Es ist meiner Meinung nach eine Charakterfrage und auch ein Abbild der Einstellung vieler.
Sehe ich hauptsächlich mich und meine Interessen und Gelüste, und andere sind bestenfalls Erfüllungsgehilfen und schlechtestenfalls nervige Störgrößen, oder sehe ich in denen, die mir begegnen, auch Menschen, die suchen, Hoffnungen und Ängste haben etc., auch wenn sie nicht meinem Traumtyp entsprechen?
Nicht viele scheinen darüber nachzudenken, daß sie mit ihrem Verhalten auch dazu beitragen, wie sich der Umgang entwickelt.
Wie viele Frauen beklagen sich in den Foren, daß sie hier nur dumme Anmachen unter der Gürtellinie bekommen, gleichzeitig favorisieren sie aber auch bei erkennbar bemühten Mails pauschal das "keine Antwort = kein Interesse"; nicht mal den "kein Interesse"-Button ist das Gegenüber ihnen wert, und sie ergehen sich in der Selbstrechtfertigung, keine Antwort sei besser als eine Absage. Bequemer ist es, ja. Aber gerade gegenüber denen, die mehr Gefühl und Wertschätzung investieren, nicht besser.
Männer, die sich anstrengen, werden demotiviert und resignieren, es bleiben die übrig, die nach dem Gießkannenprinzip ihre "Ich will dich ficken"-Mails verschicken. 99% der angeschriebenen Frauen sind genervt und angewidert, 1% hat gerade einen "Scheißegal-Tag" und sagt ja - Ziel für den Anschreiber erreicht, Methode erfolgreich, wird fortgesetzt. Sexual-Spam quasi.
Auf der anderen Seite genauso: Frauen, die eigentlich auch jemanden für eine gemeinsame Zeit suchen, werden immer frustrierter, resignieren, die Suche nach irgendwelchen Nadeln im Heuhaufen erscheint immer aussichtsloser. Also nur noch liebloses Durchklicken von Fotos, und es macht sich das Gefühl breit, daß wohl "alle Männer" solche Ego-Idioten sind.
Es ist einer beiderseitige Abwärtsspirale und zeigt eben auch, wie viele heutzutage ticken; man merkt es ja auch im Alltag, beim Einkaufen, im Straßenverkehr, ...
Und da wird es eine Charakterfrage: Mache ich es so, weil es alle machen, weil es bequemer ist, weil ich Frust ablassen will, ...? Oder bin ich mir vor mir selber so viel wert, daß ich nicht so sein möchte? Daß ich es nicht wie die anderen mache, sondern ich es mir leiste, Werte und Wertschätzung zu haben, auch wenn ich damit erst mal alleine auf weiter Flur scheine?
Ich glaube, diese Frage muß jede/r für sich selbst beantworten.
Und die Menschen, denen ich begegne, bilden sich ihre Meinung über mich.
Paul Watzlawick hat es so wahr formuliert: Man kann nicht nicht kommunizieren.