Weltfrauentag:
6 Gründe, wieso dieser Tag so wichtig ist:
EMOTION REDAKTION
Weltfrauentag am 8. März 2023: Nutzen wir den Tag, um auf Gleichberechtigung und Frauenrechte aufmerksam zu machen. Wieso das immer noch so wichtig ist, erklären wir hier.
Weltfrauentag am 8. März 2023
Der 112. Internationale Frauentag/ Weltfrauentag 2023 wird am 8. März gefeiert. Die Pandemie-Jahre haben die Gleichberechtigung besonders in Gefahr gebracht. Statistiken belegen, dass Corona uns um Jahrzehnte zurückgeworfen hat. Während der Pandemie waren es vor allem Frauen, die neben ihrem Job im Homeoffice noch die Betreuung und das Homeschooling der Kinder übernommen haben.
Mütter arbeiten im Vor-Corona-Vergleich in geringerem Stundenumfang als Väter oder verlagern ihre Arbeitszeit häufiger auf den Abend oder das Wochenende, so zeigen es Zahlen des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung.
Der verzweifelte Protest im Land klingt zwar laut – wir denken an den Hashtag #coronaeltern – verhallte aber nahezu ungehört. Umso wichtiger, in diesem Jahr am Weltfrauentag auf Missstände aufmerksam zu machen!
Es hat sich in den vergangenen Jahren aber auch etwas zum Positiven verändert: Die Frauenquote ist da! Bis Ende 2025 muss in den Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mindestens eine Frau sitzen, wenn dieser Vorstand mehr als drei Mitglieder hat. Und auch die EU-Staaten haben sich auf eine europaweite Frauenquote für börsennotierte Unternehmen geeinigt. Das Ziel: Bis Ende 2026 sollen Frauen 40 Prozent der Aufsichtsräte ausmachen.
Weltfrauentag – Feiertag in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern
Der Weltfrauentag wird am 8. März gefeiert. 2019 gab es eine Neuheit in Deutschland: In Berlin wurde der internationale Frauentag ein gesetzlicher Feiertag. In Mecklenburg-Vorpommern ist es ab diesem Jahr soweit: Der Weltfrauentag ist ein gesetzlicher Feiertag.
Blumen helfen nicht – Feminist*innen nennen es den Frauenkampftag
Häufig liest man, der Weltfrauentag solle daran erinnern, wie Frauen für ihre Rechte gekämpft haben. Bis heute ist es Tradition, Frauen an diesem Tag Blumen zu schenken, um ihnen Respekt und Wertschätzung entgegenzubringen. Doch der Kampf für Gleichberechtigung ist (leider) noch nicht zu Ende. Auch 2022 leben wir noch in patriarchalen Strukturen, Frauen übernehmen einen Großteil der unbezahlten Sorgearbeit und werden auch in der Lohnarbeit schlechter bezahlt. Jede dritte Frau in Deutschland wird mindestens einmal in ihrem Leben Opfer von physischer und/oder sexualisierter Gewalt. Frauen brauchen und wollen Gleichberechtigung, nicht nur auf dem Papier, sie wollen gleiche Chancen, gleiche Löhne, gewaltfreie Beziehungen, faire Arbeitsbedingungen, Strafen für Täter, ein Leben ohne Angst – keine Blumen. Der Weltfrauentag wird daher auch als Frauenkampftag oder feministischer Kampftag bezeichnet und von zahlreichen Demonstrationen begleitet. Denn wir Frauen wollen keine Dankbarkeit dafür, dass wir das Patriarchat am Laufen halten, in dem echte Gleichberechtigung nicht möglich ist – wir wollen uns gegen das Patriarchat stellen, damit alle Menschen die gleichen Chancen bekommen. Egal, welches Geschlecht, welche Hautfarbe, Religion oder Herkunft sie haben. Und dafür müssen wir (nicht nur am 8. März) auch weiterhin kämpfen.
Weltfrauentag: Auf fehlende Gleichberechtigung hinweisen
Für den Kampf um die Gleichberechtigung ist es ein Erfolg, dass in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern der Weltfrauentag ein Feiertag geworden ist, denn so bekommt die Thematik eine ganz neue Aufmerksamkeit. Der Tag hat aber auch eine lange Geschichte, wir nehmen euch mit auf eine kleine Zeitreise...
Erster Weltfrauentag: vor über hundert Jahren
Es ist bereits über 100 Jahre her, dass der Weltfrauentag eingeführt wurde: Initiiert von Clara Zetkin, einer deutschen Frauenrechtlerin und Sozialistin, fand der Frauentag zum ersten Mal am 19.03.1911 statt, ein paar Jahre später wurde er auf den 8. März gelegt. Clara Zetkin ging es nicht nur um die Gleichberechtigung, sondern auch um das Wahlrecht für Frauen. Anfang des 20. Jahrhunderts durften Frauen in nahezu keinem Land der Welt wählen.
Ein Tag für Frauen - auf der ganzen Welt
Das Frauenwahlrecht wurde in Deutschland acht Jahre später, 1919, eingeführt und der Frauentag etablierte sich, wurde ab 1933 wieder verboten. Das nationalsozialistische Regime strich den Tag, anschließend geriet er in Vergessenheit. Erst Ende der 1960er Jahre rückte er durch das Wiederaufkommen der Frauenbewegung erneut in den Fokus.
Wieso man den Weltfrauentag feiern sollte
Ihr fragt euch, wieso ihr am 8. März den Weltfrauentag feiern sollt? Hier sind 6 Gründe, weshalb der internationale Frauentag wichtig ist und man sich für Frauenrechte und die Gleichberechtigung einsetzen sollte:
Grund 1: Frauenrechte sind Menschenrechte
Jeder Mensch sollte die gleichen Rechte haben und dazu gehören auch Frauen. Bereits 1993 wurde auf der Menschenrechtsweltkonferenz festgelegt, dass die volle und gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am politischen, bürgerlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben, auf nationaler, regionaler und internationaler Ebene, und die Beseitigung aller Formen der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts vorrangige Ziele der internationalen Gemeinschaft sind. Es wurde zwar schon Einiges erreicht, aber es gibt trotzdem noch viel zu tun!
Grund 2: Gender Pay Gap
Ziemlich ungerecht: Der Gender Pay Gap beschreibt die Differenz zwischen dem Arbeitslohn von Männern und Frauen. Frauen verdienten 2020 für dieselbe Arbeit laut Statistischem Bundesamt immer noch 18 Prozent weniger als Männer. Damit ist Deutschland in der EU eines der Schlusslichter. Eine Aktionen, die sich für gleichen Lohn einsetzt ist zum Beispiel der Equal Pay Day, der 2023 am 7. März begangen wird.
Grund 3: Veraltete Rollenbilder nachteilig für Frauen
Die Mutter bleibt zu Hause beim Kind, der Vater bringt das Geld nach Hause: Immer noch wird dieses Modell in vielen Familien als "normal" angesehen und gelebt. In dieser Konstellation haben Frauen langfristig das Nachsehen: Nach einem längeren Ausstieg ist die Rückkehr in den alten Beruf meist schwierig, außerdem arbeiten Frauen mit Kindern sehr viel häufiger als Männer in Teilzeit und verdienen insgesamt weniger Geld.
Grund 4: Internationale Frauenrechte
Weltweit sind insbesondere Frauen Opfer von Menschenhandel und Zwangsprostitution, werden zwangsverheiratet oder erhalten keinen Zugang zu Bildung. In Afghanistan wurden die Rechte von Frauen und Mädchen seit der Machtübernahme der Taliban massiv eingeschränkt. Am Weltfrauentag kämpfen wir für die Rechte aller Frauen weltweit, für deren Sicherheit und Selbstbestimmung.
Grund 5: Frauen sind von Altersarmut bedroht
Abhängigkeit oder Armut: Durch einen längeren Ausstieg aus dem Job sind Frauen viel öfter von Altersarmut bedroht als Männer - oder finanziell abhängig vom Ehemann. Auch das Steuerrecht begünstigt die Eigenständigkeit von Frauen nicht gerade: Ist man verheiratet, dann beschert einem das Ehegattensplitting erhebliche Vorteile bei der Besteuerung des Gehalts. Alleinerziehende haben das Nachsehen und müssen oft mehr Steuern zahlen.
Grund 6: Kaum Bewegung in den Chefetagen
Zwar bekunden die meisten deutschen Unternehmen offiziell, dass sie sich mehr Diversität und mehr Frauen in den obersten Führungsebenen wünschen. Passiert ist aber wenig. Zuletzt kam der Wandel nur in Mini-Schritten voran, wie der Gender Diversity Index 2022 der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) dokumentiert. BCG analysiert dafür jährlich die größten 100 deutschen Unternehmen, die in den Indizes DAX, M-DAX und S-DAX gelistet sind. Das Ergebnis: Der Frauenanteil in den deutschen Vorstandsetagen liegt derzeit nur bei 15 Prozent. Das ist eine kleine Verbesserung von zwei Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Im europäischen Vergleich steht Deutschland mit dieser Frauenquote auf dem 24. Platz.
Historische Ereignisse zum Weltfrauentag
Kurze Haare tragen, ein eigenes Bankkonto eröffnen, den Nachnamen behalten, am Arbeitsplatz gleich behandelt werden: Wir haben schon viel geschafft, aber es ist auch noch viel zu tun! Seit 112 Jahren feiern wir den Weltfrauentag. Wir haben (fast) 99 historische Ereignisse von Politik bis Popkultur gesammelt, die Frauen seither bewegt haben. Schaut euch unsere Highlights an.
1921 ist das Jahr, seit dem der Weltfrauentag am 8. März gefeiert wird.
Short hair, don’t care: Kurze Haare sorgen in den 20ern für Freiheit auf Frauenköpfen
Lichtblick der 30er Marlene Dietrich macht Hosenanzüge salonfähig.
1946 Bauch frei! In Frankreich wird der Bikini erfunden.
1958 Das Gleichberechtigungsgesetz tritt in Kraft, ohne echte Verbesserungen im Alltag. Ausnahme: Frauen dürfen ohne Genehmigung ihres Mannes Auto fahren.
1962 Frauen dürfen ein eigenes Bankkonto eröffnen.
1960er Mit dem Minirock beginnt eine neue Ära. Alice Schwarzer wird bei uns zur Symbolfigur des Feminismus. In den USA verbrennen Aktivistinnen ihre BHs.
1971 374 Frauen – darunter Romy Schneider und Senta Berger – bekennen im Magazin Stern: „Wir haben abgetrieben!“
1974/75 Frauenzentren, Frauenbuchläden und Frauenkneipen werden eröffnet. Ab den 80ern werden „Frauenthemen“ auch von „normalen“ Buchhandlungen und Verlagen entdeckt.
1976 In Berlin öffnet das erste „Haus für geschlagene Frauen“.
1976 Männer dürfen den Nachnamen ihrer Frau annehmen.
1977 Das Eherecht schafft die „Hausfrauenehe“ ab. Bis dato war die Frau „zur Haushaltsführung verpflichtet“. Berufstätig durfte sie nur mit Einverständnis des Mannes sein und wenn sie ihre „familiären Verpflichtungen nicht vernachlässigt“. Auch das Scheidungsrecht wird reformiert. In diesem Jahr spricht der Deutsche Presserat erstmals eine Rüge wegen Sexismus aus.
1978 Für Vergewaltigungsopfer wird ein Notruf eingerichtet.
1970er Feministische Lehre und Forschung kommt an die Unis.
1980 Das Gesetz zur Gleichbehandlung am Arbeitsplatz wird im Bundestag verabschiedet.
1985 Der Begriff Gender-Mainstreaming fällt zum ersten Mal: Ungleichbehandlung aller Gender in allen Bereichen soll verhindert werden.
1986 Das erste Bundesfrauenministerium wird eingerichtet.
Zeigt her eure Unterwäsche! Madonnas Cone Bra wurde 1990 legendär
1993 Heide Simonis wird die erste Ministerpräsidentin.
1994 Frau und Mann dürfen nach der Heirat beide ihre Nachnamen behalten.
1997 Endlich ist Vergewaltigung in der Ehe als Straftat zu ahnden. Der Bundestag beschließt dies mit überwältigender Mehrheit.
1998 „Sex and the City“ läuft in den USA an: Weibliche Sexualität wird serientauglich.
2001 Der erste Girls’ Day findet bei uns statt! Die Zeitschrift „Emma“ hatte den Töchter-Tag gegen die „typischen Frauenberufe“ lange gefordert.
2001 In Deutschland wird die „eingetragene Partnerschaft“ Gesetz und die Rechte homosexueller Paare werden gestärkt.
2003 Die Sicherheitsverwahrung von Sexualstraftätern kann nachträglich angeordnet werden.
2005: Angela Merkel wird die erste Bundeskanzlerin
2006 Der Bundestag beschließt das Elterngeld.
2006 Die Bibel in „geschlechtergerechter Sprache“ erscheint.
2010 Die Deutsche Telekom führt die Frauenquote ein und entfacht damit die Diskussion um Frauen in Führungspositionen neu.
2013 #aufschrei-Debatte über Alltagssexismus.
2016 In DAX-Unternehmen gilt nun eine Frauenquote von 30 Prozent.
2016 wird das Sexualstrafrecht reformiert: Nein heißt Nein! Auch wenn Frauen es "nur" sagen
2017 Weltweit gehen beim Women’s March am Tag nach Trumps Amtseinführung Hunderttausende auf die Straße.
Die Bräute dürfen sich jetzt küssen! Seit 2017 dürfen homosexuelle Paare bei uns endlich heiraten.
2017 Zahlreiche Frauen beschuldigen den Filmproduzenten Harvey Weinstein der sexuellen Belästigung und Vergewaltigung. #MeToo und die Time ’s-Up-Bewegung bringen das Thema sexualisierte Gewalt zurück auf die Tagesordnung.
2018 Island setzt sich als erstes Land zum Ziel, bis 2022 den Gender Pay Gap vollständig zu schließen.
2019 Diskussion um den Frauenanteil in unserem Bundestag.
2020 Menstruationsartikel gelten nicht mehr als Luxus, die Mehrwertsteuer darauf sinkt
. Quelle: emotion.de/gesellschaft/weltfrauentag
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