Adam liegt bequem auf seinem Moosbett.
Sein huldvoller Blick ruht auf seiner Gefährtin Eva, die an seiner Seite kniet und seine, schon längst verheilte Wunde küsst. Die, die ihm der Allmächtige zufügte, als er das Weib an seiner Seite erschuf.
Recht und billig, dass sie sich darum kümmert und ihn verwöhnt – so gehört es sich! Nicht so wie die Andere! Wie hieß sie doch gleich?
Die, mit dem Feministinnen-Tick….ach ja - Lilith!
Gut, dass er die los ist. Die hat immer nur Ärger gemacht, von wegen… Adam tu dies, Adam tu das, Adam befriedige endlich meine Lust!
Er konnte das schon nicht mehr hören! Ja, da ist seine Eva eine ganz andere. Nicht so überdreht und eingebildet – na gut, auch nicht so verdammt verführerisch – aber ein bisschen Schwund ist ja immer! denkt Adam sehr zufrieden bei sich und öffnet seinen Mund, denn einige vorbeihuschende Gürkchen begehren Einlass in seinen Magen.
Eva massiert äußerlich ergeben Adams Brust und ist innerlich doch ziemlich aufgeladen. Dieser Faulpelz! Liegt den ganzen Tag nur herum und lässt sich von ihr den Pelz kraulen.
Was ist mit ihr und ihren Bedürfnissen? Was ist mit ihrer Begierde?
Lüstern blickt sie auf die Gürkchen…ob sie die wohl benutzen könnte? Nein, nicht essen! Das andere!
Sie verwirft den Gedanken sofort wieder, denn nach kleinen Gürkchen steht ihr nicht wirklich der Sinn. Eher nach etwas größerem…sie wird beim nächsten Mal die Schlange fragen, ob sie etwas wüsste, was ihr Verlangen stillen könnte.
Jaja, sie weiß schon, sie hätte nicht zu diesem verbotenen Baum gehen sollen, wo sie diese interessante Schlange traf. Die, die ihr komische Gedanken in den Kopf setzte. Vorher war sie mit ihrem Leben im Garten Eden ganz zufrieden gewesen.
Ihr hatte nichts gefehlt, zumindest dachte sie das.
Doch dieses Verbot, nicht von den Früchten dieses einen Baumes zu naschen – warum denn nur? Es reizte sie ungemein, dieses Verbot auszuhebeln.
So war sie bei einem ihrer einsamen Spaziergänge „rein zufällig“ an diesem verbotenem Baum vorbeigekommen. Seine roten Früchte sahen so köstlich aus, sie wollte zugreifen, schaute sich um, keiner da - sie wollte nach einer greifen, als da plötzlich dieses merkwürdige Tier war.
Entgegen den Gepflogenheiten im Garten Eden bot es sich nicht als Nahrung an und stellte sich stattdessen als „Schlange“ vor.
Aha – interessant! Noch nie gehört!
Die Schlange wisperte etwas davon, wie öde und langweilig doch das Leben hier wäre. Nie eine Party, nie Sex, kein Bierchen oder sonstiges Vergnügen - kurz nichts, was das Leben eigentlich lebenswert macht, nur immer diese Lobpreisungen.
Ganz schön anstrengend auf die Dauer.
Man müsste mal ein wenig Entspannung von der ganzen Lobhudelei haben und etwas Leben in diesen Müßiggang hier bringen, so waren deren Worte.
Eva wurde das unheimlich, vor allem weil das züngelnde Ding aus dem Schlangenmaul seltsame Reaktionen an ihrem Körper bewirkte. So wie es beim Zischeln der Worte über ihre bloßen Brüste fuhr…Seufz und huch!
In hehrem Erschrecken über ihre Gefühle floh Eva zurück zu Adam.
Doch noch immer, da sie dort kniet, spürt sie dieses wohlige fremde prickeln – einfach überall auf ihrer Haut. Es ist so neu und es ist so schön!
Warum macht das nicht Adam mit ihr? Mit Unschuldsblick schlägt sie es vor, doch Adam - zu müde vom essen- ahnt schreckliches.
Nein – nicht schon wieder! Sind denn diese Weiber alle gleich?
Ignoranz wird sicher helfen, damit seine brave Eva nicht zu Lilith mutiert.
Doch Eva ist da anderer Meinung. Die Schlange hat Recht, hier ist es spießig und öde. Eva hat große Lust etwas anzustellen, um damit Adam aus seiner Reserve zu locken. Ein Plan keimt in ihrem Kopf.
Am nächsten Tag überredet sie Adam zu einem Spaziergang, der zufällig an dem Baum vorbeiführt. Da kein „Verboten“-Schild an ihm angebracht ist, und es schon so lange her ist, dass der Herr Adam diesen Baum zeigte, reagiert er nicht weiter, als Eva eine pralle rote Frucht pflückt und erst ihn kosten lässt und dann sich selbst bedient.
Die Strafe folgt auf dem Fuße. Rauswurf aus dem Paradies mit Blitz und Donner!
Nun stehen beide etwas betroffen an des Garten Edens Pforte und blicken mit leichter Wehmut zurück.
Außerhalb herrscht die blanke Bürokratenhölle. Lauter Verbotsschilder und ständige Ermahnungen, wie man leben und sich ernähren soll, ganze Formularstapel, auf denen irgendwelche Pflichtfelder auszufüllen sind. Vorschriften, Richtlinien und Mindesthaltbarkeitsdaten müssen nun beachtet werden.
Zum Glück für Adam und Eva gibt es trotz aller Übel auf dieser Seite der Mauer noch ein besonderes Vergnügen. Eines, dass es im Garten Eden nicht gab – die Schlange auf ihrem Baum kringelt sich vor Neid…
Und zu unser aller Glück waren die „Jutebeutel“ damals noch nicht erfunden.