Ich verstehe das Thema 'Mann werden' im Zusammenhang mit der Emanzipation der Frau. Der muss die Emanzipation des Mannes noch folgen. Dagegen finde ich den Diskurs z.B. in der Karriere-orientierten Coachingszene m.E. zumeist sehr oberflächlich. Vielfach greift sie die Verunsicherung des Männerbildes auf und macht z.T. ein Geschäftsmodell aus der rückwärtsgewandten Bestätigung überholter männlicher Tugenden.
Was das private Beziehungsgefüge von Männern und Frauen anbelangt macht sich natürlich bemerkbar, dass das Modell des Alleinverdieners für die meisten schon wirtschaftlich keine Familie mehr trägt. Das Sein bestimmt das Bewusstsein - leider verzögert und um Generationen verzögert, was die schon in der Kindheit geprägten Suchmuster bei der Partnerwahl betrifft. Daraus ergibt sich ein mehr oder weniger schmerzhaft erlebter Widerspruch. An der Stelle erleben Männer, dass auch bei den emanzipierten Frauen aus der Verzögerung der emotionalen Entwicklung noch Raum für mehr Gleichberechtigung besteht.
Ist nicht vielleicht der - ich sage mal Hype - um Devotion und Dominanz eine Verdrängung der überkommenden Muster in den Bereich der privaten Sexualität, wo man sich erhofft, die überkommenen Muster spielerisch ohne den Widerspruch mit der Realität ausleben zu können?
Klar, ist erlaubt! Trifft aber nicht meine Analyse, was die aktuellen Aufgaben der 'Mann-Werdung' betrifft. Und so finde ich es eigentlich ganz wünschenswert, jedenfalls nicht bedauerlich, dass die eher devoten Frauen sich wohl damit abfinden müssen, dass ihnen nicht dominante Männer gleicher Anzahl zur Auswahl stehen.
Und ist dann nicht die Orientierung auf besonders Männern zugeschriebene Lebenszwecke, -aufgaben, auf eine Mission außerhalb des privaten Umfelds ein reziproke Entwicklung, die voremanzipatorische Muster bedient?
Männer können für Fußball, Modelleisenbahnen und Briefmarkensammlungen schwärmen. Oder auch für gesellschaftlich/politische Missionen, zumal wenn sie mit dem Thema 'Macht' verknüpft sind.
Zugegeben: Ich habe so eine Lebensaufgabe und beziehe Kraft daraus sie macht auch einen Anteil meines Selbstwertgefühls als Mann aus, der ich nun mal bin. Und ich habe das große Glück, sie in Anteilen sogar zum Lebensunterhalt nutzen können, der immerhin einen Großteil meiner Lebenszeit frist. Aber die mehrheitlich weiblich besetzten medizinischen, sozialen, kommunikativen Berufe zeigen doch, dass Frauen das ebenfalls anstreben und nicht nur alternativlos hineinwachsen. Es betrifft nur mehrheitlich - yin-yang - andere Bereiche.
Das Streben nach Selbstwirksamkeit ist also m.E. nicht männlich/weiblich und auch nicht, sie als eine Lebensaufgabe perfektionieren zu wöllen.