„Wenn durch die Öffnung oder die Offenheit aus einer Liebesbeziehung eine hierarchisch strukturierte Versorgungsanatalt wird, will ich von diesem einseitigen Downgrade wissen. Wenn ich darin nur noch Player 1.1 oder sogar 1.2 bin, will ich das wissen. Um zu jeder Zeit entscheiden zu können, ob ich diese Beziehung noch will oder nicht, muss ich wissen, wo meine Partnerin steht. Transparenz! Ich will niemals wieder mir den Vorwurf anhören, jemanden nicht zu verstehen, der einfach nicht Klartext redet sondern verdeckt handelt und dazu schweigt. Von Anfang an kein Weg gehbar, der das gegenseitige Verstehen (und Empathie) möglich macht, was in einer nicht-monogamen Beziehung so wertvoll wäre.
In Gesprächen ist mir mehrfach das Narrativ der Offenen Beziehung ohne Eigenverantwortung und ohne Informationspflicht bei absoluter Priorität für die Selbstfürsorge vorgetragen worden. Wenn du dich schlecht fühlst wegen des Handelns einer Partnerin, liegt das ausschließlich in deiner Eigenverantwortung, die das zulässt. Wenn dich ihre Heimlichkeiten betrüben, ist das nur dein Problem, wie du damit umgehst, nicht ihres. Sie kann nicht für deine Gefühle, niemals.
Grundsätzlich glaube ich, dass die Paarkommunikation in den vergangenen Jahrzehnten nur wenig vorangekommen ist. Die Wünsche nach sexueller und amouröser Freiheit dagegen stürmen geradezu drauflos. Warum monogame Beziehungen gescheitert sind, warum sie immer wieder auch verbrannte Erde hinterlassen, wird nicht reflektiert. Mein Eindruck ist es, dass ein Teil der Menschen in nicht-monogamen Beziehungen glauben, anders als in monogamen Konzepten um Beziehungsarbeit herumzukommen. Ich glaube auch, dass eine Beziehung recht häufig nicht mehr wertgeschätzt wird.
Ich behaupte weiterhin, hab das auch schon mehrfach kundgetan, dass manche in einer Freundschaft Plus besser aufgehoben wären, weil diese ihrem Bindungsvermögen besser entspricht als eine echte Partnerschaft.
Danke an
@***lo :
"wer nicht im Stande ist eine (1) glückliche Liebesbeziehung zu führen, wird nicht fähig sein eine weitere zu führen"
Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Deine Sichtweise bringt mich sehr zum Nachdenken und zum reflektieren meiner eigenen Geschichte.
Fakt ist doch, es gibt verschiedene Ebenen von Beziehungen. Ich stehe nach dem Scheitern einer 30 jährigen monogamen und größtenteils glücklichen Beziehung an einem Scheideweg bei der Betrachtung dieser Beziehungsform.
Wir haben kommuniziert, wir haben Lösungen gesucht, wir haben den jeweils anderen versucht zu verstehen...im Endeffekt fanden wir heraus, dass die Gefühle, die wir füreinander hatten nicht mehr präsent sind und sich beide in unterschiedliche Richtungen entwickelt hatten, was zu extremen Unsicherheiten im Umgang miteinander führte.
Jeder Versuch sich anzunähern scheiterte aus verletztem Stolz, den eigenen Bedürfnissen, die man nicht erfüllt sah und daraus resultierenden Mangel an Selbstwertgefühl.
Da war auch für ehrliche Kommunikation kein Platz mehr, das Vertrauen und die Akzeptanz für den jeweils anderen war aufgebraucht.
Die Öffnung der Beziehung war dann der Todesstoß...
Mein Fazit daraus, es ist äußerst wichtig in einer monogamen Beziehung offen und rechtzeitig zu kommunizieren auch auf die Gefahr hin, dass die Gefühle für den anderen Risse bekommen. Aber...all das funktioniert nur, wenn es auch beide wollen und der Weg in die gleiche Richtung geht.
Ich bin heute immer noch überzeugt davon, dass wenn der Richtige mein Herz tief berührt, ich dann nur für diesen Mann da sein werde.
Wenn ich vertrauen darf, dass ich der Kern der Beziehung bin und natürlich er umgekehrt für mich, dann sehe ich auch kein Problem dabei noch jemanden zuzulassen.
Doch nur, wenn die Primärbeziehung intensiv und stark genug dafür ist.
Ich habe eine zeitlang das Modell der Freundschaft + gelebt, weil ich meinte, dies reicht aus.
Doch nach und nach merkte ich, daß dies absolut nicht ausreicht.
Nichts geht über eine tiefe Verbindung zu einem Mann, der zu mir steht, so wie auch ich zu ihm stehe mit allen Höhen und Tiefen.
Es ist selten so etwas zu finden und dabei seine Freiheit nicht zu verlieren. Da greift dann definitiv immer das Thema Eifersucht...
Wobei ich auch da der Meinung bin, dass Eifersucht oft ein Mangel an Selbstsicherheit in der Beziehung ist.
Ich weiß, fühle ich mich sicher in einer Beziehung, dann kann ich auch loslassen, für ihn...für mich...für uns.
Und selbst eine Freundschaft+ macht Arbeit...Beziehungsarbeit findet auf vielen verschiedenen Ebenen statt.
Wir alle sind Menschen mit Gefühlen und wollen gesehen werden, mit all unseren Fehlern.
Die Frage ist, will ich mich darauf einlassen.. will ich tiefe Verbundenheit spüren, ohne in einen Besitzanspruch an den anderen abzudriften?
Ein Mensch an meiner Seite wäre wundervoll, doch er ist und bleibt ein eigenständiger Mensch, der für sich verantwortlich ist und mir nicht gehört.
Ich habe kein Recht vorzuschreiben, was ihm gut tun könnte und was nicht. Ich kann maximal kommunizieren, was bestimmte Situationen in mir auslösen, denn nur so kann er für sich reflektieren, ob man an der Situation etwas ändern könnte oder nicht...genauso natürlich im Umkehrfall.
Ich hoffe, ich konnte mich einigermaßen verständlich ausdrücken...dies ist ein Thema, was mich immer noch sehr berührt und an dem ich für mich noch einige Zeit zu knabbern habe.
Die Ansichten hier sind sehr interessant und lassen auch mich wieder einiges überdenken.
Eigentlich ist Liebe etwas so schönes und doch kann es so viel zerstören...