Ich möchte mal aus den Nähkästchen plaudern und mich dabei "outen": Ja, ich hatte mal ein Frauen-Fake-Profil!
Hintergrund: Um hier mit einer Frau in Kontakt bleiben zu können, deren Mann ihr nur Kontakte zu anderen Frauen erlaubte, schlug sie mir diese Lösung vor. Also entstand "Michaela" - eine Lesbe, die schon im allerersten Satz ihres nett formullierten Profils deutlich darauf hinwies: "Keine Männer und keine Paare." Nach Rücksprache mit einer Freundin, durfte ich Aktfotos (ohne Gesicht) von ihr verwenden, die ich seinerzeit von ihr gemacht habe.
So weit so gut, "Michaela" ging schließlich online. So, und was da in den ersten 24-Stunden über sie hereinbrach, war schon ... bemerkenswert. Immer im Hinterkopf behaltend, dass sie als bekennende Lesbe "Frau sucht". Innerhalb von 24 Stunden hatte "Michaela" so viele Besucher, wie "Michael" in zwei Jahren! Auf die Kommentare unter den Fotos, in denen ständig "gebellt" wurde ("WOW!"), möchte ich gar nicht erst eingehen. Schon eher auf die Mails von Männern, die sich in keinster Weise daran störten, dass "Michaela" kein Interesse an ihnen hat. Und dann äußerst pampig, beleidigt und aggresiv reagierten, wenn "Michaela" sie diskret darauf hinwies, dass das Lesen des übersichtllich gehaltenen Profils VOR Absenden der Mail diese hätte obsolet werden lassen. Kaum zu glauben, dass ich es mit angeblichen Erwachsenen zu tun haben sollte. Es wunderte mich wirklich nicht, dass DIE noch immer Single waren und sicherlich auch noch sind. Wenn Frau das ein paar Mal erlebt, vergeht ihr die Lust, Männer anzuschreiben, sondern noch viel selektiver unter den eingehenden Mails zu auszuwählen.
Es haben mich auch zwei Frauen angeschrieben. Beide Mails waren äußerst nett und ansprechend formuliert, wie es wohl die wenigsten Männer hier auf die Reihe bekommen hätten. Das darf ich inzwischen mit dieser gemachten Erfahrung sagen. Beiden habe ich ebenso nett abgesagt, so dass jeder sein Gesicht wahren konnte. Das Profil wurde zwei Wochen später gelöscht, da der Mann jener Dame hinter die Täuschung kam.
Dennoch war es eine hochinteressante Erkenntnis. Seitdem verstehe ich Frauen, wenn sie im JoyClub den Ball flach halten, um nicht sofort von Breitseiten - bestehend aus unaufgeforderten Schwanzbildern, rudimentären Einzeilern und vulgären Anmachen - niedergemacht zu werden. Sehr viele Männer meinen leider, dass die Anonymität im Internet ihnen Narrenfreiheit gibt, sich daneben zu benehmen, wie sie es im realen Leben nie tun würden. Denn dort würde man sie sofort einnorden - mit Recht. Denn auch auf einer Plattform wie dem JoyClub hat jeder jedem mit Anstand und Respekt zu begegnen. Wir haben es hier mit Menschen hinter den Profilen zu tun. Und wenn Frauen von sexuell frustrierten Männern permanent und auf tumbste Weise belästigt werden, muss sich niemand wundern, wenn diese sehr schnell den Lösch-Button betätigten und erst gar nicht auf die Idee kommen, einen Mann anzuschreiben. Denn welcher Psycho mag sich hinter dem nächsten Profil verstecken.
Das ist übrigens die Essenz der Erfahrung von Frauen, die ich bislang über den JoyClub getroffen habe.
Ich kann ihr eher passives Verhalten inzwischen sehr gut nachvollziehen.
Und vergessen wir nicht: Schon immer wählte Frau zwischen den balzenden Männchen um sie herum aus. Das ist genetisch bedingt, und wir werden dies nicht in den paar Jährchen Internetdating aus unserem Reptiliengehirn tilgen.
Bedenkenswerte Grüße,
Michael