Frühling tut weh
Frühling tut weh
Mit Macht brechen die Sprossen
aus den hölzernen Armen der Bäume und Büsche,
sprießen zarte Triebe
aus der harten vertrockneten Wintererde.
Unter großen Schmerzen gebiert die Natur.
Jahr für Jahr spürst du schmerzhafter,
wie neues Leben um dich herum entsteht.
Doch mit jeder Sekunde,
mit der du deinem körperlichen Ende entgegen gehst,
erlebst du dieses Erwachenschauspiel
unter größeren Qualen.
Alles um dich herum verändert sich.
Was früher leicht erschien,
lastet nun wie Blei auf deinen Schultern.
Als würdest du den Ballast
der ganzen Welt durchs Leben tragen.
Immer mehr gebückt, mit schmerzenden Gelenken,
schleppst du dich durch das Geschrei der Frühlingsvögel.
Die Sehnsucht nach der großen Liebe
ziehst du noch immer hinter dir her.
Wie einen voll beladenen Schlitten,
auf dem sich etliche Lieben abgeladen haben.
Doch keine hatte die Stärke,
das Frühjahrserwachen von Jahr zu Jahr zu überstehen.
Der Schlitten schleift auf stumpfem Boden
über die steinigen Wege steil bergauf.
Es scheint überhaupt noch Gebirge zu geben.
Müde und luftleer schaust du dich um
und suchst die so viel besungene Leichtigkeit des Seins.
Vergeblich.
Schon prasselt mit voller Wucht
Regen mit großen Tropfen auf dich nieder,
durchnässt deine Kleidung,
die dich tonnenschwer nun fast völlig zu Boden zieht.
Die Augen trübe, tränend, der Atem kurz und pfeifend,
das spärliche Haar silbern ergraut,
stolperst du Tag ein Tag aus über beschwerliche Pfade,
als wolltest du davonlaufen.
Doch es gibt kein Entrinnen,
dessen bist du dir bewusst.
Endgültig.
© Esteva Hara