@**********aster
Wie häufig bei Entweder-Oder-Fragen sehe ich die Antwort irgendwo in der Mitte:
Mein persönliches Ideal wäre ein Mann, der Gefühle hat und zeigen kann, gleichzeitig aber auch einen guten Weg gefunden hat, seine Gefühle zu händeln und ihnen nicht hilflos ausgeliefert ist.
Mit "händeln" meine ich nun ganz und gar nicht unterdrücken oder überspielen. Ich meine eher, dass man seine eigenen Gefühle versteht, durchschaut und einen guten Umgang damit findet, der niemandem schadet.
Was in meinen Augen nicht sein sollte, ist dass man seinen Gefühlen komplett das Ruder überlässt, sich wie ferngesteuert fühlt und keine echte Wahl mehr hat, was man tut und was nicht.
Und ich habe gelernt, dass mich Liebe stets blind macht. Ich bin mir dessen inzwischen sehr bewusst und bin mir recht sicher, dass ich das zulasse, weil ich mich so sehr nach Anerkennung und der Versicherung der Liebe zu mir sehne
Es ist ein super erster Schritt, sich diese Muster bewusst zu machen.
Es wäre aber in meinen Augen ein Fehler, dies nun für immer als gegeben anzusehen, als "so ticke ich halt", und sich fortan nur noch mit der Verwaltung seiner Muster zu beschäftigen, statt mit deren Veränderung.
Wenn ich Lust darauf habe, zu quälen, schlüpfe ich in eine Rolle. Inzwischen bin ich mir sehr sicher, dass diese Vorstellung, eine Rolle auszufüllen, für mich persönlich sehr gut passt, eben auch wegen o.g. Charakterzüge. Ich bin nicht 24/7 streng, dominant, benutzend. Ich bin in erster Linie eben ein sehr emotionaler Mensch.
Ich lasse meine Dominanz aber auch gerne mal im Alltag rausblitzen, mit kleinen Gesten, gehauchten Worten, Spontanität.
Ich mag das Wort Rolle nicht. Ich würde das Wort "Facette" bevorzugen.
Ich gehöre auch zu den Personen, die BDSM in Sessions ausleben und das Wort "Spiel" durchaus passend finden und nicht etwa als Beleidigung.
Es ist ja dadurch keine "weniger echte" Neigung.
Dennoch wirkt die Art, wie du dich beschreibst, auf mich ein wenig, als hättest du deine Neigung noch nicht vollständig integriert und akzeptiert. Du beschreibst dich beinahe als zwei verschiedene Personen im Alltag und in den Sessions. So als wären da Dinge für dich unvereinbar, als könntest du nicht beides gleichzeitig sein.
Ein Mensch kann unglaublich viele Dinge gleichzeitig sein. Alle möglichen und unmöglichen Dinge kommen zum Vorschein, je nach Situation und Gegenüber. Deshalb darfst du dich trotzdem als eine Person sehen, nicht als zwei.
Oder seht ihr es anders, und ein weinender, unsicherer Dom stört euer Bild und macht ihn unattraktiv?
Das komm für mich auf den Grund, die Häufigkeit und seinen eigenen Umgang damit an.
Es gibt für mich gut nachvollziehbare Gründe, die vermutlich jeden Menschen eine Weile aus dem Gleichgewicht bringen würden, wie Verlust oder schwere Krankheit eines Angehörigen, eigene schwere Krankheit, Jobverlust, Umwelt- oder sonstige Katastrophen im eigenen Zuhause etc.
Es gib aber auch für mich schwer nachvollziehbare Reaktionen. Das sind dann häufig Dinge, die im Hier und Jetzt eigentlich eine Kleinigkeit sind, sich für den Menschen aber ganz schlimm anfühlen, weil sie Dinge aus der Vergangenheit wieder hochholen. Wenn so etwas häufiger vorkommt und derjenige selbst völlig hilflos und ratlos dabei ist, dann würde ich mir sehr wünschen, dass er zielstrebig daran arbeitet, die Hintergründe zu verstehen und aufzulösen.
Ja, man kann und sollte Gefühle, die da sind, erstmal akzeptieren und anerkennen, weil verdrängen ja auch keine Lösung ist. Man muss sie aber nicht zwingend auch gerade so an Ort und Stelle ungefiltert ausagieren. In Ruhe anschauen und eine bessere Lösung suchen, fände ich deutlich besser für alle Beteiligten. Und dies wäre dann für mich die vielzitierte Souveränität, die ja oft in der Stellenbeschreibung des Doms mit drinsteht.