Guten Tag. - Meine Vorstellung: "Ein Gedicht"
Der Kuss
(Eine kurze Erzählung)
Es ist als wäre nichts davor, und nichts danach. Es ist fast so, als wäre nie zuvor etwas gewesen – und als sei danach nie wieder etwas.
Der Zauber Deines Kusses.
Fast glaube ich mich gefangen in einer klischeehaften Vorstellung, wenn ich versuche in meinem Herzen den Moment Deines Kusses wiederzubeleben.
Wie die Jahrhunderte alten Überlieferungen in den romantischen Erzählungen, über die Chöre und die Engelsstimmen, welche nur die begnadetsten Liebenden unter den Liebenden zu hören bekommen. Aber nein, es ist viel mehr und zu alle dem unbeschreiblich.
So sprenge ich die Ketten der romantischen Erzählungen, und sehe Dein Gesicht vor mir.
Der Zauber Deines Kusses.
Der Zauber Deines Kusses lebt aus der Erinnerung der vergangenen Tage, speist sich aus der Hoffnung der noch kommenden Tage, aber er erblüht im Augenblick, im Moment, in dem zeitlosen Zeitfenster welches sich öffnet, wenn Deine Lippen sich öffnen.
Ich fühle mich fallen und schweben zugleich, möchte Dich beherrschen und von Dir beherrscht werden zugleich, mich Dir Schenken, und Dich als Geschenk entdecken. Tag und Nacht fallen in mir zusammen, meine Liebste, wenn mein Mund sich Deinem schenkt.
Dein Mund.
Verloren sind mir alle Worte, abhanden jede Geste, kommt mein Mond Deiner Erde zu Nahe.
Ein angenehmer Schauer rast durch meinen Körper in Zeitlupe, lässt mein Innerstes erbeben, zwingt mich Dich zu küssen. Gegen jede Absprache, gegen jede Konvention.
Das süße Vergessen in Deinem Mund.
Mein Mund trinkt Deinen Mund und meine Zunge wärmt sich an Deiner, während mir das Leben genommen und geschenkt wird, zugleich. Mein Gott, wie sehr ich Dich in diesem Augenblick begehre und fühle.
In diesem Augenblicke.
Selbst jetzt, nun, während ich hier schreibe, fühle ich das Echo Deines Kusses in den verzweigten Hallen meiner Seele und meines Herzens. Liebste Königin.
Das Warten.
Mein Kopf zählt die Stunden, die Tage, doch mein Herz hat schon lange eine andere Zeitrechnung. Mein Herz zählt die Ewigkeiten zwischen dem einen Kuss zum nächsten, und die Herzschläge während des Kusses.
Das Unbeschreibliche.
Das Unbeschreibliche zu beschreiben - eine Herausforderung die nur der geübteste oder der dümmste Schreiber annehmen kann. Möge der Leser entscheiden zu welchen ich gehöre.
Deine Lippen. Wie eine süße, rote Frucht – so reif, so wohlduftend. Dein Körper nah bei meinem, wie in einem Traum den ich in einem Traum zu träumen wagte. Du bist so sehr Frau, so sehr. Meine Begierde steigt ins unermessliche, so sehr, bis sie fast zur Ohnmacht kippt. Fast möchte ich flehen Du mögest mir verzeihen, dass Du zum Weckruf des Tieres in mir wurdest. Doch im Grunde sei es meine Bestimmung, denn ich bin so sehr Mann, wie Du Frau bist, so sehr.
Wenn ich Deinen Kuss lebe, fühle ich die tiefsten Schluchten der Wollust in mir – und ich erahne die höchsten Gipfel meines Geistes. Du bringst mich zum fliegen, so dass ich über all´ dem schwebe, was sonst unvereinbar in mir erscheint. Du vereinst in Frieden das Tier und den Mann in mir, und während der Mann in mir Dich liebt, so schnurrt die Bestie friedlich in mir, besänftigt durch Deine Zartheit.
Der Wanderer und das Geschenk.
So verwandle ich mich vom alten Wanderer, durch Dein Geschenk, zum jungen, wilden Pilger Deines Herzens. Im Sturm möcht’ ich Dein Herz erobern ohne es zu bezwingen, Du, mein unentdecktes Land. Deine Sprache möchte ich lernen, Deine Lieder singen, Dein Essen kosten – sodass wir uns mit der Zeit besser begreifen.
Und wenn in Dir der Hunger nach mir erwacht, so werde ich bereit sein, für Dich, meine Geliebte. So werden alle Türme meines Königreiches zu Deinem Geschenk werden, so werden all’ meine Streitwagen stehen, so werden all’ meine Soldaten Ihr Haupt für Dich im Gruße erheben, und Dir zurufen: „Willkommen daheim, geliebte Sonnenkönigin!“
© Conferenciér, 2004