„Sie alle haben es so gut gemacht, wie es ihnen zu dieser Zeit mit ihren Ressourcen möglich war.
Und trotzdem ist
gut gemeint häufig das Gegenteil von
gut gemacht.
Und das ist nicht einmal als Vorwurf gemeint. Aber Fehler, die gemacht wurden, wurden gemacht. Die Intention dahinter ist für die Konsequenzen schließlich vollkommen irrelevant.
Ich habe dies gerade (also seit Monaten) mit meinen Eltern bzw. meine Schwester sehr schwere Differenzen mit unserer Mutter. Aber eben diese Differenzen haben mir bzw. uns die Möglichkeit gegeben, Verhaltensweisen zu erkennen und auch unsere Kindheit aufzuarbeiten bzw. damit zu beginnen.
Volkers Vortrag gestern hat dabei teilweise doch sehr getroffen.
War alles gut waren u. a. die Worte, mit denen ich zeitlebens meine Kindheit oder eben
das Wenige, woran ich mich erinnern kann, beschrieben habe. Spätestens ab da war meine eigene Typen-Einteilung für mich dann auch klar ersichtlich.
In den Gesprächen mit meiner Schwester habe ich aber erkennen müssen, dass eben sehr viele Dinge nicht
gut waren. Dass unserer Mutter (unsere Eltern sind geschieden, seitdem ich mich erinnern kann), nicht immer unser Bestes, sondern in erster Linie ihre Interessen im Sinn hatte und wir eben
dranhingen. Unser Vater war da nicht besser, sondern noch deutlicher.
Die beiden sind jetzt 69 bzw. 70 Jahre und ich höre in den Dingen, die sie sagen, dass sie noch in einer Zeit vor ~30 Jahren gedanklich
festhängen.
Ob sie es (damals) hätten besser machen können, möchte ich nicht werten, auch wenn ich der Meinung bin. Jedoch ist es nichts, was ich ihnen vorwerfe, weil mich dieser Vorwurf zu viel Kraft kosten und dennoch nichts ändern würde.
Es damit
abzutun, dass es eben die Zeit war und die schon ihr Bestes getan haben werden, ist mir dennoch zu einfach / eindimensional.
Ich hörte mal den Satz, dass das Ehrlichste, was man einem Menschen sagen könne "Wenn ich in Ihrer Situation wäre, würde ich dies genau so sehen!" sei, da man dies genau so sehen würde, wenn man exakt dieselben Erlebnisse und Erfahrungen gemacht hätte wie dieser Mensch. Und in seinem Buch
Wie man Freunde gewinnt führte
Dale Carnegie sehr schön aus, dass sich Menschen immer
im Recht sehen und jeder meint
der Gute zu sein.
Daher ist es vermutlich müßig, darüber zu sinnieren, was damals in der Zeit und mit den damaligen Ressourcen möglich gewesen wäre. Denn unabhängig von der Antwort darauf wurde es genau so getan, wie es getan wurde. Und daran lässt sich heute nichts mehr ändern.
Was sich jedoch ändern lässt, ist, für die Zukunft daraus zu lernen und das eigene Leben entsprechend zu gestalten und vielleicht auch
Fehler nicht (unbewusst) zu wiederholen.