Also, ich würde mich selbst nicht wirklich als jemanden bezeichnen, der wirklich einen extremen Latex-Fetisch hat. Ich mag das Material und sehe es dementsprechend gerne an einem attraktiven Menschen bzw. spüre es auch mit Vorliebe bei jemandem, zu dem ich ein Verbindung habe. Einige der hier geäußerten Argumente kann ich sehr gut nachvollziehen und ich empfinde es erstaunlich, wie ab und an versucht wird, sie 'wegzudiskutieren'. Aber mal der Reihe nach ...
Zunächst einmal denke ich, dass es hier im JC (und auch ansonsten) stets so sein wird, dass es ein Mensch nicht toll findet, auf einen Fetisch, eine sexuelle Vorliebe oder gewisse körperliche Merkmale reduziert zu werden. Noch schlimmer wird es in meinen Augen, wenn man dazu dann noch jemanden vermittelt, dass die Person austauschbar ist. Wenn es völlig egal ist, wer da in dem Latexoutfit steckt, dann wird in der Regel bei den Meisten die Bereitschaft dafür sinken, dieser Mensch zu sein.
Zudem kann man nicht abstreiten, dass hier leider viel Kontaktaufnahme auf einem Niveau stattfindet, welches beim Gegenüber ungewollt oder gar abstoßend ist. Das Lesen eines Profils sollte man jedenfalls besser nicht voraussetzen ... Selbst eine niveauvolle Kontaktaufnahme hilft jedoch nicht zwangsläufig, da Portale wie diese inzwischen ein wenig ein Jahrmarkt der Eitelkeiten sind und oft gedacht wird, dass es entweder nicht zu 100% passt, was es kaum jemals wird, oder sich zumindest etwas noch besseres finden lässt. Man urteilt nach gewissen Kriterien und Bildern, ohne einen Blick hinter die Kulisse zu wagen. Ein weiterer Aspekt ist vermutlich, dass man sich gegebenenfalls auch selbst hinterfragen muss, ob die Suchkriterien zu dem passen, was man selbst mitbringt. Wenn ich selbst zu erkennen gebe, dass ich seit 30 Jahren keine neuen Klamotten mehr gekauft habe und meine Körperpflege auch nur sporadisch betreibe, dann sollte ich nicht erwarten, dass ein Mensch mich ansprechend findet, der selbst genau das Gegenteil lebt. Diesen dann aber trotzdem zu suchen, kann nur von Enttäuschung geprägt sein.
Nun aber etwas mehr zum Thema 'Latex' ... Ich habe selbst, obgleich ich stets bei einer Partnerin eine Vorliebe hierfür begrüßt hätte, Latex nie in den Vordergrund gestellt. Für mich ist es eigentlich immer so, dass ich zunächst einmal einen Menschen entdecken möchte. Ich bin neugierig, was diesen Menschen ausmacht! Und es ist bei mir auch so, dass mich je nach Gegenüber auch nicht immer das Gleiche reizt. Sicherlich spricht mich Bondage und Latex leichter an, aber ich suche bei meiner Partnerin tiefe Emotionen. Und die kommen eben nur, wenn jemand sich für Dinge auch wirklich begeistern kann. Wenn ich Single bin und mich dann auf eine Frau einlasse, habe ich es vielleicht etwas leichter, da ich aus der BDSM-Richtung komme. Ich kann also dafür sorgen, dass sich mein Gegenüber zumindest einmal mit dem Thema beschäftigt. Wenn dies erfolgt, dann kann ich es begleiten und ein wenig eingreifen. Wobei ich auch hier Druck oder gar Zwang vermeide, denn dies killt eher jegliches Interesse oder die Lust auf Neues. Bei einem wachsenden Interesse kann man dann als nächsten Schritt zusammen mal in einen Shop gehen, um Latex auszuprobieren. Und ja, wenn man in Hamburg wohnt ist dies definitiv einfacher als irgendwo auf dem Lande wo weit und breit nicht drumherum ist. Ich habe dies inzwischen schon 1-2 Mal so gemacht und immer sehr positive Erfahrungen damit gesammelt erst gestern war ich mit meiner Sub, die ich nun knapp ein Jahr kenne und ein paar Monate weniger an meiner Seite habe, bei Inner Sanctum. Am Ende hat sie den Laden mit ihrem ersten Latexkleid und glänzenden Augen verlassen. Entscheidend war dabei sicherlich viel Zeit und eine entspannte Stimmung beim Anprobieren, ein guter Shop mit sehr gutem Personal, welches meine Sub ein wenig an die Hand nehmen konnte und das Wissen, dass ich keine Druck mache und auch die Erfahrung in Ordnung wäre, Latex nicht tragen zu wollen. Ich kann nicht beurteilen, ob mein Weg hilfreich für andere ist, jedoch habe ich damit sehr gute Erfahrungen gesammelt. Wichtig ist sicherlich, dass es authentisch ist und man eben nicht mit einem fest definierten Ziel vorgeht. Wenn ein Nein keine Option ist, darf man sich nicht wundern, wenn ein Gegenüber wenig Lust verspürt, sich auf etwas Neues einzulassen ... Für mich ist es zum Glück kein Problem, da es mich eh nicht kicken würde, wenn es beim Gegenüber eben nicht mit echten Emotionen verbunden ist.
Es muss aber auch nicht unbedingt das virtuelle Kennenlernen sein. Ich habe auch schon mit einer Fesselpartnerin Partys besucht und dabei stellte sich dann heraus, dass sie unheimlich gerne in Latex dort ist. Hierbei ist u.a. einmal eine wirklich tolle Spanking-Session herausgekommen, die wir beide sehr genossen haben. Das Kennenlernen direkt auf Partys hingegen ist oft etwas schwerer, weil viele Frauen da gefühlt einen gewissen Schutzwall aufbauen. Das mag daran liegen, dass man nicht unbedingt Lust hat, die ganze Nacht angebaggert zu werden. Ich bin als Mann vermutlich jedoch nicht derjenige, der dies wirklich beurteilen kann ... Hier hilft es eher etwas defensiver zu sein und einfach die Party zu genießen. Wenn dabei ein neuer Kontakt zustande kommt, ist es toll, man sollte dies jedoch nicht voraussetzen oder gar den Genuss der Party davon abhängig machen.
Soweit ein wenig zu meinen Erfahrungen ... Ich kann nicht beurteilen, ob sie typisch sind oder nicht. Zudem ist es vermutlich eben auch wirklich leichter, wenn man in einer Stadt wie Hamburg wohnt. Und sorry, dass es ein wenig länger geworden ist!