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Integration?

**********ker07 Frau
17.999 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Integration?
Mature_hairyBBW


hat um Veröffentlichung gebeten, und vielleicht entsteht hier eine interessante Diskussion:

Meine Kinder im Teenageralter besuchen eine öffentliche Schule, an der Kinder verschiedener Leistungsstärke zum Teil gemeinsam und zum Teil separat unterrichtet werden. Es gibt an der Schule auch eine sogenannte Förderklasse (wir wohnen in der Schweiz), in der Kinder unterrichtet werden, die zum Lernen zusätzliche Zeit und/oder Anpassungen z.B. an den Lernstoff benötigen.

Seit dem Sommer 17 besucht auch Schüler X die Förderklasse. Er hat neben Lernschwierigkeiten auch andere augenscheinliche Auffälligkeiten wie z.B. eine besonders hohe Stimme und Schwierigkeiten zu sprechen. (Langsam, stockend aber durchaus verständlich.)

Nun fanden kürzlich Projekttage statt, für die alle Klassen gemischt wurden. Selbstverständlich arbeitete auch Schüler X mit. Am Schluss der Projekttage sollte ein Schüler von jeder Gruppe ein kurzes Feedback geben. Schüler X meldete sich freiwillig und wollte diese Aufgabe übernehmen. Für die anderen Gruppenmitglieder war klar, dass er ein vollwertiges Gruppenmitglied ist und dies trotz oder eben auch gerade wegen seiner sprachlicher Ausdrucksschwierigkeiten machen darf.

Als die Gruppe mit Schüler X nun an der Reihe war und dieser sich erhob sagten die Lehrer:"Das kommt gar nicht in Frage, dass X diese Aufgabe macht." X musste sich wieder hinsetzen und ein anderer Schüler übernahm.

Die gesamte Gruppe musste eine zweiseitige Strafaufgabe erledigen mit der Begründung, dass sie den "gehandicapten" Schüler X nur vorführen wollte. Aus Sicht der Lehrer hätte die Gruppe X also sagen müssen: "Du kannst (oder darfst) das nicht."

Nun zu meinen eigentlichen Fragen:

• Integrieren oder separieren? War der Einwand der Lehrer eurer Meinung nach richtig?

• Was müssten Lehrer tun, damit Integration in einer Gruppe von Teenagern optimal gelingt?

• Falls ihr als Jugendlicher ähnliche Erfahrungen gemacht habt, was war euch damals wichtig? Wie wolltet ihr behandelt werden oder eben nicht?

Danke für eure Antworten und liebe Grüsse
Sibesiechin
******364 Paar
1.193 Beiträge
Man sollte so wenig wie möglich eingreifen und jedem Schüler die Chance geben....
Egal ob lernbehindert, körperbehindert oder auch Schüler mit Problemen mit der Sprache aus Flüchtlingsfamilien etc.. jeder sollte seinen Platz erkämpfen dürfen und sollte nicht von Lehrern behindert werden weil man den Schüler vor Enttäuschungen schützen möchte.
Intergration braucht Chancen!
Lehrerversagen?
Wenn man so ein Kind wie X in der Klasse hat, dann muss der Lehrer sich richtig vorbereiten.

Die Geschichte hätte leicht umschifft werden können, indem der Lehrer bereits im Vorfeld die Gruppe frägt wer vorträgt. Da hätte die Lehrkraft dann expliziet mit der Gruppe klären können wie es zur Nominierung von X kam.

So wurde dem Kind eien Chance genommen etwas vorzutragen. Zudem wird sich X sehr wohl nochmals überlegen sich freiwillig zu melden.

Anders betrachtet wollte die Lehrkraft vermeiden, das X ausgelacht wird und darunter leidet. Kinder können natürlich gehäßig sein, da sie solche Dinge natürlich schwer einschätzen können.

Ob die Lehrkraft nun das richtige Gespür für die Situation hatte ist sehr schwer einzuschätzen. So wie es beschrieben wurde würde ich mit Nein antworten.
*****led Frau
540 Beiträge
*******dame:
Integrieren oder separieren? War der Einwand der Lehrer eurer Meinung nach richtig?

Meiner Meinung nach gibt es auf die Frage "Integrieren oder separieren?" keine perfekte Antwort. Der hier genannte Fall klingt nach gelungener Integration allerdings ist dieses Thema immer höchst individuell, ich bin zwar der Meinung das Menschen mit Behinderung im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles mitmachen sollten, man muss sich allerdings immer an die Bedingungen halten die einem durch das vorhandene Krankheitsbild vorgegeben werden. Beispielsweise bei einem Autisten kann es zwingend notwendig sein ihn aus gewissen Situationen zu nehmen oder ihn davon fernzuhalten.

Ich würde in dem hier geschilderten Fall mal behaupten der einzige Mensch der hier etwas falsch macht und der offensichtlich das Wort Integration nicht versteht ist der Lehrer. In diesem Fall wirkt es so als wäre das Kind von den anderen Schülern vollkommen akzeptiert und damit auch integriert, erst das Eingreifen des Erwachsenen macht ein Problem aus der Geschichte.

Eine kleine Bemerkung nebenbei. Wäre mein Kind in der betroffenen Gruppe gewesen hätte es ganz sicher keine Strafarbeit geschrieben. *zwinker*

*******dame:
Was müssten Lehrer tun, damit Integration in einer Gruppe von Teenagern optimal gelingt?

In dem erwähnten Fall müsste er wohl nicht viel mehr tun als sich selbst ein wenig zurückzunehmen, oftmals ist ein Eingreifen von Erwachsenen eher hinderlich. Falls ein eingreifen wirklich nötig wäre, gäbe es sicherlich genügend Möglichkeiten das betroffene Kind von den anderen Kindern zu trennen und so ein Gespräch zu führen. Um zu erfahren was die anderen Kinder über ihren Mitschüler bzw. ihre Mitschülerin denken, wenn man das Problem kennt wird sich eine Lösung finden lassen.

*******dame:
Falls ihr als Jugendlicher ähnliche Erfahrungen gemacht habt, was war euch damals wichtig? Wie wolltet ihr behandelt werden oder eben nicht?

Meine persönliche Erfahrung ist das ich von meinen Mitschülern immer mit allen Stärken und Schwächen akzeptiert war und ich mich eigentlich immer eher mit übermotivierten Lehrern beschäftigen musste, allerdings zu beiden Seiten übermotiviert. Da waren eben jene die einen am liebsten in Watte gepackt hätten und dann die andere Fraktion die mich am liebsten noch beim Fußball mit auf den Platz gestellt hätten. Wie bereits erwähnt ist beides nicht das Wahre, es geht eben nicht alles und wenn jemand das verstanden hatte, hatte er auch verstanden wie ich behandelt werden wollte. *zwinker*
**********ryBBW Frau
2.285 Beiträge
***lo:
Integrieren oder separieren? War der Einwand der Lehrer eurer Meinung nach richtig?

" ich bin zwar der Meinung das Menschen mit Behinderung im Rahmen ihrer Möglichkeiten alles mitmachen sollten, man muss sich allerdings immer an die Bedingungen halten die einem durch das vorhandene Krankheitsbild vorgegeben werden. Beispielsweise bei einem Autisten kann es zwingend notwendig sein ihn aus gewissen Situationen zu nehmen oder ihn davon fernzuhalten."

Da bin ich komplett mit dir einverstanden. Allerdings wäre das die Aufgabe des Lehrers und nicht der 14-jährigen Mitschüler, die nicht einmal wissen, was genau die Probleme von X sind.

"Eine kleine Bemerkung nebenbei. Wäre mein Kind in der betroffenen Gruppe gewesen hätte es ganz sicher keine Strafarbeit geschrieben."

Da mein Sohn seine Sicht der Dinge ja nicht darlegen durfte, fanden wir die Strafe durchaus geeignet, dies nachzuholen.

Sorry das Zitieren auf dem iPad klappt nicht. Deshalb "".
**yk Mann
390 Beiträge
Objektiv
sieht es so aus, als ob der Lehrer nach seinem Ermessen in den Prozess eingegriffen hat. Ich möchte jedoch zu bedenken geben: auch Lehrer (dürfen) machen Fehler - genauso wie Eltern, Erzieher, Therapeuten.
Ich selbst habe zeitlebens mit meinem Handicap normale/reguläre Schulen besucht. Ich kann mich daran erinnern, dass ich ab der 5.Klasse wegen einem Schulwechsel angefangen habe zu stottern. Ich kann mich weiterhin daran erinnern, dass es Lehrer gab die mich trotzdem mündlch abgefragt haben und Andere, denen hab ich im Gesicht gelesen, dass sie mich vor der Klasse schonen wollten.
Möchte jetzt jemand ein Statement dazu abgeben, welche Sorte Lehrer es richtig gemacht hat?
---
Man sollte die Integration nicht übertreiben. "Dabei sein ist alles" wäre ein gutes Motto für den Anfang.
Und auch unter den "ganz normalen Schülern" kommt es vor, dass blonde Mädchen mit blauen Augen bevorzugt werden - ist das nicht seltsam...? *ggg*
Oh mein Gott ist mir schlecht!
Ohne die Beitragschreiberin angreiffen zu wollen, denn ich denke, sie hat die Zeilen nicht ohne Grund geschrieben!

Der Pädagoge hat ja wohl mal auf voller Breitseite versagt. Ich - als Mutter eines lernbehinderten Kindes - bin entsetzt und sehr sehr traurig. Aber auch mehr als stolz auf die Schüler, die dem so mutigen Mr. X eigentlich eine Chance geben wollten und dafür auch noch eine Strafe aufgebrummt bekommen haben.

Um ehrlich zu sein, das macht mich jetzt echt sprachlos.....
**********ryBBW Frau
2.285 Beiträge
Aufgrund
unserer und eines weiteren Vaters Intervention findet heute ein gemeinsames Gespräch zwischen den Lehrpersonen und den Schülern (auch X) statt.

Ich begrüsse das sehr und bin gespannt, was dabei herauskommt.

Vielen Dank schon mal für eure Antworten und Inputs. *knicks*
Da kommen Erinnerungen hoch
Das mit dem Gespräch finde ich einen sehr sehr guten Ansatz, denn auch Lehrer müssen lernen!
*****led Frau
540 Beiträge
*******chin:
Allerdings wäre das die Aufgabe des Lehrers und nicht der 14-jährigen Mitschüler, die nicht einmal wissen, was genau die Probleme von X sind.

Das sehe ich grundsätzlich ähnlich, allerdings denke ich das die anderen Schüler die Einschränkungen schon ein wenig einschätzen können. Natürlich nicht bis ins kleinste Detail aber immerhin waren sie als Gruppe zuversichtlich das X die Aufgabe trotz seiner offensichtlicheren Schwächen gut bewältigen kann. Von daher würde ich dabei bleiben das der Eifer des Lehrers ein unnötiges Problem heraufbeschworen hat. *zwinker*

*******chin:
Da mein Sohn seine Sicht der Dinge ja nicht darlegen durfte, fanden wir die Strafe durchaus geeignet, dies nachzuholen

Kann man so sehen, allerdings impliziert Strafe ja ein Fehlverhalten und das lag aus neutraler-objektiver Sicht nicht bei den Kindern. Ein klärendes Gespräch hilft da wohl mehr aber das gibt es ja glücklicherweise Heute. Mich würde durchaus interessieren wie die Geschichte ausgeht, kann natürlich gut sein das meine ausgeprägte Neugierde wieder zuschlägt. *lach*
*****_sn Frau
97 Beiträge
auch Lehrer machen Fehler...
... und hier bestand er darin, dass den Mitschülern das korrekte Verhalten untersagte. Ich denke, unter Mitschülern ist die Kommunikation völlig anders, als wenn Lehrer sich aus purer Unsicherheit einmischen...
*******965 Frau
2.912 Beiträge
Ich denke, der Lehrer hatte den Eindruck, dass die Gruppe den Schüler X vorführen / Bloßstellen wollte.
Und er wollte dann aufgrund dieser Einschätzung dies verhindern.
Schade finde ich das dennoch.
Denn ich denke, es hätte dem Schüler X vielleicht fürs Selbstbewusstsein gut getan, wenn er diese Aufgabe übernommen hätte.
Ein Lehrer entscheidet aus seiner Erfahrung heraus, und eben auch "menschlich". Er macht auch nicht immer alles richtig. Genau wie alle anderen Menschen.
Vielleicht kann er mit der Gruppe nochmal darüber reden und klären, wie es dazu kam, dass Schüler X von ihnen gewählten würde. Wollten sie ihn wirklich Bloßstellen? Oder ist X so integriert, dass Keinem seine Behinderung stört? Sind alle Schüler so tolerant? Empfinden es alle gleich?

Wenn Schüler X tatsächlich so integriert ist, dass den Anderen es nicht bewusst war, dass das evtl negativ gesehen werden könnte, dann ist die Strafe nicht gerechtfertigt. Aber sollte der Lehrer das richtig eingeschätzt haben, dann hat er sich für X eingesetzt.

Ich denke, das kann nur im Gespräch mit dem Lehrer und den Mitschülern bzw Schüler X geklärt werden. Das können wir nicht richtig einschätzen.
Gesprächsausgang
... .und genau auf den Ausgang des Gespräches bin ich gespannt!
**yk Mann
390 Beiträge
..ich auch
*ggg*
**********ryBBW Frau
2.285 Beiträge
Ich auch. *zwinker*

Das Gespräch wurde auf morgen verschoben.
**********ryBBW Frau
2.285 Beiträge
Update
Das geplante Gespräch wurde ohne Begründung nicht durchgeführt. Eine Antwort auf unser Mail haben wir auch noch nicht erhalten. *skeptisch*

Wir warten ab und haken sonst nächste Woche nach.
Frage
Was bitte sagen Schulleitung und Elternbeirat (gibt es sowas bei Euch?) zu dem Vorfall?
**********ryBBW Frau
2.285 Beiträge
*********a_76:
Frage
Was bitte sagen Schulleitung und Elternbeirat (gibt es sowas bei Euch?) zu dem Vorfall?

Elternbeirat gibt es in der Form wie in D nicht.

Von der Schulleitung ist noch keine Reaktion gekommen. *ungeduldig*
**yk Mann
390 Beiträge
Hust..!!
..meine Meinung steht fest: - nach der Verschiebung des Termins ist der Lehrer krank, - danach steht kein Termin zur Verfügung, - danach sind Osterferien, - danach ist (hoffentlich) Gras d'rüber gewachsen, - etc.pp.
Da gibt es nur eins..: abhaken, weiterleben. *ggg*
*****led Frau
540 Beiträge
*******chin:
Von der Schulleitung ist noch keine Reaktion gekommen. *ungeduldig*

Ach es ist doch immer wieder schön zu wissen das sich manche Dinge wohl niemals ändern werden. *traenenlach*
*****la6 Frau
150 Beiträge
Man hätte ihm eine Chance geben
müssen, auch was für die Gruppe zu leisten.
Bei uns in D gibt es schulbegleiter. Fachpersonal, das innerhalb kürzester Zeit weiss was er kann und unterstützt.
Der Lehrer wollte ihn beschützen, aber hat ihn eher zum Aussenseiter erklärt.
Besser wäre gewesen, diese Reflexion auf drei Schüler aufzuteilen, damit er es nicht allein machen muss.
So hätte er ein Erfolgsgefühl gehabt und das ist das wichtigste.
**********ryBBW Frau
2.285 Beiträge
Wollte euch gerne noch Rückmeldung geben.

Vor ein paar Wochen fand eine Aussprache zwischen den betroffenen Lehrpersonen und Schülern statt - allerdings ohne X. *nachdenk*

Fazit: Bis auf einen Lehrer hatten alle eingesehen, dass dieses Verhalten nicht gut war. Sie haben sich entschuldigt und gesagt, dass sie nicht mehr so reagieren würden.
**yk Mann
390 Beiträge
Jetzt ist es
auf einmal die Mehrzahl: also "betroffene Lehrer"?
Und alle Schüler außer X?
Für mich wird das jetzt recht unglaubwürdig - oder konstruiert.
**********ryBBW Frau
2.285 Beiträge
**yk:
Jetzt ist es
auf einmal die Mehrzahl: also "betroffene Lehrer"?
Und alle Schüler außer X?
Für mich wird das jetzt recht unglaubwürdig - oder konstruiert.

Was meinst du damit? *nachdenk*
*****led Frau
540 Beiträge
auf einmal die Mehrzahl: also "betroffene Lehrer"?
Und alle Schüler außer X?
Für mich wird das jetzt recht unglaubwürdig - oder konstruiert.

Das man eine Sache dieser Art nicht nur mit der einen Lehrkraft ausmacht ist auch logisch, sonst müsste man dieses Gespräch in den Jahren in denen das Kind diese Schule besucht wahrscheinlich unnötig oft führen.

Das dann nur eine Person dabei ist die den Fehler nicht einsieht ist eigentlich ein guter Schnitt.
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