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Bindungsstile, Bindungsspiele, Bindungsdramen - Oldenburg (10.11.2022)

********aika Frau
1.688 Beiträge
Wow, so viele wertvolle Kommentare!

Zwei Dinge möchte ich noch erwähnen.

Ein wichtiger Punkt für unsere eigene ... Entwicklung? Heilung? ... ist Vergebung.
Vergebung heisst nicht, dass man Schiefgelaufenes gutheissen soll! Aber Anerkennung dafür, dass es, wie es oben schon paarmal geschrieben wurde, jeder immer so gut gemacht hat, wie er in dieser Situation konnte. Und Frieden damit machen. Es hat damals in vergangenen Generationen doch keiner besser gelernt.

Dann noch ein Punkt. Manche werden mich dafür wohl für verrückt oder sonstwas halten, aber das ist mir inzwischen sowas von egal, ich bin davon überzeugt, dass es so ist.
Einige male wurde erwähnt, man hatte doch eine liebevolle, behütete Kindheit im Elternhaus.
Ok! Aber jeder ist auch noch vielen anderen Einflüssen und Erlebnissen ausgesetzt.
Uuund, jetzt kommts: Wir tragen nicht nur die Geschichten aus unserem jetzigen Leben in uns, sondern auch von allen unseren vorherigen Inkarnationen und von unserer Ahnenreihe! Wir können locker schon 50, 100, 200 oder mehr Inkarnationen hinter uns haben, was glaubt Ihr, wieviel sich da ansammelt? Und Dinge, wo sich jeder wundert, woher das bloß kommen kann.
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*********hmidt
1.683 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Wow...!

(Das Wort sage, schreibe und vor allem denke ich heute ziemlich häufig...)

Hier sind SO viele gute und wichtige Punkte angesprochen...! Ich hoffe, dass ich im Laufe der nächsten Tage dazu kommen werde, zumindest zu einigen von ihnen Stellung zu nehmen...

Eine Sache allerdings würde ich hier doch direkt jetzt kurz ansprechen...

Das ist die Sache mit den 4 Bindungstypen und der leider noch weit verbreiteten Tendenz, (von eigenen Gewohnheiten) abweichende Verhaltensweisen mit Diagnosen zu versehen und zu pathologisieren...

Ich habe mir große Mühe gegeben, das Thema so beschreibend und wertschätzend wie möglich anzugehen, damit es möglich wird, die eigenen Bindungskonditionierungen (und auch die anderer Menschen) möglichst wenig als "Probleme" zu sehen und stattdessen möglichst neugierig als "Phänomene"...

Diese vier Bindungstypen sind nicht mehr und nicht weniger als Grundtendenzen unserer sozialen Wahrnehmung und unserer konditionierten emotionalen Reaktionsweisen darauf... Bei manchen von uns sind diese stärker ausgeprägt, bei anderen schwächer... Bei manchen von uns treffen eher die einen Tendenzen oder Neigungen zu, bei anderen die anderen...

Es geht nicht darum, sich selbst oder andere Menschen in Kistchen zu packen und zu glauben, sie damit im ersten Schritt zu entschlüsseln und im zweiten effektiv manipulieren zu können... Dies hier ist Psychologie... Da geht es um Tendenzen, um Wahrscheinlichkeiten und ganz viel um Fahren nach Gehör... Wer ultimative Wahrheiten will, sollte sich da lieber an das Enneagramm, die Astrologie oder den "großen Persönlichkeits-Test" einer beliebigen Frauen- oder Männerzeitschrift...

Das Wundervolle an den Bindungstypen ist, dass wir erkennen können, dass bestimmte Arten von Dynamik oder Drama, die sich in unserem Leben möglicherweise überzufällig wiederholt ereignen, möglicherweise nicht purem "Pech" oder "Schicksal" geschuldet sind, sondern dass es dahinter Muster und Strukturen gibt, die zu entdecken und zu erforschen (an und in sich selbst...!) wirklich spannend, teils schmerzhaft aber auch überaus lohnenswert sein könnte...

Sicher gebunden übrigens sind in meinen Augen wirklich nur wenige Menschen... Wohingegen viele, viele Menschen viel Übung darin haben, echte Selbstreflexion zu vermeiden und andere Menschen für Probleme zu halten... (Das gilt für alle drei gestörten Bindungsmuster...) Von daher wäre ich sehr vorsichtig dabei, die Selbstbeschreibung "sicher gebunden" für voll zu nehmen, ohne der Person jemals live gegenübergestanden zu haben...

Allen, die auch nach meiner Beschreibung Schwierigkeiten darin hatten, sich selbst einem dieser vier Grund-Typen zuzuordnen, lege ich von Herzen nochmal Dami Charf ("Auch alte Wunden können heilen") und Verena König ("Bin ich traumatisiert?") ans Herz...

(Insbesondere übrigens die jeweiligen Kapitel über das "chaotische" Bindungsmuster.. *zwinker* )
Profilbild
*********hmidt
1.683 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Ich bin übrigenz ganz bei @****Erl und @********orny :

Zitat von *********horny:
Zitat von ****Erl:
Wie "integriert" man einen Bindungsstil? Indem man sich selbst besser kennen lernt und weiß, was einen triggert *gruebel*?

Ich fände diese Diskussion viel interessanter, als über
"die Schuld / Verantwortung / sie wollten nur das Beste vs. sie wussten es nicht besser"
unserer Eltern zu diskutieren!

********lang Mann
712 Beiträge
Zitat von ********Kate:
Zitat von **********hen70:
Zitat von ********Kate:
Der Blick auf die Eltern (oder auch sich selbst in der Vergangenheit) könnte sein:
Sie alle haben es so gut gemacht, wie es ihnen zu dieser Zeit mit ihren Ressourcen möglich war.
*top*
Da stimme ich dir zu.

Trotzdem macht es ja durchaus Sinn drauf zu schauen, was das bei einem selbst ggf. ausgelöst hat und ob man selbst da etwas aufarbeiten und/oder ändern möchte. *zwinker*

*top*
Ja, auf jeden Fall! Das macht total Sinn und kann uns weiterbringen!
Mir geht es nur darum, sich selbst oder anderen nicht das Verhalten in der Vergangenheit vorzuwerfen.

Im Groben stimme ich euch beiden zu. Dazu kommt noch die dreimalige Gefangenschaft meines Vaters. Das verändert einen Menschen.
All diese Gründe, auch was meine Eltern von ihren Eltern unbewusst übernommen haben (....sie wussten es nicht besser) kann ich verstehen und
verzeihen. Nur eines nicht: Wenn meine Mutter mich, ihr Kind, mit verschiedenen Gegenständen durch die Wohnung (ca 15m) prügelt. Da muss doch nach etwa 10m im Kopf ein Klick passieren, dass das nicht in Ordnung ist, was ich meinem Kind antu. Das beschäftigt mich heute immer noch weil ich es nicht verstehen kann.
**********hen70 Frau
14.425 Beiträge
Ich würde mal vermuten, dass wir damit ein Stück offtopic gehen, auch wenn das und anderes vermutlich Auswirkungen auf deinen Bindungsstil hatte.

Wir und vermutlich auch du können da nur raten. Vermutlich Überforderung und/oder fehlende Impulskontrolle. Auch gab es ja mal Zeiten, in denen die Prügelstrafe als probates Erziehungsmittel gesehen wurde.

Im hier und jetzt kann aber deine Mutter die Vergangenheit weder ändern noch ungeschehen machen. Und du halt auch nicht. Ob Einsicht da ist? Keine Ahnung. Würde aber auch nichts ungeschehen machen.

Ich bin ja Fan von Jens Corssen, der das dann etwas flapsig mit "mehr war halt nicht drin" zu merkwürdigen Verhaltensweisen von uns wichtigen Menschen kommentierte.

Mir hat das sehr geholfen emotional loszulassen und mit dem Verstand zu begreifen.
Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern und das festhalten an dem, was aus unserer Wahrnehmung hätte anders sein sollen, macht nur uns das Leben schwerer. Die anderen Menschen ändert es keinen Milimeter.
********lang Mann
712 Beiträge
Zitat von **********hen70:
Ich würde mal vermuten, dass wir damit ein Stück offtopic gehen, auch wenn das und anderes vermutlich Auswirkungen auf deinen Bindungsstil hatte.

Wir und vermutlich auch du können da nur raten. Vermutlich Überforderung und/oder fehlende Impulskontrolle. Auch gab es ja mal Zeiten, in denen die Prügelstrafe als probates Erziehungsmittel gesehen wurde.

Im hier und jetzt kann aber deine Mutter die Vergangenheit weder ändern noch ungeschehen machen. Und du halt auch nicht. Ob Einsicht da ist? Keine Ahnung. Würde aber auch nichts ungeschehen machen.

Ich bin ja Fan von Jens Corssen, der das dann etwas flapsig mit "mehr war halt nicht drin" zu merkwürdigen Verhaltensweisen von uns wichtigen Menschen kommentierte.

Mir hat das sehr geholfen emotional loszulassen und mit dem Verstand zu begreifen.
Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern und das festhalten an dem, was aus unserer Wahrnehmung hätte anders sein sollen, macht nur uns das Leben schwerer. Die anderen Menschen ändert es keinen Milimeter.

Danke. Ja, zu dieser Erkenntnis bin ich inzwischen auch gekommen.
Das Thema Loslassen ist ein Prozess für sich. Ich schaue mir gerne den Jens Corssen an. Danke für diesen Tipp.
****p35 Mann
8.067 Beiträge
@********lang Liebe auf Augenhöhe: Bindungsstile, Bindungsspiele, Bindungsdramen - Oldenburg (10.11.2022)
Ist nicht auch ein entscheidender Aspekt dabei der Unterschied von explizit Verzeihung und Vergebung? -
Ich sehe das für mich selbst so: Verzeihen kann ich nur, wenn mich der Mensch, welcher mir Unrecht angetan hat, auch um Verzeihung bittet; Vergeben hingegen ist für mich losgelöst und unabhängig von dem Menschen, der mir Unrecht angetan hat, richtet sich dabei weniger auf diesen Menschen nach von mir aus betrachtet außen, als vielmehr auf mich selbst - deshalb sehe ich darin eben den Weg zur Integrierbarkeit eigener Wunden für mich.
********Kate Frau
638 Beiträge
@********lang
Es tut mir sehr leid, dass Du damit fertig werden musst! Damit irgendwie langfristig umgehen ist bestimmt krass schwer!

Ich muss gerade echt einmal durchatmen.

Aber ich bleibe trotzdem dabei, was ich im Allgemeinen oben schon schrieb: Auch sie hat es so gut gemacht, wie es Ihr zu dieser Zeit mit ihren Ressourcen möglich war.
Und vielleicht waren die Ressourcen durch psychische Beeinträchtigungen eingeschränkt? Oder sie las ein Buch, dass man gegen Kinder hart sein soll, auch wenn es einem selbst weh tut?

Ich möchte nicht weiter rumspekulieren. Ich habe nur Küchenpsychologie zu bieten.

Um den Umgang mit dieser Erinnerung irgendwie (!) handhabbar zu machen, rate ich Dir echt zu einem Gespräch mit einer*m Psycholog*in. Es ist deren Metier, rauszufinden, mit welcher Motivation etwas gemacht (verschuldet) wurde! (Und wie man damit umgehen könnte!)

Ich werstehe Deine Frage nach dem 'Warum?'.

Ich habe hier so ausführlich geschrieben, weil Du mich direkt zitiert hast. Eigentlich sind wir mit diesem persönlichen Austausch wohl 'off topic'
Sei's drum.
****p35 Mann
8.067 Beiträge
Nachtrag @********lang
Mir tut auch weh, was Du erzählt hast. Danke für Deine Offenheit.
Ob diese meine Worte als OT einzustufen sind oder nicht, kann ich nicht einschätzen, ich finde Deine Worte sehr relevant für diesen Thread. Das möchte ich bitte noch ergänzen. Manchmal fallen mir keine richtigen Worte ein.
****ra Frau
2.702 Beiträge
es gibt einfach Dinge, die kann man nicht verstehen und durch nichts rechtfertigen. Punkt.
Mein Mann war der leibliche Sohn seines Großvaters väterlicherseits und wurde von seiner Mutter mit 2,5 Jahren diesem zur Aufsicht übergeben und von diesem sexuell missbraucht und den alten SS-Freunden im Dorf (Schwarzwald) vorgeführt, wie man einen richtigen Mann aus ihm macht.
Mein Mann hat das als Kind nur mit der Erklärungsgeschichte eines Kindes überlebt, daß er eben für große, wichtige Aufgaben im späteren Leben geprüft werden sollte. Er hat als Kind eine petit mal-Epilepsie (Absencen) entwickelt, die dann mit 20 zu einer grand mal-Epilepsie wurde (Krampfanfälle), die niemand erkannte und nach THC-Konsum, déjà-vu-Bildern von sich mit dem Großvater landete er dann mit einer schizophrenen Psychose in der Psychiatrie.
So was kann man nicht verzeihen, verstehen, mit irgendwas rechtfertigen.
Ich war die 1., die ihn zum Neurologen geschleppt hat, der ihm die Notwendigkeit von Anti-Epileptika erklärt. Wir hatten 10 Jahre ein spannendes Leben, eine völlig ehrliche, offene Beziehung, aber das Leben mit einem Inzestopfer ist auch immer wieder die Hölle und ich gebe offen zu, nach seinem Suizid 2001 war ich froh, daß es rum war.
Trotzdem gehe ich immer noch völlig offen auf Menschen zu, habe nach meiner Nahtoderfahrung/Motorradunfall in 1985 mit 7 Wochen Koma und massiven Gehirnverletzungen immer noch eine völlig, offene, den Menschen zugewandte Persönlichkeit, ruhe in mir und nachdem ich seit meiner Schulzeit eigentlich immer "einen Freund" hatte, auch lange stabile Beziehungen und 2020 die völlig irre Erfahrung, jemanden zu treffen, den ich wirklich riechen konnte/wollte, mit dem ich körperlich überwältigende Dinge erlebte, der sich aber inzwischen im Endstadium Parkinson befindet und irgendwann von meinem Lebenswillen überfordert war ...
... und seitdem seh' ich mir die ganze Sache hier amüsiert an und weiss genau, daß ich sozusagen keinen Druck mehr dahinter habe, eine Beziehung haben zu müssen, weil ich in mir selbst bin.
Wenn mir zufälligerweise jemand über den Weg läuft, dessen Pheromoncocktail mich betört (und mit dem ich intellektuell was anfangen kann!), werde ich zugreifen, aber nur dann!
Den Unrat lasse ich vorbei schwimmen *zwinker*
********lang Mann
712 Beiträge
*herz*lichen Danke euch allen für eure Einschätzung und Offenheit.
Das hat mir mehr geholfen als die langen Therapeutengespräche.
LG Richard
@****ra
Sehr bewegende und unter die Haut gehende Zeilen. Du hast wohl das Glück ein außergewöhnlicher und sehr starker Mensch zu sein (stark, gemeint in aller Emotionalität) .
********_Joy Frau
44 Beiträge
@ Freudenklang:
"Nur eines nicht: Wenn meine Mutter mich, ihr Kind, mit verschiedenen Gegenständen durch die Wohnung (ca 15m) prügelt. Da muss doch nach etwa 10m im Kopf ein Klick passieren, dass das nicht in Ordnung ist, was ich meinem Kind antu. Das beschäftigt mich heute immer noch weil ich es nicht verstehen kann."

Mir geht es wie Dir. Auch ich habe Erlebnisse, die mich noch immer beschäftigen. Wo ich mich frage, wie meine Mutter das vor sich verantworten konnte.

Ich glaube, sie konnte es nicht!
Ich vermute, ihr Verhalten mir gegenüber hat ihr ein mächtig schlechtes Gewissen gemacht. So stark, dass sie im Alter glaubte, für alle "Sünden büßen zu müssen".
Das besänftigt mich etwas, wenn es auch nichts ungeschehen macht.

Und ich glaube, dass es damals in
ihrem Kopf "ein Klick"gab, wie Du es nennst , wenn das Wissen bzw der Druck, dass das nicht in Ordnung war , zu groß wurde.
Nur vermute ich, schützte ihre Psyche sie vor sich selbst ( und nicht das Kind) . Bei meiner Mutter glaube ich, aktivierte Ihre Psyche Abwehrmechanismen, so dass sie
vor sich den Schein waren konnte.

Wie ich heute weiß, war sie im Alter schizophren und paranoid.
( Und das hatte sich Jahrzehnte lang aufgebaut. Leider war sie n i e in Behandlung.)

Ich glaube, weil sie psychisch mit alledem, was mein Bruder und ich durch sie erleben mussten , nicht mehr klar kam.

Ich möchte am Ende noch eine Phantasie äußern.
Vielleicht legte sich bei Deiner Mutter "der Schalter um". Vielleicht wurde ihr bewusst, dass sie Unrecht tat und sie wurde enorm wütend auf sich. Nur schlug sie grade ihr Kind. Und schlug dann, weil ihr Kind schuld war, dass sie so wütend war und sie sowas Unrechtes tun musste.
In der Psycho-Logik änderte sich sozusagen der Grund.

Vielleicht kannst Du, Freudenklang, mit diesen Gedanken etwas anfangen?

Herzliche Grüße nach einem herbstlichen Waldspaziergang an Dich und die anderen hier.
Carmen
********_Joy Frau
44 Beiträge
Bitte nicht falsch verstehen: Ein Kind kann nichts dafür, wenn Erwachsene sich nicht steuern können und deshalb ein Kind schlagen.
Bodypainting Shooting. @ansicht
******978 Frau
192 Beiträge
@********_Joy

Nein, natürlich nicht. Aber wenn die erwachsene Person eine Persönlichkeitsstörung hat und nicht zur Selbstreflektion fähig ist (=Abwehrmechanismus), dann ist das Kind schuld... in der verschrobenen Gedankenwelt dieser Person.

Meine Mutter hat mich zur Schuldigen gemacht nur weil ich existiere. Sie ist viel zu jung ungewollt schwanger geworden, wurde in eine Ehe gezwungen, die sie nicht wollte und musste mich auch noch zeitweise alleine groß ziehen. Dies war alles im höchsten Maße traumatisch für sie. Und die Schuldige war immer ich - ihre Tochter. Nur weil ich existiere.

Das ich für das alles nichts kann ist mir jetzt klar. Aber meine Mutter sieht das nicht so.
*******rn14 Paar
376 Beiträge
In der Zeit als ich (Er, Jens) aufwuchs, war Gewalt an Kindern leider kein Einzelfall. Ich erinnere mich das in meiner Jugend, ( frühe 80er) endlose Debatten über antiautoritäre Erziehung geführt wurden. Dies zeigt doch deutlich was damals, als normal angesehen wurde und leider meist auch umgesetzt wurde. Das zeigt aber auch das meine Täter von gestern, die Kinder von vorgestern waren. Wenn man wie meine Täter, die selbst traumatisiert waren, dann der Wut den Raum gibt den sie braucht, entstehen wieder verletzte Kinder.
Zudem fehlten damals die Lösungsansätze, die die moderne Psychologie heute bietet. Wenn mein Vater dies zu damaliger Zeit erkannt hätte, gegen seine inneren Impulse zu handeln, wäre auf lange Sicht etwas passiert was zu jener Zeit, für Ihn viel schlimmer war. Er wäre für verrückt, oder der Hysterie verfallen an den Rand der Gesellschaft gedrängt worden.
Dies ist meine heutige Sicht auf seine Schandtaten von damals, dies artikulieren kann ich nur, weil ich Ihm vergeben habe.
Meine Wunden heilte keine Zeit, kein Pflaster, keine Medizin, diese tiefen Verletzungen heilte ich, in mir. Heilen kann so etwas nur an oder durch denjenigen der es erlitt.

Meine körperlichen Wunden heilten bereits vor langer Zeit, die seelischen blieben lange Zeit ungeachtet und liessen mich ein Leben im Chaos bestreiten. Zerrissen von Selbstzweifeln mangelnder Selbstwahrnehmung und Gefühlskälte stürzte ich gefühlt von einem Extrem in das nächste. Nie zufrieden, immer gejagt, im Zwang zu funktionieren für andere dazusetzen Sorge zu tragen. Heute weiss ich das ich früher Stundenlang dissoziiert war, wie hinter einem Schleier lebte.
Der Weg aus diesem, ich nenne es heute Wachschlaf, begann als ich begann mich mit meinen kindlichen Anteilen auseinanderzusetzen. Der Grund warum ich all dies schreibe, ist ganz einfach, weil ich Euch Mut machen will, Ihr seit es wert, Ihr seit wertvoll, Ihr könnt Euch selbst lieben und achten, begegnet Euch selbst, lasst Euch auf Gefühle ein es lohnt sich wirklich aus Eurem Schatten zu treten. Holt Euch Hilfe wenn Ihr alleine nicht weiter kommt, gebt Euch nicht auf Ihr seit es wert.
Für mich begann damals alles damit das ich meinem Kind einen Brief schrieb. Ich hoffe das Ihr auch irgendwann die Kraft dazu habt, ich kann immer wieder nur sagen das es sich lohnt, das Leben neu zu beginnen.

Diese Worte richte auch nicht ich an Euch, sondern der Anteil meiner Seele die so sehr mit Euch leidet.

Ich wünsche Euch das was Ihr Euch wünscht Jens
Gewalterfahrungen aus der Kindheit kenne ich auch nur zu gut. Meine Mutter verprügelte mich mit allem, was die Küche so hergab. Anschließend nahm sie mich auf den Schoß, vermutlich um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen.
Nicht, dass ich ihr Verhalten rechtfertigen will, aber heute ist mir bewusst, dass ihre Generation als Kind durch den 2. Weltkrieg selber traumatisierte wurde. Sie selbst war erzogen worden mit dem Einfluss von schwarzer Pädagogik, in der ein Kind kaum Rechte hat.
Meine seelischen Wunden heilen? Geht das überhaupt? Seit Jahren bin ich irgendwie dran und komme in kleinen Schritten weiter. Was mir geholfen hat? Coaching vor vielen Jahren bei Volker Schmidt. Ich glaub, ich war seine erste Klientin für ein telefonisches Coaching, später Therepie und vor allem viel Arbeit mit dem inneren Kind.
Aktuell schau ich mir noch mal meinen emotional abwesenden Vater an, warum er damals nicht eingegriffen hat und versuche mein Verhältnis mit ihm zu klären. Gibt es überhaupt eine abschließende Heilung oder vielleicht lerne ich lediglich mit den Narben auf der Seele zu leben.
Ich hab auch Narben auf der Lunge, ähnlich wie ein Emphysem. Entstanden vermutlich in der Kindheit neben Thyssen mit viel Feinstaub. Heute kann ich immer besser umgehen mit den Narben, denen auf der Lunge und denen auf der Seele. Vielleicht bin ich nicht so belastbar wie manche andere Menschen, aber es ist Mein Leben, Meine Geschichte und mittlerweile auch Mein Glücklichsein.
******una Frau
7.588 Beiträge
Mein Gedanke grade: es gibt sicherlich auch heute " Gewalt" gegen Kinder.

In einer Form, die man schwer bis gar nicht erkennen kann.

Körperliche Gewalt ist " einfach" festzustellen, seelische Gewalt dagegen sehr schwer.

Optisch habe ich das Bild vor Augen: ein Mensch mit Kind und gleichzeitig das Handy fest in der Hand und im Blick.

Kontrolle und " Überbehütung" kann " Gewalt" sein.

Überforderung der Eltern, finanzielle Nöte, mangelnde Kompetenz...es muss nicht immer ein realer Schlag sein!
******omo Frau
312 Beiträge
Von Sabine Bode, gibt es zwei sehr interessante Bücher zu diesem Thema.
• Kriegskinder
und
•Kriegsenkel

Das Lesen dieser Bücher war für mich, die ich diese Gewalterfahrungen teile, sehr erhellend. Als ich begann, die Prägungen meiner Eltern zu verstehen, konnte ich ihnen vergeben und mich mir selbst zuwenden. Meine Kraft nutze ich nun, mit meinen Verletzungen gut umzugehen. Und ich mache mich damit auch frei vom Zwang, die Muster zu wiederholen oder gar weiterzugeben.
Narben bleiben, ja. Aber sie sind Zeichen überstandener Stürme.

Viel Arbeit, die mir den Blick nach vorne ermöglicht.
****bi Frau
75 Beiträge
Hallo, ich kann die Bücher auch sehr empfehlen. Zudem gibt es einen Vortrag von Luise Reddeman über Transgenerationales Trauma, der auf Spotify zu finden sein müsste. Auch dieser ist sehr erhellend und ihre Bücher und Übungen schätze ich sehr.
Liebe Grüße aus Mainz, Fany
****ra Frau
2.702 Beiträge
Man kann vielleicht erklären, wenn Menschen durch Traumatisierung (wie z.B. Krieg oder falsche pädagogische Ideen) falsch mit ihren Kindern umgegangen sind, aber das ist niemals eine Rechtfertigung dafür seine Kinder zu missbrauchen oder zu verprügeln, etc.
Es gibt immer noch mehr Leute - die genauso traumatisiert sind! - die das NICHT an ihren Kindern ausgelassen haben!
****bi Frau
75 Beiträge
Das sehe ich ganz genauso.
****Wo Paar
2.788 Beiträge
Zitat von ****ra:
Man kann vielleicht erklären, wenn Menschen durch Traumatisierung (wie z.B. Krieg oder falsche pädagogische Ideen) falsch mit ihren Kindern umgegangen sind, aber das ist niemals eine Rechtfertigung dafür seine Kinder zu missbrauchen oder zu verprügeln, etc.
Es gibt immer noch mehr Leute - die genauso traumatisiert sind! - die das NICHT an ihren Kindern ausgelassen haben!

*gruebel*
Wenn jemand genau so traumatisiert wäre, dann würde er genu so handeln. Trauma ist völlig individuell und somit kann alles mögliche passieren.
Bewusstheit und Liebe sind vermutlich die wesentlichen Komponenten für einen geringen "Schaden" oder entsprechend für Heilung...
*********z3rin Frau
293 Beiträge
Zitat von ****Wo:

Wenn jemand genau so traumatisiert wäre, dann würde er genu so handeln.

So weit ich weiß, gibt es aber auch traumatisierte Menschen, die dennoch in ihrem Leben trotzdem z. B. eine stabile Bezugsperson hatten oder einen stabilen Rahmen und die dadurch so viel Halt und Kraft gewinnen konnten, dass sie gerade nicht das weitergeben, was sie selbst erlebt haben oder die so an sich gearbeitet haben, dass sie die Traumaspirale unterbrechen.

Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass in bestimmten Familien die Traumastrukturen praktisch Generationen lang 'weitervererbt' werden und es niemand unterbricht. Das ist ja dann wie ein eigenes System, das sich selbst deckt. Da kommen dann Rechtfertigungen wie "ach wo, ein paar Klapse schaden niemandem, das sieht man doch an mir!", um darauf das eigene Kind zu züchtigen usw.

Ich finde es extrem herausfordernd, in solch einem System die Aufgabe zu übernehmen, diese Kreisläufe zu unterbrechen. Man kämpft nicht nur gegen sich selbst und das, was einem angetan wurde, sondern gegen ein ganzes System, das Interesse daran hat, dass nichts aufgedeckt wird. Ist jetzt etwas von Thema weg, aber die obige Aussage hat mich einfach herausgefordert.
****Wo Paar
2.788 Beiträge
@*********z3rin
Ich bin ganz bei dir. Aber dann ist es nicht genau so. Das ist ja der springende Punkt.
Eins bedingt da andere. Jeder handelt in seinen Möglichkeiten in dem entsprechenden Moment, egal wie fragwürdig die entsprechenden Situationen sind.
Der Gedanke " du hattest doch die Wahl" mag theoretisch stimmen, praktisch vermutlich eher nicht...

Bitte nicht falsch verstehen. Es geht nicht um eine Entschuldigung sträflichen Verhaltens.
Das Thema Vorstz ist extrem komplex...
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