Mausefalle
Guten morgen,ich habe für BDSM gerade eine Shortstory geschrieben, denke mittlerweile aber, dass sie hier besser hinpasst. Naja, klappern gehört zum Handwerk und vielleicht findet sich hier ja DIE Frau...
Natürlich erwartete er mich schon. Ein kurzer Rundblick in der Lounge hatte mir genügt, um ihn zu erkennen. Ich wusste, wie gerne er durch elegante Kleidung auffiel und in einer Bar wie dieser, in die die meisten in ihrer Tagesgarderobe erschienen, war ein Mann mit Anzug so unauffällig wie ein Frosch auf der Käsetorte. Ich verkniff mir ein Lächeln, als ich sah, wie er vergeblich versuchte, ein Gespräch, das ihm über seine Anspannung hinweghelfen sollte, mit der Dame hinter der Bar zu führen. Ah ja, der Kater war also nervös. Wie nervös wäre er wohl, wenn er wüsste, dass ihm heute die Rolle der Maus zugedacht war? Gerade deshalb durfte ich jetzt nicht lächeln und so schritt ich mit erhobenem Haupt und selbstsicher auf ihn zu, dabei darauf achtend, dass meine Absätze auch genug Lärm auf dem Parkett verursachten, mir seine sofortige Aufmerksamkeit zu sichern.
Selbstverständlich stand er auf, als ich mich seinem Platz näherte und die steile Unmutsfalte auf seiner Stirn galt wahrscheinlich ihm selbst und dem Ärger darüber, dass er mich so spät bemerkt hatte. Jetzt schenkte ich ihm doch ein flüchtiges Lächeln, das ich extra seinetwegen aus der Tiefkühltruhe mitgebracht hatte und richtig, sein kleines nervöses Augenzucken verriet mir, dass ich soeben den ersten Treffer gelandet hatte.
Genau genommen schon den zweiten, denn ich hatte auch die Enttäuschung in seinen Augen gesehen, als ich auf ihn zu kam und er außer den Stiefeln nichts aus Leder oder Lack an mir entdecken konnte. Nun, das würde sich ändern, aber nicht hier und nicht jetzt und wissen musste er es zum jetzigen Zeitpunkt schon gar nicht. Schließlich musste ich den Kater ja erst auf seine Rolle als Mäuschen vorbereiten und möglichst so, dass er es nicht merkte. Als er mich von seinem Platz an der Bar zu der reservierten lauschigen Ecke führte, in der wir uns hoffentlich ungestört unterhalten konnten, nutzte ich die Gelegenheit, mich nach einem völlig ungewollten Stolperer kurz an seinem Arm festzuhalten und dabei entging mir natürlich nicht der tiefe Atemzug, den er von meinem Duft nahm. Ich hatte ihm dabei auch noch kurz meine Fingernägel in den Oberarm gebohrt, der daraufhin sofort die Konsistenz von Stahl annahm und irgendwie hatte ich das Gefühl, als liefe von dort ein Schauer über seinen Körper. Zum Glück sah er mein lüsternes Lächeln jetzt nicht.
Ich setzte mich und achtete dabei peinlich darauf, dass sich mein Rock für einen kurzen Moment um die Oberschenkel straffte, was Katerle natürlich nicht entging – sollte ihm auch nicht. In der nächsten halben Stunde ließ ich den Kater in dem Glauben, ein Mäuschen in der Falle zu haben und lauschte aufmerksam seiner zugegebenermaßen gekonnten und charmanten Unterhaltung. Ich tat so, als würde ich an seinen Lippen hängen. Wenn er wüsste, das ich mir gerade überlegte, was ich mit diesen Lippen und der dahinter verborgenen Zunge alles anstellen würde, wäre sein Erzählfluss wahrscheinlich leicht ins Stocken gekommen.
An den richtigen Stellen fügte ich eine Frage ein, bestätigte ihn und Katerchen verlor nach und nach seine nur für mich erkennbare Nervosität. Er wurde so, wie ich ihn aus seinen Mails aus dem Joyclub kannte. Keine Enttäuschung für mich und es wurde Zeit, dafür zu sorgen, dass ich auch keine für ihn wurde. Er kam jetzt langsam aus seiner Deckung heraus und damit wurde es Zeit, ein wenig Feuer anzuzünden.
Eine halbe Stunde und ein Cocktail sollten Grund genug sein, dass eine Dame sich die Nase pudern muss und so gönnte ich ihm noch einmal den Klang meiner High Heels auf dem Weg zur Toilette. Als ich zurückkehrte, entfiel mir genau vor seinem Stuhl die Puderdose und das Schnaufen hinter mir, als ich mich, von ihm abgewandt, danach bückte, bestätigte mir, dass dieser enge, lange Rock die richtige Entscheidung gewesen war.
So, das Feuer war also angegangen. Dann wurde es Zeit, gleich noch ein paar Kohlen nachzulegen und das tat ich dann auch, als ich mich hinsetzte. Sicher habe ich nicht die schönsten Beine und mein Arsch könnte auch ein paar Pfunde weniger vertragen, von den Hüften ganz zu schweigen. Doch schließlich bin ich eine Frau, und es gibt Korsetts, Mieder und Strümpfe und so hatte ich voll aufgerüstet, bevor ich mich zu diesem Date auf den Weg machte. Zeit für die erste Waffe.
Ich setzte mich, nachdem ich meine Puderdose wiedergefunden hatte. Dummerweise klaffte dabei der Rock ein wenig auseinander und gab ihm für einen kurzen Moment den Blick frei auf weiße Haut oberhalb eines schwarzen Strumpfes, der von einem ledernen Strumpfhalter schön straff gehalten wurde. Der Atemzug, den er jetzt von sich gab, erinnerte mich an einen Marathonläufer, der gerade kurz vor dem Ziel zum Endspurt ansetzt. Nur nicht lachen, dachte ich mir, noch umkreist der Fisch den Köder und so erzählte ich ihm leicht unterkühlt von meinem heutigen Shoppingtag. Als Katerle nach zehn Minuten wieder ausreichend Luft zu bekommen schien, wurde es Zeit, ihm den finalen Todessturz zu geben. Also zeigte ich ihm mit kühlem Stolz meine Errungenschaft und schon, als ich sie aus der Verpackung nahm, sah ich, dass ich ihn endgültig an der Angel hatte. Es gab da so ein kleines Geschäft in der Stadt, dessen Inhaber meine Wünsche kannte und die besten Sachen für mich zurückhielt und heute war es ein paar lange Lederhandschuhe gewesen. Es war eine Spezialanfertigung aus sehr dünnem Leder, die Nähte kaum zu sehen und so glänzend gegerbt, dass sich das Licht der Barbeleuchtung darin spiegelte. Langsam nahm ich sie zur Hand, dabei so tuend, als sei ich voll in ihre Betrachtung vertieft, beobachtete ihn dabei aber unter den Wimpern. Ich mochte diese Glätte, dieses Schmiegsame und doch Feste. Dann der Geruch des Materials und es war nicht ganz ausgeschlossen, dass mich jetzt auch ein leichtes Kribbeln erfasste.
Unverhofft hob ich jetzt meinen Blick und sah ihm gerade in die Augen und dort konnte ich alles lesen, jeden schmutzigen Gedanken, jede Geste und jede Berührung. Ich las wie in einem offenen Buch in ihm und wusste genau, was dort geschrieben stand. So einfach wollte ich es ihm aber nicht machen, schließlich wurde aus dem Kater gerade ein Mäuschen und es wurde Zeit, diese Metamorphose zu vollenden. Den Blick fest auf ihn gerichtet, ohne Lächeln, kalt und leise fesselte ich ihn mit meiner Stimme an seinen Platz.
„Was möchtest Du?“
Es dauerte einen Moment, bis er mit dem Gegensatz von Gesichtsausdruck und Stimme klar kam und irgendwie ging ihm wohl auch auf, dass er sich jetzt auf einem ganz gefährlichen Pfad befand. Typisch Mann, ich kannte das. Nie hatten Männer wirklich die Kontrolle, aber sie wollten alle, dass wir ihnen zumindest die Illusion ließen und genau die nahm ich ihm gerade. Es war jetzt seine Entscheidung, ob er sich auf dieses Spiel wirklich einlassen wollte. Noch konnte er sich mit einer charmanten Bemerkung aus der Affäre ziehen, doch dann würde nichts weiter passieren heute Abend. Ich wusste, dass er es wusste und er wusste, dass ich es wusste.
Ich konnte eine Ader an seinem Hals pulsieren sehen, genau wie den einzelnen Schweißtropfen auf seiner Stirn, als er dann sprach. Und wie er sprach. Hatte seine Stimme noch vor kurzem flüssig und eloquent mit Worten gespielt, so war sie jetzt so rau, als hätte er fürchterlichen Durst. Nun, den hatten wir beide – und wir würden ihn heute Nacht stillen – aber noch nicht jetzt.
„Zieh sie an.“
Das war ein letzter Versuch von ihm, aber die Illusion, sich so aus der Affäre heraus zu winden, nahm ich ihm sofort.
„So läuft das nicht. Ich bin es nicht gewohnt, auf Kommandos etwas zu tun oder zu lassen. Vielleicht fällt Dir ja eine bessere Formulierung ein?“
Jetzt hatte ich ihn – endgültig. Ich spielte ein wenig mit den Handschuhen, nahm sie in die rechte Hand und schlug damit ganz leicht auf die Handfläche meiner linken. Das Geräusch war nicht laut, aber deutlich genug für ihn und schließlich bekam ich, was ich wollte.
„Bitte zieh die Handschuhe an.“
Jetzt bekam er ein herzliches Lächeln von mir, das erste heute Abend und ich konnte sehen, wie in ihm eine Sonne aufging. Er lernte sich zurück, wirkte auf einmal völlig entspannt und meine Hände begannen mit seinen Blicken zu spielen. Ich fühlte die Kühle des Materials, als es meine Haut berührte und langsam, ganz langsam streifte ich die Handschuhe über, zuerst die Finger, jeden einzeln, dann langsam bis zum Oberarm hinauf und ihm zwischendurch immer wieder in die Augen blickend, in denen jetzt fast schon Ergebenheit stand. An den Tischen neben uns war es urplötzlich still geworden. Es war eine prickelnde Stille, geladen mit Erotik, von mir verursacht – und ich gedachte nicht, damit aufzuhören. Ich fesselte seinen Blick wieder mit meinen Augen, ballte eine Hand zur Faust und zog langsam den Handschuh straff, so dass es aussah, als hätte ich eine schwarze Haut. Dann ließ ich ihm einige Sekunden, in denen ich ganz still saß und nur in mich hineinhörte. Ich spürte, wie ich selbst von dieser Stille gepackt wurde. Ein Kribbeln lief mir über die Schultern, dann über das Rückgrat, teilte sich um schließlich zwischen meinen Schenkeln wieder zusammen zu treffen.
Es wurde Zeit. Auf dem Tisch lag sein Feuerzeug. Ich nahm es in die Hand und begann mit der anderen, daran zu spielen. Ich fuhr mit einem Zeigefinger ganz vorsichtig darüber hin und her, ganz langsam und sacht. Dann nahm ich den Daumen hinzu, bildet mit Zeigefinger und Daumen eine Öffnung und streichelte so das Feuerzeug weiter, ihm dabei immer noch in die Augen blickend. Ich konnte wieder in seinen Augen lesen und wir beide wussten, dass es nicht allzu lange mehr dauern würde, bis statt des Feuerzeuges sein Glied meinen behandschuhten Händen ausgeliefert sein würde.
Wir mussten nicht reden, um zu wissen, dass es Zeit war zu gehen ….
Falls jemand es wünscht, schreibe ich auch eine Fortsetzung, was dem armen Mäuschen bei der Katze zu Hause passiert .