TOURETTE
TOURETTE - Inszenierung des Theaterkollektifs Rimini-Protokoll, aktuell im Schauspiel Frankfurt
Klick, Mi-Au und was los du Arsch?
Verrenk mich, zitter, gib dich barsch!
Der Common sense wird aufgeknackt,
Wohl denen, die dabei nicht nackt.
Auf Bühnen und den dortgen Brettern
Lässt sichs bekanntlich herrlich wettern,
Man sonnt sich später im Applaus,
Doch diesmal sieht es anders aus.
Schauspieler sitzt im Publikum,
Fuchtelt mit Händen, piepst wie dumm,
Erst als er ins Erzählen kommt,
Und dabei checkt was unverplombt,
Führt es gezielt zum Abendthema,
Nix weich gespült, kein Cafe Crema.
Da gehts um Angst, um Akzeptanz,
Um Ausgrenzung und Toleranz,
Von wem? Es klappt ein Spiegel auf,
Das Publikum versteht den Lauf.
Mit Vollgas und mit lautem Wubbern,
Ein andrer Typ betritt den Schuppen,
Er, Medienmann aus Hansestadt,
Ihn machten fast die Nachbarn platt.
Man drohte dem, der manchmal schreit,
Nehmt ihm die Kinder, er sei breit.
Nur Normgemässes darf hier sein,
Man sperrt auch gern in Anstalt ein.
Erst später taucht ein Dritter auf,
Politiker mit gutem Lauf,
Denn er gewann trotz Körperqual
Direktmandat bei Hessenwahl.
Erzählt dann dem Theatergänger,
Mit Freude und ganz ohne Hänger,
Von seinem ersten Landtagssprech,
Inhaltlich toll und ohne Pech.
Nur schrieben danach die Gazetten
Viel über Tics, wenig vom fetten,
politisch Grossen, was er will,
Das muss sich ändern sagt er, still.
Der Medienmann, der Altenpfleger,
Politiker und Hoffnungsträger,
Sie alle sind in unsrer Mitte,
Sie brauchen Lächeln, keine Tritte.
Auch wenn sie fuchtelnd irritieren,
So wollen wir sie akzepzieren,
Denn dieser Abend machte klar,
Vielfalt bring Vielen Neues dar.
Das Publikum anschliessend tobte,
Die Kritikschar ausschliesslich lobte,
Und das Theaterkollektiv,
Das inszenierte ziemlich tief
Hinein in unser aller Denken,
Mit Mut muss man sich nicht beschränken.