Du kannst die Ergebnisse deiner Umfrage wunderbar statistisch verwenden, doch die Realität wird komplett anders aussehen.
Die eine Seite im Buch unseres Schicksals schreiben wir mir unseren Wünschen und Vorstellungen, die andere schreibt das Schicksal.
Als ich vor über 30 Jahren MS bekam, wollte ich für mich wegen der ungünstigen Vorzeichen überhaupt keine Lebenspartnerschaft. Ein selbstgestaltendes, selbstbestimmtes Single-Leben.
Ich war halbseitig gelähmt und konnte mich nach einem halben Jahr gerade mit Mühe und Not am Stock irgendwie wieder in den Hörsaal der Uni schleppen. Damals lernte ich einen Studenten kennen, der mich die Stufen hinauf- und hinab trug. Verliebt war ich, aber meinem Lebensprinzip treu. Er schaffte es, dass ich nach einem Jahr zumindest einer Partnerschaft zustimmte. Auf mein Argument, dass er sich lieber eine gesunde Partnerin ohne Probleme suchen solle, meinte er nur, dass er nach einem Verkehrsunfall genauso im Rollstuhl landen könne.
Er war der einzige Mann den ich jemals geheiratet hätte. Mittlerweile sind es bald 30 Jahre.
Trotzdem: Jeder gehört nur sich selbst und hat dieses Leben für sich geschenkt bekommen, meine Meinung ist geblieben.
Ich kann nur zur MS in Partnerschaften Stellung nehmen.
Da habe ich wunderbare, rührende, liebevolle Partnerschaften kennengelernt. Meist hatte "sie" MS und das bereits zu Beginn ihrer Partnerschaft. Mann wußte daher, was ihn einmal erwarten könnte und mit ihrer zunehmenden Behinderung wuchs die Sorge und Liebe. Das sind die Partnerschaften, die ihres gleichen suchen müssen.
Ich kenne leider auch etliche Partnerschaften, wo "sie" während der Ehe MS bekam und diese Ehen sind überwiegend der reine Horror. Erstens hatten die Beiden für das Leben viele gemeinsame Aktivitäten geplant - nichts wird nun daraus und der gesunde Teil leidet nun. Überdies hängt er finanziell wegen möglicher Pflegekosten kraft Ehegesetz als Unterhaltspflichtiger "voll drinnen". Hier passiert es öfters, dass er voll Wut zu ihr dann sagt: "Ja, wann stirbst denn endlich!"