen, aber auch nicht, indem ich alles, was ich sagen will, in Worte kleide, die kaum einer versteht.
Ein Arzt, der nur hochtrabend und selbstverliebt mit Fachbegriffen um sich wirft und in seiner Fachsprache schwelgt, mag sich ja gut anhören, aber er wird seine Patienten nicht erreichen. Ein Pfarrer, der seine Gemeinde gerne mit lateinischen Worten missionieren will, wird sie allenfalls zum Gähnen animieren. Wenn ich mit einem Hund kommunizieren will oder von einem Pferd möchte, dass es sich anders als bisher verhält, muss ich wohl oder übel die Sprache des Hundes oder die des Pferdes "sprechen". Sonst verstehen sdie mich nicht.
Wer sich z. B. mit mir auseinandersetzen will (ich kann und darf hier natürlich nur für mich sprechen, andere mögen es anders sehen), der wird bei mir nicht auf Gehör stoßen, wenn er höchst kompliziert, vewrworren und umständlich schreibt oder redet, denn ich hab keine Lust dazu, mir aus all dem Gelabere das heraus zu picken, was der andere damit nun eigentlich sagen will. Und wenn Du z. B. Franzose wärst und kein Deutsch könntest, ich aber etwas Bestimmtes von Dir will, muss ich wohl französich reden, ob es mir gefällt oder nicht. Und andersrum gilt das Gleiche.
Wer etwas erreichen, anschieben, verändern oder vorantreiben will, wird nach meiner Erfahrung fast immer auf Granit stoßen, solange er so überheblich ist zu glauben, man müsse sich die Mühe machen, ihn irgendwie zu verstehen.
Indem ich z. B. ständig unsinnige und lächerliche Parolen wiederhole oder als Terrorist Bomben werfe oder auf einer Insel massenhaft Jugendliche abknalle, fördere ich ganz gewiß nicht die Evolution in Deinem oder meinem Sinne, sondern ich fördere eher die Gegenbewegung, ja, ich fordere sie geradezu heraus.
Vielleicht ist dazu ja auch dieser Beitrag bzw. Thread hilfreich:
Kurzgeschichten: Verantwortungslos oder verantwortlich?
Frage nebenbei: "Warum kann meine Aussage nicht einfach mal gut und richtig sein, und so stehen gelassen werden? Warum musst du dagegen rebellieren?
Tja, diskutieren ist eben etwas anderes als rebellieren. Und haargenau die gleiche Frage geht natürlich andersrum an Dich ...
Wobei du ja, wie an anderer Stelle auch, mal wieder nicht Klartext geredet hast, und nur jene umkreist, die sich wohl getroffen fühlen sollen. Was einerseits ja auch legitim ist. Vor allem, wenn du ja hier nicht auf die persönliche Ebene gehen möchtes - was ja aber andererseits dann doch mitschwingt... komisch, für mein Gefühl
Tut mir leid, Dich enttäuschen zu müssen, aber ich hab hier noch niemals jemanden persönlich treffen wollen, kann aber kaum vermeiden, dass sich immer irgendwer gerne getroffen fühlen möchte, weil er sich für so überaus bedeutend und wichtig hält, dass er glaubt, ich würde beim Tippen meiner Beiträge immer nur an ihn denken und hätte deshalb selbstverständlich nur ihn mit einer allgemeinen Aussage gemeint.
Wenn ich allgemein etwas schreibe, dann meine ich das auch allgemein. Wenn ich jemanden persönlich ansprechen möchte, tue ich das stets in Form einer CM oder zeigt es sich in der Kopfzeile eines Beitrags wie z. B. diesem hier.
Alle anderen Aussagen sind allgemeiner Natur, weil sie sich nicht nur auf einen, sondern auf viele, manchmal aus meiner Sicht sogar auf die meisten beziehen. Ich hoffe, das ist hiermit nun endlich klar.
(Der Antaghar)