Einige persönliche Gedanken...
Kurz einige Worte zu den Hintergründen meiner Überlegungen.
Ausgangspunkt ist, dass ich selber seit mehreren Jahren als Single lebe, dies zum einem weil ich ein Faible dafür habe emotional Unabhängig zu sein, zum anderen, weil ich mir selber ebenfalls noch unsicher bin welche Art von Beziehung ich mir wünsche. Allerdings hat sich bei mir in der letzten Zeit der Eindruck immer mehr verstärkt, dass 'geschlossene Beziehungen' den Beteiligten zwar Sicherheit und einen festen und langfristigen emotionalen Rückhalt geben können, sie jedoch gleichzeitig in ihren jeweiligen Bedürfnissen stark einzuschränken vermag. Hinzukommt die Frage nach der Zeitmäßigkeit eines solchen Beziehungsmodells im Rahmen einer zunehmenden Individualisierung unserer Gesellschaft (einer Bewertung dieser Entwicklung möchte ich mich an dieser Stelle enthalten).
Ein Blick auf die Scheidungsstatistiken zeigt, dass rund 30% der Ehen dieser Tage, aus unterschiedlichen Gründen, wieder geschieden werden (die genauen Zahlen variieren hier zuweilen und hängen freilich von der Erhebungsmethodik ab).
Blick ich auf die Trennungen und Scheidungen in meinem Bekanntenkreis, muss ich leider beobachten, dass der weitaus größere Teil der Trennungen damit endet, dass sich die beteiligten Parteien kaum noch mit dem Hintern ansehen - und das, obwohl sie zuvor in einer innigen und sehr persönlichen Bindung gelebt haben.
Hier ließe sich im übertragenen Sinne Hesse anbringen, der da schreibt, dass man nur hassen könne was in einem selber ruhe. Was hier bedeuten würde, was wir vormals geliebt haben.
Was ich damit sagen möchte ist, dass 'geschlossene Beziehungen' nicht selten zu erheblichen (emotionalen) Konflikten im sozialen Netzwerk führen können, sowohl während der Beziehung (starker Fokus auf die Paarbeziehung), als auch im Nachhinein (Konflikte zwischen den Ex-Partnern und Auswirkungen auf den Bekannten und Freundeskreis). Ist es das Wert?
Eine Ursache für diese Entwicklung würde ich den hohen Besitzansprüchen sehen wollen, die in vielen Beziehungen mitschwingen - mein Mann/Freund, meine Frau/Freundin -, und die zu verstärktem Eifersuchtsdenken führen. Aber ist Mensch tatsächlich so 'einfach' gestrickt, dass alle Facetten seiner Persönlichkeit(en) in einer Beziehung befriedigt werden? Ist es nicht so, dass ich mich einer Person des intensiven geistigen (oder emotionalen) Austausches wegen zugeneigt fühlen kann, einer anderen wegen ihres Tatendranges und einer dritten meinetwegen ihrer körperlichen Reize wegen?
Der Partner, die Partnerin für das Leben, der/die Seelenverwandte, scheint mir doch ein reichlich romantisches Ideal, sowie - nach Jahrhunderten kirchlichen Sexualmoral - ein sozio-kulturell generiertes Konstrukt zu sein. Zugegeben, ich mag bisher einfach nur nicht die richtige Person getroffen haben. Trotzdem scheint mir persönlich ein Aufbrechen unserer Beziehungsvorstellungen, hin zu weniger besitzergreifendem Formen, hin mehr individueller Freiheit, ein wünschenswerter Schritt in Bezug auf die persönlichen (Weiter-)Entwicklung und die Reduzierung inter-personeller Konflikte. Dies mag wiederum positive Auswirkungen auf 'gesammt'-gesellschaftliche Entwicklungen haben - who know's...
[P.S: Und ja, auch in meinem Umfeld gibt es sowohl Trennungen die friedlich und einvernehmlich abgelaufen sind, als auch Beziehungen die (bereits?) ein relativ offenes und freies Miteinander gefunden haben
]