@*********rgara Liebe auf Augenhöhe: Der Umgang mit Narzissten
Dies finde ich interessant. - Liest sich für mich ein bisschen, als wären dann wir alle ein wenig narzisstisch.
Vielleicht ist das sogar so, wenn man Narzissmus auf äußerlich beobachtbare Symptome als im EP erfragte Erkennungsmerkmale reduziert, aber würde das auch einem diagnostischen Anspruch gerecht werden im Sinne eines grundsätzlichen Diagnosezieles, die/den PatientIn nicht angreifend/abwertend zu verurteilen, sondern ihr/ihm Hilfe anzubieten, sich selbst und seine Umwelt besser zu verstehen?
Beispiel zur Verdeutlichung, ein bisschen selbstoffenbarende Eigenreflexion:
"Lange" und mitunter vielleicht sogar richtig "tolle Beiträge" in "Internet-Threads" habe ich auch schon verfasst, etwa über Narzissmus (womit ich mich nicht nur beruflich viel beschäftigt habe und vlt tatsächlich bisschen was drüber weiß, das ich aber aus völlig anderen Gründen als zwecks Selbstdarstellung gerne teile) oder andere Themen, die mich "interessieren"; vermutlich nicht immer wurde dabei allen LeserInnen die in meinen Augen höchst brisante "Themenrelevanz" meiner Aussagen deutlich und einer dann gelegentlichen Aufforderung nicht moderierender Mitdiskutierender an mich, ich solle mich nicht weiter zu meinem angesprochenen Inhalt äußern, begegnete ich bereits manchmal auch mit "Grenzsetzung" meinerseits (etwa dem Versuch, meinen Themenbezug zu verdeutlichen nebst der Bitte, meine somit aus eigener Sicht ebenfalls themenrelevanten Aussagen gleichsam gelten zu lassen oder - wie es sprachlich vlt sogar nicht ganz unpassend heißt - "anzuerkennen"); auch wenn es mir persönlich bei im Internet geführtem Erfahrungsaustausch eigentlich nie ums Recht oder irgendwie um "Selbstverwirklichung" geht, kann - so wurde mir rückgemeldet - meine nicht selten bedachte und stets bemüht sachliche Wortwahl auf andere sogar "herablassend", "empathielos" oder "arrogant" wirken (wer mich persönlich kennt, wird vermutlich bestätigen können, dass jegliche Selbstüberschätzung nebst Streben nach Bewunderung oder mangelndes Einfühlungsvermögen nicht zu meinen Charakterzügen gehören) usw usf...
...nun, macht mich das aber dann schon zu einem (mehr oder weniger pathologischen) Narzissten?
Grundsätzlich unterscheidet die Psychiatrie mal "Narzissmus" (mit narzisstischen Charakterzügen, wie sie wohl allen Menschen zu eigen sein dürften) von echter oder pathologisch-toxischer "Narzisstischer Persönlichkeitsstörung", die n. m. V. hier im Thread bisher wohl vordergründig behandelt wurde.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang dürfte noch sein, dass bisher grob 3 Formen einer klar Narzisstischen Persönlichkeitsstörung bekannt sind, die sich in der Symptomatik stark voneinander unterscheiden:
• grandios-maligner Narzissmus (gemeingefährlich-narzisstisch, aggressiv, paranoid, antisozial)
• vulnerabel-fragiler Narzissmus (verdeckt-narzisstisch, oft depressiv, häufiger psychiatrische Hilfe aufsuchend)
• exhibitionistischer Narzissmus (offen-narzisstisch, arrogant, kühl, oft beruflich sehr erfolgreich)
Diese hier nur angerissene Komplexität von Erkennungsmerkmalen an sich kann vlt verdeutlichen, dass eine reine Symptomatikerhebung für die Diagnostik von pathologischer Narzisstischer Persönlichkeitsstörung nicht ausreichen dürfte.
In der psychiatrischen Praxis wird auch deshalb zumindest ebenso ausgeprägt die Ursachenforschung einbezogen - wie vorab schon erwähnt ein weit verbreitet vermuteter Liebesmangel von Seiten der frühen Bezugspersonen v. a. in der Prägungsphase (1/2Jahre) betrachtet, wobei hier die Forschung unterschiedliche Beobachtungen beschreibt:
• vor allem Otto Kernberg, einer der weltweit wohl führenden Narzissmus-Forscher, macht primär ein emotional kaltes oder latent aggressives Elternhaus für die dann häufig beobachtbar übersteigerte Selbstdarstellung verantwortlich,
• von anderen Forschern wird auch fehlendes Erhalten von Grenzen in der Kindheit als Auslöser eines dann entwickelt unrealistischen oder perfektionistischen Selbstbildes diskutiert.
Dass die Psychiatrie - wie zuweilen behauptet wird - gar keine Möglichkeit hätte, pathologischen Narzissmus zu erkennen, weil PatientInnen einfach generell bestens wüssten, was sie auf Anamnese-Fragen antworten müssten, um einer Diagnose zu entgehen, kann ich aus meiner Erfahrung heraus nicht bestätigen, wohl aber, dass es zuweilen wirklich schwierig scheint, ja.
Was ich aber doch noch anmerken möchte:
Das "Argumentieren von Grenzsetzung" allein deutet meinen Recherchen nach noch nicht auf Narzissmus hin, muss m. E. auch gar nicht angreifend, herablassend oder arrogant gemeint sein, sondern ist jedenfalls für mich eigentlich auch ein Weg, dem Gegenüber Freiheit zu geben (nämlich jenseits der eigenen zu diesem Zweck verdeutlicht definierten Grenzen) sowie sich selbst vor möglicherweise narzisstischen Übergriffen zu schützen.