Shiny Hair - Glänzendes Haar
Shiny Hair - Glänzendes HaarAnika schlug die Beifahrertür des Autos schwungvoll zu. Lauter Straßenlärm hüllte sie ein. Die Luft roch stickig. In der Innenstadt war es warm, sehr warm. Die grelle Mittagssonne ließ sie die Augen zusammenkneifen, Hitze stieg vom Asphalt auf. Hupend fuhr ein Auto vorbei.
Matthias hatte nur kurz am Parkhaus des Einkaufszentrums gehalten.
„Ja, ja, ich fahre ja gleich weg, kein Stress“, rief er in den Straßenlärm. Anika beugte sich in das offene Dachfenster.
„Also dann, bis später. Ich gehe dann mal zum Friseur.“
Ihr Freund nickte geistesabwesend, während er am Radio drehte. Die Musik wurde lauter.
„Ist gut Schatz, dann bis später. Ich rufe dich an, weiß nicht wie lange es in der Werkstatt dauern wird. Viel Spaß.“
Er winkte aus dem Fenster und sein dunkler Audi ordnete sich wieder in den Verkehr ein. Schnell war er aus Anikas Augen verschwunden. Seit dem Anruf, dass die neuen Stoßdämpfer in der Werkstatt warteten, kannte er nichts anderes. Anika schien fast wie Luft. Auto, Auto, Auto. Sie konnte nur noch mit dem Kopf schütteln. Aber heute war ihr Tuningtag. Sie freute sich auf den Besuch im Schönheitssalon. Endlich konnte sie sich seit langem etwas Gutes tun. Matthias würde sein blödes Auto vergessen, wenn er sie wiedersah, da war sich Anika sicher. Der Verkehr rauschte an ihr vorbei. Sie zog die Sonnenbrille vor die Augen und lief Richtung Altstadt. Die anhaltende Sommerhitze hatte die Menschen in die Häuser getrieben. Kaum jemand war zu sehen.
Nach ein paar Gehminuten stand sie in der Fußgängerzone der Altstadt. Hier begannen die ersten alten Fachwerkhäuser der Innenstadt. Es war merklich ruhiger in den kleinen Gässchen. Ein alter Ahornbaum spendete wohltuenden Schatten. Anika rieb sich die Ferse. Sie hatte es geahnt. So schön die neuen hochhackigen weißen Pumps waren, so weh taten die Schuhe auch nach den ersten Schritten. Sie sah wieder Matthias neunmalkluges Gesicht vor sich. Lehrerhaft wies ihr Freund sie darauf hin, die Dinger etwas einzulaufen. Aber Anika bemerkte auch seinen gierigen Blick. Seine Augen klebten an ihr, wenn sie durch das Zimmer stöckelte und die Hüften bewegte.
„Nö“, hatte sie selbstsicher geantwortet. „Sind doch nicht die Ersten, das geht schon. Indianerfrau kennt keinen Schmerz.“
Und nun stand sie in der Innenstadt und musste noch ein ganzes Stück bis zum Friseur laufen. Matthias hatte mal wieder Recht, wie so oft. Sie kannte ihn nun schon seit der Schulzeit. Er war damals zwei Klassen über ihr. Während der Lehrzeit hatten sie sich aus den Augen verloren. Sie hatten beide wechselnde Beziehungen und irgendwann durch Zufall über einen gemeinsamen Freund wieder getroffen. Sie verstanden sich beide auf Anhieb gut. Tauschten Telefonnummern aus und irgendwann lud er sie in das Kino ein. Zeit verging und sie bezogen eine Wohnung am Stadtrand. Ihre Beziehung lief gut, Routine hatte sich eingeschlichen. Aber war das nicht bei jedem Pärchen so?
Anika rutschte wieder in ihren Schuh. Ein paar Spatzen zankten sich mit lautem Gezwitscher im Ahornbaum. Sie blinzelte in die Sonne, als sie hoch schaute. Am Himmel war auch heute keine Wolke zu sehen, alles stahlblau. Sie schaute auf die Uhr, es war später Vormittag. Ihr Friseur-Termin war erst in einer halben Stunde. Sie hatte noch reichlich Zeit zum Bummeln.
Aus ihrer Tasche kramte sie einen kleinen Handspiegel und Lippenstift. Der Spiegel zeigte ein hübsches herzförmiges Frauengesicht. Eigentlich war es nicht nötig, ihre vollen Lippen brauchten keine zusätzliche Farbe. Aber nochmal nachziehen vor dem Friseur konnte nicht schaden. Trotz des Schminkens kam sich Anika im Friseursalon, unter all den top gestylten Friseurinnen, immer nackt vor. Sie fuhr mit dem Finger über ihre dünne geschwungene Augenbraue. Ihr schulterlanges leicht gelocktes Haar hatte sie zum Pferdeschwanz gebunden. Eine dunkelbraune Strähne hatte sich gelöst.
Lippenstift und Spiegel verschwanden wieder in der Tasche. Anika schlenderte weiter Richtung Innenstadt an den Boutiquen und kleinen Läden vorbei. In den dunklen Schaufensterscheiben spiegelte sich ihr knielanges cremeweiß gepunktetes Sommerkleid. Die kleinen Puffärmelchen und der tiefe Ausschnitt hatten ihr auf den ersten Blick gefallen. Zusammen mit den neu gekauften weißen hochhackigen Pumps gefiel sich Anika. Mit ihren 1,70 Meter, mittelgroßen Busen, breiten Hüften und fraulichen Po, war sie zufrieden. Durchschnitt, schätze sie sich selbst ein. Matthias schwärmte immer von ihrem tollen Körper. Männer. Was wussten die schon.
Anika bog Richtung Markt ab. Ihre Absätze klackten klangvoll auf dem alten Pflaster. Ein warmer Wind erfasste ihren weiten Rock und ließ ihn um die Beine flattern. Sie stand auf dem Marktplatz. Am Springbrunnen in der Mitte tobten ein paar Kinder am Wasser und bespritzen sich. Die Löwenstatue glänzte in der Sonne. Das Wasser schoss in einer hohen Fontäne aus dem Löwenmaul in das mit Blumenkästen umstellte Bassin. Die „Löwenklause“, eine alte Gaststätte daneben, hatte die Sonnenschirme aufgespannt. Die leerstehenden Tische im Freien waren verwaist. Es gab kaum Mittagsgäste. Letzte Händler bauten ihre Stände vom morgendlichen Markt zusammen. Hier war etwas mehr los, als in der restlichen Stadt. Die Wärme der stechenden Sonne reflektierte von den reich verzierten Häusern am Markt. Kein Lüftchen bewegte sich jetzt hier. Der große Schönheitssalon war auf der anderen Seite. Seine Fensterfront nahm die Hälfte der Marktseite ein. Darüber begann das mit Stuck verzierte ehemalige Händlerhaus. Der Rest des Marktes war ein Sammelsurium aus Fachwerk und reich verzierten alten Stadthäusern.
Am Eingang zum Salon blieb Anikas Blick an einem großen Aufsteller an der Tür hängen. Auf dem Werbeplakat stand in großen Buchstaben
„SHINY- HAIR wird sie verändern. Probierwoche im „Salon Sanders“. Haarprodukte und Kosmetika 30 Prozent günstiger. Versuchen sie es und es lässt sie nie wieder los. Schönheit von Kopf bis Fuß.“
Die Frau mit perfekt gepflegtem Haar auf dem Bild saß auf einem Friseurstuhl und lächelte die vorbei gehenden Passanten auf geheimnisvolle Art an. Das klang verlockend, fand Anika.
Sie zog an der schweren großen Glastür zum Salon, eine Türklingel läutete leise. Im Laden war es nicht ganz so heiß wie draußen. Doch die erhoffte Abkühlung stellte sich bei Anika nicht ein. Die lange Hitzeperiode hatte das alte Mauerwerk aufgeheizt. Die gewölbte Decke wurde von einzelnen Säulen gestützt. Man konnte durch den ganzen Schönheitssalon blicken. Links vom Eingang war der Wartebereich mit seinen roten Sesseln. Trotz der Mittagszeit war wie immer viel los. Das Geschäft war gut besucht. Es herrschte geschäftiges Treiben. Ein paar Frauen saßen in den Sesseln und warteten. Rechts war die Empfangstheke mit ihrer Kasse und den Regalen. Voll mit Schönheitsprodukten. Alles war in dunklem Holz gehalten, genau wie der alte Dielenfußboden.
Die Chefin des Salons kassierte gerade eine Kundin ab. Anika kannte sie flüchtig. Frau Sanders führte den Laden nun schon mehrere Jahre. Ihr Alter war schwer zu schätzen, sie wirkte jugendlich. Anika tippte es auf zwischen 30 und 35. Sie war größer als Anika und ihre schlanke Figur ließen die Beine noch länger erscheinen. Wie immer trug sie ihr platinblondes Haar in einer kunstvollen Hochsteckfrisur. Die schmale randlose Brille verlieh ihr etwas Lehrerinnenhaftes.
Wie alle Friseurinnen hier, trug sie einen kurzärmeligen dunkelroten Kasack mit asymmetrischer Druckknopfleiste und kleinem Stehkragen. Die enge Hose war schwarz. Anika entdeckte ein paar Umbauten seit dem letzten Mal. Um den Wartebereich beginnend am Fenster gruppierten sich in L-Form die Spiegel mit den modernen Friseurarbeitsplätzen. Weiter hinten standen die Waschbecken zum Haare waschen mit den Rückwärtssitzen. Bei den großen Fenstern zum Markt hin, entdeckte Anika neue Friseurstühle. Diese drei chromglänzenden Arbeitsstationen kannte sie noch nicht. Anika konnte fünf Friseurinnen sehen, die die Kundschaft bedienten. Fönlärm vermischte sich mit der Musik aus den Lautsprechern.
Anika war an der Reihe.
„Hallo Frau Sanders, ich bin Anika Schneider. Ich habe heute einen Termin bei ihnen.“ „Hallo Frau Schneider, ja ihr Termin. Schön, dass sie Zeit gefunden haben. Was haben sie sich denn so vorgestellt. Eine Veränderung vielleicht.“
„Na ja“, Anika zögerte, „So genau hatte ich noch gar nicht darüber nachgedacht. Ich wollte mir einfach mal wieder was Gutes tun. Spitzen schneiden und waschen auf alle Fälle. Ach, ich habe draußen ihre Werbung gesehen.“
Anika zeigte auf das Schild vor der Tür. „Ist die Firma neu, kenne ich gar nicht." Das Lächeln der Friseurchefin wurde breiter. „Ja Shiny-Hair ist noch nicht allzu lange auf dem Markt. Aber ein aufstrebender Konzern der Kosmetik-Welt. Hat eine umfangreiche Produktpalette rund um Friseurbedarf und Schönheitsprodukte. Wenn sie etwas unschlüssig sind. Vielleicht kann ich sie ja davon überzeugen, von der Firma etwas auszuprobieren. Die haben erst kürzlich sehr schöne neue Haartöne auf den Markt gebracht.“ Die Salonchefin griff hinter sich eine Tube aus dem Regal. „Vielleicht eine neue Haarfarbe.“ Anika wackelte unschlüssig mit dem Kopf. „Na ja, ich weiß nicht recht. Haare färben wollte ich eigentlich nicht.“ Sie schwankte. „Obwohl ein paar Strähnchen in einer helleren Farbe. Warum nicht.“ „Na sehen sie Frau Schneider. Da hätten wir doch was für sie gefunden. Sie werden nicht enttäuscht sein. Sind wirklich gute Produkte und das sage ich jetzt nicht als Verkäuferin.“ Tina Sanders schob ihre Brille höher. „Aus eigener Erfahrung kann ich ihnen auf alle Fälle noch zwei weitere Produkte nahelegen. Die sind schon länger am Markt und bisher war noch jede Kundin zufrieden. Mich eingeschlossen.“
Anikas Interesse war geweckt. Frau Sanders griff zwei große weißen Tuben aus dem Regal.
„Da wäre zum einen die Feuchtigkeitsmaske und dann das hier.“
Sie schob die beiden Tuben Richtung Anika.
„Ein Gel zum Zähne aufhellen. Wirklich tolle Produkte. Ich könnte ihnen ein Vorzugspreis machen. Sozusagen ein Schönheitspacket der Firma Shiny-Hair. Na wie wäre das.“
Frau Sanders zeigte ihr gewinnendstes Lächeln. Unwillkürlich strich Anikas Hand über ihre Wange. Wie konnte man da nein sagen.
„Ja, klingt wirklich verlockend. Also Strähnchen, Spitzen scheiden und die Maske. Aber Zähne bleichen, ich weiß nicht. Sieht man da denn wirklich einen Unterschied und ist das nicht schädlich für die Zähne?“
Anika schaute in den Spiegel auf der Theke. Sie zog die Lippen zurück und betrachtete ihre entblößten Zähne.
„Keine Bange, Ihre Zähne sind wunderbar“ fuhr die Friseurin fort. „Es ist eine sehr milde Paste, die die Zähne auf schonende Art aufhellt. Ein strahlendes Lächeln garantiert. Verwenden wir hier im Salon schon seit 2 Jahren und es gab nie Klagen. Gut, zu Beginn gab es oft Widerstand und Skepsis, so wie bei Ihnen, Frau Schneider. Aber dann hinterher waren immer alle hoch zufrieden.“
Anika nickte. „Also gut auch das Bleichen, einverstanden.“
Frau Sanders klatschte in die Hände.
„Prima Frau Schneider. Und zu guter Letzt habe ich noch eine kleine Bitte an sie.“
Sie stellte die Tuben zurück ins Regal.
„Hätten sie etwas dagegen, wenn ich eine junge Friseurin mit dazu nehme? Sie macht eine Ausbildung zur geprüften Shiny-Hair-Kosmetikerin. Es geht um den gesamten Ablauf, Kundenbetreuung, Service und so weiter. Eben Praxiserfahrung. Sie wird mir helfen und zur Hand gehen. Wenn sie einwilligen würde ich mich sehr freuen.“
Anika dachte kurz nach. Ein Schönheitsprogramm umsorgt von zwei Kosmetikerinnen, das klang verlockend.
„Einverstanden, ich bin ihre willige Testkundin.“
Die Chefin kam hinter dem Empfangs-Tresen hervor.
„Wunderbar, da wird sich Miriam aber freuen, dass es heute gleich klappt. Sie hat heute früh die Theorieprüfung bestanden. Da kann sie das Gelernte gleich anwenden. Frau Schneider, warten sie ein Moment, ich hole die Kollegin und dann können wir anfangen.“
Frau Sanders klapperte im Eilschritt auf ihren extrem hohen schwarzen Stilettos nach hinten.
Es dauerte nicht lange und die Chefin kam mit besagter Miriam zurück. Ein kleines zierliches Ding mit Stupsnase. Sie hatte den selben dunkelroten Kasack an, wie ihre Chefin. Aus der langen engen Bluse schauten dünne Beine in schwarzen Leggings heraus. Die flachen Ballerinas verliehen ihr ein eher unvorteilhaften Gang. Die zusammen gepressten Lippen und die wandernden Hände zeigten ihre Nervosität.
„Hallo ich bin Miriam“, hörte Anika die zittrige Stimme und drückte die feuchte Hand Miriams.
Der kurze Pagenschnitt ihres pechschwarzen Haares passte gut zu ihrem kleinen ovalen Gesicht. Die nervösen, großen dunklen Augen wanderten unstet hin und her.
„So Miriam“, begann die Chefin, „das ist die Frau Schneider, sie möchte Strähnchen, Spitzen schneiden, eine Feuchtigkeitsmaske und sich leicht die Zähne bleichen lassen. Alles klar soweit.“
Miriam nickte. Frau Sanders drehte sich zu Anika:
„Kommen Sie Frau Schneider, folgen Sie uns nach hinten.“
Sie wand sich wieder Miriam zu.
„Wenn du Fragen hast - nur zu! Das Theoretische hatten wir ja heute früh besprochen. Deine Ängste sind vollkommen unbegründet. Die Frau Schneider ist ja keine Porzellanpuppe und immer an den Shiny-Hair-Grundsatz denken: Sicherheit ist Zufriedenheit“.
Anika verstand nicht, was die beiden miteinander besprachen, es ging sie im Grunde auch nichts an.
Sie folgte den beiden Frauen zwischen den Frisiertischen in den hinteren Salonbereich. Dort standen die Rückwärts-Waschbecken. Frau Sanders griff zwei durchsichtige Plastikschürzen vom Hacken und gab eine Miriam. Sie waren mit üppig großen Rüschen gefasst und hatten zwei aufgesetzte durchsichtige Taschen. Laut raschelnd banden sie sich gegenseitig die Schürzen. Auch die breiten Schulterbänder waren mit großen Rüschen verziert. Das glänzende durchsichtige Plastik spiegelte das Licht der Halogendeckenstahler.
Frau Sanders verschwand in einer kleinen Seitentür. Anika konnte in einen Lagerraum mit Regalen voller Flaschen und verschiedener anderer Friseur-Utensilien schauen. Die Chefin kam wieder heraus. Über ihren linken Arm hing langer gelblich raschelnder Stoff. Gummi, bemerkte Anika verwundert.
„Hier Miriam.“
Sie streckte ihren Arm zu dem Mädchen hin:
„Nimm mal bitte ab.“
Miriam griff zu und hielt einen durchsichtigen lockeren Ganzanzug hoch. Taille, Bündchen und Kragen waren mit schwarzen Gummi abgesetzt. Der Anzug selbst war aus dünnem gelblich transparentem Gummi. Miriam raschelte mit dem Anzug.
„Das sind die Shiny-Hair-Gummischutzanzüge für die Kunden. Bitte Frau Schneider, die Umkleidekabine ist hinter ihnen.“
Anika stutzte.
„Aber, aber“, stotterte sie.
Auf keinen Fall zog sie diese merkwürdige Gummihülle an.
„Kein Aber Frau Schneider.“
Die Chefin schob sie mit Nachdruck in die Umkleidekabine.
„Sie wollen doch genau so wenig wie wir, dass vielleicht Farbe auf Ihr helles Kleid kommt. Und sehen Sie mal die Vorzüge. Ihre Sachen werden nicht nass und keine lästigen Härchen im Kragen. Sie sehen also: Nur Vorteile. Miriam hilft Ihnen beim Umziehen.“
Damit zog Frau Sanders den Vorhang zu. Anika stand mit Miriam in der Umkleide. Sie wusste nicht, was sie sagen sollten.
Miriam drückte sich in die Ecke und hatte ihre Arme eng um den Körper geschlungen. Ihre Schürze knisterte laut. Anika stand unschlüssig im Raum. Wie sollte sie diesen Kondomanzug anziehen? Anika hatte ein Kleid an. Sie verfluchte sich selber. Früh hatte sie noch eine Hose in der Hand. Aber sie wollte ja unbedingt etwas Passendes zu ihren neuen weißen Pumps anziehen.
Aus der Ecke piepste Miriam.
„Sie werden das Kleid wohl ausziehen müssen. Sonst geht es nicht. Ich hoffe es macht ihnen nichts aus.“
Die Schürze raschelte wieder. Anika schmollte mit sich selbst. Sie zog ihre Pumps aus.
‚Kleine Klugscheisserin‘, dachte sie ‚Bin ja nicht blöd, du musst ja im Salon nicht in Unterwäsche rumlaufen.‘
Mit lautem Ratsch zog sie den Reißverschluss an der Seite auf und stieg widerwillig aus dem Kleid. Miriam nahm es ihr ab. Anika bemerkte den scheuen Blick, als sie das schwarze Spitzenhöschen und den dazu passenden Spitzen-BH sah. Anika betrachtete im Umkleidespiegel zufrieden ihren wohlgeformten fraulichen Körper. Im Spiegel hinter sich sah sie Miriam in ihrer Ecke stehen. Verstohlen wich sie ihren Blick aus. Ein bisschen tat Anika das schüchterne Ding leid.
Die Friseurin hängte Anikas Kleid auf einen Bügel.
„Ich empfehle die Unterwäsche auch auszuziehen.“ wisperte Miriam kaum hörbar.
„Es gibt für die Behandlung extra Shiny-Hair Kundenunterwäsche.“
Den Anzug über ihren Arm gehängt, wühlte sie mit der anderen Hand in ihrer Schürzentasche. Sie zog nach kurzer Zeit einen schlapprig-schwarz glänzenden Slip heraus.
Anika fasste mit spitzen Fingern das Höschen.
„Das ist ja aus Gummi. Auf keinen Fall, da schwitzt man doch bestimmt fürchterlich drin. Ich behalte meine Unterwäsche an.“, sagte Anika mehr als Feststellung.
Miriam gab sich schnell geschlagen und stopfte den Slip zurück in die Plastikschürze.
„Wie sie wünschen, Frau Schneider, aber den MÜSSEN sie anziehen“, kam von Miriam unerwartet laut und deutlich.
Der durchsichtige Anzug klatschte gegen Anikas Brust. An Miriams Gesicht sah sie, dass es nichts mehr umzustimmen gab. Nun gab Anika klein bei und breitete den glänzenden Ganzanzug vor sich aus. Sie raffte die locker geschnittenen Hosenbeine zusammen. Der kühle Gummi glitt knisternd durch ihre Hände.
Der Stoff fühlte sich glatt an. Anika setzte sich auf einen Hocker und zog den weichen Gummi der weiten Pumphose über ihr Bein. Die Kühle ließ sie erschauern. Der Anzug hatte schwarze enge Bündchen. Nur mit Mühe zwängte sie ihren Fuß durch den Beinabschluss. Dann stand sie auf und Miriam half den ebenso engen handbreiten Taillenbund über ihre Hüften zu bekommen. Die Kabine war vom Rascheln des Gummistoffes erfüllt. Süßlicher Gummiduft erfühlte den kleine Raum.
Eng umfasste der breite schwarze Bund ihre Taille. Anika fuhr in das blusenartig geschnittene Oberteil und hatte auch hier mit den engen Armmanschetten zu kämpfen. Nur mit viel Mühe und der Hilfe der Friseurin bekam sie ihre Hände hindurch. Fest umschloss der stramme Gummi ihr Handgelenk. Anika merkte schon jetzt, wie der Anzugstoff die Temperatur ihres Körpers annahm. Miriam zog den kurzen Rückenreißverschluss, der über dem Taillenbund begann, zu. Der hohe schwarze Kragen legte sich straff um Anikas Hals. Der Gummi ging ihr fast bis unter das Kinn. Anika versuchte ihre Finger unter den Stehkragen zu schieben und nestelte am Hals.
„Muss das so eng sein?“
„Ja“ schnurrte Miriam wie ein Automat die Antwort „damit keine Härchen oder Wasser unter den Schutzanzug gelangen können.“
Sie griff in ihre Schürzentasche und beförderte Handschuhe und Söckchen zu Tage:
„Die bitte auch anziehen. Shiny-Hair Grundsatz. Sicherheit ist Zufriedenheit.“
Jetzt klang sie eher wie Frau Sanders.
„Für den Kunden kein unnötiger Kontakt mit Kosmetika und ähnlichen Produkten. Niemand kennt alle seiner Allergien. Der Kunde soll hinterher voll zufrieden sein.“
Anika verzog die Mundwinkel, irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie heute noch ein paar Mal mehr den Shiny-Grundsatz zu hören bekommen würde.
Schnalzend umschlossen die durchsichtigen Gummisöckchen ihre Füße. Miriam dehnte die dünnen transparenten Handschuhe und Anika steckte ihre Hand hinein. Blasenfrei umschloss auch hier das Gummi ihre Hände. Anika schaute an sich herunter. Sie steckte komplett in diesem merkwürdigen, luftundurchlässigen Stoff. Langsam drehte sie sich leise raschelnd vor dem Spiegel. Ihr Anblick war befremdlich. Deutlich sah man unter dem lockeren durchsichtigen Anzug ihr Höschen und den BH. Die schwarzen Bündchen und der hohe schwarz glänzende Gummihals verstärken den Eindruck noch. Ihr Aufzug hatte ein bisschen was von Fasching. Die lockere durchsichtige Pluderhose und die weiten Ärmel hatten was von einem Haremsanzug.
Tina Sanders steckte ihren Kopf durch den Kabinenvorhang und nickte Richtung Regal.
„Hier Miriam, den Friseur-Umhang noch.“
Miriam breitete den Umhang aus. Eine süßliche Wolke nach Vanille hing in der Luft. Anika stieg wieder der markante Gummigeruch in die Nase. Auch der Umhang war aus demselben Material wie ihr Anzug. Der Gummistoff war dicker, aber genauso durchsichtig. Auch hier war ein schwarzer Stehkragen zu sehen. Anikas Augen wurden grösser, als Miriam Anstalten machte, den Umhang über ihre Schultern zu legen. Weicher Gummi fiel wie Kaskaden über ihren Körper bis zu den Füßen. Miriam kämpfte mit dem Verschluss des Umhangs. Nur mit Mühe bekam sie die beiden Knöpfe am Hals zu. Anika hatte das Gefühl, das der verstärkte Kragen noch enger war als der vom Anzug. Sie konnte ihren Kopf kaum noch drehen unter den beiden straffen Gummischichten, die ihren Hals eng umfassten. Anika hatte gehofft, dass der Umhang etwas blickdichter war. Doch vergeblich. Auch durch die zweite Gummischicht konnte man immer noch BH und Höschen erahnen.
Miriam half ihr wieder in die Pumps und hielt den Vorhang der Kabine auf. Nach den ersten Schritten spürte Anika das Gewicht des weiten Gummiumhangs auf ihren Schultern. Der enge hohe Kragen zwang ihren Kopf aufrecht zu halten. Das Schlucken fiel ihr schwer. Anika nestelte mit ihren Gummifingern unter den wallenden Stoff am Hals. „Mir ist der Kragen etwas zu eng Miriam, können wir da was machen.“ Miriam trat hinter Anika und prüfte ebenfalls.
„Frau Sanders, schauen sie mal bitte. Der Frau Schneider ist der Kragen zu eng. Ich habe aber wie heute früh gezeigt, die Knöpfe so fest geschlossen, wie es mir möglich ist.“
Nun fühlte auch Tina Sanders.
„Ja Miriam, ist genau richtig so. Im Zweifel lieber ein Knopfloch enger. So, dass der Kragen schön eng abdichtet und die Kundin sicher verpackt ist. Wenn dann beim Waschen Wasser in den Anzug läuft ist es zu spät und das Malör passiert.“
Anika gab sich geschlagen. Sie fand die Shiny-Hair-Richtlinien schon sehr streng.
Unbewusst ließ sie ihre Hände durch den Stoff gleiten. Es knisterte und raschelte bei jeder Bewegung und der Gummistoff fühlte sich glatt und seidig an. Zögerlich trat sie aus der Kabine. Ihr etwas bizarres Kostüm machte sie unsicher. Sie fühlte sich irgendwie nackt. Doch niemand schien so recht Notiz von ihr zu nehmen in ihrem transparenten Gummianzug samt passenden Gummiumhang. Einzig eine ältere Dame, der gerade beim Aufstehen geholfen wurde, schaute erstaunt. Die beiden Friseurinnen halfen Anika in den frei gewordenen Stuhl mit dem Waschbecken und legten vorsichtig ihren steif gummierten Hals in die Mulde des Beckens. Während Miriam den Gummiumhang um Anikas Beine ordnete, hörte Anika, wie Frau Sanders sich am Wasserhahn zu schaffen machte.
„So Frau Schneider, Sie sagen, wenn es zu heiß ist.“
Anika spürte die Wärme des Wassers auf ihrer Kopfhaut.
„Ja ist angenehm so.“
Sie schloss die Augen und genoss die angenehme Kopfmassage. Für einen Moment vergaß sie ihre Nacktheit unter dem Gummi.
Das warme Wasser hörte auf, über ihren Kopf zu fließen. Anika öffnete wieder ihre Augen.
„Frau Schneider! Hören sie?“
Die Salon-Chefin hob Anikas Kopf an und wickelte ein Handtuch fest darum.
„Wir sind hier jetzt fertig. Warten sie, ich helfe Ihnen.“
Unter lautem Geraschel erhob sich Anika aus dem bequemen Waschsessel.
„Folgen Sie uns bitte hier entlang.“
Der weite Gummiumhang streifte knisternd die Stühle, an denen sie sich vorbei schob. Anika sah Miriam an einen der neuen Friseur-Plätze beim Fenster stehen. Zögerlich folgte sie Frau Sanders. Ihr war mulmig zumute, so nah am Fenster sitzen zu müssen. Jeder würde sie sehen können. Der Gummiumhang schlug knisternd gegen ihre Beine.
„So bitte Platz nehmen.“
Anika fühlte sich nicht ganz wohl in ihrem ungewohnt nackten Aufzug. Der Friseurstuhl stand direkt am Fenster. Jeder Passant, der vorbei ging, sah sie hier sitzen.
„Ich weiß nicht“, begann Anika, „wenn mich jemand so sieht.“
Anika schaute auf ihre Unterwäsche unter dem Gummi.
„Keine Bange Frau Schneider. Sie sind nicht die erste Kundin hier, die auf diesem Stuhl saß. Nichts, was schon irgendjemand mal nicht gesehen hätte.“
Tina Sanders drückte Anika auf den Friseurstuhl. Der verchromte Metallstuhl hatte einen massiven Drehfuß, breite schwarz glänzende Armlehnen und eine straff gepolsterte Sitzfläche, in der sich die Decke spiegelte.
Raschelnd ließ sich Anika in den Sitz fallen. Miriam hob ihre Beine auf die Fußrasten und zupfte am Umhang bis er gleichmäßig über ihr und dem Stuhl fiel. Im Friseur-Spiegel sah Anika ihr Spiegelbild. Nur ihr Kopf schaute aus dem glänzenden durchsichtigen Gummizelt heraus. Durch den Umhang sah man ihren Gummianzug mit den schwarzen Manschetten. Bei jeder Bewegung reflektierten die Falten das Licht. Die Chefin zog die Kopfstütze aus dem Stuhl.
„Die brauchen wir im Moment nicht.“
Miriam schob einen Arbeitswagen in Anikas Nähe. Zuoberst lagen Scheren und andere Friseurdinge. Die zweite Etage hatte verschiedene Kosmetika. Anika versuchte ihren Kopf zu neigen, um auch die unterste Schublade zu sehen. Doch der steife Umhangkragen unter ihrem Kinn behinderte sie. Anika entdeckte ein paar Schläuche und weitere Gummiartikel. Frau Sanders umfasste ihren Kopf und drehte ihn wieder Richtung Spiegel.
„Miriam macht jetzt die Strähnchen. Ich schaue später wieder nach Ihnen.“
Miriam wühlte in der untersten Schublade. Anika sah nur ihren Rücken und Po mit den gekreuzten Bändern der gerüschten Plastikschürze.
„Ah ja, hier habe ich es.“
Miriam erhob sich und strich ihre Schürze glatt. Sie hielt eine durchsichtige Gummihaube in der Hand.
„Das ist eine Shiny-Strähnchen Haube, sehen Sie, Frau Schneider. Hier am Hinterkopf sind überall kleine Löcher für die Haarsträhnen.“
Anika betrachtete skeptisch die perforierte Gummihaube. Sie kannte nur die Plasikhäubchen. Noch mehr Gummi, ging ihr es durch den Kopf.
Miriam fuhr mit beiden Händen in das Halsteil und dehnte es so weit wie möglich.
„Bitte etwas vorbeugen, Frau Schneider.“
Ehe es sich Anika versah war die Haube übergestülpt. Faltenlos glänzend umschloss der durchsichtige Gummi ihren Kopf und lies nur ein kleines ovales Gesichtsfeld frei. Die Haube war eng, sehr eng. Anika beobachte Miriam im Spiegel hinter sich, wie sie mit einem Hacken einzelne Strähnen durch die unzähligen Löcher der Haube zog.
Sie bewegte ihren Kiefer. Die Ränder der Haube drückten auf ihr Gesicht. Der blank polierte Schädel unter der transparenten Gummihaube bot einen merkwürdigen Anblick. Anika war nicht die einzige die so empfand. Vor dem Salonfenster stand ein junger Mann und schaute auch. Aus den Augenwinkeln beobachte Anika ihn. Sie getraute sich nicht ihren Kopf zu drehen. Eine heiße Welle der Scham durchlief sie. Ihr war es peinlich, bekleidet nur in Unterwäsche und durchsichtigem Gummi, so angestarrt zu werden.
„Miriam, mir wäre es lieber, einen Friseurtisch weiter hinten zu haben. Nicht so nah am Fenster.“
Miriam stellte ihr Farbschälchen mit der gerade angerührten Paste zu Seite. Sie beugte sich über Anikas gummierte Schulter.
„Entschuldigung Frau Schneider, leider nein. Die drei Stühle hier vorn sind Shiny-Stühle. Die gehören zum Schönheitspacket. Bei der Firma ist alles abgestimmt aus einer Hand.“
Mit bestimmender Gestik scheuchte Miriam den Spanner vom Schaufenster weg. Anika hätte so viel Resolutheit der kleinen Miriam gar nicht zugetraut. Aber der Mann ging weiter. Miriam begann Anikas Haare mit der Paste zu bestreichen.
„Also ich finde, Frau Schneider, der Schutzanzug steht Ihnen. Sie müssen sich ja nun wirklich nicht verstecken."
Quietschend sank Anika in ihren Stuhl zurück. So ganz war sie nicht überzeugt. Sie konnte Miriams Begeisterung nicht ganz teilen.
Anika war es mittlerweile unter dem schweren Gummiumhang warm geworden. Sie spürte, wie der erste Schweißtropfen kitzelnd an der Innenseite ihres Arms herunterlief. Wenn sie sich bewegte, spürte sie, wie der Gummi an ihrem Rücken und Oberschenkeln klebte. Miriam trug mit einem breiten Pinsel die Aufhellungsmischung auf.
„Das hätten wir. Das muss jetzt eine Weile einwirken. Kann ich ihnen für die Zeit was zu trinken bringen, Frau Schneider?“
„Ja gerne, ein Wasser wäre nett“, antworte Anika.
Nach kurzer Zeit hatte sie ihr Getränk. Als sie das Glas griff und daran nippte, raschelte wieder ihr Umhang vernehmlich. Das Schlucken durch ihren eng verpackten Gummihals war nicht einfach. Anika stellte das Glas zurück und zog ihre Hand unter den Umhang. Der Gummi knisterte wieder leise.
Miriam kam zurück.
„Dann wollen wir mal ihre Haare auswaschen. Die Zeit ist um.“
Schnalzend wurde die Haube vom Kopf gezogen. Anika bewegte ihren Kiefer. Frische Luft kühlte die feuchte Haut. Anika war ganz froh, die schwitzige Haube los zu sein. Sie folgte Miriam zurück zu den Waschbecken. Unter lautem Getöse ließ sich wieder auf ihren alten Platz am Becken fallen. Das lauwarme Wasser war angenehm. Es lief über ihren Kopf und Haare. Miriams kleine Hände massierten den Haarconditioner ein und spülten zum Schluss noch einmal das Haar aus. Mit einem großen weichen Handtuch wurden Anikas Haare getrocknet. Miriam wickelte das Handtuch um ihren Kopf zum Turban.
„Das hätten wir, wenn sie mir jetzt wieder zurück zum Friseurstuhl folgen.“
Anika raffte ihr Gummicape zu einem Knäuel zusammen und folgte Miriam.
Durch das ständige Hin und Her war es in ihrer Gummihülle wieder ein ganzes Stück wärmer geworden. Beim Aufstehen merkte Anika deutlich, wie der Anzug feucht auf ihrer Haut klebte. Ein kleines Rinnsal lief zwischen ihren Brüsten und sammelte sich am engen Taillenbund. Anika spürte die Blicke, die sie auf sich zog. Der hoch geraffte Friseurumhang gab ungehindert den Blick frei auf ihre durchsichtige Gummihose und dem schwarzen Spitzenhöschen darunter. Der feuchte Hosenstoff klebte an ihren Beinen. Kleine Wassertropfen hatten sich an der Innenseite gebildet. Schnell ließ sie das Umhang-Knäuel los und der weite Gummistoff wallte um ihren Beine zu Boden.
Anikas rutschte wieder auf den Friseurstuhl am großen Fenster.
„Frau Schneider, wir machen jetzt die Feuchtigkeitsmaske.“
Miriam holte eine weitere transparente Gummihaube aus dem Beistellwagen.
„Kopf bitte nach vorne, Sie kennen das ja schon. Bestens.“
Ihre Hand strich über den faltenfreien Gummi. Anikas Kopf glänzte wie eine Kugel und ihr Gesicht war wieder von den gelblich durchscheinenden Material gerahmt.
„Die Haube schützt Ihre Haare“, erklärte Miriam.
Anikas noch feuchtes Haar zeichnete sich plattgedrückt darunter gut ab.
„Ich trage jetzt die Creme auf ihr Gesicht auf, nicht erschrecken.“
Miriam griff sich eine große Tube und begann Anikas Gesicht einzureiben. Die Creme war kühl und angenehm auf der Haut.
„Den ersten Teil hätten wir.“
Miriam verschloss die Tube. Anika war etwas überrascht. Sie hatte gedacht, dass es das schon war und nun die Creme einziehen konnte.
Doch Miriam wühlte wieder in ihrem Arbeitswagen und beförderte eine Art durchsichtigen Gummibeutel hervor. Sie steckte ihre Hände in das enge Halsteil hinein. Anika schluckte krampfhaft. Die Maske hatte eine Ausbuchtung vor dem Gesicht mit einem kleinen Loch. Diesen Gummisack sollte sie sich über den Kopf ziehen lassen. Miriam lächelte sie an. Im Gegensatz zu Anika schien ihr die Arbeit immer mehr Freude zu bereiten.
Mit Begeisterung erklärte sie: „Das ist unsere Shiny-Hair-Feuchtigkeitsmaske, Frau Schneider. Die enge Maske hat am Gesicht einen Atembeutel mit einem kleinen Loch. Keine Angst, Sie bekommen genügend Luft. In die Gummimaske kommt unser Pflegeöl, was sich dann langsam mit der Gesichtscreme auf Ihrem Gesicht verbindet. Bitte wieder vorbeugen, so geht es leichter.“
Miriam tröpfelte das Öl in die Maske. Anika hatte etwas Angst. Nur langsam senkte sie ihren Kopf.
„Keine Bange Frau Schneider, hinterher werden sie über ihre samtig weiche Haut staunen.“
Mit einem Ruck zog Miriam die Atemmaske über Anikas gummierten Kopf. Augenblicklich wurde ihre Sicht gelblich trüb. Nur schemenhaft erkannte sie Miriam, die die Maske an ihren richtigen Platz zupfte. Als die Friseurin ihre Hand aus der engen Öffnung zog, legte sich der Gummi der Atemmaske dicht um den Hals. Anika hob reflexartig ihre Hände, um die Maske wieder los zu werden. Doch sie verhedderte sich im schweren Gummiumhang. Anika holte Luft. Schmatzend und raschelnd saugte sich der Gummi auf ihr Gesicht. Sie erschrak und stieß die Luft aus. Die durchsichtige Gummiausbuchtung vor ihrem Gesicht blähte sich zum Ballon auf.
Miriam drückte Anikas Arme auf die Lehne: „Schön gleichmäßig und ruhig atmen.“
Anika holte abermals tief Luft und der dünne Gummi saugte sich wieder eng auf ihre Gesichtskonturen. Sie atmete feucht warme Luft. Trotz der verschwommen Sicht konnte sich Anika im Spiegel erkennen. Sie bot einen bizarren Anblick. Sie schaute auf eine nackte Frau im Spiegel, zugedeckt mit einer durchsichtigen Plane. Der Kopf steckte in einer durchsichtigen komplett geschlossenen Atemmaske. Darunter sah man ihr Gesicht gerahmt von einer weiteren Schicht Gummi. Wieder saugte sich die Maske auf ihren Kopf, um sich mit dem nächsten Ausatmen wieder aufzublähen.
„Schön gleichmäßig atmen“.
Anika spürte Miriams kleine Hand über ihren Hinterkopf streicheln.
„Immer schön ruhig ein- und ausatmen. Ich lasse sie jetzt eine Weile alleine. Wenn was ist, rufen. Bin in der Nähe.“
„Ja, ich komme klar.“
Anikas Stimme klang unter Maske leise und zittrig. Sie hatte zu Anfang über Miriams unsichere Art geschmunzelt. Das schien von ihr nun abgefallen zu sein. Anika dagegen fühlte sich gar nicht mehr so selbstsicher. Wieder klatschte die ölige dünne Gummihaut auf ihr Gesicht. Alles an Anikas Kopf schien klebrig und glitschig.
Die Maske blähte sich auf. Anika versuchte ruhiger zu werden. Der Gummi saugte sich nicht mehr so fest auf ihr Gesicht und sie bekam genug Luft. Sie musste nur ruhig bleiben. Ihr Hintern rutschte auf dem glatten Sitzpolster. Sie versuchte sich wieder richtig hin zu setzen. Der Gummiumhang raschelte laut. Schweiß lief an ihren Unterarmen herunter und sammelte sich an den engen Armmanschetten. Im Anzug war es heiß. Anika versuchte mit ihren behandschuhten Händen den nassen Gummistoff von ihrer Brust zu lösen. Doch die engen Anzugabschlüsse ließen keine kühlende Luft unter die warme Gummihaut. Der schwere Umhang tat sein Übriges.
Die Anstrengung ließ sie schneller atmen. Unerbittlich saugte sich wieder der dünne Maskenstoff auf ihr Gesicht. Anika rang nach Atem. Der Sack blähte sich auf, um kurz darauf wieder fest auf ihren Kopf zu klatschen. Anika musste die Maske los werden. Sie schob den Umhang bei Seite und bekam ihren Arm frei. Fahrig versuchte sie mit ihren glatten Gummifingern unter den engen Rand der Maske zu kommen. Doch mit der rutschigen Gummihand bekam sie den engen Halsabschluss nicht zu fassen. Wieder saugte sich der durchsichtige Gummi auf ihr Gesicht. Erst beim dritten Versuch rutschten ihre Finger unter den Maskenhals und dehnten ihn ein wenig. Kühle Luft strömte in den Gummisack über ihrem Kopf. Sie atmete auf. So war es schon viel besser.
„Frau Schneider“, hörte Anika ihren Namen rufen, „was machen Sie denn.“
Es war die Stimme von Frau Sanders. Schon stand sie neben ihr.
„Ich bekomme unter diesem schrecklichen Gummiding einfach keine Luft. Bitte nehmen Sie mir sie ab, Frau Sanders“
Die Chefin fasste Anikas Hände und drückte sie zurück auf die Armlehnen.
„Ich verstehe Sie ja, Frau Schneider. Aber wie ich schon sagte, wir müssen uns bis zum Ende gedulden. Auf die Art verfälschen Sie das gesamte Ergebnis und das wollen Sie doch nicht. Auch wenn es etwas unangenehm ist. Wer schön sein will muss leiden. Nicht wahr, meine Liebe.“
Sie streichelte Anikas Gummiwange. Die Atemmaske blähte sich wieder auf. Anika musste nicht Frau Sanders Gesicht sehen. Schon der Klang ihrer Stimme schien kein Widerspruch zu dulden. Anika verstand und ließ sich ihre Arme widerstandslos in die Armlehnen drücken.
„Miriam!“ rief die Salonchefin, „Komm doch bitte mal schnell her.“
Anika sah Miriams schmale Silhouette neben sich stehen.
„Schau mal Schatz, so geht es aber gar nicht. Du weißt doch genau, bei der Feuchtigkeitsmaske immer bei der Kundin bleiben. Frau Schneider wollte gerade ihre Maske ausziehen.“
Sie drückte Anikas Arm fester.
„Na Frau Schneider, das kommt jetzt bestimmt nicht wieder vor.“
Anika nickte brav.
„Miriam, du holst jetzt bitte von hinten die beiden Spanngurte und bringe auch die kurzen Gurte mit. Die liegen daneben.“
Als Anika das Wort Gurte hörte, fuhr ihr der Schreck in die Glieder. Was machte sie hier eigentlich? Sie ließ sich von der Salonchefin wie ein Schulmädchen für einen Fehler bestrafen. Sie war eine erwachsene Frau.
„Frau Sanders“ machte Anika noch einen zaghaften Versuch. „Ich habe mich jetzt an die Maske gewöhnt, wirklich.“
Die Maske saugte sich zusammen.
„Machen Sie sich keine Umstände wegen mir.“
„Ach Frau Schneider“, sie legte wieder ihre Hand auf Anikas verpackten Kopf, „dafür sind wir doch da, im Grunde war es ja mein Fehler. Miriam macht das zum ersten Mal. Machen Sie ihr keinen Vorwurf.“
Der Atemsack vor Anikas Gesicht blähte sich beim Ausatmen auf.
Anika drehte ihren verpackten Kopf zur Seite. Durch den nebligen Gummi vor ihren Augen, sah sie an der Fensterscheibe zwei Schatten stehen. Zwei Frauen standen dort und schienen sich zu unterhalten. Eine zeigte hin und wieder zu ihr. Anika war es immer noch peinlich, dass man sie so sah. Aber das Gefühl war schwächer geworden. Die Atemmaske zog sich zusammen und drückte ihre Lider zu. Beim Aufblähen ließ Anika ihre Augen zu. Sollten sie doch gaffen.
Miriam kam mit den schwarzen Gurten über den Arm zurück. Die Metallhaken daran klimperten leise.
„So Frau Schneider, dann nehme ich ihnen den Friseurumhang mal ab. Den brauchen wir jetzt nicht mehr.“
Tina Sanders löste die beiden Knöpfe am Hals und das Gummituch glitt zu Boden. Anika konnte ihren Kopf wieder so leidlich drehen. Befreit vom Umhang betastete sie ihre bizarre Feuchtigkeitsmaske.
„Einen Moment bitte.“ Tina drückte ihre Hände zurück auf die Armlehnen. „Schau mal bitte Miriam. Hier musst du mehr drauf achten. Das geht so gar nicht. Die gesichtsoffene Grundhaube gehört immer in den Kragen des Schutzanzuges.“
Frau Sanders nestelte am Reißverschluss von Anikas Anzug. Sie spürte die kühle Luft an ihren verschwitzten Rücken.
„Siehst du Miriam, nun den Stehkragen über die Haube.“
Der enge Gummi legte sich wieder dicht um Anikas Hals.
„Und das Halsteil der Atemmaske wieder über den Anzugkragen. Nur so erreichst du eine ordentliche Dichtigkeit. Schau Miriam, den Halsteil der Feuchtigkeitsmaske soweit nach unten ziehen wie möglich.“
Frau Sanders zog fest an Anikas Maske. Sie rutschte ein weiteres Stück über ihren Kopf.
„Schau her Miriam! Jetzt sitzt die Maske viel besser.“
Anika spürte die Veränderung. Das Atemloch war weiter nach unten gerutscht und nun saugte sich der nasse Gummi viel länger auf ihrem Gesicht fest.
„Und außerdem Miriam, haben wir doch die kleine Shiny-Kopfstütze für solche Fälle wie die Frau Schneider. Das hatten wir doch heute früh besprochen. Für Ungeduldige ist es viel besser."
Dabei streichelte Tina Anikas Arm: „da kommen Sie gar nicht erst in Versuchung, nicht wahr."
Anika ahnte nichts Gutes bei der Kopfstütze. Der nasse Gummi legte sich wieder fest auf ihr Gesicht.
„Miriam ich hole aus dem Lager die Shiny-Kopfstütze und du legst inzwischen bitte die Gurte an."
„Also dann Frau Schneider, setzen Sie sich bitte richtig in den Stuhl rein.“
Miriam half Anika.
„Ja so, dann lege ich Ihnen jetzt die Sicherheitsgurte an. Arme bitte hoch.“
Anika tat wie ihr gesagt wurde. Miriam hakte am Stuhl den breiten Spanngurt ein und zog ihn straff über Anikas Taille auf die andere Seite. Es klickte und der Gurt war am Rohr eingehängt.
„So, der kommt hier hin.“
Anika wollte protestieren, sie musste nicht wie ein Kind auf den Stuhl geschnallt werden.
„Die Beine bitte ein bisschen auseinander. Ja so geht es.“
Miriam hakte zwei kurze Gurte in Anikas Schritt ein. Miriam schien es nicht zu stören, geschäftig verschnürte sie Anika. Klack, klack die beiden Gurte waren am Stuhlrohr eingehakt und schnitten tief in die Oberschenkel und pressten Anikas Beine in das Polster.
„Und der hier her“, hörte sie die kleine Friseuse.
Schmatzend saugte sich Anikas nasser Gummibeutel am Gesicht zusammen. Als sie wieder sehen konnte, spannte Miriam gerade einen breiten Gurt über ihre Brust. Sie ließ ihn am Rohrgestell einrasten. Anikas Brüste wurden schmerzhaft vom breiten Gurt plattgedrückt. Sie konnte sich auf dem Friseurstuhl nicht mehr bewegen und wurde fest in die Polster gedrückt. Schmerzhaft schnitten die Gurte ins Fleisch.
Frau Sanders kam mit der besagten Kopfstütze zurück. Es war das falsche Wort. Es war eine stabile Halskrause. Anika stöhnte innerlich. War es den noch nicht genug? Sollte sie das etwa auch noch um ihren Hals geschnallt bekommen? Tina stellte das Halskorsett auf den Tisch.
„Miriam, ich helfe dir mit den restlichen Gurten.“
Anikas Hände wurden auf die Armlehnen gedrückt. Schnell waren auch ihre Handgelenke mit Gurten fixiert.
„Muss das denn sein“, bettelte Anika nuschelnd unter ihren Gummihauben, „Ich lasse die Feuchtigkeitsmaske auf. Versprochen.“
Die Chefin streichelte ihr über den Kopf.
„Das wissen wir doch, Frau Schneider, ist doch alles für Sie. Je besser Sie mitmachen desto eher sind wir fertig. Und nun noch die Füße auf die Rasten hier. Prima. Und den Gurt straffgezogen. Fein, Frau Schneider und schon haben wir es.“
Anika zerrte an den Gurten. Der Gummi klatschte ihr wieder ins Gesicht. Sie konnte sich nun gar nicht mehr bewegen. Man hatte sie sicher auf dem Friseurstuhl festgeschnallt.
„Frau Schneider, das hat doch keinen Sinn. Beruhigen Sie sich.“
Frau Sanders stand mit dem Halskorsett neben ihr. Anika gab auf.
„Bitte nochmal den Kopf nach vorn beugen, ja so, damit ich ihnen die Kopfstütze anlegen kann.“
Das aus dickem Gummi gefertigte Halskorsett war mit Streben verstärkt und hatte hinten eine Schnürung. Vorn gab es eine kleine Mulde für das Kinn. Die Salonchefin begann mit der Schnürung, während Miriam die Atemmaske neu richtete. Immer enger legte sich das Korsett um Anika Hals und drückt ihr Kinn nach oben. Sie musste kerzengerade sitzen. Zug um Zug wurde ihr Hals gestreckt. Schmatzend saugte sich der dünne Maskengummi zusammen.
Wie eine stählerne Manschette saß das hohe Halskorsett eng um ihren Hals. Für einen kurzen Moment stieg Panik in Anika hoch. Sie konnte nicht schlucken und meinte unter der strengen Kopfverpackung zu ersticken. Ihr Atem ging schneller und der Gummi raschelte im schnellen Rhythmus. Anika spürte wie ihr Herz vor Aufregung flatterte und einen Moment lang bekam sie keine Luft.
„Schön gleichmäßig atmen.“
Miriam zupfte am Atemloch der Maske. So wie sie dastand, schien ihr es zu gefallen, was sie sah. Anika dagegen weniger.
Sie sah verschwommen im Spiegel eine gefesselte Frau im durchsichtigen verschwitzten Gummianzug. Schwarzen Gurte schnitten in ihr Fleisch und das strenge Halskorsett tat sein Übriges. Anika konnte nur hoffen, dass die Feuchtigkeitsmaske nicht allzu lange wirken musste. Nass klebte der Gummi wieder auf ihrem Gesicht.
„Wir lassen sie jetzt in Ruhe, Frau Schneider, Miriam schaut dann später wieder nach ihnen.“ „Ja, danke“, nuschelte Anika gepresst unter ihrer Kopfverpackung hervor.
Der klatschnasse Gummi klebte im Gesicht. Frau Sanders henkelte sich bei Miriam ein. Zufrieden betrachteten die zwei Frauen ihr Werk.
„Siehst du Miriam, so ist alles schön dicht am Hals und die Kundin kommt auch nicht auf die Idee sich die Maske vorzeitig abzunehmen. Für das nächste Mal merken.“
Tina Sanders legte ihre Hände auf Anikas Schultern und beugte sich vor. „Denn wie lautet die Shiny-Hair-Philosophie? Na, Frau Schneider, Sie wissen es.“
„Sicherheit heißt Zufriedenheit“, presste Anika zwischen ihren verzogenen Mund hervor.
Unter den Haltegurten rutschte der nasse Anzug über ihre Haut. Anika hörte die entfernenden Klackgeräusche von Tinas High Heels.
„Ach und Miriam“, hörte Anika sie quer durch den Salon rufen, „beim nächsten Mal bitte daran denken, den Brustgurt tiefer setzen, sonst schnürst du den Busen so sehr ab.“
Anika verzog das Gesicht, ihre platt gedrückten Brüste meldeten sich schmerzhaft. Das half ihr jetzt auch nicht mehr. Sie konzentrierte sich auf das Atmen. Die Zeit schien stehen zu bleiben. Die beiden verrückten Friseurinnen waren gegangen. Anika war ganz froh darüber. Hin und wieder schaute Miriam nach ihr. Es war erniedrigend. Miriam, die nette Aufpasserin von nebenan. Mit mitfühlenden Blick, die Hände in der Plastikschürze schaute sie nach Anika und zupfte das Atemloch über ihren Mund, wenn es verrutscht war.
„Alles soweit hin Ordnung Frau Schneider?“ fragte sie im lieblichen Ton.
Nichts war in Ordnung. Anika saugte an einem kleinen Loch nach Luft, steckte in einem Gummianzug und war bewegungslos auf ihren Stuhl gefesselt. Sie bekam kaum Luft. Ihr war heiß und stickig unter der Maske und das nasse ölverschmierte Gummi presste ihre Augen zu.
Verschwommen durch den transparenten Gummi sah Anika im Spiegel Frau Sanders. Wie lange sie dort stand und sie beobachtete, wusste sie nicht.
„Fertig, Frau Schneider die Zeit ist um.“
Sie zog das Schnürband des Halskorsetts aus den Ösen und befreite Anikas steif gewordenen Hals.
„Na war doch gar nicht so schwer, oder. Ich nehme ihnen jetzt die Feuchtigkeitsmaske ab, die halbe Stunde ist um.“
Anika atmete erleichtert auf. Schmatzend flutschte der Gummisack von ihrem verschmierten Gesicht. Anika drehte vorsichtig ihren verkrampften Hals. Ihr von der gesichtsoffenen Haube eingerahmtes Gesicht glänzte gerötet. Nasse Haare zeichneten sich strähnig unter der durchsichtigen Gummihaube ab. Sie rang nach Atem.
„Warten sie Frau Schneider, gleich ist es besser.“
Miriam wischte Anikas verschwitztes Gesicht mit einem nassen Lappen ab und befreite es von Schweiß und Creme. Die kalte raue Berührung war eine Wohltat. Anika war etwas enttäuscht. Niemand machte Anstalten sie von ihren Gurten zu befreien und die enge Kopfhaube nahm ihr auch keiner ab. Sie getraute sich aber auch nicht zu fragen. Sie hatte ihre Lektion gelernt.
Die lange Plastikschürze knisterte laut und vernehmlich. Tina Sanders hatte sich hingehockt und zog aus den Beistellwagen ein dickes gefaltetes Paket heraus.
„Hier Miriam, der Shiny-Spannumhang, für die etwas aktiveren Kundinnen. Nicht wahr, Frau Schneider.“
Dabei tätschelte sie liebevoll Anikas Gummikopf.
„Gerade beim Zähne bleichen, Miriam,“ fuhr Tina Sanders fort „ist es von Vorteil, wenn die Bewegungsfreiheit etwas eingeschränkt wird. Das macht es leichter.“
Anika machte ein etwas ängstliches Gesicht, was als nächstes auf sie zu kam.
„Dann wollen wir Sie mal für das Zähnebleichen fertig machen, Frau Schneider. Keine Angst ist alles ganz harmlos. Während der Einwirkzeit wird Ihnen Miriam auch gleich die Spitzen schneiden und ihre Haare trockenföhnen, Einverstanden?“
Anika bewegte sich unter den Gurten mit unsicheren Blick auf das schwere Gummituch.
„Ja klingt gut.“ wisperte sie.
„Miriam, hilf mir bitte mal mit dem Spannumhang.“
Mit lautem Knall entfaltete sich die dicke Plane aus durchsichtigem Gummi. Anika entdeckte an der Seite den geschwungen Schriftzug Shiny-Hair. Ihr kam es so vor, als wenn die Firma sich ganz für dieses uringelbe, halb durchsichtige Material verschrieben hatte. In der Mitte des Tuches war eine kreisrunde Öffnung mit einem engen Stehkragen. Der Rand der Plane war mit vielen verstärkten Löchern eingefasst.
„Genau Miriam, das Halsteil kräftig dehnen, sonst geht es nicht über den Kopf.“
Die beiden Friseurinnen bugsierten Anikas Gummikopf nur mit Mühe durch die enge Halsöffnung des dicken Gummiumhanges. Schmatzend umschloss der hohe Stehkragen ihren Hals wie eine feste Hand. Der Gummiumhang legte sich über Anikas Körper bis auf den Boden, wie ein großes Zelt. Ohne fremde Hilfe würde sie aus diesem Ding nie wieder herauskommen, ging ihr es durch den Kopf. Ein ungutes Gefühl machte sich im Bauch breit.
Frau Sanders drückte am Frisiertisch auf einen Knopf, gefolgt von einem lauten metallischen Ratschen.
„Nicht erschrecken Frau Schneider. Das waren die Halteösen unten am Fuß von Ihrem Stuhl.“
Anika drehte ihren Kopf soweit es möglich war und schielte an ihrem Arm nach unten. Aus dem runden Metallfuß des Friseurstuhls am Boden waren stabile Metallhacken ausgefahren und bildeten ein Kreis. Mit Entsetzen sah sie, wie Miriam und Tina anfingen die schwere Umhangplane dort unten ein zu hacken. Öse um Öse raffte es den steifen Gummistoff am Fuß des Stuhles zusammen. Anika kam sich wie eine übergroße Geschenkverpackung vor. Raschelnd erhoben sich die beiden wieder und begutachteten ihr Werk.
„Hier Miriam, den Plusknopf musst du drücken.“
Die Chefin zeigte auf die Stelle des Tisches wo sie schon die Haken aktiviert hatte. Miriam machte einen langen Arm und schaute Anika lächelnd an. Der Friseurstuhl wurde langsam angehoben und der ein gehakter Gummistoff begann sich über Anikas Körper zu spannen. Ihr verschlug es für den Moment die Sprache. Was machten sie mit ihr hier? Gummi quietschte auf Gummi und spannte immer stärker über ihre Schultern und drückten sie nach unten. Die Haltegurte um ihren Leib hinderten sie am Wegrutschen. Immer straffer spannte sich der Planenstoff und presste ihre Hände unbeweglich auf die Armlehnen. Anika hatte das Gefühl wie eine Presswurst in Gummi eingeschweißt zu werden. Erst jetzt fand sie ihre Sprache wieder. Aufhören rief sie fast gleichzeitig mit Frau Sanders gerufenen Stopp. Der Gummi quietschte unter der Dehnung verdächtig. Schmerzhaft drückte er auf ihre Knie, die als spitze Beulen aus der glatten Gummifläche herausstachen. Tina schlug mit der flachen Hand prüfend auf die gespannte Gummiplane über Anika. Sie lachte Miriam zu.
„Na da hast du aber reichlich Spannung auf den Umhang gegeben. Beim nächsten Mal ein bisschen früher stoppen. Das Gefühl bekommst du mit der Zeit.“
Für Anika war das wenig Trost. Sie saß am Stuhl festgeschnallt unbeweglich unter dem gespannten Gummiumhang. Es zog höchst unangenehm auf Knie und Schultern und ihre Brüste taten weh vom viel zu straffen Gurt um ihren Oberkörper. Ihr Anblick war bizarr. Schemenhaft konnte man den fixierten Frauenkörper unter dem milchig trüben straff gespanntem Gummi sehen. Ein Außenstehender sah auf den ersten Blick ihre missliche Lage.
Während Anika noch immer fassungslos ihr Spiegelbild anstarrte, begann Miriam oben aus der Haube ihre langen Haare heraus zu ziehen. Am Hinterkopf der durchsichtigen Gummihaube war ein verstärktes Loch. Strähne um Strähne zog Miriam die langen nassgeschwitzten Haare hindurch. Nach einer Weile wippte ein schöner Pferdschwanz auf Anikas gummierten Hinterkopf. Im Licht der Strahler schimmerten Anikas neu gefärbten Haare. Doch so richtig konnte sie die neuen Strähnchen nicht genießen.
Anika schaute zu Frau Sanders.
„Die Maske hier brauchen wir zum Zähne bleichen."
Ihr Lachen zeigte ihre eigenen strahlend weißen Zähne. Sie zauberte aus dem Friseurwägelchen eine weitere transparente Gummimaske hervor.
Anikas Augen wurden groß.
„Frau Schneider, jetzt machen Sie doch nicht so einen gequälten Gesichtsausdruck. Die Maske sieht schlimmer aus als sie ist. Warten sie das Endergebnis ab. Sie werden den Unterschied sehen.“
Anikas Misstrauen konnte das nicht zerstreuen. Die bizarre Gummihülle in Frau Sanders Händen ließ sie trotz ihres warmen Gummicocoons frösteln. Die Maske aus dickem Gummi war einem Frauenkopf nachempfunden. Ein leicht geöffneter Mund, schien die einzige Öffnung zu sein. Die Augenöffnungen war mit kleinen ovalen Plastikscheiben verschlossen. An der Nase waren zwei durchsichtige Schläuche angebracht und am Hinterkopf war eine Schnürung zu sehen. Tina zog die Kordel heraus und stülpte die durchsichtige Maske nach außen. Auf der Innenseite sah man jetzt die kurzen Nasenstutzen für die Nasenlöcher. Am Mund angeklebt, ragte eine merkwürdige Gummiausstülpung in die Maske. Eine Mundauskleidung, die Gaumen, Zähne und Zunge vollkommen umschloss. Man konnte gut die beiden Zahnreihen erkennen und die extra Tasche für die Zunge. Am Rachen über der Zunge sah man das Loch zum Atmen.
„Sehen Sie, Frau Schneider.“
Die Chefin kam mit der Maske näher.
„Hier in die Zahnreihe kommt die Bleichpaste. Die Mundauskleidung gewährleistet dann, dass es direkt an den Zähnen wirken kann, ohne von der Zunge oder Speichel entfernt zu werden.“
Anika war nicht ganz so begeistert wie Frau Sanders. Dieses Gummiverhau sollte sie tragen.
„Wie lange müsste ich denn ungefähr die Maske aushalten.“
„Also ein bis zwei Stunden müssen wir das Zahngel schon wirken lassen. Unter dem werden sie kein sichtbares Ergebnis haben“, eröffnete ihr die Chefin.
Anika nickte mit skeptischem Gesicht.
„Also gut Frau Sanders.“
Anika bewegte sich leicht unter ihrem straffen Spannumhang.
Tina Sanders zupfte an Anikas Stehkragen
„Sie werden sehen, Frau Schneider, die Zeit vergeht wie im Fluge. Bitte jetzt den Mund weit öffnen.“
Mit ängstlichen Blick sah Anika die beide großen Plastehaken in Miriams Händen. Frau Sanders hakte sie links und rechts in ihre Mundwinkel zwischen die Lippen. Der Gummiriemen im Nacken spannte die Spreizer straff nach hinten. Anikas Mund wurde dadurch weit auseinandergezogen und entblößte ihre Zähne und Zahnfleisch. Die Prozedur war unangenehm.
Anikas Augen wanderten zwischen ihrem zwangsweise geöffneten Mund und Miriam hin und her. Sie hielt die schwere Gummimaske und drückte die Zahnpaste in die Aussparung der Mundauskleidung. Auch die untere Zahnreihe füllte sie mit der weißen dickflüssigen Paste. Frau Sanders beugte sich über Anika und schob die Auskleidung in ihren weit geöffneten Mund. Finger tasteten in ihrer Mundhöhle und drückten die Gummiblase an ihren Platz. Anika spürte wie ihre Zunge in die Aussparung rutschte. Panik stieg langsam in ihr hoch. Sie musste würgen.
„Schön ruhig, Frau Schneider, wir haben es gleich. Miriam, hältst du mal bitte ihren Kopf fest.“
Zwei kleine Hände umfassten Anikas Kinn. Tinas Gesicht war direkt vor ihr.
„So, ich nehme jetzt die Spreizklammer raus, dann geht es schon viel besser. Jetzt noch die Nasenschläuche, dann haben wir es.“
Tief wurden die dicken Schläuche in Anikas Nase geschoben und drückten sie auseinander. Anika wollte „Aufhören!“ rufen, doch es kam nur gurgelndes Gestammel aus ihrem Mund. Mit einem Ruck wurde die Maske über ihren Kopf gezogen und legte sich augenblicklich stramm über ihr Gesicht. Der dicke Maskengummi lies ihr Gesicht erstarren. Anika öffnete wieder die Augen. Durch die kleinen Plastegläser war ihre Sicht leicht verzerrt. Schnaufend sog sie Luft durch die Nasenschläuche. Im Spiegel schaute sie ein bizarrer insektenähnlicher Kopf an. Schmatzend kaute sie auf der Gummiblase im Mund. Sie spüre die kalte Zahnpaste an ihren Zähnen, es schmeckte intensiv nach Gummi. Die Luft, die durch die Schläuche in die Nase dran, roch ebenfalls nach Gummi. Ihre Welt war Gummi. Sie atmete Gummi, sie schmeckte Gummi, sie fühlte Gummi auf jedem Zentimeter ihrer Haut. Überall Gummi. Anika hoffte inständig, dass es das wert war.
Miriam begann mit der Schnürung der Maske am Hinterkopf. Anikas Pferdeschwanz wurde durch ein kurzes Schlauchstück nach außen gezogen. Er wippte bei jedem Zug der Kordel hin und her. Immer enger zog sich der dicke Gummi um ihren Kopf und presste ihn fester zusammen. Schnell war es Anika unter der schweren Maske wieder warm geworden. Sie spürte die Feuchtigkeit auf ihrem Gesicht.
„So fertig.“
Miriam klopfte spielerisch auf Anikas dicken Gummischädel. Das lange Halsteil der Maske reichte weit auf Schultern und Brust. Der enge Stehkragen des Spannumhanges darunter, taten sein Übriges. Anika konnte ihren Kopf kaum noch bewegen. Miriam schob die langen Nasenschläuche in kleine Ösen an den nach geformten Ohren der Maske.
Die kleine Kosmetikerin stand wieder neben dem Stuhl.
„Jetzt kommt der etwas unangenehme Teil der Bleichprozedur.“
Anika schluckte Gummispeichel. Es langte doch jetzt schon unter diesem Gummiverhau zu schmoren. Schnaufend sog sie Luft durch die engen Schläuche, als sie das Gebilde in Frau Sanders Hand entdeckte. Eine schlaffe Gummibirne mit langem Schlauch und Blasebalg hing an einem Riemengeschirr. Anika ahnte wofür. Ihre Augen weiteten sich hinter den kleinen Maskengläsern.
„Jetzt müssen sie tapfer sein“ erklärte die Salonchefin, während das schwarze Riemengeschirr samt Knebel vor Anikas Gesicht baumelte. „Ist aber notwendig, damit die Paste gut wirken kann. Es ist wichtig, dass sie fest auf die Zähne gepresst wird. Nur so werden sie schön weiß. Das wollen Sie doch, Frau Schneider. Die Gummiblase hier sorgt dafür.“
Frau Sanders griff den Pumpball und drückte einmal. Der aufblasbare Knebel entfaltete sich.
„Wir müssen Ihnen das Kopfgeschirr ziemlich fest umschnallen, damit der Knebel nicht verrutschen kann. Verstehen Sie.“
Anika fügte sich in das Unausweichliche. Sie grunzte eine unartikulierte Bestätigung.
Mit geübtem Griff schob Tina Sanders die schlaffe Gummibirne in Anikas Mund. Das Ding bestand aus mehreren Kammern. Eine mittlere für die Mundhöhle und zwei seitliche für die Wangen. Zwischen die beiden Kammern wurden Anikas gummierte Zähne geklemmt. Das Riemengeschirr wurde über den Kopf gezogen und Anika biss auf den Gummiknebel. Sie schluckte krampfhaft, doch ihr Mund blieb vollgestopft mit Gummi. Eine stabile Platte legte sich über ihren Mund. Der breite Riemen der Platte lief nach hinten in den Nacken, ein weiterer Riemen lief unter ihrem Kinn durch. Zwei andere vom Mund zur Nase und von dort als ein breiter Riemen über ihren Kopf. Durch einen stabilen Metallring hatte Miriam Anikas Pferdeschwanz gezogen. Die Riemen bildeten ein komplexes schwarzes Netz auf ihrem milchig gelben Gummikopf. Die wippenden Nasenschläuche verstärkten den Eindruck noch.
„Hier Miriam, schau mal bitte.“ setzte Frau Sanders ihre Lehrstunde in strenger Knebelung fort. „Mit diesen kleinen Ratschen passt du das Geschirr an Frau Schneiders Kopf an.“
Die Riemen um Anikas Kopf zogen sich zusammen. Schmerzhaft presste sich die breite Gummiplatte fest über ihren Mund. Anika stöhnte in ihren Knebel als weiter Riemen um ihren Kopf gespannt wurden. Tief schnitten die Gurte in ihr Gesicht. Sie hatte das Gefühl ihr Kopf würde zusammengedrückt werden. Frau Sanders schien zufrieden. Anika versuchte ihren Kopf zu schütteln. Der schwarze Pumpball am Knebel hüpfte über ihre Brust. Das Geschirr saß fest und verhinderte das sie den Knebel auch nur ein klein wenig aus dem Mund drücken konnte. Schlimmer noch, als Miriam die kleine Spannratsche unter ihrem Kinn anzog, konnte Anika nicht mal mehr ihren Mund leicht öffnen. Unerbittlich drückte der Kinnriemen ihren Unterkiefer gegen den Oberkiefer. Diese Konstruktion war einfach zu teuflisch. Was ließ sie hier nur mit sich anstellen.
„Mmmph“, brummte Anika überrascht.
Miriam hatte den Blasebalg in ihrer kleinen Hand fest zusammengedrückt. Luft strömte in die aufblasbare Birne. Die Gummiblase in Anikas Mund war merklich grösser geworden und füllte ihn nun ganz aus. Die Wangen waren angeschwollen und drückten spürbar gegen die dicke Gummimaske. Der Knebel wurde immer größer und Anikas Riemengeschirr verhinderte, dass sie den Druck im Inneren nachgeben konnte. Anika schien von innen heraus zu platzen.
Sie schüttelte wild den Kopf um zu zeigen, dass Miriam aufhören sollte zu pumpen. Ihre Augen waren unter den kleinen Sichtscheiben schreckensgeweitet. Das hielt sie nicht aus.
„Ist erst mal genug Miriam.“
Der Blasebalg fiel auf den gespannten Umhang über Anikas Brust.
„Gib der Frau Schneider erst mal Zeit sich daran zu gewöhnen.“
Anika saugte krampfhaft Luft durch die engen Atemschläuche. Ihr gestopfter Mund zwang sie durch die Nase zu atmen. Sie sog schweren Gummiduft in ihre Lungen. Ihre dick aufgeblasenen Wangen drückten schmerzhaft gegen das unbequeme Kopfharness. Tief schnitten die Riemen in ihr verzerrtes unförmiges Gesicht.
„Hier fühle mal Miriam.“
Frau Sanders drückte auf Anikas Wangen.
„Du musst die Wangen fest aufpumpen. Damit du sicher bist, dass die Zahnpaste auch gut in der Mundauskleidung verteilt ist und es keine Lücken gibt.“
Die gab es nicht. Anika war sich sicher. Ihr Mund war zum Bersten gefüllt. Nur mühsam konnte sie den zusammenlaufenden Speichel, der penetrant nach Gummi schmeckte, schlucken.
Anika starrte ihr Spiegelbild an. Ihr Atem dröhnte schnaufend in ihren Ohren. Ihre Brust hob und senkte sich unter dem straff gespannten Gummiumhang immer mehr. Der Brustgurt drückte ihren Busen mit jedem Atemzug schmerzhaft zusammen.
„Ah Miriam, fällt dir etwas auf an der Frau Schneider.“
Anika grunzte in ihren Knebel. Sie wurde von Frau Sanders wie ein Schauobjekt behandelt.
„Auf so etwas musst du bei der Zahnbehandlung achten. Die Frau Schneider atmet sehr schwer unter der Maske. Schau mal hier, an den Schläuchen der Nase sind Ventile, die müssen ganz aufgeschraubt sein. Schau so. Frau Schneider, es müsste jetzt besser für Sie sein."
Das Atmen fiel jetzt leichter. Anika nickte dankbar. Tina Sanders streichelte Anikas schmerzende Wangen unter der durchsichtigen Gummimaske.
„Ist nur der erste Schreck nicht wahr? Dann gewöhnt man sich daran. Ich schaue später wieder nach Ihnen. Miriam schneidet ihnen noch die Haare und dann können sie ein bisschen ruhen. Also bis später.“
Die Salonchefin ging zur Empfangstheke zurück und ließ Anika mit Miriam allein.
Miriam zog sich einen kleinen Rollhocker heran und setzte sich hinter Anika. Das steife Plastik der Schürze knisterte wieder laut, als sie die Schere aus ihrer Tasche holte.
„Dann wollen wir mal.“
Metall begann leise zu klimpern. Miriam begann die Spitzen zu schneiden. Anika bemerkte eine Bewegung im Augenwinkel. Sie drehte sich soweit es ihr steifer Hals zuließ. Der Knebelschlauch mit dem schwarzen Pumpball wippte auf dem Gummiumhang. Miriam hielt inne.
„Bitte nicht bewegen Frau Schneider, sonst wird es nicht ordentlich.“
Die Schere begann wieder zu klappern. Eine Kundin stand neben Anika und schaute sie mit offenen Mund an. Anika lief unter ihrer Maske puterrot an. Ihr war es peinlich, wie die Frau sie anschaute. Ja, sie war zum Anstarren, hilflos eingepackt wie eine Wurst in ihrem Gummikostüm. Eine heiße Welle der Scham durchlief sie. Schnaufend sog sie Luft durch die Schläuche. Sie drehte ihren Kopf weg. Der Pferdeschwanz aus der Maske wippte wieder hin und her. Eine junge Friseurin kam und zog die erstarrte Kundin weg von Anika.
Das Klappern der Schere hörte wieder auf. Miriam war aufgestanden.
„Also Frau Schneider so geht es nicht. Sie halten einfach nicht still. Tut mir leid, es geht nicht anders.“
Miriam schob den Hocker zur Seite. Sie griff die zur Seite gelegte Metallkopfstütze und ließ sie in Anikas Rückenlehne einrasten. Aus ihrem Arbeitswagen zog sie einen breiten Gummiriemen. Anika ahnte, was kommen sollte. Miriam knöpfte den dicken Gummigurt auf den Riemen, der über ihre Stirn lief. Dann drückte sie Anikas K