Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
BDSM frech&frei
660 Mitglieder
zum Thema
Beziehung geöffnet: Frau mit Anderen teilen65
Mich interessiert, wer von euch Schwierigkeiten hatte seine Frau mit…
zum Thema
Offene Beziehung - ich brauche Rat :)54
Das Thema kommt hier sehr häufig und ich habe einige hilfreiche…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Bindungsstile, Bindungsspiele, Bindungsdramen - Oldenburg (10.11.2022)

****75 Frau
61 Beiträge
Zitat von ********lang:

Wie könnte die Selbstreflektion aussehen?
Was strahl ich denn aus, dass ich die "Falschen" anziehe? Wen möchte ich überhaupt anziehen? Passt der/die dann auch zu mir (Werte)? Wie soll meine Beziehung aussehen, ganz konkret?.. Etc. pp.
*****na3 Frau
3.307 Beiträge
Lieber Volker, dein Stream war wieder so spannend und angenehm vorgetragen!!!
Die Einteilung in die 4 Bindungsstile hatte in meinen Augen viel Hand und Fuss.

Ich amüsiere mich immer wieder köstlich, wie du mit deinen Unsicherheiten kokettierst. Etwas was ich bei anderen nicht so mag. Bei dir steckt so eine ansteckende Selbstreflexionskraft dahinter!

Vielen Dank für dein wunderbares Mit-Teilen!
********Kate Frau
638 Beiträge
Zitat von ********lang:
Wie könnte die Selbstreflektion aussehen?

Die eigene Beziehungsfähigkeit und -bereitschaft überdenken:

Wenn ich mich nur von Menschen angezogen fühle, die
• emotional (aus welchen Gründen auch immer) nicht zur Verfügung stehen,
• 1000 km weit weg wohnen,
• in einer (anderen) Ehe stecken,
• aktive Beziehungsvermeider*innen sind
oder aus anderen Gründen einfach keine Beziehung mit mir wollen
-->
dann kann es sehr gut sein, dass ich eine passive Beziehungsvermeiderin bin.

Das ist nämlich eine super Strategie, um einer Beziehung aus dem Weg zu gehen.

Und da kann man sich dann sehr gut mal den entsprechenden Bindungstyp anschauen und seine Kindheit und Jugend Revue passieren lassen.

Das ist nur eine (!) Idee dazu.
Und nur *my2cents*
****54 Mann
3.849 Beiträge
Zitat von ****18:
Mich würde tatsächlich mal interessieren, wo Du Switcher im BDSM siehst. ... Sie können dominieren und loslassen. Das erfordert in meinen augen viel Kraft und Ausgeglichenheit. Sind sie dann eine 1 oder eine chaotische 4?

Aber wir reden doch über Beziehungstypen und nicht über Kinks oder Eigenschaften. Sicher gibt es dabei Präferenzen. Aber ich denke man sollte genaue Begriffe finden.
****p35 Mann
8.067 Beiträge
Zitat von ****54:
Zitat von ****18:
Mich würde tatsächlich mal interessieren, wo Du Switcher im BDSM siehst. ... Sie können dominieren und loslassen. Das erfordert in meinen augen viel Kraft und Ausgeglichenheit. Sind sie dann eine 1 oder eine chaotische 4?
Aber wir reden doch über Beziehungstypen und nicht über Kinks oder Eigenschaften. Sicher gibt es dabei Präferenzen. Aber ich denke man sollte genaue Begriffe finden.
Darf ich mal von mir berichten? Bin manchmal so ein Switcher, andere Male ein Augenhöhe-Typ, irgendwie vermutlich auch immer bisschen Cherry-Picker und jedenfalls vielseitig, mir macht verschiedenes Spaß.
In den Bindungsstilen habe ich mich bei 1-4 mal mehr, mal weniger wieder erkannt... ist das nun der "Hauptgewinn" oder doch nur ein Anzeichen dafür, dass diese Unterteilungen in Bindungsmuster halt letztlich nicht mehr sein können, als - wie es Volker bezeichnete - "Tendenzen"?
******una Frau
7.588 Beiträge
Habe es leider versäumt..werde es sehen, wenn es verfügbar ist.

Denn es scheint ( natürlich) zur Diskussion anzuregen!
******ara Frau
9.286 Beiträge
Vier Beiträge gelöscht weil persönliche Angriffe vorgeherrscht haben. *modda*

Ich wollte mich ja eigentlich als artige Modine auf die Finger setzen aber....

Hier geht es um wertschätzendes Miteinander. Auch in der geschriebenen Kommunikation. Persönliche Befindlichkeiten, Angriffe haben hier NICHTS zu suchen.

Permanente Rumstänkerei (auch gestern im Stream) ist ebenfalls etwas, was absolut nervtötend ist und jede Diskussion ad absurdum führt.

Wer den Stream nicht verstanden hat, kann ihn sich in ein paar Tagen nochmal ansehen. Bestehen dann immer noch Probleme mit dem Gesagten und dem eigenen Lebensfeld gibt es in der Regel Hilfe in Facheinrichtungen in Eurem Wohnbereich.

Ich würde mich freuen wenn wir die Diskussion in RUHE und in angemessenem Ton weiterführen könnten.

*danke* und einen schönen Tag

TT als Mod
Es war ein großartiger Vortrag der mir echt total viel gebracht hat auch wenn der Weg noch lange nicht zu Ende gegangen ist
Herzlichen Dank @*********hmidt

Unfassbar!

Ich bin begeistert. So viel Input. Auch ich war danach erstmal überladen.

Es ist so toll, Dich gefunden zu haben. Ich habe mich das erste Mal mit den Bindungsmustern in der Art auseinandergesetzt.

Zwar habe ich für mich schon vor ein paar Monaten - oder waren es doch Jahre oder doch Tage - entschieden, dass ich gut bin wie ich bin, aber ich konnte mich sehr lange verletzt fühlen, wenn man(n) mir sagte, dass ich klammere oder Ähnliches.

Der Hauptteil in mir wird wohl 2 - unsicher sein.

Ich hoffe auf weiteren Input - auch durch Streams. *happy*

Herzliche Grüße
Klammeräffchen aka *katze*
*******uly Frau
460 Beiträge
@*****boy
„Was sind die Ursachen für BDSM? Frühkindliche Gewalterfahrung?
Ist BDSM therapierbar?“

Warum sollten Gewalterfahrungen ursächlich sein?
Ich bin mit Ende 50 auf BDSM gestossen und hatte eher eine behütete Kindheit.
Und BDSM ist vielschichtig.
Für mich ist es eher eine Erinnerung an meine Erziehung zum braven Mädchen, das sich benimmt.
Ich persönlich ziehe meine Freude daraus, einem Mann seine Wünsche zu erfüllen, wenn er im Gegenzug meine erfüllt.
Um eine Freundin zu zitieren : „ wenn sich zwei Menschen mit Wattebäuschen bewerfen und es BDSM. Nennen, dann ist es das für sie“.
Ich habe gerade hier im Joyclub eine große Toleranz in der Community festgestellt und mich daran selbst orientiert. Als Mensch bin ich dadurch gewachsen.
*******uly Frau
460 Beiträge
@*****boy

„Zu BDSM:
Finde ich persönlich einfach nur abstoßend! Sich Demütigungen, Schmerzen und gar Verletzungen zufügen lassen! Was soll daran schön oder geil sein? Hat für mich nichts mit Sex zu tun!

Wüßte gern, wie Menschen dazu kommen und warum es davon offensichtlich gar nicht so wenige gibt!
Warum gibt es hierfür keine Ursachenforschung?
Vielleicht zu heikel?“

Ich könnte Dir nur eine individuelle Erklärung geben, meinen persönlichen Weg erklären . Aber dafür wäre ein vorurteilsfreier Blick auf Beziehungen zwischen Menschen hilfreich. Es gibt nicht das „ BDSM“ sondern es ist ein Oberbegriff für Beziehungsformen.
Dazu gehört für B : Bondage. Eine sehr liebevolle Vorstellung eines Paares hab ich im Catonium beobachten dürfen und fand die Ruhe, die Aufmerksamkeit und den liebevolle Umgang der beiden Menschen miteinander unheimlich anziehend.
D/s : ein freiwilliges Machtgefälle. Wenn ich mit meiner beruflich bedingten Alltagsdominanz mich endlich mal fallen lassen darf, einem Mann ( bin rein hetero) das Zepter in die Hand geben darf, weil ich ihn kenne, ihm vertraue, er mir die Auszeit gibt, die mich vervollständigt. Da schaue ich gern mal hoch zu ihm.

S/M: aus Neugier mal einen guten Spanker bittet, selbst mal die Werkzeuge auf dem eigenen Hintern spüren zu dürfen, dabei erfährt, dass so ein Hintern gut vorgewärmt sein sollte, dass jeder Schlag sich unterschiedlich auf der Haut anfühlt, wie subtil Schmerzhaftigkeit sein kann und man als Frau plötzlich klatschnass und sexuell erregt sein kann …

Und nun hoffe ich, dass Dir mein subjektiver Ausflug einen anderen Blickwinkel eröffnet hat.
Herzlichst
BornInJuly
******ara Frau
9.286 Beiträge
Um weiteren "handfesten" Diskussionen vorzubeugen habe ich 4 weitere Beiträge eines Schreibers gelöscht und den Thread auf PRIVAT gestellt.
Ab sofort können nur noch Gruppenmitglieder lesen und schreiben.

Es tut mir leid, dass ich zu dieser Maßnahme gezwungen wurde da es bestimmt viele Menschen gibt, die den Stream gestern beobachtet haben und gerne mitdiskutiert hätten und kein Gruppenmitglied sind. Aber dieser Diskussionsstrang soll nicht an einem Menschen scheitern.

Ich hoffe auf Euer Verständnis.

TT als Mod
**********berer Mann
7.325 Beiträge
Zitat von *******uly:
Es gibt nicht das „ BDSM“ sondern es ist ein Oberbegriff für Beziehungsformen.

Ergänzend auch für ganz normale Sexpraktiken.

Ich finde Sushi auch eklig. Man muss nicht alles mögen und auch nicht alles verstehen.
****54 Mann
3.849 Beiträge
Zitat von *******uly:
... hatte eher eine behütete Kindheit

Das ist auch meine Erinnerung an die Kindheit und ich habe mich dem entsprechend spontan als 1 eingeordnet, in der Praxis bestätigt durch lange Partnerschaften.

Ich weiß aber aus der Erzählung, dass meine Mutter uns als Kleinkinder gemäß den Erziehungsratgebern der damaligen Zeit hat schreien lassen, weil das Power und Frustrationstoleranz stärken sollte. Das hat wohl ihr artgerechtes Mutterverhalten zu sehr belastet; so hat sie uns warm eingepackt und in den Schnee auf den Balkon geschoben (ich muss also ca. 7 Monate alt gewesen sein) und hat sich lieber als "Rabenmutter" beurteilen lassen, als ihren Ratgebern zu misstrauen.

Ich bin also nicht nur Kind meiner Eltern sondern auch Kind derer Zeit und ihrer harten Prägung durch Krieg und Vertreibung.

Stellt sich die Frage, welche Schuld wir als Eltern in den 90gern auf uns geladen haben?
****lia Frau
1.055 Beiträge
Zitat von ****54:
Zitat von *******uly:
... hatte eher eine behütete Kindheit

Das ist auch meine Erinnerung an die Kindheit und ich habe mich dem entsprechend spontan als 1 eingeordnet, in der Praxis bestätigt durch lange Partnerschaften.

Ich weiß aber aus der Erzählung, dass meine Mutter uns als Kleinkinder gemäß den Erziehungsratgebern der damaligen Zeit hat schreien lassen, weil das Power und Frustrationstoleranz stärken sollte. Das hat wohl ihr artgerechtes Mutterverhalten zu sehr belastet; so hat sie uns warm eingepackt und in den Schnee auf den Balkon geschoben (ich muss also ca. 7 Monate alt gewesen sein) und hat sich lieber als "Rabenmutter" beurteilen lassen, als ihren Ratgebern zu misstrauen.

Ich bin also nicht nur Kind meiner Eltern sondern auch Kind derer Zeit und ihrer harten Prägung durch Krieg und Vertreibung.

Stellt sich die Frage, welche Schuld wir als Eltern in den 90gern auf uns geladen haben?


Klingt dann eher nach 3. Nachkriegszeit und die Erziehungsratgeber der schwarzen Pädagogik. Die findet sich übrigens auch heute noch in vielen Regalen.
Nichts ist in Stein gemeißelt. Welche Fehler ich bei meinen Kindern gemacht habe, das werden sie mir irgendwann sagen oder ihre Therapeuten. Man versucht mehr Liebe, Wärme und Aufmerksamkeit zu schenken als man selbst bekommen hat. Ob das ausreichend war, das zeigt sich langfristig. Aber es gibt keine perfekte Kindheit, keine perfekte Eltern. Manche Eltern haben nur kleine Fehler gemacht und andere haben ihr Kind traumatisiert.
Man sollte die Muster erkennen und daraus lernen und es möglichst besser machen als die vorherigen Generationen. Ein Familientrauma wird meist unbewusst von einer Generation an die nächste Generation weitergeleitet.
****p35 Mann
8.067 Beiträge
Zitat von ****54:
[...] Stellt sich die Frage, welche Schuld wir als Eltern in den 90gern auf uns geladen haben?
In den 1990ern gewannen Kinder-TV-Programme an Popularität, denen nicht allseits das Prädikat "pädagogisch wertvoll" angehängt wurde, die aber in der Praxis mitunter dazu genutzt wurden, die Kleinen vor dem Fernseher zu "parken" und sie damit ruhig zu stellen - dies aber nicht aus böser Absicht, sondern weil die Eltern tatsächlich zuweilen mit härteren Jobbedingungen und anderem zeitgemäßen Stress keine Kraft mehr aufbringen konnten, sich noch adäquat mit den Bedürfnissen ihrer Kinder zu beschäftigen.
Schuld? Ich denke, dass man überwiegend kaum wirklich von individueller "Schuld" im Zusammenhang mit Erziehung sprechen kann, allenfalls von Verantwortung (die sich auch im politischen Kontext zeigt).
********Kate Frau
638 Beiträge
Der Blick auf die Eltern (oder auch sich selbst in der Vergangenheit) könnte sein:
Sie alle haben es so gut gemacht, wie es ihnen zu dieser Zeit mit ihren Ressourcen möglich war.
*top*
**********hen70 Frau
14.425 Beiträge
Zitat von ********Kate:
Der Blick auf die Eltern (oder auch sich selbst in der Vergangenheit) könnte sein:
Sie alle haben es so gut gemacht, wie es ihnen zu dieser Zeit mit ihren Ressourcen möglich war.
*top*
Da stimme ich dir zu.

Trotzdem macht es ja durchaus Sinn drauf zu schauen, was das bei einem selbst ggf. ausgelöst hat und ob man selbst da etwas aufarbeiten und/oder ändern möchte. *zwinker*
********Kate Frau
638 Beiträge
Zitat von **********hen70:
Zitat von ********Kate:
Der Blick auf die Eltern (oder auch sich selbst in der Vergangenheit) könnte sein:
Sie alle haben es so gut gemacht, wie es ihnen zu dieser Zeit mit ihren Ressourcen möglich war.
*top*
Da stimme ich dir zu.

Trotzdem macht es ja durchaus Sinn drauf zu schauen, was das bei einem selbst ggf. ausgelöst hat und ob man selbst da etwas aufarbeiten und/oder ändern möchte. *zwinker*

*top*
Ja, auf jeden Fall! Das macht total Sinn und kann uns weiterbringen!
Mir geht es nur darum, sich selbst oder anderen nicht das Verhalten in der Vergangenheit vorzuwerfen.
********deep Mann
253 Beiträge
Huiuiui,

ganz schön was los hier.

Aber zu aller erst ein riesiges Danke an @*********hmidt für diesen tollen und fundierten Vortrag.
Eine echt starke Leistung.
Chapeau!

Auch wenn ich mich aus dem Rest weitestgehend raushalten möchte, doch eine kleine Bemerkung zum lieben @*****boy :

Da hat aber jemand ganz schön viel Meinung für so wenig Wissen.
Und eine kleine Portion Empörung noch als Dreingabe.

"Wüßte gern, wie Menschen dazu kommen und warum es davon offensichtlich gar nicht so wenige gibt!
Warum gibt es hierfür keine Ursachenforschung?
Vielleicht zu heikel?“"

Das wüsstet du also gern?
Es steht dir frei, dich in Wissenschaft zu bilden und Forschung zu betreiben, oder ist das vielleicht zu heikel? Denn bisher scheinst du dies gründlich vermieden zu haben.
Es gibt mehr als genug Forschung zur Entstehung von sexuellen Identitäten.
Auch, und man mag es kaum glauben, zur Nische BDSM.
Und mit nur ein wenig Interesse und Willen würde man diese auch finden.
Zumindest, sofern man echtes Interesse an Fakten hat und nicht der Wissenschaft gegenüber "skeptisch" ist.
Aber um dir das Leben zu erleichtern und auch für andere Interessierte einen Mehrwert zu geben, habe ich mir die immense Mühe gemacht und aus der Vielzahl wissenschaftlicher Arbeiten zwei für dich bereit gestellt.
Es soll mir ja niemand nachsagen, dass ich nicht konstruktiv bin.

https://doi.org/10.1016/j.esxm.2019.02.002
Bondage-Discipline, Dominance-Submission and Sadomasochism (BDSM) From an Integrative Biopsychosocial Perspective: A Systematic Review

https://doi.org/10.1080/00224499.2019.1665619
A Systematic Scoping Review of the Prevalence, Etiological, Psychological, and Interpersonal Factors Associated with BDSM

Sehr gern geschehen.
Vielleicht trägt es ja dazu bei, dass man zukünftig etwas mehr mit Fakten und inhaltlich, als mit Halbwissen und Vorurteilen gemeinsam sprechen kann.


Einen wunderschönen Wochenausklang allerseits.

Sonnige Grüße
Mr. Oceandeep
*******uly Frau
460 Beiträge
@****54

>>Ich bin also nicht nur Kind meiner Eltern sondern auch Kind derer Zeit und ihrer harten Prägung durch Krieg und Vertreibung.<<

Sind wir das nicht alle, jede vorherige und nachfolgende Generation ?
*********z3rin Frau
293 Beiträge
Ich weiß aber aus der Erzählung, dass meine Mutter uns als Kleinkinder gemäß den Erziehungsratgebern der damaligen Zeit hat schreien lassen, weil das Power und Frustrationstoleranz stärken sollte. Das hat wohl ihr artgerechtes Mutterverhalten zu sehr belastet; so hat sie uns warm eingepackt und in den Schnee auf den Balkon geschoben (ich muss also ca. 7 Monate alt gewesen sein) und hat sich lieber als "Rabenmutter" beurteilen lassen, als ihren Ratgebern zu misstrauen.

Ich bin also nicht nur Kind meiner Eltern sondern auch Kind derer Zeit und ihrer harten Prägung durch Krieg und Vertreibung.

Stellt sich die Frage, welche Schuld wir als Eltern in den 90gern auf uns geladen haben?

Hallo @****54

Das klingt wirklich schlimm, wie mit dir als Kind umgegangen wurde. *snief2* Diese schwarze Pädagogik, die die Bedürfnisse der Kinder ignoriert und missbraucht, stammt ja aus den 1920er Jahren, soweit ich weiß, da gab es ein ganz schlimmes Buch, in dem den Müttern dazu geraten wurde, die Kinder weinen und schreien zu lassen und wo Liebe als 'verhätscheln' erklärt wurde usw. Ich finde das ganz schrecklich. Dadurch sind viele Bindungstraumatisierungen entstanden und dann natürlich auch noch durch den 2. WK und die Folgen.

Ich bin ein Kind von Eltern, welche selbst so erzogen wurden. Es tut mir sehr leid, was eurer Generation da größtenteils von den eigene Eltern und der Gesellschaft angetan wurde, das Schlimme ist meiner Meinung nach, dass diese Sachen transgenerational weitergegeben werden und sich immer mehr Schmerz und Traumata anhäufen, womit die Folgegenerationen auch belastet werden. Man gibt es als Eltern unbewusst weiter, oft, weil man sich der ganzen Prozesse und Schmerzen nicht bewusst ist, da man aus Selbstschutz vieles verdrängen musste. Mir tut es so sehr weh, dass die Mütter damals nicht auf ihren Instinkt und ihr Bauchgefühlt gehört haben, sondern auf irgendwelche Ratgeber oder die Gesellschaft und ihren Kindern deswegen Liebe entzogen haben. Das ist für mich unvorstellbar und spricht doch für sehr viel Entfremdung. *snief2*

Persönlich gesprochen kann ich nur sagen, dass meine Eltern, denen durch diese "hart wie Kruppstahl-Methoden" die Gefühle und die Sanftheit ausgetrieben wurden, mir zwar eine gute (Schul-)bildung ermöglicht haben und ich auch nicht in Armut leben musste, aber emotional und seelisch bin ich größtenteils verkümmert, weil meine Eltern kaum dazu fähig waren, Liebe zu geben und sich emotional einzuschwingen - zu hart war deren Panzer und zu sehr wurde ihnen die Empathie und Liebesfähigkeit schon als Kind ausgetrieben. Für mich persönlich ist das leider sehr hart und ich bin seit Jahren dabei, das für mich aufzuarbeiten. Zunächst Bindungsunfähigkeit und mittlerweile sehr starke Verlassenheitsängste sind die Folgen, mit denen ich kämpfe.

Dass diese Sachen immer mehr Thema in der Öffentlichkeit werden, finde ich sehr gut!
*********z3rin Frau
293 Beiträge
Zitat von ****p35:
Zitat von ****54:
[...] Stellt sich die Frage, welche Schuld wir als Eltern in den 90gern auf uns geladen haben?
In den 1990ern gewannen Kinder-TV-Programme an Popularität, denen nicht allseits das Prädikat "pädagogisch wertvoll" angehängt wurde, die aber in der Praxis mitunter dazu genutzt wurden, die Kleinen vor dem Fernseher zu "parken" und sie damit ruhig zu stellen - dies aber nicht aus böser Absicht, sondern weil die Eltern tatsächlich zuweilen mit härteren Jobbedingungen und anderem zeitgemäßen Stress keine Kraft mehr aufbringen konnten, sich noch adäquat mit den Bedürfnissen ihrer Kinder zu beschäftigen.

Das kenne ich auch aus dem Umfeld meiner Schulkameraden von damals (Kinder mit Schlüsselbund, die zu Hause das Essen alleine essen mussten und dann vor dem Fernseher saßen, bis die Eltern abends vom Arbeiten nach Hause kamen), von meinen Eltern wurde der Fernseher immer als etwas Schlechtes verteufelt. Ich kenne viele aus meinem Umfeld, wo die Eltern stattdessen überzogenen Wert auf intellektuelle Bildung, Leistungsfähigkeit usw. legten (was du schon mit 'pädagogisch wertvoll' andeutest), aber ein emotionales Interesse am Kind, eine liebevolle Bindung fand nicht so wirklich statt. Es wurde viel mehr Wert darauf gelegt, gute Schulnoten zu bekommen, später eine ordentliche Ausbildung zu finden und insgesamt als anständiger Mensch zu gelten. So erlebe ich die 80er/90er rückblickend. Da hat die kapitalistische Verwertungslogistik sicher auch viel Anteil dran. Vielen Eltern war und ist das sicherlich auch nicht bewusst und sie leben in dem Glauben, dass sie ihren Kindern doch das Bestmögliche ermöglicht hätten.
**q Mann
971 Beiträge
Zitat von ********Kate:
Sie alle haben es so gut gemacht, wie es ihnen zu dieser Zeit mit ihren Ressourcen möglich war.

Und trotzdem ist gut gemeint häufig das Gegenteil von gut gemacht.
Und das ist nicht einmal als Vorwurf gemeint. Aber Fehler, die gemacht wurden, wurden gemacht. Die Intention dahinter ist für die Konsequenzen schließlich vollkommen irrelevant.

Ich habe dies gerade (also seit Monaten) mit meinen Eltern bzw. meine Schwester sehr schwere Differenzen mit unserer Mutter. Aber eben diese Differenzen haben mir bzw. uns die Möglichkeit gegeben, Verhaltensweisen zu erkennen und auch unsere Kindheit aufzuarbeiten bzw. damit zu beginnen.
Volkers Vortrag gestern hat dabei teilweise doch sehr getroffen. War alles gut waren u. a. die Worte, mit denen ich zeitlebens meine Kindheit oder eben das Wenige, woran ich mich erinnern kann, beschrieben habe. Spätestens ab da war meine eigene Typen-Einteilung für mich dann auch klar ersichtlich. *zwinker*

In den Gesprächen mit meiner Schwester habe ich aber erkennen müssen, dass eben sehr viele Dinge nicht gut waren. Dass unserer Mutter (unsere Eltern sind geschieden, seitdem ich mich erinnern kann), nicht immer unser Bestes, sondern in erster Linie ihre Interessen im Sinn hatte und wir eben dranhingen. Unser Vater war da nicht besser, sondern noch deutlicher.
Die beiden sind jetzt 69 bzw. 70 Jahre und ich höre in den Dingen, die sie sagen, dass sie noch in einer Zeit vor ~30 Jahren gedanklich festhängen.

Ob sie es (damals) hätten besser machen können, möchte ich nicht werten, auch wenn ich der Meinung bin. Jedoch ist es nichts, was ich ihnen vorwerfe, weil mich dieser Vorwurf zu viel Kraft kosten und dennoch nichts ändern würde.


Es damit abzutun, dass es eben die Zeit war und die schon ihr Bestes getan haben werden, ist mir dennoch zu einfach / eindimensional.

Ich hörte mal den Satz, dass das Ehrlichste, was man einem Menschen sagen könne "Wenn ich in Ihrer Situation wäre, würde ich dies genau so sehen!" sei, da man dies genau so sehen würde, wenn man exakt dieselben Erlebnisse und Erfahrungen gemacht hätte wie dieser Mensch. Und in seinem Buch Wie man Freunde gewinnt führte Dale Carnegie sehr schön aus, dass sich Menschen immer im Recht sehen und jeder meint der Gute zu sein.


Daher ist es vermutlich müßig, darüber zu sinnieren, was damals in der Zeit und mit den damaligen Ressourcen möglich gewesen wäre. Denn unabhängig von der Antwort darauf wurde es genau so getan, wie es getan wurde. Und daran lässt sich heute nichts mehr ändern.
Was sich jedoch ändern lässt, ist, für die Zukunft daraus zu lernen und das eigene Leben entsprechend zu gestalten und vielleicht auch Fehler nicht (unbewusst) zu wiederholen.
******una Frau
7.588 Beiträge
JEDER wird auch in der Kindererziehung das geben, was ihm möglich ist!

Wenn ich heute Eltern betrachte, die neben dem Kind sitzen und dabei ausschließlich Augen für ihr Handy haben, sehe ich die nächste Generation mit " Schaden"

Jede Generation macht ihre eigenen Fehler. Und entwickelt neue Bindungsängste... Gründe gibt es genug!
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.