Flug JAL 407 Frankfurt - Tokio
Kapitel 1: Sara MüllerSara Müller schlug klatschend die schwere Gummidecke zurück. Mit lautem Rascheln drehte sie sich zur Seite und schaute zur Digitalkonsole am Nachttisch. Die rot leuchtenden Zahlen der Uhr rückten eine weitere Minute vor. Es war kurz vor Sechs. Durch einen schmalen Spalt der geschlossenen Vorhänge schien ein Sonnenstrahl in das Hotelzimmer und beleuchtete es spärlich. Sie ließ sich müde wieder zurück in das Bett fallen. Abermals knisterte das transparente weite Nachthemd und das glatte Gummilacken darunter vernehmlich. Das bekannte flaue Gefühl im Magen und die leichte Aufregung machten sich wieder bemerkbar. Heute würde sie zum ersten Mal Fliegen. Nicht nur ihr allererster Flug, auch noch ein wirklich weiter. Das Ziel hieß Tokio. Die Aufregung auf den bevorstehenden Flug hatte sie nicht zur Ruhe kommen lassen. Auch das neue Gumminachthemd und das zu warme Hotelzimmer taten ihr Übriges. Durch die halb zugezogenen Vorhänge der Fenster schaute die Morgensonne herein. Vom nahen Flughafen hörte man die startenden Maschinen. Es würde wieder ein warmer sonniger Tag werden. Quietschend drehte sie sich auf die Seite und verhedderte sich im weiten Nachthemd und der schweren Gummidecke über ihren Füßen. Schweißperlen hatten sich unter dem luftdichten Nachthemdstoff gesammelt und perlten kitzelnd über ihre Brüste. Nass klebte das Hemd auf ihren Schenkeln. Im Zimmer war es stickig warm. Sara hatte die Nacht über versucht die Fenster gekippt zu lassen, doch die startenden Flieger des nahen Flughafens waren zu laut. Schon nach kurzer Zeit musste sie trotz der lauen Nacht die Fenster schließen. Sie musste sich zwischen stickiger Wärme und lautem Flugzeuglärm entscheiden. Die Wärme gewann.
Sara hatte die ganze Nacht über kein Auge zu bekommen. Ihre Finger nestelten am eng gerüschten Kragen des Nachthemdes. Ein paar Wassertropfen lösten sich und perlten über das Gummikopfkissen. Sie war das Tragen von Gumminachtwäsche nicht gewohnt. Selbst nach dem Wechsel zu ihrem neuen Arbeitgeber, die Eventmanagement und Service GmbH, hatte sich daran nichts geändert. Dieses neumodische Gummimaterial war einfach unpraktisch. Nach dem Ende ihres Studiums in Jena, begann sie bei einem kleinen Veranstaltungsbüro. Die Arbeit war recht eintönig. Kleine Feste, ein paar regionale Ausstellungen, nichts Besonderes eben. Ein Tochterunternehmen einer großen japanischen Eventagentur eröffnete in der Nachbarstadt seine Filiale. Sara musste nicht lang überlegen. Die Japaner waren in Sachen Veranstaltungen schon immer viel verrückter, als die Europäer. Cosplay und Manga kannte selbst Europa mittlerweile. Angefangen hatte alles in Japan. Eine kurze Bewerbung vor Ort und Sara hatte ihren neuen Job. Nette Kollegen, neue spannende Projekte, Messen und Ausstellungen. Alles perfekt. Bis auf einen kleinen Makel. Gedankenverloren spielten Saras Finger an den Rüschen des langen Nachthemdärmels. Ihr neuer Arbeitgeber, der japanische Hauptkonzern, bestand auf das Tragen von Businesskleidung. Das war an sich kein Problem. Gegenüber Europa war Japan aber modemäßig schon viel weiter. Gummistoff war dort gerade groß in Mode gekommen und Sara schaute nicht schlecht, als sie die neue Kleidung von ihrer Eventagentur bekam. Ein Business-Outfit aus stark glänzendem Gummi. Das war jetzt 2 Jahre her. Sara trug gezwungenermaßen die beiden Gummikostüme auf der Arbeit. Das schnelle Umziehen im Auto auf dem Parkplatz wurde zur Routine. Zur Heimfahrt in ihr beschauliches Städtchen flog die etwas gewöhnungsbedürftige Arbeitskleidung auf die Rückbank. Die vielen Stunden auf Arbeit waren mehr als genug Gummi auf ihrer Haut. Zuhause hatte sich dieser merkwürdig glatte glänzende Stoff noch nicht so recht durchgesetzt. Wenn ihre Gummibluse auf der Leine hing, sagte Mutter zwar nichts, aber der skeptische Blick konnte ihre Ansichten nur wenig verbergen. Die kleine Stadt in Thüringen war der Zeit schon immer etwas hinterher. Und diese moderne Mode gehörte nicht dazu.
Sara war mit dem Zug spät abends in Frankfurt am Flughafen angekommen. Ein Shuttleservice brachte sie vom Parkplatz am Bahnhof direkt zum Hotel. Der Taxifahrer machte einen freundlichen Eindruck. Die Fahrt dauerte nur wenige Minuten. Hotel, Flughafen und Bahnhof lagen nah beieinander. Sie hatte eine Übernachtung in einem Hotel in der Nähe des Flughafens und würde Mittag von Frankfurt fliegen. Schon am Bahnhof musste Sara feststellen, dass die von ihrem Arbeitgeber verlangte Kleidung hier viel häufiger zu sehen war. Auch der Taxifahrer trug Arbeitskleidung aus Gummi. Seine schwarze Hose und das hochgekrempelte hellblaue Hemd waren aus dem glänzenden Stoff. Gut, auch in Thüringen hatte sie Modezeitschriften und hin und wieder sah man eines der neuen Gummiteile bei dem Einem oder Anderen. Aber die Leute zogen immer noch überwiegend ihre alten Sachen an. Aber selbst die Standhaftesten bemerkten die steigenden Preise von Baumwollsachen. Schon seit Jahren wütete diese Baumwollkrankheit und niemand schien ein Mittel gegen den aggressiven Pilz zu finden. Jedes Jahr stiegen die Preise für Baumwollsachen und es wurde teurer und teurer. Die Pariser Mode griff den Trend schon beizeiten auf und immer mehr Gummimode drängte in den Fashion-Markt. Schöne erschwingliche Sachen waren dabei.
Laut raschelnd drehte sich Sara in ihrem Gummibett wieder auf die Seite. Das Nachthemd klebte unangenehm auf ihrem Rücken. Sie musste sich eingestehen, dass Baumwollstoffsachen in der Großstadt Frankfurt kaum noch getragen wurden. Den Unterschied zu ihrer kleinen Stadt spürte man deutlich. Mit ihrer Stoff-Jeans und T-Shirt kam sie sich fast deplatziert vor. Gummi schien im Alltag und Berufsleben angekommen zu sein. Was daran gut sein sollte konnte Sara nicht so recht erkennen.
Sie lag schwitzend in ihrem viel zu warmen Hotelzimmer und starrte auf die langsam dahin kriechende Zeit der Digitaluhr. Noch zwei Stunden bis zum Flug. Das flaue Gefühl im Magen meldete sich zurück. Erneut stieg die Aufregung in ihr hoch und machte sich im Körper breit. War es die richtige Entscheidung? Die zwei Jahre bei ihrem japanischen Arbeitgeber vergingen in Windeseile. Ihr erwachtes Interesse in der Berufsschule zu Japan machte sich jetzt bezahlt. Damals lachten die Berufsschüler über ihren Japanfimmel. Jetzt war es genau das Richtige. Sie begann japanisch zu lernen, die Korrespondenz und Telefonate mit Tokio halfen die Sprache schnell weiter zu verbessern. Und dann hing da eines Tages diese Anzeige im Büro. Ein großes Blatt am schwarzen Brett „Wir bieten unseren Mitarbeitern die Möglichkeit zu einem 3-wöchigen Praktikum. Es wird in unserer japanischen Hauptzentrale in Tokio stattfinden. Gesucht werden Frauen und Männer mit ansprechendem Erscheinungsbild, die belastbar sind und Fremdsprachenkenntnisse haben. In diesen 3 Wochen haben sie die Möglichkeit eine Qualifikation zur Betreuung bei Großveranstaltungen, Service für Gäste und Hostessdienst zu durchlaufen. Für weitere Informationen kontaktieren sie ihren Vorgesetzten. Bewerben sie sich jetzt.“ Sara brauchte nicht lange zu überlegen, Japan war ein Reisetraum von ihr. Wie lange sie für das Flugticket sparen müsste, wusste sie nicht. So konnte sie sich ihren Traum viel schneller erfüllen. Das Gespräch mit ihrem Chef holte sie jedoch schnell in die Wirklichkeit zurück. Er machte ihr wenig Hoffnung. Die Bewerbung war bundesweit ausgeschrieben und viele hatten sich in Liste eingetragen. Er schickte die Bewerbung trotzdem ab. Und dann ging alles schneller als gedacht. Als sie ein paar Tage später zur Arbeit kam, waren alle wie im Bienenkorb. Bevor es Sara erfuhr, wusste es schon das ganze Büro. Sie war eine der Glücklichen, die nach Japan eingeladen waren. Übernachten würde sie in einem Hotel beim Flughafen. Die Sicherheitsvorkehrungen für Japanflüge waren erhöht worden. Deswegen sollte sie schon sehr früh dort sein. Und nun lag sie hier in Frankfurt im Hotelzimmer.
Sara zog das lange Hemd über ihre Schenkel. Schwer lag der geraffte Gummistoff auf ihrem Schoss. Statt frische Luft auf ihre Haut zu bekommen, schien ihr nur noch wärmer zu werden. Sie hatte sich extra für die bevorstehende Reise das neue Nachthemd gekauft. Lange hatte sie gesucht, aber nichts Passendes gefunden, oder es war einfach zu teuer. Zum Schluss war es ein weites bodenlanges Gumminachthemd mit engem hohen Rüschenkragen geworden. Auch Schultern und Brust waren mit kleinen Rüschen abgesetzt. Sara wollte es in Rosa kaufen, die Verkäuferin riet ihr zu transparent. Wie sagte sie „Wenn schon so ein herkömmliches Modell, dann wenigstens bei der Farbe etwas riskieren.“ Sara war nicht so überzeugt, ließ sich aber vom gewinnenden Lächeln der Verkäuferin überzeugen.
Nun lag sie schwitzend in ihrem neuen Nachthemd im Hotelbett und konnte schemenhaft ihren nackten Körper unter dem feucht beschlagenen Gummi sehen. So recht war sie von der Wahl ihres Nachthemdes nicht überzeugt. Sie fühlte sich nackt. Nicht dass sie ihren fraulichen Körper verstecken müsste. Jedoch es anzuziehen und sich in das gummibezogene Bett zu legen war neu für sie. Ein merkwürdiges und befremdliches Gefühl.
Dasselbe merkwürdige, befremdliche Gefühl beschlich Sara bei der Fahrt vom Bahnhof zum Hotel. Der Taxifahrer half ihr mit dem großen Koffer beim Einladen. Nach seinem Blick auf Saras angebrachten Kofferanhänger mit Ziel Tokio schien er sie mehr als nur einmal durch den Rückspiegel zu mustern. Zu einer richtigen Konversation kam es aber nicht. Er war als Fahrer wohl zu diskret und Sara zu müde von der Anreise. Mit einem merkwürdig betonten „Wünsche Ihnen einen angenehmen Flug“ verabschiedete er sich und ging zu seinem Taxi zurück. Sara zog ihren Koffer durch die große Eingangstür in die Lobby ihres Hotels.
Die Lobby war groß und freundlich eingerichtet. Alles machte einen modernen und gepflegten Eindruck. Es war später Abend geworden. Die Anreise war recht lang gewesen und Sara freute sich auf ihr Bett. Kichernd und wohl leicht beschwipst, lief ein Pärchen Arm in Arm an ihr vorbei zu den Fahrstühlen. Er im schicken Nadelstreifenanzug, sie im schwarzen Minikleid. Das enge ärmellose Kleid reflektierte das Licht der Deckenstrahler und schien den Körper der schlanken brünetten Frau wie ein Handschuh zu umschließen. Es war augenscheinlich Kleidung aus Gummi, was die beiden trugen. Sara löste ihre Augen erst, als sich die Fahrstuhltüren schlossen.
„Willkommen im Hotel Frankfurt Flughafen“ begrüßte sie die Frau an der Rezeption. Hinter einem hellen wuchtigen Steintresen stand eine junge Frau mit einem makellos geschminkten Gesicht. Ihre dunkelbraunen schulterlangen Haare waren zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden. „Hallo“ antworte Sara und schüttelte ihre Unsicherheit ab. „Ich bin Frau Sara Müller, für mich müsste ein Zimmer reserviert sein.“ Die weiße Gummibluse der Rezeptionisten rieb leise quietschend unter der engen dunkelroten Weste, die sie darüber trug. Während sie Daten im Computer eingab, schaute sie kurz lächelnd zu Sara. Die eng sitzende Weste drückte ihre kleinen Brüste vorteilhaft nach oben. Auch ihr knielanger enger Rock war aus demselben dunkelroten Gummi, wie ihre Weste. Die große rote Schleife unter dem Blusenkragen vervollständigte ihre adrette Uniform. „Ah, da haben wir ihre Daten Frau Müller. Genau, die Firma Eventmanagement Tokio hat ein Zimmer auf ihren Namen reserviert. Hier, ihre Schlüsselkarte und hier bekomme ich noch eine Unterschrift von ihnen.“ Die Rezeptionisten überreichte Sara Karte und Stift zum Unterschreiben. „Ach, das hätte ich beinahe vergessen. Das Büro ihres Arbeitgebers, hier in Frankfurt, hat ein Päckchen für sie abgeben. Wir waren so frei und haben es schon auf ihr Zimmer gebracht. Sie benötigen noch Sachen für den Flug. Die neuen Sicherheitsbestimmungen für Japan-Flüge, aber das wissen sie ja sicherlich.“ Sara legte den Stift weg, überrascht schaute sie auf. Sicherheitsbestimmungen, davon hörte sie jetzt zum zweiten Mal. „Ist da etwas zu beachten“ fragte sie leicht unsicher. Die Rezeptionistin zupfte etwas verlegen an ihrer roten Gummischleife am Kragen. „Das ändert sich immer mal. Zurzeit sind die japanischen Behörden etwas strenger geworden, gerade bei uns Frauen. Die Flugsicherheit ist ja immer sehr wichtig. Naja und speziell wir Frauen sind jetzt nach der neuen japanischen Sicherheits-Philosophie besonders schutzbedürftig. Aber sicher wissen sie das, wenn sie sich für Japan entschieden haben. Ich bestelle den Shuttleservice zum Flughafen für 8 Uhr. Ihr Flieger startet Mittag.“ Der gummierte Arm der Rezeptionistin schob sich nach vorn und ihre Finger berührten Saras Hand. „Ein Rat von mir. Denken sie lieber nicht zu viel über die Sicherheitsbestimmungen nach, die japanischen Beamten sind da sehr korrekt. Einfach befolgen.“
Sara wollte sich nicht die Blöße geben und zugeben, das Gesagte verwirrte sie mehr, als dass es half. Sie griff ihren Koffer und ging zu den Aufzügen. Im Fahrstuhl hing der Duft von Parfüm und warmen Gummi. Leise Fahrstuhlmusik begleitete sie zur dritten Etage. Geräuschlos öffnete die Tür und gab den Blick auf einen dezent beleuchteten langen Gang frei. Weicher Teppichboden dämpfte ihre Schritte auf dem Weg zu ihrem Zimmer. 308. Da war es.
Sara war froh, endlich die erste Etappe ihrer Reise geschafft zu haben. Mit einem vernehmlichen Klick entriegelte die Tür. Das Zimmer machte im spärlichen Flurlicht einen sehr freundlichen und aufgeräumten Eindruck. Es war nicht groß, aber sauber und neu eingerichtet. Große Fenster öffnete den Blick Richtung Flughafen. In der Nacht sah man die blinkenden Lichter des Flugfeldes. Dröhnend hob eine Maschine vom Boden ab. Man hörte sie mehr, als dass man sie in der Dunkelheit sah. Sie ließ sich auf das Bett fallen. Erst jetzt bemerkte sie, es war mit Gummi bezogen. Sie suchte die Nachttischbeleuchtung. Zwei Strahler an der Wand flammten auf. Sara richtet sich auf. Schwarzer glänzender Gummi spannte unter ihren Händen. Mit spitzen Fingern schlug sie die schwere Gummibettdecke zurück. Klatschend klappte sie am Fußende zusammen. Makellos und faltenfrei spannte darunter das Bettlaken im schwarzen Glanz. Ebenso wie die Bettdecke war das Kopfkissen mit schwarzem Gummi bezogen. Sara verzog den Mund. Darin sollte sie schlafen. Sie schwankte mit ihrem Entschluss noch einmal zur Rezeption zu gehen und zu versuchen das Zimmer zu tauschen. Doch sie war zu müde. Als unmodernes Landei vor der jungen Rezeptionistin dazustehen, wollte sie auch nicht. Der morgige Flug würde auch so schon anstrengend genug sein. Je eher sie im Bett war, umso besser. Sara bemerkte das Päckchen auf der Kommode. Auf dem beigestellten Kärtchen stand in schön geschwungener Handschrift zu lesen „zu Händen Frau Müller, gute Reise.“ Sie schüttelte das Päckchen vorsichtig, der Inhalt klimperte leise. Ihr genügte es, wenn sie es morgen früh öffnete. Ihre Neugier war nicht all zu groß darauf. Eine nette Geste ihres Arbeitgebers in jeden Fall. Sie stellte es neben ihren geöffneten Koffer.
Die warme Dusche im Bad machte sie etwas schläfriger. Doch die leichte Aufregung, die Sara schon den ganzen Tag über begleitete, ließ sie nicht so recht zur Ruhe kommen. Im Koffer lag zuoberst das neue Gumminachthemd. Raschelnd entfaltete sich der glatte Stoff, als sie es herauszog. Es war schwer und das transparente Material glänzte leicht im Licht der Nachttischlampen. Jeans, T-Shirt und Unterwäsche landeten auf dem Stuhl daneben. Nackt saß sie auf der Bettkante und betrachte sich im Spiegel gegenüber. Ihre dunkelblonden Haare hatte sie zu einem Dutt gebunden, schmale dunkele Augenbrauen unterstrichen ihre braunen Augen mit vollen Wimpern. Ihr Zeigefinger zeichnete die Linie ihrer geschwungenen Lippen nach. Einzig mit der etwas zu breiten Nase war Sara nicht zufrieden. Ihr Blick wanderte zum Nachthemd. Die Vorstellung nackt zu schlafen behagte ihr genauso wenig, wie das schwere Gumminachthemd auf ihrem Schoss. Ein kalter Luftzug vom angekippten Fenster ließ sie frösteln. Widerwillig streifte sie sich das Nachthemd über und legte sich in ihr ungewohntes Gummibett.
Die roten Zahlen der Nachttischuhr zeigten 6:15. Selbst durch die geschlossenen Hotelfenster konnte Sara den Flughafen hören. Staubkörnchen tanzten in dem Lichtstrahl der Sonne, der sich einen Weg durch den schmalen Spalt der Vorhänge gesucht hatte. Sie versuchte das Nachthemd von ihren nassen Brüsten zu ziehen. Der eng geschlossene Rüschenkragen um ihren Hals, ließ kaum Luft unter den Stoff. Der feuchte Gummi saugte sich beim Loslassen wieder auf ihren Körper. Sie angelte sich die Fernbedienung des Fernsehers von der Kommode und zappte gelangweilt durch die Kanäle. Es lief gerade das Ende der Vox-Sendung Rubber-Shopping-Queen mit Guido Maria Kretschmer. Sara schaltete die restlichen Sender durch. Weiter liegen zu bleiben war sinnlos. Sie fand ja doch keine Ruhe mehr. Umso mehr Zeit hatte sie, um sich fertig zu machen. Die Rezeption hatte den Shuttleservice für 8 Uhr bestellt. Die Fahrt zum internationalen Flughafen sollte nur ein paar Minuten dauern. Die Zahlen des Weckers sprangen auf 6:30. Sara schwang sich aus dem Bett. Kleine Wassertropfen rannen kitzelnd an der Innenseite ihren Oberarmen nach unten. Auf dem Weg zum Bad öffnete sie mit Verrenkungen und etwas Mühe den straffen Rückenreißverschluss. Mit lautem klatschen fiel das Nachthemd auf den Fliesenboden. Die Dusche erfrischte sie und machte sie etwas munterer. Eingewickelt im Badehandtuch machte sie sich daran das Päckchen ihres japanischen Arbeitgebers zu öffnen. Schnell war die Versiegelung gelöst und der Deckel geöffnet. Zuoberst lag ein gefaltetes Blatt Papier. Es war ein Informationsblatt der japanischen Flugbehörde.
Während Sara das Blatt überflog, leerte sie den Inhalt des Päckchens auf die Bettdecke. Gummisachen und Metallmanschetten purzelten heraus. Sie musste ein zweites Mal lesen, um zu verstehen. Im Zuge der allgemeinen politischen Entwicklung war die Flugsicherheit erhöht worden. Und nach der Belästigung einer allein reisenden Frau auf einem Japanflug, hatte die japanische Fluggesellschaft die Bestimmungen, speziell für Frauen, noch einmal erhöht. Die Sicherheitsanweisungen der Flugbehörde waren klar und eindeutig. So hatte Sara sich ihren Flug nicht vorstellt. Zum wiederholten Mal griff sie die durchsichtige Gummimaske auf ihrem Bett und drehte sie hin und her. Dieses Ding sollte sie während des Fluges tragen. Nicht genug, dazu gehörte eine Art Beißschiene für den Mund und ein anknöpfbare Schlafmaske. Wie aufmerksam und praktisch von der japanischen Behörde. Und es waren nicht die einzigen Stücke, die sie erschauern ließen. Laut Anweisung sollte sie stabile Metallmanschetten an Arme und Beine anlegen. Es gab im Flughafen Bereiche, wo die Passagiere zusätzlich gesichert werden sollten. Der Höhepunkt jedoch war die kurze durchsichtige Unterhose mit den zwei Dildos. Sara brauchte einen Moment um zu verstehen, wo die beide Teile beim Anziehen hinsollten. Sie fröstelte bei der Vorstellung diese Gummidinger den Flug über tragen zu müssen. Und nicht genug. Im Päckchen lag ein kleiner spitzer Blasebalg. Er wurde gebraucht, die aufblasbaren Dildos an die Größe der Trägerin anzupassen. Im Informationsblatt hieß es blumig anatomische Sicherheitshose, um die weiblichen Passagiere während des Fluges besser zu schützen. Worauf hatte sie sich da eingelassen. Und als wenn das nicht genug war. Das Informationsblatt wies darauf hin, nicht in Textilkleidung einzuchecken, da sonst der Flug verweigert werden könne. Es sollte ausschließlich Gummi getragen werden. Saras Hand strich über ihr Baumwoll-T-Shirt. Wegen solchen Problemen das Praktikum sausen lassen. Sie wollte kein Landei sein. Wehmütig faltete sie ihre Jeans und T-Shirt zusammen und packte die Sachen in den Koffer. Ihre mitgenommene Gummikleidung hatte sie eigentlich nicht vor, den Flug über anzuziehen. 12 Stunden Flug war eine lange Zeit. Nun musste es wohl sein. Kein Stoff in nächster Zeit.
Mit spitzen Fingern griff sie sich das Dildohöschen. Die Kühle der Hose an ihren Schenkel ließ sie kurz schauern, doch schnell verging das Gefühl. Mit der beigelegten kleinen Tube Gleitgel schaffte sie es alles an seinem Platz zu drücken. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Besonders der hintere Analzapfen war sehr gewöhnungsbedürftig mit seinem drückenden Gefühl ständig zu müssen. Fest umschloss der dicke durchsichtige Gummi ihre Hüfte und hielt die Einbauten an ihren Platz. Sara war es warm geworden. Ratlos hielt sie den Blasebalg in der Hand. Das kleine Loch zum Aufblasen im Schritt zu treffen, war schier unmöglich. Immer wieder rutschte sie ab, sobald sie zudrückte. Allein die Vorstellung sich selbst so zu stopfen schüttelte sie. Und wer sollte es kontrollieren, sie hatte die Gummihose ja nun vorschriftsmäßig an. Sie warf den Pumpball in die Handtasche und zog sich weiter an. Der durchsichtige Gummi-BH war schnell angezogen. Halterlosen durchsichtige Strümpfe folgten. Deutlich mehr Zeit brauchte Sara für die oberarmlangen Handschuhe. Sie waren sehr eng und das transparente Gummi recht dick. Knisternd streifte sie ihre weiße Gummibluse über und stieg in den knielangen grauen Bleistiftrock. Gummi quietschte über Gummi. Das graue Jackett hing über der Stuhllehne. Ihre schwarzen Pumps standen am Bettende bereit. Sie war startklar. Etwas ratlos hielt sie die durchsichtige Gummimaske und die Metallmanschetten in der Hand. Am Flughafen war sicher immer noch Zeit dafür. Auch sie wanderten in ihre Handtasche. Sara streifte ihr Gummijacke über und griff den Rollkoffer. Das Flugticket verstaute sie in der Innentasche ihres Blazers. Der Ausweis hing an einem Band gut sichtbar vor ihrer Brust, so wie es in den Instruktionen stand. Sie war startbereit.
Die Hotelzimmertür schlug hinter ihr in das Schloss. Das Hotel schlief noch halb, niemand war unterwegs. Bei den Fahrstuhltüren stand eine Zimmertür weit offen, davor parkte ein Putzwagen des Personals. Beim vorbeigehen konnte Sara einen kurzen Blick in das Zimmer werfen. Das Zimmermädchen war gerade beim Bettbeziehen. Sie kämpfte mit dem schweren großen Bettbezug aus schwarzem Gummi. Vornübergebeugt sah man ihre üppig weißgerüschte Gummiunterhose unter dem kurzen schwarzen Rock. Die große weiße Schleife der Rüschenschürze auf ihrem Rücken bildete einen starken Kontrast zur ihrem schwarzen Gummikleid. Ebenso die weißen Rüschen an Puffärmeln, Brust und Rocksaum. Ihre schlanken Beine steckten in engen schwarzen Gummistrümpfen und schwarzen Pumps. Ein weiß schwarz gerüschtes Stirnband zierte ihre Haare und um den Hals schloss sich ein hohes Rüschenband. Als sie Sara sah, hielt sie kurz inne und grüßte höflich mit Knicks. Sara fühlte sich geschmeichelt von dem süßen Gummizimmermädchen und wünschte ihr ebenfalls einen schönen Tag. Der Fahrstuhl war schon da und sie fuhr nach unten in die Rezeption.
Die ersten Gäste waren wach und die Eingangshalle war nicht mehr ganz so leer wie am Vorabend. Auch die Dame vom Vorabend war noch da. Man sah ihr die lange Nacht nicht an. Makellos glänzte ihre Uniform im Licht der Lobbystrahler. „Guten Morgen Frau Müller, ich hoffe es war alle zu ihrer Zufriedenheit. Sie wollen sicher auschecken.“ Sara schob ihre Zimmerkarte über den Tisch „Natürlich, alles besten. Eine kurze Nacht, aber ich werde versuchen auf den Flug etwas zu schlafen, danke.“ Die Rezeptionistin zeigte nach draußen. „Der Shuttleservice zum Flughafen wartet bereits vor der Tür. Wie ich sehe haben sie ihre Sicherheitssachen noch nicht angelegt. Wenn ich ihnen behilflich sein soll. Auf dem Flughafengelände müssen sie getragen werden, sonst bekommt unser Taxifahrer Ärger.“ Sara zögerte einen Augenblick. Die durchsichtige Gummimaske lag in ihrer offenen Handtasche, sie wollte damit warten. Die Vorstellung, sie hier in der Lobby anziehen zu müssen, behagte hier nicht. Sie schämte sich etwas dafür. „Wenn es denn unbedingt nötig ist“ gab sich Sara einen Ruck. „Habe damit nicht so die Erfahrung, wenn sie mir dabei helfen würden.“ Saras Stimme war deutlich leiser geworden. Sie holte die schlabbrige Kopfhülle aus ihrer Tasche und gab sie der neuen Helferin. Mit geübtem Griff zog die Frau die Maske über ihren Kopf und verschloss den Reißverschluss am Hinterkopf. Ein lautes Klacken ließ Sara erschrocken den Kopf drehen. Es war ein ungewohntes Gefühl, die dicke Maske schränkte sie in der Bewegung ein und drückte auf ihr Gesicht. Durch die Mund- und Nasenöffnung bekam sie gut Luft. „Nicht erschrecken.“ Die Rezeptionistin hinter Sara legte die Hand auf ihre Schulter. „Das war der Schließmechanismus vom Flughafen, sie können die Maske dort nur in bestimmten Bereichen abnehmen. Das hören sie dann, im Moment ist sie verschlossen.“ Sara schluckte, sie konnte die Maske nicht so einfach absetzen.
„Die Manschetten bitte noch.“ Sara öffnete ihre Handtasche und holte die Metall-Manschetten heraus. Sie waren 6 cm breit und recht massiv. An der Seite des breiten Metallbandes befanden sich kleine bewegliche Stifte. Ihre Helferin griff Saras Arm und legte die erste Metallfessel um ihr Handgelenk. Mit lautem Schnappen verriegelt sie sich selbstständig. „Ist dasselbe wie bei der Maske, die Manschette merkt sich ihren Standort. Hier ist es etwas anders. Die Metallbänder lösen sich erst wieder vollständig beim Verlassen des Flughafens in Tokio.“ Sara zog mit ihrer freien Hand daran, das Teil saß unverrückbar fest um ihr Handgelenk und war sehr stabil. Es gab nur wenig Spiel, schnürte sie aber nicht ein. An ihren Oberarmen passierte dasselbe. Glänzende Metallreifen zierten ihre Arme. Die Hotelfrau hockte sich hin. Sara schaute etwas überrascht auf die knieende Frau vor ihr. „Nicht erschrecken, um ihre beiden Oberschenkel kommen auch welche.“ Ehe sich Sara versah, wurde ihr Gummirock etwa nach oben geschoben und kaltes Metall berührte ihre Haut. Sie erschauerte leicht, der Metallring surrte kurz und schnappte dann geräuschvoll ein. Sara versuchte am Beinreif zu ziehen. Mit dem Surren hatte er sich etwas verkleinert und saß nun fest an ihrem Oberschenkel. Ein verrücken war nicht mehr möglich. Die Rezeptionistin war aufgestanden und trat wieder hinter sie. Im großen Lobbyspiegel sah sich Sara mit der Frau stehen. Die Metallreifen auf ihrer Haut und die durchsichtige Gummimaske hatten sie verändert. Ihr glänzender, glatter Kopf sah fremd aus. „Nicht erschrecken Frau Müller, das gehört zu den Sicherheitsmaßnahmen.“ Die Rezeptionistin drückte Saras Arme im Rücken zusammen. Mit einem erneuten Klacken verbanden sich die Metallmanschetten an ihren Oberarmen und Handgelenken. Saras Arme waren fest auf ihrem Rücken fixiert. Im Spiegel konnte sie sehen, dass die kleinen Metallstifte nun etwas länger geworden waren und sich fest verbunden hatten. Auch ihre beiden Schenkelbänder waren nun fest verbunden. Wie sollte sie sich so umziehen können. In Sara kam die Erkenntnis den gesamten Flug über in ihren Gummisachen eingeschlossen zu sein. Die dicke Gummimaske verstärkte noch das Gefühl. Diese Art, die Bekleidungsvorschriften der Fluggesellschaft aufrecht zu erhalten, behagte ihr gar nicht.
Die Hotelfrau zog ihren Gummirock wieder herunter. Sara kam aus dem Staunen nicht heraus. „Ah die Beißschiene noch.“ Ihre eifrige Helferin war richtig aufgetaut, während Sara immer stiller geworden war. Die Helferin griff in Saras Handtasche und holte eine, den Zähnen nachgeformte, Beißschiene aus Gummi heraus. „Bitte den Mund öffnen.“ Gegen Saras Lippen drückte eine Art Beißknebel. Mechanisch öffnete sie ihren Mund, um kurz darauf auf festen Gummi zu beißen. Der anatomische Knebel passte gut in ihren Mund und drückte die Zunge etwas nach unten. Mit zwei Knöpfen an der Seite befestigte ihre eifrige Bondagedame den Knebel an der Maske. Ausspucken war so nicht mehr möglich. „So, wir sind fertig Frau Müller.“ Zufrieden trat ihre Helferin zurück und betrachtete ihr Werk. Auch Sara starrte in den Spiegel. Sie schwitzte komplett eingeschlossen unter mehreren Lagen Gummi. Sie war gefesselt und ein Knebel in ihrem Mund machte sie stumm. Wann sich die automatischen Fesseln wieder lösen würden, wusste sie nicht. So sollte sie zum Flughafen fahren. Ein Pärchen ging mit großen Augen an Sara vorbei. Die Frau ging in einem hübsch geblümten Gummisommerkleid vorweg, währen ihr Mann mit zwei Koffern und einer großen Tasche folgte. Der Mann stolperte fast an der Tür. „Manfred, kommst du. Der Shuttlebus steht bereit.“ Die Rezeptionsdame griff Saras Rollkoffer und folgte dem Pärchen nach draußen zum Bus. „Kommen sie Frau Müller, ihr Taxi wartet.“ Sara löste sich aus ihre Schockstarre. Die geschlossenen Schenkelbänder behinderten sie beim Laufen und die beiden Gummieinsätze in ihrer Hose machten sich bemerkbar. Doch mit es Mühe und kleinen Schritten ging es. Ungewohnter waren ihre auf dem Rücken fixierten Arme. Sara sah sich selbst in der spiegelnden Glastür. Aus einer eleganten Businessfrau war ein namenloses, gefesseltes Gummiobjekt geworden. Wenn das die Vorstellung der Sicherheitsleute vom Flughafen war, so war es ihnen gelungen. So konnte man die Frau auch schützen.
Der Taxifahrer verstaute ihren Koffer im Kofferraum. Sara stand etwas verloren vor dem Bus. Sie spürte die musternden Blicke auf sich. „Guten Flug Frau Müller.“ Die kleine Rezeptionsdame versuchte unbeholfen Saras gefesselte Hand auf den Rücken zu schütteln. Sie winkte noch einmal und ging dann zurück in ihr Hotel. Das Urlaubs-Pärchen hatte im Bus schon Platz genommen, die Frau ordnete ihr weites helles Gummikleid. „Soll mein Mann ihnen beim Einsteigen helfen, Manfred helfe der guten Frau, du siehst doch das sie Schwierigkeiten hat.“ Ihr Mann schob sich etwas unbeholfen wieder aus dem Bus. Seine kurze Hose und das bunte kurze Gummi-Hawaiihemd klebten ihm auf der Haut. Kleine Schweißperlen standen auf seiner fast haarlosen Stirn. Obwohl es erst früh war, waren die Temperaturen schon gestiegen. Mit dem blauen Himmel würde es wieder ein warmer Sommertag werden. Unbeholfen setzte Sara einen Fuß in den Bus. Die Schenkelmanschetten ließen nur kleine Schritte zu. Mit Hilfe der Frau im Bus und ihren Mann draußen, beförderten sie Sara auf einen der Sitze im Bus. Sie schämte sich so hilflos zu sein. „Na sehen sie“ zwitscherte die Frau „ist Platz für alle.“ Schnaufend ließ sich ihr Mann neben sie fallen und schaute Sara mit wollüstigen Blicken an. Seine Frau knuffte ihn hart in die Seite. „Lass das bitte Manfred“ wies sie ihn im scharfen Ton zurecht. „Wir sind ja auf dem Weg nach Mallorca, mein Manfred und ich. Und was ist mit Ihnen? Sagen sie nichts.“ Sie tippte Sara sanft auf ihr Knie. Dann kicherte sie mit vorgehaltener Hand über ihren eigenen Scherz. „Sie können ja nicht Antworten mit dem Gummiknebel. Hatte letztens einen Bericht über Japan gesehen. Sie fliegen bestimmt dort hin, so wie sie aussehen. Bestimmt sehr interessantes Land.“ Sara schluckte krampfhaft die zusammenlaufende Spucke in ihrem Mund. Ihr war gar nicht nach Smalltalk. „Mmmm, Juuppunn“ nickte sie Richtung der Frau. Die Schenkelbänder drückten sich in ihre Haut und die weichen Polster des Sitzes trieben die Gummizapfen der Dildohose noch tiefer in ihren Körper. Zwischen ihren Schultern unter der Gummibluse liefen ersten Schweißtropfen in den Rücken. „Ist das nicht etwas unbequem“ begann die Frau erneut ihren Monolog. „Ich finde ja diesen Mundschutz etwas übertrieben. Er soll die Frau bei Stürzen schützen. Naja, aber an die Männer haben sie dabei nicht gedacht. Nicht war Manfred.“ Dabei stieß sie ihn abermals fest in die Rippen. Manfred löste seinen starren Blick von Sara. „Wir kleinen Leute haben da doch eh keinen Einfluss.“ „Ja, Ja Manfred“ übernahm wieder seine Frau. Beiläufig zog sie ein Taschentuch aus ihrer kleinen Handtasche und tupfte auf Saras Brust. Ein kleiner Speichelfaden war auf ihre Jacke getropft. „Sie haben doch nicht dagegen, nicht wahr.“ Dabei wischte sie über Saras Gummikinn. Während sie weiter sprach schob sie den Ausweis, der vor Saras Brust hing, in die Jacke. „Man sollte jetzt besser immer in Begleitung eines Mannes fliegen. Wer weiß was da noch für Regelungen für Frauen kommen. Ich habe da meinen Manfred, nicht wahr.“ Der beherzte Rempler in seine Seite ließ ihn kurz wanken. Inzwischen hatte das Taxi die Landstraßen verlassen und fuhr ein kurzes Stück auf der Autobahn. Die ersten Gebäude des Flughafens kamen in Sicht. Im Auto war es deutlich wärmer geworden und Sara spürte wie ihr Gesicht unter der Maske glühte. Die Fahrt würde hoffentlich nicht zu lange dauern. Manfred fraß sie mit seinen Augen wieder auf. Sara war sich unsicher bei dem Rat der Frau nach Mallorca. Diese männliche Begleitung, oder ihre momentane Unpässlichkeit. Das Taxi hielt und kühle Luft flutete herein. Der Taxifahrer hatte die Bustür zurückzog. „Frau Müller, hier ist ihr Gate für den Check-in der japanischen Fluggesellschaft. Wünsche Ihnen einen angenehmen Flug.“ Unbeholfen stolperte Sara aus dem Bus. „Ja einen guten Flug wünschen wir ihnen.“ Das lockere Gummikleid der Mallorcafliegerin blähte sich im Wind. Neidvoll schaute Sara zu den Beiden. Ihr Wunsch nach Japan zu kommen, hatte einen leichten Dämpfer bekommen. Das Taxi setzte sich in Bewegung und ließ sie allein auf dem Gehsteig stehen. Sara griff ungeschickt ihren Koffer und zog ihn hinter sich her zum Eingang des Flughafens. Das verglaste Flughafengebäude ragte vor ihr auf. Am Eingang standen zwei Polizisten und kontrollierte die Fluggäste die hineinwollten.
„Beine breiter, na geht doch“ schnarrte die japanische Beamtin im tiefen Befehlston der kein Widerspruch duldete. Die kleine, kräftige Asiatin trug eine martialisch wirkende dunkelblaue Uniform, wie der Kollege neben ihr. Sara wurde kontrolliert. Dunkelblaue Gummireithosen steckten in hohen enge Polizeistiefeln. Eine hellblaue Gummibluse war unter ihrer Jacke zu sehen. Die kurzen schwarzen Haare der Polizistin steckten unter einem kleinen Barett in der Farbe der Uniform. Protektoren an Armen und Beinen, sowie der Schlagstock am Halfter, verliehen ihr das Aussehen einer Kämpferin. Mit festem Griff tastete sie Saras Beine ab. Ungeniert wanderte die Hand der Polizistin unter Saras Rock und griff prüfend in ihren Schritt. Die zweite Hand drückte fest auf ihren Bauch. Sara wankte vor Schreck. Tränen stiegen in ihre Augen, sie kämpfte sie zurück. Der eindringliche mitleidlose Blick, der vor ihre hockende Beamtin, war unmissverständlich. „Wieso sind ihre Sicherheitsverschlüsse nicht korrekt an ihre Körperöffnungen angepasst“ maßregelte sie Sara in akzentuierten fremd klingenden Deutsch. Mit einer schnellen Bewegung löste die Beamtin ein Knopf des Knebels und zerrte ihn rüde heraus. Die Sonne schien heiß auf Saras Rücken und reflektierte in den Scheiben der Eingangshalle. Der dunkle Asphalt strahlte Wärme ab. Sara war es richtig heiß geworden unter ihrer Gummimaske, doch nicht nur von der warmen Morgensonne. „Ähm ja“ stotterte sie schuldbewusst. „Ich hatte Schwierigkeiten allein die Ventile mit dem kleinen Pumpball zu treffen.“ Schweißtropfen rannen unter ihrer Bluse den fixierten Armen entlang und tropften vom Handgelenk. Sara schluckte krampfhaft und Röte schoss ihr ins Gesicht. Sie schämte sich, ein paar Passagiere wurden ohne kontrolliert zu werden durchgewunken. Sara war mit der Situation überfordert. Ein japanischer Geschäftsmann in einem teuer wirkenden Anzug blieb kurz stehen und schaute sie länger durchdringend an. Seine Frau, oder vielmehr die schwarz glänzende Marmorstatue einer Frau, trippelte in kleinen Schritten neben ihm her. Saras Augen blieben unwillkürlich an ihr hängen. Das faltenlose enge Humpelkleid ließ nur kleine Schritte zu. Ihr Kopf war eine schwarz glänzende komplett geschlossene Gummimaske und ließ sie wie eine Statue wirken. Der Japaner setzte sich wieder in Bewegung und zog seine blinde Frau mit sich. Erst jetzt konnte Sara sehen, dass die Arme der Frau in einem engen Monohandschuh steckten, der nahtlos mit dem Kleid verschmolzen schien. Die Polizistin stand wieder auf. Sara schluckte abermals krampfhaft. Das Problem, warum sie hier stand, war wieder präsent in ihrem Kopf. „Melden sie sich umgehend bei der Sicherheitskontrolle, nachdem sie eingecheckt haben. Ich werde sie ankündigen.“ Mit rauem Griff an Saras Brust zog sie den Pass heraus, der unter ihrem Jackett steckte. „Frau Müller, ist notiert. Die Beamten vor Ort werden dann weitere Schritte einleiten. Wünsche ihnen einen guten Flug.“ Die Polizistin grinste vielsagend und schob den Ausweis wieder unter den grauen Gummiblazer. Zuletzt kam der nasse Gummiknebel wieder an seinen Platz. Damit war Sara entlassen. Sie griff mit laut klopfendem Herz ihren Trolleykoffer und zog ihn hinter sich her durch die Eingangstüren des Flughafens.