Wow, was für ein schöner Thread...!
Vielen Dank für's Öffnen,
@****54, und vielen Dank für eure vielen tollen Antworten, in denen so viel Offenheit, Reflexion, Neugier und Wohlwollen steckt...
Ganz besonders wertvoll fand ich persönlich hier die Beiträge von
@**********sDown,
@********wise,
@******ara, @**********aster,
@******Fox,
@****ett und
@***ge...
Das Spiel der Geschlechter, seine Regeln oder Fallstricke, ist in meinen Augen nicht nur ein spannendes, sondern auch ein emotional immer wieder überaus wichtiges Thema... Gerade WEIL es allerdings emotional so bedeutsam (und nicht selten aufwühlend) ist aber, sind wir immer wieder dazu verlockt, vermeintlich einfachen Wahrheiten auf den Leim zu gehen oder aus der Bestätigung von Stereotypien durch Einzelfälle deren Korrektheit abzuleiten...
Tatsächlich ist es ja so, dass die Phänomene, die ihr hier in euren Beiträgen beschreibt, höchstwahrscheinlich alle kennen... Es gibt sie, die Männer, für die sich "guter Sex" dadurch definiert, dass er stattfindet, und sie mitmachen dürfen... Und es gibt sie zuhauf... Es gibt sie, die Frauen, die mit absoluter Selbstverständlichkeit erwarten, dass ein Mann weiß, was sie denken, was sie fühlen oder wollen... Und es gibt sie zuhauf... Doch... Was sagt uns das darüber, wie Männer oder Frauen wirklich sind...?!
Ich spreche täglich sehr offen und tansparent mit Menschen über ihre Gedanken, Gefühle und Wünsche, über ihre Beziehungen, ihre Sexualität und ihren Umgang mit sich selbst... Was glaubt ihr, wie oft mir Männer erzählen, dass ihre Liebespartnerinnen jedes Gespräch über Gefühle oder Wünsche im Sande verlaufen lassen...? Was glaubt ihr, wie viele Frauen mir erzählen, dass sich der Sex mit ihren Männern, wenn er denn überhaupt mal stattfindet, für sie anfühlt wie eingeschlafene Füße...?
Wenn Männer und Frauen so wären, wie hier zum Teil beschrieben, dann dürfte es diese Fälle in meiner Praxis schlicht und einfach nicht geben... Es gibt sie aber... Und zwar zuhauf... ISt das nicht merk-würdig...?
Und doch sind all eure Beobachtunge meiner Ansicht nach ja ganz richtig... Nur halt vielleicht nicht zwingend die Rückschlüsse, die der eine oder die andere daraus bislang zieht...
Ich behaupte: Gefährlicher als eine Lüge ist eine Halbwahrheit... Weil sie beim Dranvorbeihuschen auf den ersten Blick rüberkommt wie eine Wahrheit... Und weil viele von uns halt nur an den Dingen vorbeihuschen, statt sie wirklich zu durchdringen... Wie sollten wir auch - in einer Welt, die so komplex ist wie diese...?!
Tatsächlich sehe ich eine meiner ganz persönlichen Missionen darin, aufzuräumen mit diesen furchtbaren Geschlechterstereotypien, und ein bisschen Licht einzustreuen in dieses Rätsel... Interessanterweise nämlich entspricht das, was wir als typisch männlich oder weiblich verinnerlicht haben, den Aufgaben und Funktionsweisen unserer linken bzw. unserer rechten Hirnhemisphäre... Das Verhalten eines Menschen - insbesondere im Umgang mit der Liebe und der Lust, sagt uns daher in meinen Augen weit weniger darüber, wie dieser zwischen seinen Beinen bestückt ist, als darüber, ob dieser Mensch aktuell eher aus seiner linken oder aus seiner rechten Hirnhälfte heraus agiert...
Ich glaube, vieles, vieles, vieles wird klarer, verständlicher und auch leichter, wenn wir damit aufhören, Sicht-, Herangehens- oder Verhaltensweisen als "typisch" für irgendein Geschlecht anzusehen... Dafür ist es sehr hilfreich, wenn wir auch in unserer Sprache andere Begriffe finden für diese Phänomene... Ich verwende dafür seit einigen Jahren sehr konsequent die Vokabeln "yang" und "yin"...
Weil mir dieses Thema so eine persönliche Mission ist, poste ich euch hier mal ein paar Links zu Texten, in denen ich tiefer auf mein Verständnis des Rätsels "Was genau ist eigentlich typisch männlich oder weiblich...?" eingehe:
Blog-Beitrag Liebe auf Augenhöhe: Der Tanz von Yang und Yin
https://liebe-auf-augenhoehe.de/der-tanz-von-yang-und-yin/
HappyVagina (25.07.2020): „Wir leben nicht in einer Männerwelt, sondern in einer Yang-Kultur“
Interview mit Tina Molin (Teil 1/2)
https://happyvagina.de/patriarchat-yang-zeit/
HappyVagina (01.08.2020): „Yang-Kultur: Der Sex verkommt zur Leistungsschau“
Interview mit Tina Molin (Teil 2/2)
https://happyvagina.de/patricharchat-sex/