Ich verkneif mir jetzt besser eine freche Bemerkung zum Thema Ernährung. Aber ich weiß jetzt wieder, warum es auch in dieser Hinsicht sinnvoll ist, sich immer wieder mal zu erden ...
Ich komme zurück auf das eigentliche Thema und auf den "kontrollierten Dialog", der ja seit Jahrhunderten von vielen buddhistischen Mönchen gelernt und gepflegt wird und auch Eingang in Kommunikationstrainings gefunden hat.
Auch wenn er hier in diesem Medium nicht praktikabel ist, kann er uns allen doch einiges verdeutlichen.
Wer sorgsam darauf achtet, wie er redet bzw. schreibt und wie er zuhört bzw. liest, hat schon einiges gewonnen:
1.) Aufmerksam zuzuhören und zu lesen will gelernt sein, nur wenige können es wirklich (man bringt es uns ja auch nicht bei, die Schule wäre dafür eigentlich ein guter Übungsplatz). Die meisten hören nur mit halbem Ohr zu, weil sie bereits bei den ersten Worten des Redners anfangen, über die Antwort nachzudenken bzw. sich zu merken, was sie unbedingt sagen wollen. Und schon ist ein großer Teil der Aufmerksamkeit nicht mehr beim Zuhören, sondern im eigenen Gedankenkarussell.
Und beim Lesen ist es ähnlich, und hierfür ist der Joyclub und insbesondere diese Gruppe ein prächtiges Beispiel. Ständig ist zu bemerken, dass viele den Beitrag, auf den sie antworten, nie und nimmer genau und aufmerksam gelesen und oftmals nicht einmal verstanden haben. Sie reagieren nur auf bestimmte, oft aus dem Zusammenhang gerissene Sätze oder einzelne Reizwörter, der Rest wird offenbar gar nicht mehr wahrgenommen. Leider.
2.) Reden und schreiben kann man so, dass man verstanden wird, und natürlich auch so, dass man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht verstanden wird (oder dass der andere denken muss, man sei besoffen oder stünde unter Drogen ...).
Hilfreich ist es nach meiner Erfahrung, wenn man knappe und klare Sätze bildet und relativ kurze Aussagen macht bzw. überschaubare Beiträge schreibt. Beim Reden überfordern ausufernde und mit tausend unwichtigen Details gespickte Aussagen und natürlich zu langes Reden bzw. endlose Monologe den Zuhörer. Die Fähigkeit, sich zu konzentrieren und aufmerksam zuzuhören ist begrenzt, beim einen mehr, beim anderen weniger, ist aber niemals unendlich und nach wenigen Minuten erschöpft.
Und so kenne ich zahlreiche Menschen, die sich offensichtlich selbst wahnsinnig gerne reden hören und endlos labern - bis man sich schließlich fragt, was der andere einem eigentlich sagen will (weil die Kernaussage in einem Wust von Nebeninformationen untergeht). Und das Gleiche gilt fürs Schreiben. Manchmal geht es eben nicht kurz und knapp, aber viele Beiträge, auch hier im Thread, wirken auf mich, als habe da einer geschrieben, der gerne endlos redet und sich dabei selbst verzettelt und zum Schluß vielleicht nicht mal selber mehr weiß, was er eigentlich aussagen wollte.
Der "kontrollierte Dialog" kann ein sehr lehrreiches Training dafür sein, sich bei seinen Aussagen zu beschränken und lieber kurz, präzise, einfach, klar und wesentlich zu bleiben, dafür dann aber auch verstanden zu werden. Denn bei diesem "Spiel" muss der andere, bevor er antwortet, erst mal sinngemäß in eigenen Worten wiederholen, was er verstanden zu haben glaubt. Und das wird auf Dauer zu mühselig, wenn der andere jedes Mal fünf Minuten lang redet und dabei von einem Thema ins andere fällt.
Und weil man vor der eigenen Antwort erst mal das wiederholen (nicht nachplappern!) muss, übt man sich hervorragend im genauen und aufmerksamen Zuhören. Ich kann es jedem nur empfehlen, es mal zu probieren, die meisten Paare geben nach zwanzig oder dreißig Minuten entnervt auf, aber ihnen wird dabei auch etwas deutlich, was wir auch hier immer wieder erleben ...
(Der Antaghar)