Liebe
@*********rgara,
danke für dieses interessante Thema!
Ich muss etwas ausholen, denn mit einigen Aussagen oder Begrifflichkeiten kann ich mich nicht identifizieren.
Worte lösen in uns Gefühle aus. Sie machen etwas mit uns. Deshalb ist ihre Wahl so wichtig und schwierig zugleich. Gefühle sind durch individuelle Erfahrungen geprägt und Assoziationen mit den verschiedenen Wortlauten somit auch.
Vielleicht wird deshalb das Wort "Zugehörigkeit", in dem "Gehören zu" enthalten ist mit Besitz assoziiert und deshalb nicht allseits positiv aufgenommen, wie deine Intention gewesen ist (wenn ich das richtig verstanden habe).
Ich selbst assoziiere keine Partnerschaft mit Besitz. Man kann keinen Menschen besitzen- schon lange nicht mehr ! Zum Glück! Derartige gesetzliche Abhängigkeitsformen wurden längst abgeschafft. Selbst die Ehe, ist lediglich ein Bekenntnis zu einander - eben ein Offizielles. Aber egal welche offizielle oder inoffizielle Form der Lebensform man wählt, es ist immer eine freie Entscheidung, die man selber aus freien Stücken eingeht und die genauso auch widerrufbar ist. (Zwangsehen oder sonstige Nötigungen meine ich hier natürlich nicht)
Die Ehe ist auch nur eine Begrifflichkeit, nur eine offizielle Bezeichnung für einen Bund den zwei Menschen eingehen - eigentlich ohne jegliche Garantie - nur nach außen symbolisch "kenntlich gemacht." Wie in jeder anderen Partnerschaft, ist auch die Ehe Entwicklung. Spricht man mit Paaren, die lange verheiratet sind, machen die ganz unterschiedliche Phasen durch, testen, ändern sich, trennen sich, vereinen sich, bleiben letztendlich zusammen oder lassen sich scheiden. Starr ist nur eine Sichtweise oder Wertung, weil es in das eigene Weltbild nicht (mehr ) reinpasst.
Somit hat das nicht das Geringste mir Besitz zu tun, zumindest in meinen Augen.
Ich halte Menschen für mündig Entscheidungen aus freiem Willen zu treffen und auch zu ändern. Die Verantwortung die individuell richtigen Entscheidungen treffen, zu ändern zu kommunizieren trägt ein jeder selber und kann davon nicht entbunden werden. Aus welchen Gründen falsche oder gar keine Entscheidungen getroffen werden ist sicher so individuell wie der Mensch selbst aber in der Ergründung dessen sehe ich den Lösungsansatz.
Verbundenheit hingegen empfinde ich als wunderbar. Verbundenheit ist für mich eine Entscheidung von Menschen für einander - egal in welcher Form oder Länge. Ich kann mich nur im jetzt entscheiden und nicht in der Zukunft. Versprechen für sie Zukunft sind eine eventuelle Willenserklärung, aber keine Garantie.
Verbundenheit in diesem positiven Sinne, ist für mich auch frei von Abhängigkeit- nicht weil ich muss oder brauche sondern ausschließlich weil ich WILL. Und Wollen kann ich alleine so viel ich will. Verbundenheit kann nur dort entstehen wo zwei wollen -egal welche Form und wieder: egal wie lange.
Ich glaube dass Menschen geliebt werden wollen, geliebt um ihrer selbst Willen. Nun sind wir aber keine unbeschriebenen Blätter, sondern haben prägende positive und negative Erfahrungen. Ich bezweifle, dass es Menschen gibt, die keinen Mangel haben in irgendwelchem Bereich (wenn dann ist es ein sehr geringer Prozentsatz). Für mich wichtig ist es, diesen zu wahrzunehmen zu reflektieren und in bestem Fall zu verstehen. Ich kann nicht sagen ob man das wegtherapieren kann. Viel eher denke ich dass Verständnis unserer Selbst hilft Strategien im Umgang mit unseren Mängeln zu finden.
Eine tiefe Verbundenheit sehe ich als Entwicklung durch Wahrnehmung, Auseinandersetzung und Annahme. Authentische Annahme eines "Mängelexemplars", ist am ehesten möglich wenn ich mit dessen Mängel gut leben kann bzw. möchte, und mein Gegenüber mit meinen. Ich als Laie bezweifele, dass man alle Mängel wegtherapieren kann oder soll.
Ich selbst kann gut alleine leben, lege Wert auf Unabhängigkeit in gewisser Hinsicht, Ehe habe ich grundsätzlich abgehakt, weil ich keine Bekenntnisse nach außen brauche - Sie machen für mich keinen Sinn - erzeugen nicht mehr oder weniger Verbundenheit. Denn diese ist nur ein Gefühl, etwas das von innen heraus kommt und nie von außen aufgezwungen werden kann - lediglich nach außen sichtbar gemacht, wenn man es wünscht.
Wie sehr ich mich liebe, kann ich schwer einschätzen. Am ehesten: in progress. Schon viel geschafft, mit Entwicklungspotential und Mängel.
Dennoch bin ich kein überzeugter Single. Ich finde Verliebtsein, Liebe, Verbundenheit einfach ganz wunderbar, bereichernd, energetisierend.....Und ich selber möchte eine monogame Verbindung - ganz ohne jemandem zu gehören und vice versa. Es ist schlichtweg mein Lebenskonzept, meine Veranlagung, eine die ich hinterfragt habe und doch wieder da angekommen bin.
Schönen Abend zusammen