„Typisch Deutsch????
Könnten wir wieder zum Kernthema zurück kommen ?
Nun, es trägt den Titel "Mony, poly oder was?" - könnte also kaum besser zum Thema passen, meine Frage.
Nein, ich verstehe schon. Daher jetzt also mein Senf dazu.
@******ara hat wohl festgestellt, dass es momentan "in" zu sein scheint, irgendwas mit "poly..." im Namen zu leben. Und ja, den Eindruck gewinne ich auch, wenn ich mir einzig den Joyclub anschaue, die redaktionellen Beiträge, die Themen im großen Forum und Antworten dort, wo es manchmal aus jeder Zeile trieft, dass nur der "dazu gehört", der mehr als nur einen Leben- oder Sexpartner zur gleichen Zeit an seiner Seite hat. Schon vor Monaten habe ich z.B. einen Artikel der Redaktion kritisch beantwortet, weil dieser gar betonte, nur wer sich der Liebe zu mehreren Menschen zur gleichen Zeit öffnet, könne wirklich glücklich werden. Tut mir leid, nein, bei allem Respekt und aller Offenheit: nein!
Ich schreibe bewusst nicht "bei aller Toleranz", denn ich möchte meine Mitmenschen, die polygam oder polyamor leben, gar nicht tolerieren. Dieser Ausdruck besitzt für mich einen faden Beigeschmack. Ich kann die Poly-Lebensweise sehr gut bei anderen respektieren und wenn diese glücklich bis über beide Ohren strahlen, sobald sie darüber erzählen, kann ich mich darüber mit ihnen freuen, diese Lebensweise als echten Gewinn akzeptieren - zumindest für diese Menschen.
Schaue ich jedoch mein privates Umfeld an, gibt es dort nur einen einzigen Menschen, der in solch einem Konstrukt lebt - und der damit alles andere als glücklich ist, by the way. Dort leben und lieben sich alle irgendwie mono. Sie haben einen festen Lebenspartner für die Liebe und den gleichen für den Sex, nicht mehr - aber auch nicht weniger. Das Bild sieht dort also ganz anders aus. Nun ist es natürlich denkbar, dass mir meine Freunde mir nicht verraten möchten, dass sie poly unterwegs sind. Also alles ganz subjektiv und ohne Anspruch auf Wahrheit.
Was ich jedoch deutlich merke, hier im Joyclub, ist, dass ich mit meiner eher traditionellen Einstellung langsam in die Ecke gedrückt werde, aus der die Poly-Menschen (verzeiht mir diese Bezeichnung, ich meine sie nicht abwertend) immer mehr heraus kommen. Es ist gut, dass das geschieht - für die Poly-Menschen. Nicht gut finde ich, dass die Mono-Menschen hier nun oftmals das Gefühl bekommen, in die zweite Klasse abzurutschen.
Und nun zu meiner Einstellung zu mono, poly und Co.
Ich selbst wurde von einer deutlich älteren Frau entjungfert, die selbst polyamor lebte, was ich aber nicht von Anfang an wusste. Als ich es erfuhr, brach sie mir damit mein naives, junges Herz. Es war für mich unvorstellbar, dass sie zeitgleich mit anderen Männern intim wurde. Sie fragte mich ganz ehrlich, ob ich mir das eine Weile vorstellen konnte: einer dieser Männer an ihrer Seite zu sein und sie zu teilen. Nein, das konnte ich damals nicht, und ich kann es mir auch heute noch nicht für mich vorstellen.
Ich brauche Exklusivität. Ich möchte das Gefühl haben, etwas Besonderes für meine Liebste zu sein, eben "ihr Mann". Es passt für mich nicht, dass andere das zeitgleich auch sein könnten. Ja, das mag vielleicht besitzergreifend sein, altmodisch oder ein wenig egoistisch. Ich kann gut damit leben, wenn Vereinzelte das so sehen. Ich weiß aber auch, dass ich schon sehr gelitten habe, als ich betrogen wurde, und dass ich erneut sehr leiden würde, würde das wieder geschehen - auch mit meinem Wissen. Es wäre dennoch eine Art Betrug für mich, ein Betrug an der gewünschten Exklusivität und dem Konzentrieren auf den einen Menschen, den man mit Haut und Haaren begehrt.